„Uns wird zehntens die Frage vorgelegt, ob es etwas Falsches gibt.“ Gibt es etwas Falsches? Oder ist es ein Widerspruch zu behaupten, das es etwas Falsches gebe? Ist denn nicht alles, was ist, wahr? Und ist denn nicht alles, was falsch ist, unwahr?
Entlang dieser Grundlinien entfaltet Thomas von Aquin in seinen Quaestionibus disputatis „de veritate“, hier articulus 10, das Problem, ob man sinnvollerweise behaupten könne, etwas Seiendes sei falsch.
Wie erfrischend ist es doch, im Pulverdampf der heutigen Publizistik und täglichen Meinungshascherei die alten Philosophen zu lesen – Immanuel Kant, Platon, Aristoteles und, ja, eben auch Thomas von Aquin. Warum denn nicht?
Mir geht es da so, wie es ein in Deutschland heute vergessener Dichter einmal gesagt und gesungen hat:
„Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen ernsten Geisterreich
Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich —“
Ich verordne mir immer wieder diese und einige andere Autoren aus dem stillen ernsten Geisterreich, um heftige allergische Anfälle zu heilen, die unvermeidlich sind, wenn man einigermaßen up to date bleiben will und nicht als völlig unwissender Tor und weltfremder Tölpel erscheinen mag. Und up to date wollen wir doch sein, nicht wahr?
Ein solcher allergischer Anfall hätte mich vorgestern fast erwischt, als ich ein Interview über die größten Katastrophen der heutigen Zeit las.
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