Mai 042010
 

Ein guter Vater, eine gute Mutter – das ist das Wichtigste, was Kinder brauchen. So habe ich es wiederholt und mit großem Nachdruck in diesem Blog vertreten. Das Heranziehen von guten Vätern und guten Müttern, das ständige Mahnen und Ermuntern: „Sei ein guter Vater! Kümmere dich um deine Kinder! Sei eine gute Mutter! Seid eine gute Familie!“ ist eine der wichtigsten Aufgaben der Sozialpolitik. Jeder Staat muss ein vitales, nicht zuletzt ein fiskalisches Interesse an beständigen, von dauerhafter Liebe und persönlicher Treue getragenen Familien haben.

Dies berichtet der Tagesspiegel heute auf S. 14:

Gymnasien fordern Sozialarbeiter – Schule – Berlin – Tagesspiegel
Der zwölfjährige Philipp bekam in seiner Klasse keinen Ton heraus. Seine Noten wurden schlechter, andere Schüler hänselten ihn. Philipp suchte bei der Sozialpädagogin seines Gymnasiums Hilfe. Die baute Vertrauen zu ihm auf, bis er schließlich von der Scheidung seiner Eltern erzählte und davon, dass er zu dick war und von den Mitschülern deshalb als „Schwein“ beschimpft wurde. „Philipp fühlte sich zu Hause und in der Schule ausgegrenzt und hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein mehr“, berichtet die Sozialpädagogin Annette Just. Mit gezielter Hilfe wurde es besser.

Es gibt Hunderttausende solcher Geschichten wie die des zwölfjährigen Philipp. Was kann der Staat tun? Er kann durch Tausende, Zehntausende, ja Hunderttausende bezahlter Sozialarbeiter, Kiezläufer, Psychologen, Berater und Betreuer versuchen, den Ausfall der Väter oder der Familien auszugleichen. Und der Staat versucht es auch redlich, soweit die Kassen es zulassen und weit darüber hinaus. Jetzt fordern also auch die Gymnasien Sozialarbeiter. Da der Staat bekanntlich Geld im Übermaß hat (Stichwort Bankenkrise, Stichwort Griechenland!), soll er jetzt auch in die weiterführenden höheren Lehranstalten Ersatzeltern im großen Umfang einbringen.

Oder der Staat bildet sich die leiblichen Eltern der Kinder als unbezahlte Sozialarbeiter, Kiezläufer, Psychologen, Berater und Betreuer ihrer eigenen Kinder heran. Die leiblichen Eltern sollen also den Kindern all das bieten, was Lehrer und Sozialhelfer den Kindern nur unzureichend ersetzen können. Der Staat würde dann offen zugeben: „Ich, der Staat, kann den Kindern nicht das bieten, was nur die Eltern den Kindern bieten können. Ich kann die Eltern nicht ersetzen.“

Das würde in letzter, radikaler Konsequenz bedeuten, dass den Eltern die entscheidende Verantwortung für das Gedeihen der eigenen Kinder, für die Erziehung der eigenen Kinder zugemutet würde!  Unerhört! Diese Zumutung könnte in Forderungen gipfeln wie etwa: „Ihr Väter, kümmert euch um eure Kinder!“ Oder, noch schlimmer: „Ihr Väter, sorgt dafür, dass eure Kinder jeden Tag ein warmes Essen auf den Tisch bekommen!“ Oder: „Ihr Mütter, sorgt dafür, dass eure Kinder mit einem guten, gesunden Frühstück den Tag beginnen!“ Oder: „Sorgt dafür, dass eure Kinder jeden Tag zwei Stunden in frischer Luft bei Bewegung und Spiel verbringen!“ Oder: „Ihr Väter, stellt eure Söhne nicht vor dem Fernseher ab! Unternehmt etwas mit ihnen!“

Ich gebe gerne zu: Das sind äußerst radikale Forderungen. Es gibt weit und breit fast niemanden, der die absolut zentrale, die unersetzliche Rolle der Familie, die zentrale Rolle der Nächstenliebe für das Glück und das Gedeihen der Kinder öffentlich auszusprechen wagt. Die politischen Parteien wagen so etwas nicht mehr öffentlich zu sagen. Die Kirchen, Synagogen und Moscheen tun es bisweilen noch, sind aber oft mit anderen Dingen beschäftigt. Es zeugt von äußerster Unerfahrenheit, von erfrischender Naivität, wenn ein Politiker die Forderung nach Nächstenliebe erhebt. Denn Nächstenliebe ist keine Leistung der Politik, sondern ein Geschehen zwischen einzelnen Menschen.

Die Forderung nach mehr Nächstenliebe kommt also einer Selbstbescheidung, einer Selbstbeschränkung der Politik gleich. Ich bin ein großer Anhänger dieser Selbstbescheidung! Ich halte sie gerade angesichts der Haushaltslage der Kommunen für unerlässlich.

Mir ist eigentlich aus jüngster Zeit nur eine deutsche Politikerin bekannt, die bereits zu ihrem Amtsantritt 1 Mal den zentralen Wert „Nächstenliebe“ (!) und sage und schreibe 2 Mal den zentralen Wert „Familie“ (!) in den Mund genommen hat. Diese deutsche Politikerin ist soeben Sozialministerin in Niedersachsen geworden. Wir müssen die deutsche Politikerin Aygül Özkan (CDU) in ihrem Verweis auf grundlegende Werte wie die Nächstenliebe und die Familie unterstützen, auch wenn wir derzeit noch eine verschwindende Minderheit bilden.

NB: Auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Stand: Juli 2009) weist in all seiner erfrischen Naivität und Unbekümmertheit im Artikel 6 den Eltern die letzte Verantwortung für Glück und Gedeihen der Kinder zu. Niemand wird unsere winzige radikale Minderheit also als „Verfassungsfeinde“ bezeichnen dürfen, wenn wir wieder und wieder die entscheidende Rolle der Eltern ins Gedächtnis rufen. Wir stehen auf dem Boden der Verfassung.

 Posted by at 11:16

  3 Responses to “Was brauchen Kinder am meisten? (2) „Sozialarbeiter!“”

  1. Sie stellen die richtigen Fargen. Aber was Sie fordern, wäre nur durch eine massive Umverteilung von der Sozialhilfe in die Sozialberufe zu erzielen. Man müsste also das Geld von der direktt an die Familien gezahlten Sozialhilfe in die Entlohung der etwa 2 Millionen neuen Sozialarbeiter, Erzieher, Psychologen und Lehrer stecken.

    Ich sag’s mal so: Durch viel zu viel Geld an den falschen Stellen hat der Staat eine sehr große, wachsende Masse an überforderten Familien herangezogen. Diese werden durch die Parteien (mindestens hier im Bundesland Berlin) weiter als Stimmvieh angefüttert.

    Hier hilft nur ein radikaler Bruch mit der korrupten Verteilungspolitik.

    Es ist nicht so einfach. Es ist schwer, den Staat über den Stimmzettel zu änern. Die Parteien fassen ihre Aufgabe so auf, dass sie im wesentlichen für ihre Klientel sorgen.

  2. Schauen wir uns die Familien an. Wir sehen: Viele (manchenorts die meisten) tun nicht, was Sie, Herr Hampel, fordern, und werden es trotz aller Appelle und beschwörender Worte nicht tun.

    Daraus folgt: Der Staat muss ran.

    Es kommt dann nur darauf an, dass er es RICHTIG macht. Darüber müssen wir uns unterhalten! Wie kann der Staat die Schwächen der Familien RICHTIG kompensieren? Wie müssen zum Beispiel Sozialarbeiter arbeiten bzw. ausgebildet werden? Wie müsste das Lernen in den Schulen gestaltet werden? Undsoweiterundsofort.

    Eine Selbstbeschränkung der Politik bedeutet hier: Alles geht in den Graben.

    Wir haben nicht zuviel „Staat“, sondern zu wenig. Und vor allem nicht den richtigen „Staat“. Der Staat wiederholt bezüglich der Erziehung meistens nur die Fehler, die Familie und Arbeitswelt machen.

    Auf die Familie haben wir politisch denkenden Menschen kaum einen Zugriff, auf die Firmen auch nicht. Aber wenn es um den Staat geht, könnte der problembewusste Wähler das eine oder andere ändern.

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