Jun 032011
 

02062011675.jpgGestern beschlossen wir: Wir machen eine Veranstaltung mit der CDU Kreuzberg-West am 18. Juni 2011, 11 Uhr, im Gemeindesaal der Ev. Luthergemeinde in Schöneberg, Bülowstr. 71/72. Thema: „Schauen – Spielen – Lernen: Frühkindliche Bildung durch Musiktheater förden.“ Mit Kindern und mit Alla Karpowa. Kinder, Eltern, Erzieher, Lehrer, Pädagogen, Fachkräfte der psychosozialen Versorgung und Politiker sind willkommen!

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Apr 292011
 

„Eine Zeitlang hat er uns vorgespielt, Krebs oder Tuberkulose zu haben. Er lief in München herum, mit dem Gesicht eines Mannes, der wußte, daß er sterben muß, aber das Beste daraus machen will. Er tat immer so, als würde er Blut in sein Taschentuch husten, aber das Tuch blieb weiß.“

So berichtete es uns ein Schulkamerad über einen Mitschüler, der später ein sehr bekannter Mensch in der Bundesrepublik Deutschland wurde.

In kaum einem Satz ist das Wesen des bundesrepublikanischen Terrorismus der 70er und 80er Jahre besser gefasst.

Diese Fabel vom eingebildeten Blutspucker kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn kluge Zeitgenossen mir etwas vom „mörderischen Charakter unseres Systems“ erzählen, vom bevorstehenden Untergang unserer Ökosysteme, vom unausweichlichen Ende des Kapitalismus.

Es gibt Unheilsapostel, die uns etwas weismachen oder besser „schwarzmachen“ wollen, was so einfach nicht stimmt.

Jedes dritte Kind in Berlin lebt in Armut. Berlin ist die Hauptstadt der Kinderarmut.“ Ein großer, ein unausrottbarer Unsinn, eine Torheit, die auch in den besten Parteien unermüdlich verbreitet wird!

Ich sage: Es gibt in Berlin keine Armut. Dann müsste ich sie ja sehen, da ich seit vielen Jahren in einem von Armut geprägten Stadtbezirk lebe und tagtäglich mit genau diesen Kindern rede, die angeblich in Armut leben.

Die eingebildeten Blutspucker! Sie spucken Blut ins Taschentuch, aber es bleibt weiß.

Zitat:
Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex. Hoffmann und Campe, Hamburg 1985,  S. 18

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Sep 052010
 

Eine erstklassige  Unterhaltungsserie über Sozialpsychologie läuft derzeit in allen deutschen Medien. Viele spielen dabei mit. Vorausetzung dafür ist, dass man das Buch nicht gelesen hat und der Mehrheitsmeinung folgt. Hat man das Buch gelesen – was bisher nur sehr wenige getan haben – taugt man nicht mehr für eine Rolle als Mitspieler in der Unterhaltungsserie und kann sich deshalb ganz entspannt zurücklehnen und genießen.

Man sollte das ganze Gewitter, das auf Thilo Sarrazin herniedergeht, nicht als antirassistische Hetzkampagne bezeichnen, denn dazu ist es doch zu durchschaubar. In dem Maße, wie die Menschen Sarrazins Buch lesen, werden die Argumente gegen ihn in sich zusammenstürzen, aber jetzt läuft eben diese Seifenoper noch, und deshalb wollen wir uns ihr noch weiterhin widmen.

Ganz wichtig ist es, die Sündenbockrolle zu erkennen, in die Sarrazin hineingedrängt wird.  Ein Hauptargument der Hetzer und Petzer ist es, Sarrazin die Schuld an dem beklagenswerten Zustand der Nicht-Integrationspolitik zu geben. Immer wieder kann man es lesen: Sarrazin schade der Integration, er mache es den Muslimen unmöglich, sich zu integrieren, er „spalte“, er „vergifte“.

In diesem Sinne hat sich sein Parteifreund und ehemaliger Boss Wowereit wiederholt geäußert. So auch heute wieder:

Sarrazin-Thesen: Konservative fordern harte Integrationsdebatte – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
„Solche Kampagnen zielten auf kurzfristige parteipolitische Vorteile, haben unser Land in der Integrationspolitik aber um Jahre zurückgeworfen„, kritisierte Wowereit. „Mit Thilo Sarrazin muss diese Liste nun leider ergänzt werden.“

Wir verstehen: Da Sarrazin nicht alles so toll findet wie Wowereit, ist er selber an dem ganzen Elend schuld. Die gleiche Tonart fanden wir vor einigen Tagen bei Heinz Buschkowsky im ZDF heute-Magazin: „Ich habe Thilo um Geld gebeten, er hätte uns Neuköllnern als Finanzsenator mehr Geld für soziale Projekte geben können, doch hat er das nicht getan.“ Folge: Der Finanzsenator hat durch die Sanierung des Haushaltes die Integration der Muslime verhindert. Er hat es bevorzugt, den Haushalt der Berliner für ein Jahr in Ordnung zu bringen, statt durch weitere Millionen im Minutentakt die Integration der Zuwanderer zu bewirken. Er ist selbst an allem schuld.

Ein klassischer Abwehrreflex! Der Überbringer der Nachricht wird für das Übel in Haftung genommen.  Das alles war schon in den Tragödien des Sophokles so.

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Arbeit am Selbstwertgefühl. Tag der Arbeit!

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Mai 012010
 

01052010002.jpgAls kreuzbrav-kleinbürgerlicher Kreuzberger mied ich heute sinnleere Katz-und-Maus-Spiele in meinem von auswärtigen Truppen eroberten Heimatbezirk  und begab mich stracks in den Nachbarbezirk Tiergarten. Dort verfolgte ich ein sehr ansprechendes Sprechstück über den Kampf um Arbeitsplätze: „RAUS BIST DU NOCH LANGE NICHT“. Das Weber-Herzog-Musiktheater spielt, trommelt und musiziert das Hin und Her zwischen Kündigungsdrohung, gnadenloser Effizienzmaximierung und dem Aufbegehren der Arbeiterinnen und Arbeiter in einer italienischen Fabrik. Die Fabrikbesetzungen waren eine Zeit lang in Italien sehr im Schwange. Gut gemacht, überzeugend dargeboten.

Ich gerate ins Gespräch mit  Zuschauern und Darstellern: „Wer von euch ist oder war Arbeiter?“, frage ich. Keine Hand regt sich. Das Stück, von dem ihr einen Teil hier auf Youtube sehen könnt, steht windschief zur Realität des heutigen Arbeitsprozesses in Berlin.

Bewegend ist auch der Rap einiger türkischer junger Männer vor dem Brandenburger Tor: harte, stoßartig hervorquellende Anklagen: das Leben im Knast ist hart. Überall Gitterstäbe. Das Leben ist verbarrikadiert. Dieser Gangsta-Rap, den ich hier auf Youtube hochgeladen habe, ist die Kehrseite des Raps, den ich gestern in der Fanny-Hensel-Grundschule hörte. Im Musiksaal der Schule hatten die Kinder versucht, den Sinn der Goetheschen Gedichte in ihren eigenen Worten für heutige Ohren zu formulieren. Sie traten auf Hochdeutsch in einen Dialog mit der scheinbar vergangenen Welt der Goetheschen Poesie, die doch unglaublich aktuelle Themen behandelte: Der Erlkönig das Thema des Kindesmissbrauchs, Der Fischer die Verführung durch Ausbeutung der Natur, der Zauberlehrling die Macht einer nicht mehr beherrschbaren Technik. Die Botschaft lautete: ich bin frei durch die Bindung an die Dichtung.“Wenn ich reim, werd ich frei …“ Durch die Auseinandersetzung mit der großen Tradition gewinnen die Kinder der Fanny-Hensel-Schule ihren eigenen Freiheitsraum.

Der Gangsta-Rap der 17-20-jährigen Jungs hingegen erzählt mir von Einsamkeit, von Knechtschaft, von Isolation, von Gewalt. Das ist die Welt der Straßen. In dieser Welt wachsen unsere muslimischen Jugendlichen in Berlin-Innenstadt auf. Dieser Rap kommt in jenem besonders gefärbten Türkdeutsch daher, das sich hier in Kreuzberg, Wedding und Neukölln als lingua franca der jungen Männer herausgebildet hat. Eine abgerundete, stärker zischende, weiter vorne gebildete Artikulation kennzeichnet unsere Jugendlichen als eindeutiges Produkt einer typischen Berliner Jugend. Das sind unsere Jugendlichen, das ist die nächste Generation, die hier in Berlin heranwächst.

Ich mache mir Sorgen. Hinten am Heinrichplatz toben sich unsere maßlos verwöhnten  Wohlstandskinder aus. Dort vor dem Brandenburger Tor äußerten sich andere Kinder, die Kinder der Schattenwelt. Meine stärkste Sympathie gilt an diesem Tag den arabischen und türkischen Rappern. Sie haben ihr Herz in die Hand genommen. Sie machen Kunst. Sie erzählen und halten uns den Spiegel vor.

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Jugend rezitiert sich zum guten Wort hin

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Apr 172010
 

Wir können beweisen, dass man an einer staatlichen Kreuzberger Grundschule mit 2% Anteil deutscher Kinder genauso gut und erfolgreich lernen kann wie an einem humanistischen Gymnasium mit 98% Anteil deutscher Kinder. Wir können der Welt zeigen, dass die künftige „Elite der Stadt“ und die „Elenden im Lande“ dieselben sind  – und umgekehrt.

Wie?

Meine erste Idee wäre ein Wettbewerb „Jugend rezitiert“ der Schulen, angelehnt an den Wettbewerb „Jugend musiziert“. Grundgedanke dabei: Die Kinder und Jugendlichen lernen säkulare Gedichte der Tradition und der Moderne in deutscher und in anderen Sprachen auswendig und tragen diese – getrennt nach Altersklassen – in einem öffentlichen Wettstreit vor. Wie bei „Jugend musiziert“ werden Gedichte aus jeweils dem 18. Jahrhundert, aus  Romantik und Moderne verlangt, also z.B. ein Gedicht von Goethe/Schiller, eines von Eichendorff und Mörike, eins von Paul Celan und Peter Rühmkorf. Dazu kommt noch ein Gedicht in der Herkunftssprache der Familien, z.B. in Kurdisch, Armenisch, Arabisch oder Russisch.

Die uralte Technik der Rezitation, der versgestützten Einprägung, wie sie über die Jahrtausende hinweg in den großen abrahamitischen Religionen gepflegt wurde, weist einen Weg zur Hinführung an gute Sprache, an den sorgsamen Umgang mit dem Wort.

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Wellen in München

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Mrz 092010
 

200x.jpg Man schlägt Wellen. Die DLD-Konferenz war wirklich spannend!

Photo from Getty Images – DLD Conference 2010 News, photos, topics, and quotes
MUNICH, GERMANY – JANUARY 26: Chris Dercon, Christoph Schlingensief and Johannes Hampel of Opera House attend the Digital Life Design (DLD) conference at HVB Forum on January 26, 2010 in Munich, Germany. DLD brings together global leaders and creators from the digital world.

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Verhallendes Wort trifft auf gebrannte Keramik

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Jan 272010
 

marchenrot

Immmer gerne schaue ich bei der Keramikwerkstatt in meiner Obentrautstraße vorbei. Eva Trenz-Diakite hat sich hier eine schaffende Höhlung, ein Gewölbe der Märchen- und Zauberwelten geschaffen. Jedes Mal entsteht etwas Neues: eine Kanne, ein Bild, eine Pflanze. Schaffenslust einer großen Künstlerin im Souterrain!

Eva lädt uns ein, am nächsten Sonntag, 7. Februar um 17 Uhr 7 ein paar Märchen zu erzählen. Dazu wird sie – meine Geige nämlich – ihre Stimme erheben.

rotext4.jpg

Das Märchen lebt aus dem Augenblick, ist hingeweht, widersteht jeder bannenden Festlegung. Keramik dagegen brennt etwas für die Ewigkeiten. Älteste Kermikfunde reichen tausende Jahre zurück! Das gesprochene Wort verhallt, klingt fort, verliert sich.

Das Töpfern und Brennen ist eine ebenso alte Kulturtechnik wie das Erzählen von Geschichten.

Kommt alle!

Der Märchengeiger kommt in die Keramikwerkstatt und erzählt: Das Märchen vom dreiköpfigen Drachen & das Märchen vom Rossknecht und dem Kaiser.
Johannes Hampel erzählt Märchen und spielt auf seiner Geige.

Für Erwachsene und Kinder gleichermaßen.

Am 7. Februar um 17:07 Uhr
in 10963 Berlin Kreuzberg, Obentrautstraße, Ecke Großbeerenstraße 78

Eintritt frei. Über eine Spende freuen wir uns.bunt4vorn.jpgmarchenrot.pdf

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Dez 172009
 

1194272589___irinapotapenkoport.jpg Zu den beeindruckendsten Opernregisseuren der Gegenwart zählen für mich Christoph Schlingensief (Deutschland, Österreich, Burkina Faso usw.) und die russische Opernsängerin Irina Potapenko (Schöneberg, Kreuzberg). Was haben die beiden gemeinsam? Sie bringen die Oper als Kunstform an ungewöhnliche Orte. Sie gehen zu den Kindern, den Armen, den Vergessenen. Zu den Unterschichtlern dieser Erde. Sie glauben an die verwandelnde Kraft der Kunst, des Gesanges. Kultur, Musik, Gesang, Oper – nennt es doch wie ihr wollt! – ist etwas für alle. Sie ist so wichtig wie das täglich Brot.

Was ist der Unterschied? Schlingensief findet viele Mitstreiter. Das schreibt die ZEIT über ihn und sein afrikanisches Opernhaus:

»Ich meine das ernst«, sagt Schlingensief. In seinem Opernhaus sollen Künstler aus Afrika und Europa zusammenkommen. Er hat sich die Unterstützung von Außenminister Steinmeier geholt, vom Goethe-Institut, und er hofft auf private Spender – etwas mehr als eine Million Euro wird Schlingensief wohl brauchen. Und nun ist er hier in Burkina Faso mit einem fünfköpfigen Team, um nach einem geeigneten Ort zu suchen.

Irina Potapenko kommt ohne Subventionen, ohne Team, ja sogar ohne Außenminister aus. Die Puppen bastelt sie selbst in ihrer Freizeit. Einige davon hat sie schon verschenkt. Ihre Spielorte sind Kitas und Schulen, sind die berühmten Schimmel- und Asbestkieze Kreuzbergs und Schönebergs. Finanzielle Unterstützung erhält sie keine. Mit ihrem lustigen dreirädrigen Lastenrad fährt sie die Requisiten zur Bühne, werkelt, malt und hämmert selbst. Sie führt Regie, malt mit den arabischen und türkischen Kindern die Bühnenbilder, singt selbst, lässt Kinder als Mitwirkende auftreten, spannt auch ihren willfährigen Ehemann, nämlich den hier schreibenden Blogger, als Helferlein ein. Und das Beste daran ist: Keine einzige Zeitung nimmt Ira Potapenko wahr. Sie macht es um der Kinder willen, um der Kultur willen.

Irina Potapenko ist für mich die Opernregisseurin des Jahres 2009. Wirklich – nur für mich! Bitte, bitte: Nicht weitersagen, dass das Gute so nah liegt! Pssst!

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Jun 072009
 

Gleich am Morgen ging ich zu den Europawahlen in die Nikolaus-Lenau-Grundschule. Ich wurde von den Wahlhelfern freundlichst begrüßt – war ich doch um 9.20 Uhr schon der zwölfte Wähler, der seine Stimme abgab! Den langen Zettel las ich gründlich durch und setzte mein Kreuz bei der Liste eines Mannes, den ich kenne und schätze.

Ich rief aus: „Ich tippe auf 42% Wahlbeteiligung und leiste hiermit meinen Beitrag!“ Gelächter: „Sie sind zu optimistisch!“ – Das habe ich ja auch in diesem Blog geraten. Und so ist es auch gekommen. Der Wahlausgang bedeutet ein klares Votum für mehr Freiheit, für weniger Staatsgläubigkeit. Die niedrige Wahlbeteiligung und ebenso das Erstarken der Rechten in den anderen Ländern finde ich allerdings bedenklich.

Beim Umweltfestival der Grünen Liga, dem Netzwerk ökologischer Bewegungen, erzähle ich das Märchen vom Rabenkönig zweimal. Erst auf der großen Bühne vor dem Brandenburger Tor, dann auf der kleinen Bühne vor dem russischen Panzer. Nur mit einer Stimme und einer Geige vor die Menschen zu treten, das ist schon mehr, als sich in einem Ensemble einzureihen. Ich lasse mich tragen und die Worte strömen sozusagen aus mir heraus. Der Sohn, der sich aufmacht, um seine beiden Brüder und den Ochsen zu befreien, besteht alle Prüfungen: Er kann teilen, denn er gibt sein letztes Brot an ein Tier. Er hört zu, er ist mutig – und er geht sparsam mit den Schätzen der Erde um!

Das Tolle war: ich hatte keinen Text auswendig gelernt, sondern merkte auf die Reaktionen der Zuhörer – was kommt an? Wie alt sind sie? Wie gehen sie mit? Also waren die zwei Fassungen des Märchens heute recht unterschiedlich.

Die große ADFC-Sternfahrt endete hier am Brandenburger Tor. Durchnässt, aber zufrieden trudeln Tausende und Abertausende von Radlern ein. Ich spreche mit einigen ADFC-Freunden, darunter auch der ADFC-Landesvorsitzenden Sarah Stark.  – Es war ein erfolgreicher Tag, etwa 100.000 Teilnehmer folgten dem Lockruf der freien Straßen.

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Apr 112009
 

iras_mozart_28112007.jpg Eine nette Nachbarin sprach mich auf dem Hof an: „Habe soeben von euch drei in der Berliner Zeitung gelesen!“ Da hätte sich der Pappmaché-Mozart aber gefreut, dass der Name seiner Mutter heute auf S. 15 in der Berliner Zeitung steht!  Und das Beste: Der Name der Puppenmacherin ist fast richtig abgedruckt. Oben seht ihr den kleinen Mozart, als er noch bei uns wohnte. Wir versäumen nicht, diese Ergänzung zu unserem Blog-Bericht vom 02.04.2009 hier ebenfalls einzurücken, wobei wir uns gestatten, den Namen der Mutter richtigzustellen:

Der „Schlüssel“ hat einen Namen : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv
Die Kita-Leiterin spricht von einem „Schüsselerlebnis“, das vor drei Jahren durch „eine resolute Opernsängerin aus Moskau“ hervorgerufen wurde. Falls ihr der Name entfallen sein sollte: Es handelt sich um Irina Potapenko, deren Sohn Wanja von 2005 bis 2008 die Kita am Kleistpark besuchte. Das Konzept zur Musikerziehung stammt von ihr. Sie gab nicht nur ein, sondern fünf Konzerte mit ihrem Mann Johannes Hampel, der sie auf der Geige begleitete. Beide studierten mit den Kindern auch Puppenspiele ein. Alle Requisiten fertigte sie unentgeltlich an, auch den erwähnten Mozart aus Pappmaché vor dem Büro der Leiterin.

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Ist die Königin der Nacht gut oder böse?

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Jan 302009
 

Gestern führten wir wieder einmal Mozarts Zauberflöte in der Fassung für Puppentheater auf. Ort diesmal: die Aula der Clara-Grunwald-Grundschule in Kreuzberg. Zum ersten Mal spielten wir für die älteren Kinder, für „oben“, wie man in dieser Schule sagt, also die Jahrgänge 4 bis 6. Ira singt die Arie der Pamina leicht und schwebend, als wäre sie eine echte Sopranistin. Dabei ist sie eigentlich Alt. Und siehe da: Manches an unseren Texten verändert sich.  Ich merke, wie ich mehr in den Frage-Antwort-Gang umschalte, weniger märchenhaft erzähle. So frage ich die Kinder nach der Aufführung: „Ist die Königin der Nacht gut oder böse? Was meint ihr?“ Die Meinungen der Kinder sind geteilt. Ich fasse zusammen: „Aha, wir sehen, es ist nicht so leicht zu entscheiden, ob jemand gut oder böse ist.“  Für die Kleinen, für „unten“, sind solche Aussagen nicht so gut: Die Kleinen wollen schon wissen, ob einer gut oder böse ist.

Am Abend fahre ich zur Bezirksratssitzung des ADFC. Es ist die erste Sitzung des Bezirksrates, die ich nach meiner Wahl zum Sprecher leite. Ein bisschen Aufregung herrscht schon in meiner Magengrube – es erinnert mich an meine frühere Zeit als Sprachlehrer für Erwachsene, wo ich ja ebenfalls den Ablauf irgendwie steuern musste. Die Mischung aus Disziplin und Kreativität ist das A und O bei allen Gruppen. Und vor einem sitzen lauter selbstbewusste, erwachsene Menschen, die ihren eigenen Kopf haben!  Das Spannende an dem Zusammentreffen von ganz unterschiedlichen Leuten ist, dass man nicht alles planen kann. Doch gestern ging fast alles gut.  Wir arbeiteten fast die gesamte Tagesordnung ab. Und eine Geschäftsordnung für unser Gremium wurde auch beraten und beschlossen.

Das Foto zeigt einen Blick in die Aula der Clara-Grunwald-Schule.  Es tanzen – Papageno und Papagena.

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Man sieht sich: von der Cyberworld in die echte Welt

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Nov 302008
 

So ein Blog, die unendlichen Weiten des Internet – das sind alles nur Behelfe, Wellenbretter, mit denen man unermessliche Strecken im Nu überwindet. Gleichwohl sind sie nicht das echte Leben. Schöner und erfüllender sind Begegnungen mit Menschen in Fleisch und Blut! Deshalb lade ich euch Leserinnen und Leser herzlich zu einigen öffentlichen Veranstaltungen in den nächsten Tagen ein. Ich werde sicher dort sein! Ich hoffe – man sieht sich!

Freitag, 05. Dezember 2008, 15.00 Uhr: doppelgedächtnis. Es spricht der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski. Eine Veranstaltung der Gesellschaft zur Förderung der Kultur im erweiterten Europa. Ort: Vertretung der Europäischen Kommission, Unter den Linden 78, Berlin-Mitte. Eintritt frei, Anmeldung erbeten unter: anmeldung@kultur-in-europa.de oder per Fax: 030 80 48 20 83

Freitag, 05. Dezember 2008, 16.30 Uhr: Ferdinand der Stier. Eine Geschichte von Munro Leaf. ErzählZeit mit Silvia Freund. Mit dabei sind Kinder der Kita am Kleistpark, Johannes Hampel (Violine), Michael Köke (Gesang und Gitarre), Elena Marx (Tanz). Großer Saal im Nachbarschaftsheim Schöneberg, Holsteinische Straße 30, Berlin-Schöneberg. Eintritt frei

Dienstag, 09. Dezember 2008, 19.30 Uhr: Treffen der ADFC-Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg, Café Sybille, Karl-Marx-Allee 72. Eintritt frei

Mittwoch, 10. Dezember 2008, 19.00 Uhr: Jahreskonzert der Gesellschaft zur Förderung der Kultur im erweiterten Europa. Mit Sonora Vaice, Sopran, und Tereza Rosenberga, Klavier. Atrium der Deutschen Bank, Unter den Linden 13/15, Berlin-Mitte (Eingang Charlottenstraße). Eintritt frei, Anmeldung erbeten unter: anmeldung@kultur-in-europa.de oder per Fax: 030 80 48 20 83

Ihr seht: Musik, Kunst, Kinder, Europa, Radfahren in Berlin, Kultur, eine Kita, ein Geldhaus … alles was das Leben lieb und teuer macht, kommt vor! Kommt ihr auch!

Unser Bild zeigt ein großes buntes Stoffgemälde, gemalt von Kindern der ersten Klasse aus der Staatlichen Grundschule am Brandenburger Tor. Für den lustigen Gesellen Papageno. Für eine Aufführung von Mozarts Zauberflöte

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Aug 172008
 

Der Urlaub im türkischen Kadikalesi nahe Bodrum brachte wunderbare Begegnungen, Entspannung, Spaß, Freude mit meinen russischen Schwiegereltern, aber leider auch den furchtbaren Schatten des Kaukasuskrieges, der sich über die letzte Woche legte. Wir kennen viele Georgier, die Georgier gelten in Russland als lustiges, lebensfrohes Völkchen, über das endlose Anekdoten kursieren. Und dann das! Längere Sitzungen am Internet waren unvermeidlich. Meine Türkischkenntnisse besserten sich rapide – jede Woche ein neues Wort! Unsterbliche Dialoge entspannen sich – auf russisch und türkisch gemischt, da ich als Russe galt und am „Russentisch“ saß, wie das Gevatter Thomas Mann genannt hätte. Einen dieser Dialoge will und darf ich euch nicht vorenthalten:

Türkischer Kellner Achmed: „Mozhna?“ (Das ist russisch, zu deutsch: „Darf ich den Teller abräumen, den Sie da eben so unordentlich leergegessen haben?“) Ich: „Evet!“ (Das ist türkisch, zu deutsch: „Ja, sehr freundlich von Ihnen und nehmen Sie doch bitte auch die Gabel mit.“) So leicht ist Türkisch!

Aber insgesamt waren die Türken sehr belustigt und erfreut, dass sich jemand mit ihrer Sprache Mühe gab. Ich glaube, das hatten sie noch nicht erlebt. Mein Sohn Wanja schwamm lange Strecken, baute Muskelmasse auf, und forderte alle möglichen Jungs zum Kräftemessen heraus. Sein Spitzname: Klitschko, Liebling der Türken. Als Klitschkos Vater hatte ich ebenfalls einen Stein im Brett. Im Hotel weilten ansonsten 50% türkische Gäste, 20% Russen und 30% Litauer und Letten. Was für eine Mischung – das ist das neue Europa!

Wir gaben auch zwei Zimmerkonzerte, Wanja und ich mit meiner Frau, denn wir Männer hatten unsere Geigen mitgenommen, sie ihre Stimme sowieso. Ich wage zu behaupten, dass ich der erste Mensch war, der Bachs g-moll-Solosonate in Kadikalesi spielte, und zwar zum Rufe des Muezzin, mein Sohn spielte „Hänschen klein“, wohl auch als Erstaufführung.

Kleinasien – das ist ja auch die Geburtsstätte Europas. Wir sind alle Kultur-Schuldner Asiens. Die herrliche europäische Leitkultur ist samt und sonders in Kleinasien entsprungen: Homer stammt von hier, Herodot sowieso, ionische Naturphilosophen Kleinasiens stellten die ersten Fragen nach dem Woher und Wozu. Erst später trat Athen in diese durch Asien gebahnten Denk- und Dichtwege.

Ein Ausflug führte uns nach Ephesus, das heutige Efes. Paulus, der eigentliche Schöpfer des Christentums, hatte sich hier auf den Marktplatz gestellt und den staunenden Bewohnern verkündet: „Ich bringe euch den unbekannten Gott!“ Sie glaubten ihm nicht. Aber – ich stellte mich unter den Tausenden von Touristen ebenfalls in die Überreste des antiken Bouleuterions, des Gerichts- und Versammlungstheaters, in dem Volksversammlungen, Gerichtsverhandlungen und künstlerische Darbietungen erfolgten. Was für ein Gefühl! 1200 Menschen passten hier hinein. Ich erprobe den Ruf, ein Satz fliegt mir zu – etwa von Göttin Diana? – ich spreche ihn laut aus in die sengende Hitze, und er klingt zurück von den steinernen Rängen, klar, vernehmlich, verstärkt. Er lautet:

„Wenn wir alle zusammenstehen, dann wird es gelingen!“ Das Foto zeigt mich in Ephesus, während ich eben diesen Satz ausspreche.

 Posted by at 21:08