Jan 172020
 
Blick auf die Szenenbilder des Dionysostheaters, wo 442 v. Chr. die Antigone des Sophokles uraufgeführt wurde. Athen, Zustand am 28.12.2019 n. Chr.

Guten Morgen in die weite Runde, nur mal ganz rasch, habe mir gestern im Konzertsaal der UdK Berlin den Vormittag des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Hochschulwettbewerbs (Gesang, 1. Runde) angehört. Hörte die ersten fünf Teilnehmer des Tages: Maria Skandalidou, Alexandra Köhler, Robin Grunwald, Carmen Artaza, Dongfang Xie. Bravi, bravi tutti. Sehr erhellend, sehr lehrreich!

Besonders hervorzuheben: das Pflichtstück Antigone (UA!) von Konstantia Gourzi. Ein phantastisches raffiniertes Ding, das jeder Gesangspädagoge für den Unterricht nutzen könnte! Der ganze Mensch wird da gefordert, die Rückseite des Körpers, die Vorderseite des Körpers, vom Scheitel bis zur Sohle. Il corpo umano, il canto a tutto tondo! Atmen, Keuchen, Singen, Flöten, malcanto tragico, belcanto aulico!  Vom Keller bis zur Dachstube. Das Klavier ersetzt glaubhaft den gesamten Bühnenapparat der attischen Tragödie (Chor, Szenenbilder, Masken)!  

Ich traute meinen Ohren nicht: Es erklangen dorische Skalen, „kirchentonartliche“ Leitern, wie sie vielleicht auch zu Sophokles‘ Zeiten erklungen haben mögen!

Der Text ist eindeutig ein Mischzitat aus einigen Stellen des griechischen Urtextes (v.a. – aber nicht nur – Vv. 69-77). Ich habe mitnotiert. Unverwüstliches Stück, diese Antigone von Sophokles, diese Antigone von Gourzi. 5 Mal gestern gehört, 5 Mal unterschiedliche Ur-Aufführungen – und doch erkennbar dasselbe Stück! Es funktionierte bei allen 5 Kandidaten, wird eigentlich immer funktionieren. Dieses Werk holte das beste aus allen heraus. Meine persönliche Entdeckung des Wettbewerbs. Diese Komposition MUSS es in das Abschlusskonzert am Sonntag schaffen – und dann auch über den Wettbewerb hinaus!

Schönen Tag noch in das weite Rund des ganzen Theaters!

 Posted by at 11:53

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