Braucht die EU-Kommission Durchgriffsrechte gegenüber den Parlamenten der EU-Staaten?

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Mai 032013
 

Steht  uns allen die Selbstaufgabe des Königsrechtes jedes Parlaments gegenüber einer Art europäischer Zentralregierung ins Haus? Die Frage muss erlaubt sein.

Denn die Zeitschrift Focus schreibt am 19.10.2012:

„Deutschland sei dafür, der EU-Kommission bei Verstößen gegen die Haushaltsdisziplin „echte Durchgriffsrechte gegenüber den nationalen Haushalten zu gewähren“, bekannte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede vor dem Bundestag.“

http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/trauriger-geburtstag-drei-jahre-eurokrise-und-kein-ende-in-sicht_aid_842343.html


Ich meine: Das kann uns alle treffen. Denn vor Verstößen gegen die Haushaltsdisziplin ist niemand gefeit, wie gerade die größten Euro-Teilnehmerländer, etwa Frankreich und Deutschland jahrelang unter Beweis gestellt haben. Die Camera dei deputati, die
Βουλή των Ελλήνων, der Bundestag, das Parlement français usw. usw. sollen also nach dem Willen Deutschlands das Haushaltsrecht, also das berühmte „Königsrecht“ des Parlaments nicht etwa an das übergeordnete, das z.Zt. politisch nahezu macht- und bedeutungslose EU-Parlament, sondern an die im Werden befindliche EU-„Zentralregierung“ mit ihrem benannten (nicht wirklich demokratisch gewählten) neu zu schaffenden „Währungs-Kommissar“, also an die EU-Kommission abgeben?

Hat die deutsche Bundeskanzlerin das 2012 wirklich so im Bundestag gesagt, wie sie der Focus zitiert? Das zu glauben fällt sehr sehr schwer. Man kann und mag das nicht glauben. Nein, es muss sich um ein Fehlzitat, eine arg verkürzende Fehldeutung oder um einen glatten Irrtum halten.

 

 

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Soll Deutschland die Löhne und Lebenshaltungskosten stärker den Hoch- oder den Niedriglohnländern anpassen? Oder umgekehrt?

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Mai 012013
 

Von einer auch nur in Ansätzen erkennbaren, sinnvoll abgestimmten gemeinsamen Außen-, Verteidigungs-, Finanz- oder Wirtschaftspolitik ist die gegenwärtige EU-Kommission  weiter denn je entfernt, das belegt täglich jeder Blick in die Presse. Die von vielen herbeigewünschte Fiskalunion, ganz zu schweigen von einer erträumten abgestimmten „Sozial-Union“, die etwa Teile der  Linkspartei zu befürworten scheinen,  rückt in weitere Ferne. Zumal eine Sozialunion nur bedeuten kann, dass Länder mit vergleichsweise hohem Sozialsicherheitsniveau wie etwa Deutschland sich deutlich nach unten bewegen müssten, etwa auf das Lohn- und Sozialleistungsniveau von Italien, Frankreich oder Ungarn.

Schlimmer noch ist: Manche derzeit amtierenden EU-Kommissare lassen nicht erkennen, dass sie sich der Ursachen des eklatanten Auseinanderdriftens der EU-Volkswirtschaften überhaupt bewusst wären oder den Mut hätten, die Ursachen dafür offen zu benennen.

Dafür ein beliebiges Beispiel: Die vor zwei Tagen – wie erstmals bereits im September 2012   – erhobene Forderung des EU-Sozialkommissars Andor, die deutsche Politik müsse endlich dafür sorgen, dass die Löhne in Deutschland anstiegen, um so die Nachfrage anzukurbeln. Die Süddeutsche Zeitung berichtete vor zwei Tagen:

 

Andor fordert eine Abkehr vom deutschen Modell, sich auf Export zu konzentrieren und die Löhne moderat zu halten, um international zu konkurrieren. „Die Kommission rät Deutschland, die heimische Nachfrage durch höhere Löhne anzuregen und auf breiter Basis Mindestlöhne einzuführen.“ Belgien und Frankreich beschwerten sich schon über deutsches Lohndumping.

„Angesichts der hohen Exportüberschüsse ist es überhaupt nicht zu rechtfertigen, dass die Deutschen diesen Lohnwettbewerb beibehalten.“ In der Euro-Zone müssten auch die Überschussländer ihre Politik ändern, nicht nur die Krisenstaaten. „Wenn nicht, driftet die Währungsunion auseinander. Der Zusammenhalt ist schon halb verloren.“

via EU-Sozialkommissar – „Sparen allein schafft kein Wachstum“ – Wirtschaft – Süddeutsche.de.

Ich habe Andors Thesen bereits im September 2012 in dem Blog Politikselbermachen einem Faktencheck anhand des Lohnniveaus unterzogen.

Sollen wir Mindestlöhne wie in Höhe der Löhne in Ungarn zahlen?

Hier noch einmal zum Nachlesen mein damaliger, wie ich glaube noch heute zutreffender Befund vom September 2012:

Eine steile These stellt der ungarische EU-Kommissar Laszlo Andor in den Raum. Die Löhne in Deutschland seien zu niedrig, durch jahrelange Lohnzurückhaltung habe Deutschland die anderen EU-Länder in die Enge getrieben. Deutschland müsse unbedingt höhere Mindestlöhne einführen.

www.morgenpost.de/politik/ausland/article109366808/EU-Kommissar-gibt-Deutschen-Schuld-an-Euro-Krise.htmle

Im Klartext: Die Löhne in Deutschland sind zu niedrig. Die anderen Länder leiden, weil Deutschland zu niedrige Löhne zahlt.

Was ist daran? Ein Blick auf die ungarischen Durchschnittslöhne schafft Klarheit. Ein ungelernter Arbeiter verdient in Ungarn monatlich 290 Eur, also etwa den Verdienst von einer Woche, den ein gleichwertiger Arbeiter in Deutschland erhielte.  Ein Akademiker, der in Ungarn seine erste Stelle antritt, verdient monatlich  etwa 465 Euro, also etwa so viel, wie ein deutscher Arbeitsloser erhält. Eine Stellenbörse berichtet folgendes:

Die ungarischen Löhne werden in der hiesigen Währung Forint ausgezahlt. Die Einführung des Euro ist bis heute an der hohen Inflation und den Schulden des Landes gescheitert. Innerhalb der EU werden in Ungarn vergleichsweise niedrige Löhne ausgezahlt. Ein unqualifizierter Arbeitnehmer etwa verdient 69.000 HUF (ungarische Forint), das sind umgerechnet etwa 290 €. Absolventen einer Hochschule dagegen verdienen bereits 110.400 HUF, was in etwa 465 € entspricht.

Das Ungarische Zentralamt für Statistik für regelmäßig Erhebungen über Löhne und Gehälter aus. Sie werden daraufhin auf der Homepage http://portal.ksh.hu veröffentlicht und sind dort kostenlos einsehbar. Sowohl in ungarischer als auch in englischer Sprache können Sie sich dort aktuell informieren.

Wir folgern daraus: Eine Erhöhung des deutschen Lohnniveaus auf das 8- oder 10-fache des ungarischen Durchschnittseinkommens würde Ungarn  und anderen Niedriglohnländern in der Tat Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Tatsache ist: Deutschland hat ein weit höheres Lohnkostenniveau und ein weit höheres Sozialleistungsniveau als Ungarn.

Die von den Tarifparteien eingehaltene Lohnzurückhaltung der vergangenen Jahre hat zur Stärkung der Exportkonjunktur in Deutschland beigetragen, hat andererseits die Wettbewerbsfähigkleit Deutschlands auf dem Weltmarkt gestärkt.

Ich meine: Längerfristig wird und soll der Trend eher zu einer Annäherung der Löhne und Kosten in der EU hingehen – wie in anderen Binnenmärkten auch. Eine noch weitere Spreizung der Löhne zwischen Deutschland und anderen EU-Ländern, wie vom EU-Kommissar gewünscht, wäre kontraproduktiv. Denn sie würde zur Verlagerung von Arbeitsplätzen aus Deutschland in Niedriglohnländer beitragen.

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Herr Meister und Frau Meisterin – oder: European „Master“ meets German „meister“

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Apr 302013
 

2013-04-25 20.56.29

„Herr Meister und Frau Meisterin
Laßt mich in Frieden weiterziehn
und wandern und wandern und wandern.“

Dies verschollene Liedlein aus uralten Zeiten summte ich vor einigen Tagen in meinem Kopf, als ich mit einem Regionalzug durch das herrliche Tal der Fulda glitt. Ich saß beschwingten Mutes in der CANTUS-Bahn Nr. 24217 von Kassel nach Fulda. Cantus heißt ja wohl Gesang, offenbar wird einem tatsächlich in diesen Cantus-Zügen gesanglich oder märchenhaft zumute! Buschige Höhen, sanft geschlängelte Bächlein begleiteten den Zug.  Hier durchzogen Jacob und Wilhelm Grimm die Dörfer, um Sagen und Märchen zu sammeln!

Auch ich nutze weiterhin alle meine Zugfahrten und Fußwanderungen, um von Mitreisenden Geschichten und Stoffe zum weiteren Nachdenken und Nacherzählen zu sammeln. So knüpfte ich gleich ein artiges Gespräch mit einer jungen Mitreisenden an, die neben mir saß. Nach den üblichen Fragen nach dem Woher und Wohin fragte ich sie nach der jetzigen beruflichen Situation.

Was haben Sie im Leben vor?, fragte ich.

„Ich mache jetzt meinen Master in Marburg, nachdem ich schon den Bachelor, den ich in Kassel gemacht habe, in der Tasche habe!“
In welchem Fach?
„In VWL!“

Ich frage weiter: Prima! Und wie finden Sie das neue europäische System mit Bachelor, Master, CreditPoints und pi pa po? Ist das nicht prima, dass jetzt die gesamte höhere Bildung in der EU einheitlich geregelt wird? Ist ein europäischer Mastertitel nicht viel wertvoller als ein deutscher Meistertitel?

„Es ist nicht prima. Diese Titel Bachelor oder Master bedeuten für meine potentiellen Arbeitgeber fast nichts. Sie lassen sich mit einem deutschen Meister oder einem deutschen Dipl.-Ing. in keiner Weise vergleichen und sind auf dem Arbeitsmarkt viel weniger wert als diese überall bekannten und anerkannten Abschlüsse Meister, Dipl.-Kfm. oder Dipl.-Ing.“

So weit das Zeugnis der hessischen VWL-Studentin aus dem Regionalzug. Anlass für unsere heutige Besinnung!

Die nichtdeutsche Presse berichtet es gern: Die Tatsache, dass ausgerechnet Deutschland Ausbildungsplätze in Fülle anzubieten hat, während Spanien oder Italien ihre Schulabsolventen in hellen Scharen an die Uni oder gleich auf die Straße schicken, zieht lernwillige Blicke aus Ländern an, die unter einer exorbitanten Jugendarbeitslosigkeit leiden. Südkorea und Spanien und einige andere Länder versuchen mittlerweile das über Jahrhunderte hin gewachsene duale System der deutschen Berufsbildung nachzuahmen.

Wie ein Echo dieses Befundes klingt die Analyse des aktuellen Economist mit seinem Titelthema zum drängenden Thema Jugendarbeitslosigkeit in vielen Industrieländern.
Lest einen Auszug aus dem Economist-Leitartikel „Generation jobless“:

Across the OECD, people who left school at the earliest opportunity are twice as likely to be unemployed as university graduates. But it is unwise to conclude that governments should simply continue with the established policy of boosting the number of people who graduate from university. In both Britain and the United States many people with expensive liberal-arts degrees are finding it impossible to get decent jobs. In north Africa university graduates are twice as likely to be unemployed as non-graduates.

What matters is not just number of years of education people get, but its content. This means expanding the study of science and technology and closing the gap between the world of education and the world of work—for example by upgrading vocational and technical education and by forging closer relations between companies and schools. Germany’s long-established system of vocational schooling and apprenticeships does just that. Other countries are following suit: South Korea has introduced “meister” schools, Singapore has boosted technical colleges, and Britain is expanding apprenticeships and trying to improve technical education.

Was ist also besser: der European „master“ oder der German „meister“? Die Welt hat vorerst  entschieden: Ein klarer Sieg für das ausgefeilte deutsche berufliche Bildungswesen ist zu vermelden! Das duale System der beruflichen Ausbildung ist ein nachahmenswertes Trumpf-As für den Standort Deutschland. Man braucht in Deutschland und anderswo nicht unbedingt zur Universität zu gehen, um ein glückliches, erfülltes und auch ökonomisch höchst einträgliches Berufsleben zu führen.

Die faktische Gleichwertigkeit einerseits der handwerklich gestützten Ausbildungsberufe, die zum Meister führen,  und andererseits der akademischen Abschlüsse, die zum Master führen,  beweist erneut: Eines schickt sich nicht für alle.

Die bloße Erhöhung der Abiturienten- oder Akademikerquote, wie sie etwa als Zahlenwert in den Lissabon-Zielen zwischen den EU-Partnern vereinbart ist (mindestens 40%!), stellt als solche noch kein sinnvolles Ziel dar.

Einmal mehr zeigt sich, dass die von oben herab steuernde, zentrale Quotenvorgabe der EU eher schadet als nutzt. Oder, wie mein katholischer Vater und mein katholischer Großvater (und wohl auch mein Urgroßvater) schon sagten:

„Prüfet alles, das Beste behaltet!“

Quellen:
Das Wandern
. In: Der junge Musikant. Liederbuch für die Bayerischen Volksschulen. Oberstufe. Bearbeitet von Rudolf Kirmeyer. Bayerischer Schulbuch-Verlag. München 1951, Seite 228-230

Generation jobless. The global rise of youth unemployment. In: The Economist, 27th April 2013. Kindle edition (Lead article).
http://www.economist.com/news/leaders/21576663-number-young-people-out-work-globally-nearly-big-population-united

Foto: Im hessischen Fuldatal. Gegend bei Altmorschen. April 2013

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Feb 252013
 

Die Geschwindigkeit, mit der die politische Mitte sich tatsächlichen oder gefühlten Mehrheiten, die oft nur angezüchtete Bequemlichkeiten sind, anpasst, ist immer wieder herzerfrischend.  „Was darf’s denn jetzt wieder sein?“, lautet die Frage nach jeder Meinungsumfrage. Entscheidend ist meines Erachtens, dass die CDU derzeit den Bürgern und vor allem dem Hauptstrom der veröffentlichten Meinung immer mehr Zugeständnisse macht und oft nicht erkennbar ist, wofür sie steht.

Vor allem schreitet die Demontage des Gedankens der Familienverantwortung und die Unterhöhlung der Verantwortung des Einzelnen für andere und für sich selbst in atemberaubenden Tempo voran. In wahrlich nicht nebensächlichen Fragen wie den Anrechten der kleinen und allerkleinsten Kinder auf Leben und auf ihre beiden Eltern, Kritik an der routinemäßig vorgenommenen Abtreibung (etwa 100.000 pro Jahr in Deutschland), Kritik am vorherrschenden Materialismus, Kritik an der „Religion des Geldes“ (wie dies Väterchen Karl Marx nannte) hat die politische Mitte die Fahnen weitestgehend eingezogen. Hier sind es unter den Institutionen nur noch die Religionsgemeinschaften (Christen, Juden, Muslime), die nicht eingeknickt sind.

Allerdings sollte man, wenn man die Mann-Mann-Ehe und die Frau-Frau-Ehe de facto und steuerrechtlich der Mann-Frau-Ehe gleichstellt, dann schon richtig Nägel mit Köpfen machen! Man sollte dann fragen, ob man auch die nach dem Recht der Scharia geschlossene Ehe eines Mannes mit bis zu vier Frauen gleichzeitig (ein häufiger Fall, der im deutschen Sozialrecht routinemäßig anerkannt wird) ebenso zulassen und steuerlich fördern muss wie die Ehe einer Frau mit bis zu vier Männern gleichzeitig (die freilich nach islamischem Recht nicht zulässig ist, aber nach dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes selbstverständlich ebenfalls anerkannt werden muss). Die Diskussion muss geführt werden. Ich bitte darum.

Weitere Beispiele: Die Energiewende ist in der jetzigen Form ein Stück staatsdirigistische Planwirtschaft und droht sogar die Idee der Marktwirtschaft zu beschädigen. – Die plötzliche Abschaffung der Wehrpflicht war unbedacht. – Das viermalige Umschwenken im Atomenergie-Kurs hat viele überfordert, die es zu verstehen suchten. – Die viele Millionen Familien prägende historische Erfahrung der Vertreibungen der Polen, Juden, Ungarn, Slowaken, Tscherkessen, Deutschen, Armenier, Ukrainer, Griechen, Türken usw. von 1917 bis 1949 wird nicht mehr angesprochen, stattdessen wird das nachgeplappert, was ein Meinungskartell über die alleinige Schuld Deutschlands an allem Bösen, das seit 28.06.1914 in Europa geschah, nahezu ausschließlich zu Lasten der Deutschen anschreibt bzw. voneinander abschreibt. Es fehlt demnach der CDU auf Bundesebene empfindlich an einer sinnvollen Geschichts-, Erinnerungs- und Sprachenpolitik. Das Thema „deutsche Nation“ oder „deutsche Sprache“ ist weitgehend unbearbeitet, so überlässt man es lieber fast ausschließlich den Rechtsextremen und einigen Grünen.

Es fehlt der Union an einer breiten inhaltlichen und personellen Aufstellung. Das individualethische Moment – „Es kommt mehr auf das richtige Handeln der Personen an, nicht auf die Verhältnisse“ – ist in der gesamten politischen Öffentlichkeit meines Erachtens nicht mehr so recht erkennbar. Es herrscht eine links-kollektivistische Ethik vor. Deren Credo lautet: „Der Staat, die Politik muss erst einmal die richtigen Rahmenbedingungen setzen, dann werden wir Bürger auch anfangen, uns richtig zu verhalten.“

Die CDU droht sich derzeit zu ihrem eigenen Schaden komplett in der linken Mitte einzunisten und einzuhausen: staatsdirigistisch lenkend, mehr auf die aktuellsten Meinungsumfragen und Massenmedien des Hauptstroms als auf die Bürger und das Volk hörend. Versprechend, lockend, schmeichelnd, verwöhnend! Letztes Beispiel: die Abschaffung der Studiengebühren in den letzten beiden verbleibenden Bundesländern, die sie noch erhoben. Erneut ein Einknicken vor der bequemen Standardformel, mit denen die Bürger von den Politikern eingelullt werden: „Oh Staat, wenn du etwas von willst, musst du uns mehr für das Dasein und das Leisten zahlen! Liebe Politik, Du musst uns das Leben schöner, einfacher, reicher machen!“

Was mir persönlich große Sorgen bereitet, ist genau dieser Populismus der Mitte.

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Schamt’s eahna! Nur 20% Kinderbetreuungsquote bei Unter-3-Jährigen!

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Feb 052013
 

Meine beiden Lieblings-Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg haben mit 20% Betreuungsquote bei den unter-3jährigen Kindern fast die hintersten, also die schlechtesten  Plätze unter allen Bundesländern. Sie haben die hohen Erwartungen, die die Bundespolitik in sie setzte, bisher nicht erfüllt. Besser sind Berlin und Brandenburg mit 41% Betreuungsquote, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt (56%) sind die Klassenbesten unter allen Bundesländern! Die hohen Zahlungen der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg in den Länderfinanzausgleich sind als  eine Art gerechte Bestrafung für die Plan-Untererfüllung zu werten.

Scham di Bayern! Scham di, Schwaben – Schäme dich, Bayern und Schwaben! In beiden Ländern, die ich ja auch aus eigener Lebenserfahrung kenne, werden Kinder zu redlichen, anständigen, fleißigen Menschen erzogen. „Ehre Vater und Mutter!“, „Väter und Mütter: Kümmert euch um eure kleinen Kinder!“, „Du sollst nicht lügen!“, Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst!“, „Du sollst nicht ehebrechen!“,  „Du sollst nicht morden!“, „Bekämpfe Schmutz und Schund in der Zeitschriftenliteratur!“ (=“Steck deine Nase nicht in Sexheftla“)   – derartige Gebote wurden uns damals wohl tausendfach eingeschärft, in die Seele einmassiert! „Familien – haltet zusammen!“, ist ebenfalls überall zu hören.

Wer will, möge Caroline Links 1996 gedrehten Film „Jenseits des Schweigens“ sehen, der in Bayern spielt: lauter kantige, schwierige, aber dem Guten zugewandte, umeinander ringende, füreinander sorgende Menschen!

Ergebnis: schlechte, niederschmetternd niedrige Werte bei der staatlichen Kleinkindbetreuung, ebenfalls sehr niedrige Werte bei Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Schulversagern, ebenfalls niedrige Werte bei Umweltverschmutzung, aber hohe Werte bei Produktivität, Innovation und Wirtschaftskraft in den beiden Südstaaten.

Niederschmetternd auch: der Bundesratspräsident Winfried Kretschmann und seine Ehefrau lassen es zu, dass eine eigentlich durchaus aufgeklärte, linksliberale Zeitung wie die Süddeutsche Zeitung geradezu ein Andachtsbild der christlichen Ehe, der christlichen Familie zeichnete – dieses Blog berichtete. „Ich musste mich um unsere drei Kinder kümmern, ich kann kochen und backen, ich bin nur die Mutter meiner drei Kinder“, so etwa Gerlinde Kretschmann. Es entsteht hier wie überall sonst in Bayern und Baden-Württemberg immer wieder der Eindruck, als sei die traditionelle Familie mit Vater, Mutter, mehreren Kindern und Verwandten der ideale Rahmen, um Kinder zu glücklichen, lebensfrohen und tüchtigen Menschen zu erziehen.

Dabei scheint viel dafür zu sprechen, dasss es das beste ist, wenn die Kinder bis zum Alter von etwa 3 Jahren von ihrer Mutter oder einem Mutter-Ersatz, also einer weiblichen Pflegerin oder Hegerin,  in einem  familienähnlichen Rahmen erzogen werden, in einer „Kinderstube“ behütet und beschützt werden, wie das die Zoologen nennen.

Erst im Alter von etwa 3 oder eher 4 Jahren sind die Kinder dann gefestigt genug, um täglich mehrere Stunden außerhalb der Kinderstube zu verbringen.

Tja, Freunde, genau so sehe ich das auch – im Gegensatz zu allen im Bundestag vertretenen Parteien. Die Steigerung der außerhäusigen Kleinstkindbetreuungsquote hätte niemals zum erklärten Planerfüllungsziel der Familienpolitik werden dürfen.

Ich halte es für verheerend, wenn die Politik sich anmaßt, eine staatliche Betreuungsquote, eine Soll-Größe für außerhäusige Betreuung der unter 3-Jährigen als Ziel festzusetzen. Besser ist es, wenn die Familie enger zusammenrückt und um des Glückes der Kinder willen materielle Einbußen erleidet. Das ist meine Meinung. Notfalls leiden halte die Karrieren der Väter oder der Mütter.

Mit materiellen Anreizen die viel zu niedrige Kinderzahl erhöhen zu wollen, ist ein Irrweg. Nein, wir müssen es wieder lernen, dass die auf Kinder hin sich erweiternde Ehe und die Familie, also die natürliche, in den ersten 2-3 Jahren aufgebaute und dann lebenslang gefestigte  Verbundenheit zwischen Eltern und Kindern  der Ursprung und der Keim des gesellschaftlichen Zusammenhaltes ist.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bericht-zur-familienpolitik-befeuert-wahlkampf-um-kindergeld-und-co-a-881370.html

 Posted by at 00:37

Bessere Bildung durch mehr Fördergelder für die Bildung?

 Gouvernance économique, Gute Grundschulen, Kinder  Kommentare deaktiviert für Bessere Bildung durch mehr Fördergelder für die Bildung?
Okt 072012
 

Die neue vergleichende Grundschulstudie der deutschen Bundesländer schlägt schwappende Wellen. Und wieder tappen all die glorreichen Bildungsexperten im Dunkeln – was läuft schief in der Bildung? Jetzt hat Berlin so viel Geld ausgegeben für die bessere Bildung, hat das gesamte Grundschulwesen umgekrempelt, hat Fördermittel des Bundes abgegriffen, um marode Turnhallen zu sanieren, hat deutlich mehr Geld und Gehirnschmalz in Bildungsreformen gesteckt als andere Bundesländer – und liegt dennoch weit hinter vergleichbaren Großstädten wie München (Bayern) zurück. Berlin hat im frühkindlichen Bereich eine viel bessere finanzielle und materielle Ausstattung als München, die Kita-Quote ist in Berlin deutlich höher als in München, die Ausländerquote ist in München höher als in Berlin.

München erzielt mit einer höheren Ausländerquote und weniger staatlichem Geld bessere Bildungsergebnisse im Grundschulbereich als Berlin. WHY? Sind die Berliner Kinder genetisch dümmer, weil es hier in Berlin mehr Inländerkinder als in München gibt? Das wäre ja eine rassistische Aussage!

Die Millionenstadt BERLIN gibt wesentlich mehr staatliches GELD für die frühkindliche Bildung aus als die Millionenstadt MÜNCHEN, Berlin hat bessere, ausgefeiltere Pläne, ein besseres, ausgefeilteres Bildungs-Leistungserfassungs-Mess-System, Berlin hat traumhaft viel mehr Bildungsforscher und mehr Bildungsexperten als MÜNCHEN!

BERLIN fördert die frühkindliche Bildung mehr als BAYERN, wo immer noch viel zu viele Kinder im Krabbelalter von 0-3 Jahren schutzlos den Familien überlassen bleiben, statt in die fördernde Obhut des Staates gestellt zu werden.

Die hohe Förderung, die vielen Bildungsdebatten in Berlin haben den Kindern wohl kaum genutzt. Viele sagen: also brauchen wir mehr Förderung! Wo haben wir noch nicht gefördert? Richtig! Wir brauchen bessere Lehrer, wir brauchen besser geförderte Lehrer, wir brauchen mehr LEHRERBILDUNG für mehr KINDERBILDUNG! Schafft Geld kübelweise heran für besser geförderte LEHRERBILDUNG!

Bitte mal einen Augenblick innehalten! Darf es auch weniger Förderung durch staatliches Geld sein? Das wäre ein revolutionärer Gedanke! Bessere Bildung durch weniger Bildungsförderung? Bessere Integration der Migranten durch weniger Integrationsförderung? Mehr Kinder durch weniger Kinderförderung? Mehr Erfolg für Frauen durch weniger staatliche Frauenförderpläne? Das wäre ja tolldreist, ein Wahnsinn für jeden Politiker so etwas zu behaupten!

Dennoch gibt es einen Politiker, der den Mut aufbringt, genau dies zu behaupten! Sein Name: Thomas de Maizière. Seine gegenwärtige Funktion, seine Parteizugehörigkeit spielt hier keine Rolle. Entscheidend ist, dass er mindestens eine Problemstellung benennt, nämlich: Es gibt keine hinreichenden Beweis dafür, dass staatliche Förderung immer den gewünschten Erfolg erzielt. Staatliche Förderung kann sogar zum Gegenteil des erwünschten Effekts führen. Kinderförderung kann zur Senkung der Kinderzahlen führen, Frauenförderung kann zu Frauendiskriminierung führen, Kohleförderung kann zum Ende des Kohleabbaus führen, mehr Staatskohle für frühkindliche Bildung kann zur Verschlechterung der frühkindlichen Bildung führen. Tabakanbauförderung in Griechenland kann zum Ende der Tabakindustrie in Griechenland beitragen.

Staatliche Förderung kann schädlich nicht nur für den Staatshaushalt, sondern sogar für die Geförderten sein. Das muss man bedenken, man sollte diesen statistisch nachweisbaren Zusammenhang nicht beiseitewischen. Das gilt sowohl für die Kinder- und Familienförderung wie für die Frauen- und die Bildungsförderung.

Ich meine: Die Mahnung des unbequemen, scharfsinnigen Analytikers und Politikers Thomas de Maizière verdient gerade bei uns im Bundesland Berlin unsere vorurteilslose Prüfung.

Hier der auffällige Abschnitt aus dem Interview „Freiheit ist wie Radfahren ohne Stützräder“:

Das heißt, ein Großteil dessen, was den Weg in die Gesetzgebung findet, bezieht sich auf Sicherheit in allen Lebenslagen. Schafft der Staat damit nicht Illusionen?

Aber wir merken doch jetzt, dass wir mit all diesen Versprechungen an die Grenzen gekommen sind. Es ist ja nicht so, dass der deutsche Staat pro Kind unterproportional viel Geld ausgibt. Bei der Familienförderung ist es übrigens so – wir haben da einmal eine Untersuchung in Sachsen gemacht -, dass eine Erhöhung der Kinderförderung nicht zu mehr Kindern führt, eine Kürzung dagegen kann das durchaus.

 Posted by at 13:24

Entschuldung durch Inflation oder Schuldenschnitt für einzelne Länder?

 Augsburg, Bitte zählen!, Europäische Union, Gouvernance économique, Sozialstaat  Kommentare deaktiviert für Entschuldung durch Inflation oder Schuldenschnitt für einzelne Länder?
Sep 142012
 

1535 verbrannte Anton Fugger, der reichste Kaufmann der Vaterstadt Leopold Mozarts, also Augsburgs, demonstrativ den Schuldbrief Kaiser Karls des Fünften. Der Habsburger war zahlungsunfähig geworden, weil er sich wieder einmal zu viel Geld, diesmal  für einen Feldzug in Tunesien geliehen hatte. Was hätte Fugger tun sollen? Hätte er dem Kaiser die Schuld durch Ausgabe neuer Schuldtitel strecken können, obwohl er wusste, dass Karl V. sie ihm zu Lebzeiten nie würde zurückzahlen können? Dies wäre unklug gewesen. Fugger tat das für ihn selbst, für seine Familie und seine bis heute zahlreichen Nachkommen Beste: er strich die Schuld durch Verbrennen des Schuldbriefs und erhielt im Gegenzug stärkeren politischen Einfluss, weitere „Regale“, also kaiserliche Bergbau- und Handelsprivilegien.

Schuldenerlass im Gegenzug für Freihandel, Bergbaurechte, politischen Einfluss! Das ist Weisheit. Das Fuggersche Vermögen besteht heute noch, wovon ich mich bei gelegentlichen Besuchen in meiner Vaterstadt überzeugen kann. Ein überschuldeter Vorfahr Wolfgang Amadeus Mozarts, sein Urgroßvater Franz Mozart profitierte übrigens ebenfalls von dem legendären Reichtum der Fugger: Er lebte einige Jahre in der Fuggerei, der von den Fuggern gegründeten Stiftung für soziale Grundsicherung, ehe er sich durch eigener Hände Arbeit wieder daraus befreien konnte.

Guter, profunder, nachdenklich stimmender Artikel von Ulrich Hege und Harald Hau, beide Professoren für Finanzwirtschaft, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung heute auf Seite 14!

Sie sagen: Es ist besser, einen radikalen, gleichwohl geordneten  Schuldenschnitt mit starken Verlusten insbesondere für die Finanzinvestoren durchzuführen statt durch Vergemeinschaftung der Schulden, wie sie die unbegrenzten Anleihenkäufe der EZB darstellen, einen unbeherrschbaren Zyklus aus Geldentwertung, Staatsfinanzierung durch die Notenpresse und politischer Erpressbarkeit einzuleiten.

Bild: Fuggerei in Augsburg

 Posted by at 11:47
Mrz 122012
 

Eine klare, kämpferische Ansage von ganz oben erfolgt seit einigen Wochen von einigen Spitzenfrauen in Staat und Politik. Wir einfachen Bürgerinnen vernehmen kein leises Säuseln, sondern ein herrisches Nu mach ma endlich, störrisches Volk:

„Es ist ja gar kein Geheimnis, dass ich der festen Überzeugung bin, dass wir eine feste Quote brauchen!“

So die Arbeitsministerin von der Leyen am 08.03.2012, zitiert heute im Handelsblatt auf S. 7.

EU-Kommissarin Viviane Reding räumt zwar ein, dass in den nordeuropäischen Ländern eine weit höhere Frauenquote in den Chefetagen erreicht worden sei, verlangt aber trotzdem in gebieterischem Ton eine feste Frauenquote in den EU-Chefetagen. Denn der Anteil steigt ihr zu langsam, zumal es nachgewiesen sei, dass ein höherer Frauenanteil in den Vorständen und Aufsichtsräten den Gewinn der Unternehmen steigere.

Wir halten fest:

1) Namhafte Spitzenpolitikerinnen der Bundesregierung und der EU-Kommission fordern die feste Frauenquote, weil es ihnen in der freien Wirtschaft viel zu langsam vorangeht – und weil sie es einfach so wollen.

2) Der Staat soll den privaten Unternehmen eine feste Frauenquote vorschreiben, da die Gesellschaften zu langsam vorankommen.

3) Die Spitzenpolitikerinnen wissen es besser, was für die privaten Unternehmen und die Gesellschaften insgesamt gut ist.

4) Nach Aussagen der Spitzenpolikerinnen fördern Frauen in Chefetagen den Gewinn des Unternehmens.

5) Die nordischen Länder haben den höheren Frauenanteil ohne gesetzliche Quote erreicht.

Ich meine, in diesen herrischen Forderungen der Politikerinnen zeigt sich ein Staatsverständnis, das größtes Vertrauen in die Lenkungs- und Steuerungskraft der Politik setzt.

Vereinfacht gesagt: Der Staat weiß es – in Gestalt der kämpferischen Spitzenpolitikerinnen – besser, er muss den Bürgern und den Unternehmen vorschreiben, was sie zu besserem wirtschaftlichem Erfolg und zum privaten Glück tun müssen.

Die Politik ergreift sich somit das Recht, maßgeblich in die Lebensplanung der einzelnen Frauen und Männer, in die Verfügung über das Eigentum der privaten Unternehmen einzugreifen.

Frankreich hat ja ebenfalls eine höhere Frauenquote in Chefetagen als Deutschland. Dann müsste die französische Wirtschaft erfolgreicher sein als die deutsche. Sie zeigt in der Tat staatssozialistische oder besser merkantilistische Züge, denn die großen, staatlich dominierten Großunternehmen und Konglomerate prägen das Bild.

Ist die französische Wirtschaft also stärker als die deutsche? Das Gegenteil ist der Fall. Hier zählen Zahlen und Fakten, nicht das Kampfgebrumm.

Nach Produktivität, Ertragslage, Arbeitslosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit, Lohnstückkosten, Außenhandelsbilanz steht die deutsche Volkswirtschaft, stehen die deutschen Unternehmen, aber ebenso auch die nordischen Unternehmen seit vielen Jahren besser da als die französischen.

Die Forderung nach einer festen Frauenquote in privaten Unternehmen ist Ausfluss eines gebieterisch-männlichen Staatsverständnisses.

Staatssozialismus.02

Handelsblatt.com – Nachrichten aus Wirtschaft, Finanzen, Politik, Unternehmen und Märkten

 Posted by at 13:29
Jan 252012
 

Ein kühnes Unterfangen legt der britische Verleger Peter McGee mit seinen Zeitungszeugen hin.

„Berlin bleibt rot!“ Unter diesem Kampfruf versammelten sich im Februar 1933 täglich Menschen, Vereine, Chöre in Berlin.  Das kann man alles im Vorwärts in orginalen Beiträgen nachlesen.

Die in dieser Woche nachgedruckten Zeitungen, etwa der „Vorwärts“ vom 28.02.1933 oder die „Vossische Zeitung“ vom 28.02.1933 sind wahre Schatzgruben der Erkenntnis für jeden historisch interessierten Zeitgenossen, der in Berlin lebt. So bringt der „Vorwärts“ einen profunden Artikel über die Karl-Marx-Schule in Neukölln – ein Vorbild der heutigen Rütli-Schule! Beide Zeitungen berichten beispielsweise auch über die per Gesetz erlassene Beschränkung der „ungerechtfertigt hohen“ Vorstandsgehälter in staatlich subventionierten Unternehmen durch die Reichsregierung. Wer Staatsknete bekommt, der muss auch hinnehmen, dass die Regierung die Managergehälter beschränkt.

Das war ein eindeutiger Eingriff in die Eigentumsrechte der Kapitaleigner durch die Regierung Hitler! Wie mag diese Maßnahme wohl auf den marxistischen Leser des Vorwärts gewirkt haben? Beschränkung der Managergehälter! Sie erraten es: Sie wurde mit Sicherheit begrüßt.  Die neue Reichsregierung strich offenbar ganz bewusst das sozialistische Element ihrer Programmatik in der Wirtschaftspolitik hervor. Das schuf ganz offensichtlich Zustimmung weit ins rote Lager hinein. Berlin blieb nicht rot, sondern wurde braun, wobei braun ja bekanntlich eine starken Rot-Anteil erhält.

Es lohnt sich in jedem Fall, einmal eine Ausgabe der Zeitungszeugen zu kaufen! Denn hier kann man erfahren, wie das Regime sich Schritt um Schritt Zustimmung sicherte.

Zeitungszeugen | Geschichte erlesen

 Posted by at 00:36
Dez 052011
 

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Zielstrebig und beharrlich bohre ich mich in diesen Tagen durch das Europarecht, suche in diesem „System vernetzter Ordnungen“ die Brüche und Pass-Ungenauigkeiten. Eines wird mir immer klarer: Nicht alles an der seit 2008 andauernden Finanz- und Europa-Krise haben die Regierungen der EU-Länder oder die ominösen Märkte zu verantworten. Einiges an der Vertragskonstruktion ist schlechterdings nicht kohärent. Manches mutet bei geduldiger Lektüre als „windschief“ an. Gerade die wirtschafts- und finanzpolitischen Steuerungsmechanismen des Vertrags über die Europäische Union (EUV) und des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) scheinen mir sehr bedenklich. In vielfacher Hinsicht schränken sie die Handlungsfreiheit von Parlamenten und Regierungen unnötig ein.

Diese damals politisch gewollten Festlegungen der Lissabonverträge erweisen sich in unseren Tagen zunehmend als Danaergeschenk, zumal sie auch in nationales Recht, etwa in das Recht der Bundesrepublik Deutschland eingeführt werden, ohne dass hierüber auch nur der Ansatz einer ausreichenden Debatte stattgefunden hätte.

Dafür nur ein Beispiel:

Der 1992 eingefügten Art. 88 Satz 2 des Grundgesetzes (GG) setzt eindeutig die Sicherung der Preisstabilität als vorrangiges Ziel der Bundesbank fest und widerspricht damit klar dem „magischen Viereck“ der klassischen Volkswirtschaftslehre, wie es etwa in das Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) Eingang gefunden hat.   Höchst problematisch!

Art. 88 Satz 2 GG schränkt meines Erachtens die Freiheitsrechte des Bundestags und der Bundesregierung übermäßig ein. Wieso sollte Preisstabilität auf einmal wichtiger als hoher Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und angemessenes Wirtschaftswachstum sein? Was nützen den spanischen Jugendlichen stabile Preise, wenn 48% Jugendarbeitslosigkeit herrscht?

Ich bemerke mangelndes Vertrauen in die Freiheit, wenn ich mir die Rechtsproduktion der Europäischen Union ankucke.

Was meint Ihr dazu? Kommentare erwünscht!

Literatur:

Art. 119 Abs. 2 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEU)

Matthias Herdegen, Europarecht, 13., überarbeitete und erweiterte Auflage, C.H. Beck Verlag, München 2011: § 23: Wirtschafts- und Währungspolitik: die Wirtschafts- und Währungsunion S. 358-390, hier insb. S. 373.

Europa-Recht. 24., neubearbeitete Auflage, Textausgabe mit einer Einführung von Prof. Dr. Claus Dieter Claussen, Stand 1.1.2011, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011

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Okt 172011
 

Jedes Kind braucht einen Vater oder eine Art Vaterersatz in der Erziehung. Männer sind wichtig. Allerdings wäre es falsch, den Frauen eine Art Männerquote in der Familienerziehung staatlich vorzuschreiben.

Die Staatsverliebten, die politikversessenen Frauen und Männer glauben an die Reformierbarkeit der Gesellschaft durch die Macht des Staates.

Deshalb wollen sie eine Frauenquote gesetzlich vorschreiben. Ich halte eine staatlich aufgenötigte, verpflichtende Frauenquote in den DAX-Vorständen für gefährlichen, freiheitsberaubenden Unsinn – so wünschenswert ein höherer Frauenanteil aus meiner Sicht auch wäre.

Noch viel wichtiger wäre allerdings ein höherer Männeranteil bei der Kindererziehung. Viel zu vielen Kindern fehlen die Väter.

Gipfeltreffen mit Ministerrunde: Dax-Konzerne blockieren Frauenquote im Top-Management – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wirtschaft

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„Qualifizierter Abschluss“ oder: Deutsch-deutsche Übersetzungsprobleme

 Deutschstunde, Gouvernance économique, Sprachenvielfalt  Kommentare deaktiviert für „Qualifizierter Abschluss“ oder: Deutsch-deutsche Übersetzungsprobleme
Okt 052011
 

Brauchen PolitikerInnen Nachhilfe in klaren Formulierungen? Angeblich handelt es sich etwa bei „Wirtschaftsregierung“/“economic governance“  um Übersetzungsprobleme. Gubernare hieß ja mal „steuern“ im Lateinischen, und davon stammt das englisch „govern“ … governance ist also nicht „Regierung“, sondern eher eine Art Globalsteuerung durch Euro-weite gemeinsame Leitzinsen, Euro-weite Verschuldenskriterien … alles halb so wild!

Andere harte Nuss: Was bedeutet „qualifizierter Abschluss der Autobahn A 100“, an dem die Berliner Koalitionsverhandlungen scheiterten? Erneut liegt hier eine Einblendung vor, diesmal des englischen „qualified“. Die im globalen Englischen meist recht gut beschlagenen Grünen verstanden darunter einen „eingeschränkten, auf 900 m begrenzten Abschluss“, etwa wie bei „The proposal received qualified (=limited) approval“.

Und die Arbeiter und Bauern der Arbeiterpartei SPD verstanden darunter eine „hervorragend qualifizierte Beendigung“, also den Zu-Ende-Bau mit allen Extras wie etwa breiten säumenden Radwegen …

Herrlich, herrlich!

Man möchte sagen: Euch fehlte ein qualifizierter deutsch-deutscher Dolmetscher, oh hoffnungsfrohe Koalitionäre! Oder wolltet ihr euch in diesen hochqualifizierten Missverständnissen festfahren?

Gescheiterte Koalitionsgespräche: Spiel um einen Satz und niemand siegt – Berlin – Tagesspiegel
Die Grünen wollen den „qualifizierten Abschluss“ des Autobahnbaus an der Neuköllner Sonnenallee so verstanden wissen, dass dies das endgültige Ende des Autobahnbaus sei.

 Posted by at 18:55
Sep 242011
 

Entspringt die gegenwärtige Finanzkrise einem falschen Wachstumsglauben?  Manche reden so. Da unsere Volkswirtschaften zur Wahrung des Wohlstandes auf Wachstum angelegt seien, müssten sie sich zunehmend verschulden, um bei sinkender Beschäftigung den Wohlstand für alle zu sichern. Ich widerspreche.

„Falscher Wachstumsglaube“ oder „falsches Staatsverständnis?“

Die gesamte europäische Schuldenkrise ist meiner tiefen Überzeugung nach aus einem falschen, im Grunde uneuropäischen Staatsverständnis entsprungen. Die Staaten und mit ihnen die Europäische Union ließen sich in die Haftung für das wirtschaftliche Wohlergehen der Bürger, der Unternehmen und der Banken nehmen, statt die Bürger, die Unternehmen und die Banken zu ermuntern, ihr eigenes Wohlergehen zu besorgen.

Die europäischen Staaten haben auf verderbliche Weise über ihre Verhältnisse gelebt, weil sie dem Staat einerseits zu viele Haftungspflichten übertrugen und andererseits die Aufsichtspflichten des Staates vernachlässigten.

Sie laufen folglich Gefahr, den allgewaltigen Versorgungsstaat zu schaffen.
„Der Euro ist die Grundlage der Europäischen Union, ohne den Euro bricht Europa auseinander.“ So kann man es sinngemäß oder wörtlich auch aus dem Munde namhafter Politiker hören. Ich halte diese Aussage für falsch und für gefährlich. Der Euro ist nie und nimmer die Grundlage der Europäischen Union, noch weniger die Grundlage Europas. Weder Europa noch die Europäische Union sind auf dem Euro oder auf dem europäischen Wirtschaftsraum begründet. Wer so redet, hat die eigentliche Klammer Europas und auch der Europäischen Union nicht hinreichend bedacht.

Warum?

Nicht der Euro, nicht die Wirtschaft sind der Sinn und Zweck der Europäischen Union. Die unterscheidenden Merkmale Europas und auch der heutigen Europäischen Union sind meines Erachtens  die folgenden:

1) Ein stark entfalteter Freiheitsbegriff, nachzuweisen in Griechenland ab etwa dem 6. Jahrhundert v. Christus:

Wir sind selber der Staat, wir sind selber die Macht.“ So sprechen und denken die Bürger der griechischen Gemeinden, die dem Druck des allgewaltigen Versorgungsreiches, dem Druck der Perser standhalten und sich ihm widersetzen.

Bis zum heutigen Tag gibt es diese beiden klar entgegengesetzten idealtypischen Staatsbegriffe: Im  Osten und Süden des Mittelmeeraumes bestimmt noch weitgehend der herrschaftliche, von oben herab verfügende und lenkende Alleinherrscher mit seinen wenigen Getreuen die Geschicke der Bürger. Das antike Perserreich ist die idealtypische Ausprägung, die heute noch bestehenden Diktaturen des Ostens und Südens tragen diese Erbschaft weiter.

Im Norden und Westen des Mittelmeerraumes wollen überwiegend die kleineren Einheiten, die Bürger, die Gemeinden, die kleineren und größeren Nationen ihr Schicksal selbst bestimmmen. Jeder übergeordneten Macht wird mit zunehmender Zurückhaltung, Skepsis und auch Widersetzlichkeit begegnet. Das galt jahrhundertelang für das Römische Reich, das gilt heute für die Europäische Union.

2) Als zweites unterscheidendes Merkmal Europas kann die tiefe kulturelle Prägung durch das Christentum gelten. Alle europäischen Völker sind zwischen dem 4. und dem 11./12. Jahrhundert kollektiv zum Christentum übergetreten. Mindestens bis ins 19. Jahrhundert hinein haben alle europäischen Völker sich als christliche Nationen definiert. Die vorherigen paganen Religionen sind vollständig unterdrückt worden. Judentum und Islam hingegen galten durchweg als Randerscheinungen, die nicht zum Kernbestand Europas gehörten, sondern eher dessen Außengrenzen bestimmten. Judentum und Islam wurden teils verfolgt und unterdrückt, teils als Ausnahmen geduldet, teils vollständig assimiliert. Abwehr des islamischen Unterwerfungsverlangens bestimmte jahrhundertelang Europas Außengrenzen.

3) Als drittes Merkmal für Europa kann die Prägung durch das römische Recht gelten. In allen europäischen Staaten hat sich das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit durchgesetzt, ausgehend vom kodifizierten Recht des Römischen Reiches. Die Macht setzt das Recht. Umgekehrt wird Macht durch „gesetztes“, also durch „positives“ Recht kontrolliert.  Macht übt Herrschaft aus und wird durch positives Recht gesichert. Gesetztes Recht wird durch Macht gesichert.

Ein Gegenmodell zur staatlich gesicherten Herrschaft des römisch geprägten Rechts ist zweifellos die Ausübung des Rechts durch geistliche Herrschaft, idealtypisch zu finden in der Scharia. Die islamischen oder sich aktuell  islamisierenden Staaten wenden sich gerade in diesen Monaten erneut der Scharia, nicht dem römischen Recht, als der Grundlage des neu zu definierenden Rechtsrahmens zu. Bezeichnend dafür die Aussage des libyschen Übergangsrates: „Libyen soll ein gemäßigt islamischer Staat werden, in dem die Scharia die Grundlage des Rechts wird.“

Drei Städtenamen stehen für die beschriebene, dreifach ineinander verwobene Prägung Europas:

Athen steht für Freiheit und Selbstverantwortung der Bürger, aus dem letztlich auch der Gedanke des Nationalsstaates hervergegangen ist.

Jerusalem steht für den scharfen Geltungsanspruch der drei monotheistischen, orientalisch-abramitischen Religionen Judentum, Christentum, Islam, von denen das Christentum sich in Europa durchsetzen konnte.

Rom steht für Recht. Durch Rom wird staatliches Leben zur Spielfläche unterschiedlichster, häufig widerstreitender Ansprüche und Gegenansprüche. Kein europäischer Staat verzichtet auf diesen langfristig angelegten Rahmen der Auseinandersetzung, in dem Absolutheitsansprüche sowohl der Religionen wie auch Machtansprüche der wirtschaftlich Mächtigen ihre Einhegung finden.

Mangelnde Einhaltung von Rechtsnormen auf staatlicher Seite, also Korruption, führt zu Misswirtschaft, Klientelismus und Staatsbetrug: Betrug des Staates an den Bürgern, Betrug der Bürger am Staate.

Hochverschuldete Staaten führen, wie man in diesen Tagen auf niederschmetternde Weise in Griechenland sehen muss, nahezu zwangsläufig zur Entmündigung der Bürger. Sie führen zur Lähmung der Politik.

Athen, Jerusalem, Rom. Die alleinige Konzentration auf die Finanzverfassung wird keinen Ausweg aus der Krise des Europa-Gedankens weisen können.

Athen, Jerusalem, Rom.

Nur in Rückbesinnung auf das Erbe dieser drei symbolisch hochbeladenen Städte wird Europa, wird die Europäische Union sich als kulturell und politisch ernstzunehmende Größe behaupten können.

 Posted by at 14:12