Feb 032020
 
Katze im Kerameikos, dem antiken Friedhof Athens, 29.12.2019

Zu den erstaunlichsten Geschöpfen auf unserer Reise gehörte diese Katze im Kerameikos, dem antiken Friedhof Athens. In trübem winterlichem Wetter wollten wir den Weg abschreiten, der einst längs dem Friedhof der Stadt hinaus zum Hain des Akademos führte, wo Plato seine Akademie leitete.

Dieses in sattem Grün triefende Tal hatte einst der Fluss Eridanos geprägt. Hier fand diese Katze sicher alles, was zu einem gelungenen Leben im Frieden mit den Toten und den Lebenden gehörte. Sie schien mit ihrem Leben sehr zufrieden zu sein, hörte auf unser Locken und Schnalzen …

… und doch wehte der Geist Platos herüber, denn das Tier war nicht zufrieden mit der Welt der sinnlichen Erfahrung! Vergleichbar den Gefangenen in Platos Höhlengleichnis dämmerte es ihr, dass es noch etwa anderes geben musste als nur die Welt der sinnlichen Erscheinungen. Sie strebte nach Höherem!

Sie reckte und streckte sich, mühte sich ab, kletterte, strebte empor an der alten verfallenen Mauer! Es war, als wollte sie uns eine Botschaft übermitteln – „Hinauf, hinauf strebt’s, es schweben die Wolken abwärts, das Höhere neigt sich mir entgegen, mir, mir… O nehmt mich auf und achtet mich nicht zu gering, ihr höheren Wesen!“ Vergebens! Sie schaffte es nicht, diese Mauer zu erklettern.

Es war nur ein kurzer Augenblick im Kerameikos, eine Illumination, die sich mir gleichwohl unvergesslich einprägte!

 Posted by at 20:51

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