Jun 172010
 

„Sie lernen es nicht!“, entfuhr es mir heute erneut beim Studium der Berliner Zeitung. Seite 21. Zwar soll die berühmte „dritte Generation“ nach dem neuen Gesetzentwurf des Berliner Senats nunmehr nicht mehr als migrantisch definiert werden. Aber die Kinder, die hier geboren werden, hier die Schule besuchen, sollen noch als Migranten bestimmt werden. Das bedeutet, dass beispielsweise mein eigener Sohn selbst nach der neuen, der „engeren“ Definition des Migrantenbegriffs noch als Migrant gölte, da seine Mutter zugewanderte Ausländerin ist. Unfassbar, grotesk!

Unsinn. Safter Cinar von der Türkischen Gemeinde regt sich auf: „Die Regelung greift eine Generation zu kurz.“ Ei was doch gar. Man will halt den Sonderstatus für seine verhätschelten, stumm-passiven Schäflein bewahren. Ich bin überzeugt: Es ist Unfug, die fest etablierte türkische Volksgruppe weiterhin als Migranten zu bestimmen. Sie sind hier zuhause, sie haben es sich behaglich eingerichtet. Sie gehören genauso zu Deutschland wie die Griechen und Armenier und Assyrer zum früheren Osmanischen Reich gehörten. Sie gehören zu Deutschland wie die Kurden zur heutigen Türkei. Die Türken und die Kurden haben hier ihren festen Platz. Sie dominieren seit Jahrzehnten mit deutlicher Mehrheit die Kreuzberger und Neuköllner Grundschulen. Sie gehören hierher, denn sie haben sich ihren Platz erobert und sind dabei, ihn kräftig weiter ausbauen.

Sie könnten ihre Siedlungsgebiete in Kreuzkölln als Sprungbrett zum Erfolg benutzen. Sie tun es nicht. Warum?

Ich sage: „Nun macht mal, oh ihr lieben Dauermigranten! Kommt endlich in die Puschen! Niemand außer eurer erlernten Hilflosigkeit hindert euch am Erfolg. Euch stehen in Deutschland die kostenlosen Bildungsangebote von Vorschule bis Abitur zur Verfügung. Und dann geht’s weiter zum Studium. Was wollt ihr denn noch?“

Zurück zur Ausgangsfrage: Wie lange ist man Migrant? Ich bleibe dabei: 6-12 Monate nach Zuwanderung sollte man im amtlichen Sinne „Migrant“ sein und besondere Förderung genießen.  Danach muss man hier angekommen sein. Danach, so meine ich, sollte es keine besonderen Kategorien oder Gruppen-Privilegien geben.

Senat will Migranten neu definieren : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv
Der Entwurf definiert das Wort Migrant enger als beim Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes gebräuchlich. Angehörige der dritten Einwanderergeneration sollen laut der Berliner Definition nicht mehr zu der Gruppe gehören, die mit dem Gesetz gefördert wird. Das Gesetz gilt nur noch für Ausländer, die seit 1950 eingewandert sind und ihre Kinder.

 Posted by at 09:19

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