„Ich mag die deutsche Sprache sehr“

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Jan 072011
 

Na endlich! Endlich ein Politiker, der ein gutes, dankbares Gefühl gegenüber der deutschen Sprache hegt. „Ich mag die deutsche Sprache sehr.“ Das würde ich gerne auch einmal von meinen lieben Deutschen hören.

Aber auch ansonsten bin ich hellauf begeistert vom Interview des guten Europäers, des neuen Europaministers Laurent Wauquiez. Klare, offene Worte, keine vorgestanzten Hülsen. Sehr gut. Klasse.

Süddeutsche Zeitung, heute S.7.

EU-Minister Wauquiez – „Deutschland darf kein altes Land werden“ – Politik – sueddeutsche.de
Vielleicht bin ich altmodisch? Im Ernst – ich mag die deutsche Sprache sehr.

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Jan 062011
 

09082008005.jpg Gute Fürsorge ist wie ein Floß für eine bestimmte Zeit, von dem aus Menschen in Not wieder schwimmen lernen. Man muss nicht die Menschen dauerhaft an Land ziehen oder gar ihnen dauerhaft „unter die Arme greifen“.

Ich übernehme diesen Gedanken einem Gespräch in der neuesten Schrot&Korn mit dem Arzt Theodor Dierk Petzold.  Einfach gut, dieser Gedanke!

Wohlfühlen – Salutogenese S&K 01/2011
Um im Bild des Flusses zu bleiben: Nehmen wir einmal an, ich bin akut erkrankt, drohe also unterzugehen. Was kann ich tun?

Ich suche mir den richtigen Helfer aus, der kurzfristig wie ein Floß wirkt, auf dem ich ausruhen kann. Auf lange Sicht kann ich dann Schwimmen lernen, das heißt, mehr Eigenkompetenz für mein Wohlergehen entwickeln.
Erst akute Beschwerden behandeln, dann langfris­tig Kräfte stärken – ist salutogenetisches Handeln also eine sinnvolle Ergänzung zum pathogenetischen Ansatz der Schulmedizin?

Es ist nicht nur eine Ergänzung, es ist bereits die Bewertungsgrundlage auch für akute Situationen. Nicht alle vermeintlichen Notfälle müssen wirklich „aus dem Fluss gezogen“ werden.

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Sep 232010
 

Vor zwei Tagen blieb ich spätabends im Hotelzimmer bei Markus Lanz im ZDF hängen. Und siehe da – es war eine Sendung, die erstaunlich wenig auf Effekt und Polemik setzte. Zwischentöne herrschten vor. Diese Gesprächsrunde hat mir sehr gut gefallen!

Mit Rita Schlegel, der Schulleiterin aus Neukölln, kam eine Frau zu Wort, die vieles aussprach, was meine oder unsere eigenen Kreuzberger Grundschulerfahrungen widergab.

Wie funktioniert Integration? Hier empfehle ich, besonders auf die Erzählungen von Melda Akbas, Özlem Nas und Cem Özdemir zu lauschen. Wie haben sie es geschafft, sich in diesem ihrem Heimatland Deutschland umfassend zu „beheimaten“? Ihre Antworten kommen in einem überein: es waren die helfenden Hände der anderen, der Nachbarn, der Eltern, es war die Sorge anderer Menschen – und es war die eigene Anstrengung: die eigene Freude am Lernen, am Lesen und Entdecken. Es war in keinem Fall irgendeine professionelle Integrationshilfe oder eine staatliche geförderte Integrationsmaßnahme.

Diese drei fabelhaften Integrationsgeschichten von Özlem Nas, Melda Akbas und Cem Özdemir bestätigen mich in meinem Skeptizismus gegenüber staatlich finanzierten Integrationsprogrammen und professionellen Helfersystemen.  Diese drei Geschichten spiegeln letztlich das sanfte Gesetz Adalbert Stifters wider, aus dem ich vor wenigen Tagen zitierte: die Fürsorge der Menschen füreinander, die kleinen und großen helfenden Gesten sind es, das Vertrauen der Menschen zueinander, das wechselseitige Sich-Öffnen – dies sind die Kräfte, die Integration ermöglichen.

Integration ist ähnlich wie die Betreuung und Erziehung des Kleinkindes eine Leistung der einzelnen Menschen  – nicht eine Leistung des Staates. Integration steht und fällt ebenso wie die Erziehung des Kleinkindes mit einer bestimmten Qualität der Beziehung zwischen den Menschen.

Selbst die Rede von der „Integration als gesamtgesellschaftlicher Aufgabe“ ist mir zu vage, zu unvollständig. Nicht „die Gesellschaft“ ist es, sondern es sind „die Menschen“ im Für- und im Miteinander, im oftmals harten Ringen um Kenntnisse, um Fähigkeiten, ja auch um den Broterwerb, die einen Weg in eine neue Gesellschaft ebnen.

Das größte Hindernis für Integration der Ausländer ist das Sich-Abschließen der Neusiedler und der Altsiedler, die Hartherzigkeit der Eingesessenen, die Gleichgültigkeit und Verstocktheit beider Gruppen gegenüber dem Nächsten, das stoische Nebeneinanderherleben. Es ist nicht das, was man fälschlich „strukturelle Diskriminierung“ oder „Alltagsrassismus“ nennt.

Eins der größten Hindernisse der Integration ist auch das Vertrauen in die Allheilkräfte des Staates, das blinde Vertrauen in die Sozialhilfe und das Sozialsystem, in Systeme überhaupt. In Wien wird jetzt wieder einmal das „Umkrempeln des Bildungssystems“ als Remedur gefordert. Siehe das Plakat mit der Kandidatin Maria Vassilakou. Maria, hilf durch Systemwandel!

Das heutige Sozialsystem der Bundesrepublik Deutschland ist – ebenso übrigens wie eine besonders strenge Form des Islam – eher geeignet, echte Integration zu verhindern. Es verwöhnt, passiviert und lähmt die Eigenverantwortung. Es fordert zum Missbrauch auf.

Die große Kraft der Herkunftsreligionen Judentum, Christentum und Islam mag diese freudigen Geschichten, wie sie Melda Akbas, Özlem Nas und Cem Özdemir erzählten, im Einzelfall zusätzlich stützen und fördern.

Diese drei Religionen predigen die tätige Zuwendung zum Nächsten, sie fordern stets erneut, das enge Herkunftsdenken aufzugeben und sein Vertrauen in den anderen zu setzen.

Sie fordern das weiche Herz, das hörende Herz.

Markus Lanz vom 21. September 2010 – Markus Lanz – ZDFmediathek – ZDF Mediathek

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Sep 212010
 

Das “Andere” will niemand hören, weil gähnend langweilig.“ Man lässt sich wohlige Unterweltsschauer über den Rücken rieseln.

So schrieb es vor wenigen Tagen, am 16.09., Monika Herrmann in einem Kommentar dieses Blogs. Leider muss ich diesem Befund zustimmen. Es herrscht in Öffentlichkeit, Medien und Politik ein opportunistischer Empörungsreflex vor: Alles, was Empörung, Abgrenzung, Ausgrenzung fördert, kann auf hohe Aufmerksamkeit rechen. Die Wogen der Erregung schwappen für ein paar Tage hoch, dann ebben sie ab.

Von diesem „Sich-Hochschaukeln“ leben das Fernsehen, die Massenmedien überhaupt und auch die Politiker, die ja auf kaum etwas so sehr angewiesen sind wie auf Beachtung.

Das sanfte Gesetz der kleinen Gesten, die helfende Hand, das Leuchten in den Augen auch nur eines Kindes … verweht, vergeht, bleibt eine unbeachtliche Randnote.

Wir werden jedoch weiterhin auf genau diese kleinen, diese unmerkbaren Ereignisse achten. Ein Wassertropfen  kann ebenso bedeutend sein wie eine Sturzflut. Ein einziges Lied, das ein Kind in Kreuzberg singt und summt, ist wichtiger, erhebender, weltbewegender als ein multimedial ausgefochtener Eurovisionswettbewerb.

Wir wollen auf das Andere hören. Dieses sanfte Gesetz hat eine verwandelnde Kraft.

Dieses sanfte Gesetz wirkt überall, wo Migranten neben Migranten wohnen, „es liegt in der Liebe der Ehegatten zueinander, in der Liebe der Eltern zu den Kindern, in der Liebe der Geschwister, der Freunde zueinander, in der süßen Neigung der Geschlechter, in der Arbeitsamkeit, wodurch wir erhalten werden, in der Tätigkeit, wodurch man für seinen Kreis, für die Ferne, für die Menschheit wirkt“.

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Behindern fehlende Gelder Chancen für Kinder an deutschen Schulen?

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Sep 182010
 

Na, Donnerwetter – unsere Enzyklopädie der Integrations-Missverständnisse (oder des plus grosses bêtises) wächst und wächst! Oftmals herrscht der Glaube vor, man müsse nur genug Geld für Projekte in die Hand nehmen, man müsse Pöstchen und Posten schaffen, damit die Integration ins Rollen komme. Wie sagt es Gretchen im Faust:

Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles!

Hier nur einer der zahlreichen Belege dafür:

ARD Mediathek: Kontraste – Integration ungewollt – fehlende Gelder behindern Chancen für Kinder an deutschen Schulen – Donnerstag, 16.09.2010 | Das Erste

Schaut man sich den Film an, wird dieser Titel durch nichts, aber auch gar nichts bestätigt. Man sieht und hört eine Lehrerin, die von den „leuchtenden Augen“ ihrer Kinder spricht, von der fragenden Verblüffung ihrer Kinder. Von Geld ist nicht die Rede.

Die Rede ist von den Herkunftssprachen der Kinder, von dem, was sie ausmacht.

Die Kinder erfahren: Ich kann etwas, ich habe eine Geschichte, ich werde ernst genommen. Von Geld ist nicht die Rede.

Die Lehrerin bringt den Kindern höchste Achtung, höchste Wertschätzung entgegen.  Von Geld ist nicht die Rede. Sehr viel aber von Beziehungsqualitäten. Und die scheinen zu stimmen. Von Geld ist nicht die Rede.

Mit Geld ist nicht alles machbar. Mit der Kraft des Herzens aber sehr viel.

Damit soll nicht geleugnet werden, dass es auch viele strukturelle Probleme, die Integration erschweren, gibt. Darunter an erster Stelle das deutsche zu Trägheit und Betrug einladende Sozialrecht, dann kulturelle Barrieren, und die Natur des Menschen, welcher zur Trägheit neigt.

Aber diese strukturellen Probleme sind nicht finanzieller Art. Ich halte dies für einen der größten Irrtümer, den die Debatte begehen kann. Es liegt nicht am Geld. Und wenn es am Geld liegt, dann daran, dass zu viel Geld in die Hand genommen wird.

Es gilt vor allem an den Beziehungen zu arbeiten. Man muss das Leuchten entdecken wollen.

Ich habe dieses Leuchten oft gesehen. Zum Beispiel bei den Kindern in der Schule, wenn wir Mozarts Zauberflöte hörten und spielten.

Zum Beispiel vorgestern, als ich zusammen mit einem Azubi – nennen wir ihn Ahmed – den Radweg in der Obentrautstraße fegte. Wir waren der Meinung, dass wir das jetzt gemeinsam machen mussten.

Die Glasscherben lagen schon einige Tage da. Einer der vielen Auto-Unfälle. Wir haben nicht auf die BSR gewartet, sondern wir haben die Glasscherben gemeinsam zur Seite gekehrt. Unbezahlte Tätigkeit, Dauer: 3 Minuten.

Damit unsere Stadt zu leuchten anfange!

Ich bekenne mich gerne dazu: Ich wär so gern ein Straßenfeger.

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Ist fast jedes zweite Berliner Kind arm?

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Sep 152010
 

Aufsuchende Hilfe, Betreuung und Einführung in die elementaren Fertigkeiten der Kindererziehung und der Hauswirtschaft, persönliche Ansprache für jedes Kind, Sachhilfe statt direkter Zahlungen an die Eltern – das sind die Forderungen des Kinderschutzpräsidenten Heinz Hilgers. Bravo, Heinz Hilgers!

Das sind ebenfalls exakt die Forderungen, die Thilo Sarrazin im lesenswerten Bildungskapitel seines Buches erhebt. Bravo, Thilo Sarrazin! Heinz Hilgers und Thilo Sarrazin hauen in dieselbe Kerbe. Also vertragt euch und haut euch nicht. Seid brav.

Übrigens: Die Kinder sind nicht materiell arm, das ist blanker Unsinn. Es fehlt ihnen nicht an Geld, sondern an Erziehung, Zuwendung, Liebe. Ich weiß das, denn ich lebe mitten im sozialen Brennpunkt. Ich kenne doch meine Familien.

„Ich war noch nie am Kreuzberg.“ So klingt es bei uns. So erzählte es uns ein Kind, das wir einmal zu einem Spaziergang auf diesen zweithöchsten Berg der herrlichen Berliner Bergwelt einluden. Der Kreuzberg ist zu Fuß 1 km entfernt. Dafür braucht man weder Geld noch Bergsteigerausrüstung, um den Kreuzberg zu besteigen.

Wir haben amtlich eine der höchsten „Armutsquoten“ in Kreuzberg, selbst hier in Berlin. Und dennoch ist es nie und nimmer der Mangel an Geld, der diesen Kindern zusetzt! Die Eltern haben alle eine herausragend gute elektronische Ausstattung. Kinder brauchen keine Handys, sie brauchen Zahnbürsten.

Auch in der Zurückweisung des ewigen Geredes von „materieller Armut“  stimme ich Sarrazin zu. Wer von Kinderarmut redet, der sollte einmal nach Rumänien, Russland oder Elfenbeinküste fahren.

Es gibt keine nennenswerte Kinderarmut in Deutschland. Das Wort Kinderarmut ist irreführend und zweideutig. Wir haben zu wenige Kinder. In diesem Sinne herrscht Kinderarmut in Deutschland.

Bericht des Kinderschutzbunds: Fast jedes zweite Berliner Kind ist arm – Berlin – Tagesspiegel
„Jedes Kind braucht eine Chance und deshalb finde ich das Krisenszenario des Herrn Sarrazin verwerflich“, sagt der Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers. Als Bürgermeister von Dormagen zeigte er, dass man „die Eigenkräfte der Menschen wecken kann“, wie er es ausdrückt. Das „Dormagener Modell“ ist heute Inbegriff für eine erfolgreiche vorbeugende Betreuung oder besser gesagt: einer Begrüßung und Begleitung von Familien in Brennpunkten. Es funktioniert so: Jedes Kind wird nach der Geburt vom Bezirkssozialdienst besucht, ein „wertschätzenden“ Brief des Bürgermeisters wird überreicht und kleine Werbegeschenken mit Hintersinn: eine Babyzahnbürste etwa.

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Aug 232010
 

Es ist immer gut, sich viele einzelne Geschichten erzählen zu lassen, ehe man sich zu einem Urteil über ein politisches Problem vorarbeitet. Heute bringt die Süddeutsche auf S. 4 die Geschichte einer „Hartz-IV-Aufstockerin, die keine Chipkarte will“.

Das „Profil“ soll die unhaltbare Situation einer alleinerziehenden Mutter belegen, die lieber als die Chipkarte 60 Euro mehr pro Monat will, um dann 2 Euro pro Tag für Hausaufgabenbetreuung aufbringen zu können.

Die Chipkarte will Fauzia nicht haben: „Was soll ich mit einer Chipkarte?“ Sie will lieber 60 Euro. Die Tochter Shalima wechselt jetzt aufs Gymnasium.

Der Vater Shalimas hat die Familie verlassen, zu ihren eigenen Eltern hat Kerdouci keine Kontakt.

„Ich habe keinen, der Shalima betreut.“

Hierin liegt das Hauptproblem, wie ich meine. Die Mutter muss den ganzen Laden allein schmeißen. Es gibt kein familiäres oder durch Freunde gespanntes Umfeld, das ihr die Last der Betreuung abnähme.

Der Vater hat sich aus dem Staub gemacht, die Eltern der alleinerziehenden Mutter fallen aus, Freunde bieten keine Hilfe an. Hier meine ich: Da fehlt es an Mitmenschlichkeit, da fehlt es an mitmenschlicher Hilfe, da fehlt es an Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Es fehlt beim Vater Shalimas am Sinn für Verantwortung. Es gibt so viele alte Menschen, die Shalima doch sofort mit Freuden betreuen würden! Die muss man doch finden können.

60 Euro mehr oder weniger werden die Situation Fauzias und Shalimas kaum wesentlich ändern. Wichtiger scheint es mir, eine helfende Hand zu bieten – ohne Geld. Das ist es, was mit dem Wort Nächstenliebe gemeint ist.

Ein Mangel an wechselseitiger Fürsorge der Menschen untereinander wird in Deutschland unablässig mit staatlichem Geld zugeklebt. Die Geschichte von Fauzia Kerdouci zeigt mir das – wie viele andere Geschichten zuvor auch schon.

Politiknachrichten – sueddeutsche.de

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Jun 222010
 

Guter Einblick in die Welt der Integrationskurse in der aktuellen ZEIT ab S. 13! Unbedingt lesenswert. Die Integrationskurse sind ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings erfolgt er zu spät. Aber besser spät als nie. Kenne selbst Frauen, die teilgenommen haben. Hauptproblem danach: Diese Frauen finden oft niemanden, mit dem sie Deutsch quatschen können im Alltag.  Auch nach dem Kurs verbleiben die Welten viel zu oft komplett getrennt.

Bild: „Wer liebt dich?“ – aufgenommen heute auf der Möckernbrücke in Kreuzberg.

Integrationskurse für Migranten: Die Deutschstunde | Gesellschaft | ZEIT ONLINE
Was verlangt ein Land von seinen Einwanderern? Was versprechen sich Einwanderer von ihrem Land? Jahrzehntelang haben beide Seiten kaum darüber gesprochen, jedenfalls nicht miteinander. Doch seit Einführung des neuen Zuwanderungsgesetzes im Jahr 2005 gibt es staatlich verordnete Sprachkurse, in denen geredet werden muss – nicht nur über Nomen und Verben, sondern auch über Wünsche und Biografien, über Scheitern und Chancen. Im Auftrag des Bundes und auf Kosten des Staates sollen Migranten hier Deutsch lernen, als Grundvoraussetzung für ihre Integration.

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Mai 042010
 

Ein guter Vater, eine gute Mutter – das ist das Wichtigste, was Kinder brauchen. So habe ich es wiederholt und mit großem Nachdruck in diesem Blog vertreten. Das Heranziehen von guten Vätern und guten Müttern, das ständige Mahnen und Ermuntern: „Sei ein guter Vater! Kümmere dich um deine Kinder! Sei eine gute Mutter! Seid eine gute Familie!“ ist eine der wichtigsten Aufgaben der Sozialpolitik. Jeder Staat muss ein vitales, nicht zuletzt ein fiskalisches Interesse an beständigen, von dauerhafter Liebe und persönlicher Treue getragenen Familien haben.

Dies berichtet der Tagesspiegel heute auf S. 14:

Gymnasien fordern Sozialarbeiter – Schule – Berlin – Tagesspiegel
Der zwölfjährige Philipp bekam in seiner Klasse keinen Ton heraus. Seine Noten wurden schlechter, andere Schüler hänselten ihn. Philipp suchte bei der Sozialpädagogin seines Gymnasiums Hilfe. Die baute Vertrauen zu ihm auf, bis er schließlich von der Scheidung seiner Eltern erzählte und davon, dass er zu dick war und von den Mitschülern deshalb als „Schwein“ beschimpft wurde. „Philipp fühlte sich zu Hause und in der Schule ausgegrenzt und hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein mehr“, berichtet die Sozialpädagogin Annette Just. Mit gezielter Hilfe wurde es besser.

Es gibt Hunderttausende solcher Geschichten wie die des zwölfjährigen Philipp. Was kann der Staat tun? Er kann durch Tausende, Zehntausende, ja Hunderttausende bezahlter Sozialarbeiter, Kiezläufer, Psychologen, Berater und Betreuer versuchen, den Ausfall der Väter oder der Familien auszugleichen. Und der Staat versucht es auch redlich, soweit die Kassen es zulassen und weit darüber hinaus. Jetzt fordern also auch die Gymnasien Sozialarbeiter. Da der Staat bekanntlich Geld im Übermaß hat (Stichwort Bankenkrise, Stichwort Griechenland!), soll er jetzt auch in die weiterführenden höheren Lehranstalten Ersatzeltern im großen Umfang einbringen.

Oder der Staat bildet sich die leiblichen Eltern der Kinder als unbezahlte Sozialarbeiter, Kiezläufer, Psychologen, Berater und Betreuer ihrer eigenen Kinder heran. Die leiblichen Eltern sollen also den Kindern all das bieten, was Lehrer und Sozialhelfer den Kindern nur unzureichend ersetzen können. Der Staat würde dann offen zugeben: „Ich, der Staat, kann den Kindern nicht das bieten, was nur die Eltern den Kindern bieten können. Ich kann die Eltern nicht ersetzen.“

Das würde in letzter, radikaler Konsequenz bedeuten, dass den Eltern die entscheidende Verantwortung für das Gedeihen der eigenen Kinder, für die Erziehung der eigenen Kinder zugemutet würde!  Unerhört! Diese Zumutung könnte in Forderungen gipfeln wie etwa: „Ihr Väter, kümmert euch um eure Kinder!“ Oder, noch schlimmer: „Ihr Väter, sorgt dafür, dass eure Kinder jeden Tag ein warmes Essen auf den Tisch bekommen!“ Oder: „Ihr Mütter, sorgt dafür, dass eure Kinder mit einem guten, gesunden Frühstück den Tag beginnen!“ Oder: „Sorgt dafür, dass eure Kinder jeden Tag zwei Stunden in frischer Luft bei Bewegung und Spiel verbringen!“ Oder: „Ihr Väter, stellt eure Söhne nicht vor dem Fernseher ab! Unternehmt etwas mit ihnen!“

Ich gebe gerne zu: Das sind äußerst radikale Forderungen. Es gibt weit und breit fast niemanden, der die absolut zentrale, die unersetzliche Rolle der Familie, die zentrale Rolle der Nächstenliebe für das Glück und das Gedeihen der Kinder öffentlich auszusprechen wagt. Die politischen Parteien wagen so etwas nicht mehr öffentlich zu sagen. Die Kirchen, Synagogen und Moscheen tun es bisweilen noch, sind aber oft mit anderen Dingen beschäftigt. Es zeugt von äußerster Unerfahrenheit, von erfrischender Naivität, wenn ein Politiker die Forderung nach Nächstenliebe erhebt. Denn Nächstenliebe ist keine Leistung der Politik, sondern ein Geschehen zwischen einzelnen Menschen.

Die Forderung nach mehr Nächstenliebe kommt also einer Selbstbescheidung, einer Selbstbeschränkung der Politik gleich. Ich bin ein großer Anhänger dieser Selbstbescheidung! Ich halte sie gerade angesichts der Haushaltslage der Kommunen für unerlässlich.

Mir ist eigentlich aus jüngster Zeit nur eine deutsche Politikerin bekannt, die bereits zu ihrem Amtsantritt 1 Mal den zentralen Wert „Nächstenliebe“ (!) und sage und schreibe 2 Mal den zentralen Wert „Familie“ (!) in den Mund genommen hat. Diese deutsche Politikerin ist soeben Sozialministerin in Niedersachsen geworden. Wir müssen die deutsche Politikerin Aygül Özkan (CDU) in ihrem Verweis auf grundlegende Werte wie die Nächstenliebe und die Familie unterstützen, auch wenn wir derzeit noch eine verschwindende Minderheit bilden.

NB: Auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Stand: Juli 2009) weist in all seiner erfrischen Naivität und Unbekümmertheit im Artikel 6 den Eltern die letzte Verantwortung für Glück und Gedeihen der Kinder zu. Niemand wird unsere winzige radikale Minderheit also als „Verfassungsfeinde“ bezeichnen dürfen, wenn wir wieder und wieder die entscheidende Rolle der Eltern ins Gedächtnis rufen. Wir stehen auf dem Boden der Verfassung.

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Liebe den Zugewanderten wie dich selbst.

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Apr 182010
 

„Du sollst den Zuwanderer lieben wie dich selbst.“ 3. Buch Mose (Levitikus 19,34). Genaue Überprüfung des griechischen Textes der Septuaginta ergibt: Es ist bis in die letzte Verb-Endung hinein derselbe Wortlaut wie beim neutestamentlichen Gebot der Nächstenliebe, das Levitikus (19,18) ebenfalls bringt und das bekanntlich Jesus von Nazaret zitierend wieder aufgreift (Mt 5,43).

Gottesliebe, Liebe zum Nächsten, Liebe zum Zuwanderer, Selbstannahme-Selbstliebe: ein erstaunlicher Vierklang. Sie gehören alle zusammen. Leider ist das Gebot der Zuwandererliebe kaum bekannt bei uns. Ich habe noch nie einen Christdemokraten dieses Gebot zitieren hören. Lesen sie noch die 5 Bücher Mosis? Enttäuschend. Was läge darin für ein Schatz.

 Posted by at 16:25
Apr 102010
 

Es lohnt sich doch, immer wieder mal ein Verslein aus der jüdisch-christlichen Bibel zu lesen. Die eine oder andere unter den Leserinnen mag noch ein verstaubtes Exemplar aus Urgoßmutters Besitz auf dem Dachboden haben. Ansonsten hilft auch Google weiter, um Levitikus 19,34 zu lesen. Was sagt Moses zum Thema Integration, Sozialhilfe, Aufenthaltserlaubnis, Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Migration, affirmative action, Assimilation, Zuwanderung usw. usw.?

34. Ὡς αὐτόχθων ἐν ὑμῖν ἔσται ὁ προσήλυτος ὁ προσπορευόμενος πρὸς ὑμᾶς καὶ ἀγαπήσεις αὐτὸν ὡς σεαυτόν ὅτι προσήλυτοι ἐγενήθητε ἐν γῇ Aἰγύπτῳ ἐγώ εἰμι κύριος θεὸς ὑμῶν.

Als wackerer Gräzist übersetze ich aus der für die frühen Christen und die assimilierten Juden maßgeblichen griechischen Übersetzung der jüdischen Tora, wie sie ungefähr auch Jesus von Nazaret in den Ohren geklungen haben mag:

„Wie der Einheimische bei euch soll der Zuwanderer sein, der zu euch aufbricht, und du sollst dich um ihn kümmern wie um wie dich selbst, da ihr selbst in Ägypten Zuwanderer geworden wart.“

Hervorzuheben: Die Zuwendung, die Annahme des Fremden ist ein Werk des einzelnen – DU sollst ihn lieben. Nicht: DER STAAT soll sich um ihn kümmern. Sondern: DU sollst dich um ihn kümmern. Von Mensch zu Mensch. Nicht vom Staat zum Menschen. Warum? „Weil ihr selber Zuwanderer wart.“

Die Zuwanderungserfahrung ist also eine kollektive Erfahrung. 2. Person Plural! Vor dem Gedächtnishintergrund der kollektiven Zuwanderungserfahrung ergibt sich für die gläubige Jüdin und den gläubigen Christen der Aufruf zur individuellen Nächstenliebe.

Und damit komme ich zu meiner politischen Botschaft: Die Integration der Zuwanderer kann nur von Mensch zu Mensch gelingen. Die einzelnen Menschen müssen sich umeinander kümmern. Familien um Familien. Der Staat kann es nicht schaffen. Die endlos und über Generationen ausgereichte Sozialhilfe, die sündhaft teuren staatlichen Programme lähmen Wagemut, Kraft und Tüchtigkeit der Menschen.

Die berühmten „Eigenkräfte“, von denen 1981 Richard von Weizsäcker (mit geringstem Widerhall) sprach, die individuelle Sorge werden Platz gewinnen, sobald die erstickenden, von oben herab geregneten Sozialprogramme Schritt für Schritt aus dem Leben der Familien, der einzelnen weggenommen werden.

Quelle: Septuaginta, id est Vetus Testamentum graece iuxta LXX interpretes edidit Alfred Rahlfs. Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1979, S. 193

Google Nachricht

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Geht hinaus in die Welt

 Kinder, Liebe, Religionen  Kommentare deaktiviert für Geht hinaus in die Welt
Apr 082010
 

Nur wer den Koran studiert, nur wer das jahrtausendealte Herrschaftsdenken der alten orientalischen Reiche vom Herrscher als dem „Völkerhirten“ kennt, wird letztlich unsere muslimischen Volksgruppen verstehen können. Wer sich nicht bemüht, die tiefen kulturellen Prägungen der Muslime ernstzunehmen, dessen sozialpolitische Anstrengungen laufen ins Leere.

Eine eingehende Befassung lohnt in jedem Fall das Internet-Portal der einflussreichen Islamischen Gemeinschaft Milli Görus. Dort kann man sich in deutscher Sprache in ein gewisses islamisches Gesellschafts- und Politikverständnis einarbeiten, dort werden Freitagspredigten abgedruckt, von denen anzunehmen ist, dass sie so oder so ähnlich überall in Deutschland vorgetragen werden. Und man kann dort erfahren, dass der Spruch „Wissen ist Pflicht“, den Yusuf Bayrak kürzlich bei uns in Kreuzberg-West vortrug, keine Neuprägung ist, sondern uraltes islamisches Gedankengut.

Was sagt der Islam zu den sozialen Problemen unserer Zeit? Was sagt er zur Armut? Die Almosengabe ist eine der 5 Grundpflichten des Moslems. Ist die staatliche Sozialfürsorge der Bundesrepublik Deutschland ein Almosen im Sinne des Islam?

Ich vermute: Nein. Denn muslimische Almosen sind freiwillig erbrachte Gaben des Begüterten an die Armen. Im Islam ist das Almosen eine Gabe von Mensch zu Mensch. Nicht vom Herrscher an den Untertan. Jeder, der hat, soll etwas abgeben, und zwar direkt von Mensch zu Mensch. Genau so galt das christliche Gebot der Barmherzigkeit stets von Mensch zu Mensch, nicht vom Staat an den Bürger.

Der Islam, wie ihn Milli Görüs offen lehrt, schöpft sich vorrangig aus dem Koran. Alle anderen Quellen sind nachrangig. So gelangt Milli Görüs in der Freitagspredigt vom 02. April 2010 etwa zu folgenden Aussagen:

Hutba – Der Koran, unsere Quelle – IGMG.de – Das islamische Portal
Verehrte Muslime,

alles, wonach wir suchen, ist im Koran. Unser familiäres Wohl und Lösungen für unsere sozialen Probleme befinden sich im Koran. Der Koran weist Wege aus den Krisen unserer Zeit. Ihr braucht euch keine Sorgen um eure Familie, Kinder und Freunde zu machen, vertraut sie dem Koran an. Eure Kinder sind es schließlich, die das Licht des Korans in eure Wohnungen tragen werden. Das größte Erbe, dass wir auf dieser Welt zurücklassen können, sind unsere Kinder.

Die Lösung für alle sozialen Probleme in einem heiligen Buch zu suchen, das ist etwas, womit die meisten Menschen in Deutschland wohl ihre Mühe haben werden.

Es fehlt mir hier das Gebot des „Hinausgehens“. Geht hinaus in die Welt! Was ist die Welt? Für den gläubigen Moslem ist sie wohl – in Goethes Worten – „ein Abglanz“ der Herrlichkeit. Die Welt ist für einen bedeutenden Teil der muslimischen Gemeinde nicht Gegenstand des aktiven Eingreifens, des verändernden, zupackenden, studierenden Umarbeitens und Gestaltens. Sie ist – was sie ist.

Für einen bedeutenden Teil der jüdisch-christlichen Überlieferung ist die Welt hingegen etwas, was bestellt und beackert werden muss. Die Weisung, die „Rechtleitung Gottes“, wie das der Koran nennt, erfolgt nicht durch die Versenkung in den unabänderlichen Schriftsinn – das wäre Mystik – sondern durch das Hinausschauen, das Aufmerken, das Hinhören – letztlich durch die Begegnung mit dem unvorgreiflichen Gegenüber, mit dem anderen Menschen.

Heute hatte ich eine Sitzung beim Zahnarzt. Der deutsche Zahnarzt hat ein Bild von drei Kindern aus dem Jemen in seine Praxis gehängt. Die Kinder schauten mich an. Sie waren arm. Der Berliner Zahnarzt hat einige Jahre bei ihnen gelebt und ihnen zahnärztliche Leistungen erbracht. Ich sah die offenen, die lachenden, die fragenden Gesichter dieser jemenitischen Kinder. Die Zahnheilkunde entwickelt sich ständig weiter. Würde es ausreichen zu sagen: Lies den Koran, da ist alles schon enthalten? Soll man die Zahngesundheit der jemenitischen Kinder dem Koran anvertrauen, oder soll man sich Sorgen um die Zahngesundheit machen?

Für die meisten Christen reicht es nicht aus, die Kinder der unveränderlichen Lehre der Glaubensgemeinschaft auszusetzen. Sie wollen etwas Konkretes tun. Die Welt verändert sich. Die Kindererziehung verändert sich. Was zu Goethes Zeiten richtig war, kann heute in die Sackgasse führen. Nicht DAS BUCH, sondern das lebendige, das gesprochene WORT, das verhallt und verklingt, sind für den Christen die Anrufung.

Die Welt insgesamt, aber vor allem die Kinder, brauchen unsere Sorge. Sie brauchen es, dass wir uns um sie kümmern. Hier in Kreuzberg genauso wie dort im Jemen. Wir müssen genau hinschauen und fragen: Was dient ihnen? Was brauchen diese Kinder, damit sie ein gesundes, glückliches Leben führen können? Wo finden wir die Antwort auf die Fragen der Zeit? „Denn das größte Erbe, das wir auf dieser Welt zurücklassen können, sind die Kinder.“

Die Hochschätzung des Kindes ist etwas, was Muslime und Christen eint.

Ich halte diese Gemeinsamkeiten und diese Unterschiede für wichtig. Man sollte sie zur Kenntnis nehmen und sich friedfertig darüber austauschen.

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Mrz 132010
 

„Er war verloren und ist wiedergefunden worden“, so heißt es in der alten, ewig jungen Geschichte vom verlorenen Sohn. „Jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern.“

Wenn ich es recht bedenke, müsste diese Geschichte heute ebenso sehr auch als die „Geschichte vom verlorenen Vater“ erzählt werden. Wieviele Söhne und Töchter berichten mir davon, dass sie ihren Vater nie so recht gekannt, nie so recht gefunden hätten. Es ist, als hätte sich die Gestalt des Vaters verflüchtigt und müsste erst mühsam wiedergefunden werden. Der Vater – muss wiederkommen.

Die schönste Fassung dieser Geschichte von der Wiederkehr des Vaters bietet in meinen Augen Giani Stuparich, ein 1891 in Triest geborener, Italienisch schreibender Autor. Erst vor wenigen Tagen las ich seine Erzählung  „Il ritorno del padre – Die Wiederkehr des Vaters“. Ich kenne keinen anderen Autor, dem es so gut gelänge, dem zuhause verlassenen Sohn wie auch dem in der Welt verlorenen Vater Mitgefühl und Gerechtigkeit widerfahren zu lassen!

Der Vater – das ist ein Hallodri und Kneipengänger, ein Herumtreiber – so stellen ihn die Verwandten dar. Der Sohn stellt ihn sich ganz anders vor. Er meint: „Die allermeisten Verurteilungen verwandelten sich in Lobpreisungen.“  Der Vater ist stark, verständnisvoll, erfolgreich, warmherzig. So soll er zumindest sein in den Phantasien des Sohnes.

Und dann beschreibt Stuparich genau, was bei einer tatsächlichen Begegnung in Vater und Sohn vorgeht. Dieses Hin- und Herschwanken, diese Furchtsamkeit, sich auf einen anderen Menschen einzulassen! In der Begegnung mit dem kleinen Sohn erfährt der Vater seine eigene Schwäche und Verletzlichkeit. Er wehrt sich dagegen. Er möchte einfach so gehen, obwohl der Sohn gerade davor große Angst hat.

Dann bleibt er doch. Mit dem Rauch einer Zigarette bläst der Vater zum Schluss dem Sohn buchstäblich den Ruch des großen Lebens ein – im ausgetauschten Atmen ergibt sich etwas, woran so viele Vater-Sohn-Geschichten ein Leben lang sich vergeblich abmühen: die Versöhnung. Angeleitet von diesem „zarten lebendigen Gewicht, das sich in seine Brust hinabließ wie ein Anker in die beruhigt schimmernden Fluten eines stillen Hafens“, oder im Original:

Negli occhi aperti del padre passavano le luci di nuovi sentimenti, che davano alla sua faccia un’espressione di dolorante bontà. Erano stati sotto, in fondo al suo cuore quei sentimenti, repressi e soffocati da altre passioni: ora tornavano a galla, richiamati da quel dolce e vivo peso, che scendeva dentro il suo petto come un’àncora nelle acque riposate e limpide d’un porto in calma.

Ich empfehle diese meisterhafte Erzählung allen Töchtern und Söhnen, die bisher auf die Heimkehr des Vaters vergeblich gewartet haben.

Leseempfehlung: Giani Stuparich, Il ritorno del padre e altri racconti. Con una nota di Arrigo Stara. Verlag Giulio Einaudi, Turin 1961 und 1989, hier S. 18

 Posted by at 22:55