Stechen von Kiel aus Jamaika-Träume in See?

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Jul 222009
 

Jeder erinnert sich immer wieder an seine Jugend. Viele fragen: Wie war das damals? Wie war das bei mir? Welche politischen Einstellungen waren zum Zeitpunkt des Abiturs herangereift? Darauf finde ich folgende Antwort: Das Gymnasium habe ich in Augsburg besucht. Als normales Produkt unseres  staatlichen Unterrichts verließ ich 1978 die Schule als leicht widerborstiger Feuerkopf, und wenn nicht als Fundamental-Ökologe, so doch mit der Überzeugung, dass Umweltschutz eines der obersten Staatsziele, ja vielleicht sogar das wichtigste aller politischen Ziele sei.  Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat, Meinungsfreiheit, Schulbildung für alle, Menschenrechte, Wohlstand – all dies nahm ich als naturwüchsige Gegebenheiten hin, die sich von selbst trügen und keiner weiteren Pflege bedürften.

Und heute? Heute sehe ich es fast umgekehrt. Zwar halte ich Umweltschutz weiterhin Continue reading »

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Jul 222009
 

Verblüffend einfacher Vorschlag des CDU-Landesvorsitzenden Henkel zur Schulreform: Wenn man einfach nicht mehr weiterweiß, – dann lasse man zunächst einmal alles, wie es ist. Man tue nicht so, als hätte man die Ursachen der Misere erkannt und könnte sie mit Maßnahmen ändern.

Schulreform – Berliner CDU-Chef schlägt Bildungsgipfel vor – Berlin – Berliner Morgenpost
„Die Verunsicherung muss ein Ende haben“, sagte der CDU-Fraktions- und Landesvorsitzende. „Wir benötigen kein rot-rotes Geschacher, sondern eine gesellschaftliche Debatte.“ Ziel sei ein zehnjähriges Moratorium zur Schulreform. „Wir wollen, dass der Schulstreit für die nächsten zehn Jahre beigelegt wird und in der Zeit auch keine Veränderungen erfolgen“, so Henkel.

Dieser Vorschlag Frank Henkels gefällt mir sehr. Ich meine, er findet breitesten Rückhalt bei Lehrerinnen und Lehrern, bei Schülern und auch bei Eltern. Ich kenne schlechterdings keinen Lehrer, der seine Hoffnungen auf eine Strukturreform setzen würde. Sie wollen RUHE. Sie wollen verschont werden von Bemäntelungen der Ratlosigkeit. Aber nahezu alle sagen: Das Hauptproblem ist die falsche Einstellung bei Eltern und Schülern. Es fehlt an den grundlegendsten Tugenden für sinnvolles Lernen: Fleiß, Beharrlichkeit, Zuverlässigkeit, Höflichkeit. Es fehlt an Ernst, es fehlt an Verantwortung, es fehlt an grundlegendsten Sprachkenntnissen.

Lassen Sie uns überlegen: Wenn alle die richtige Einstellung hätten –  würde die Schule dann unter diesen strukturellen Bedingungen gelingen, zu guten Ergebnissen führen? Ich behaupte laut und deutlich. Ja, ja! Ich empfehle, den Vorschlag Frank Henkels anzunehmen.


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Nationalsozialisten? Oder: Was liegt schon an einem Wort!

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Jul 212009
 

Kaum jemand weiß, dass nicht das Neue Deutschland, sondern dieJunge Welt die am meisten verbreitete Tageszeitung der DDR gewesen ist. Während das Neue Deutschland 1989 noch etwa 1 Million Auflage hatte, brachte es die Junge Welt, das Organ der FDJ, auf etwa 1,5 Millionen. Beide Zeitungen erscheinen noch heute und liefern weiterhin wie in einem Teleskop einen verlässlichen Einblick in die konservative, dogmatisch-linientreue Lesart der Zeitgeschichte. Ich vermute: Viele, wenn auch nicht alle Artikel hätten so oder so ähnlich auch in der DDR erscheinen können. Einen wertvollen begriffsgeschichtlichen Hinweis liefert heute in der Jungen Welt der Verfasser Ludwig Elm:

Nicht zuletzt mit Rücksicht auf beträchtliche Teile der Anhänger- und Wählerschaft der Mitte-Rechts-Koalitionen im Bund und in einigen Ländern wurden im Sprachgebrauch der Bundesrepublik die Selbstbezeichnungen der Nazis für ihr verbrecherisches Regime umstandslos beibehalten: »Nationalisozialismus«/»Drittes Reich«.

via 22.07.2009: Deutsche Kontinuitäten (Tageszeitung junge Welt).

Bei den Demonstrationen in Friedrichshain-Kreuzberg wird stets voller Inbrunst gegen die Faschisten zu Felde gezogen. Poveri italiani, denke ich oft! Müssen die armen Italiener denn alles ausbaden? Was liegt an diesem Wort?

In der Tat: Die Selbstbezeichnung der deutschen Nationalsozialisten war – Nationalsozalisten. Sollte man ihnen  den selbstgewählten Namen absprechen?

Immer wieder beklagt man, dass ganze Völker und auch  wichtige politische Richtungen durch die Sieger ihrer Selbstbezeichnung beraubt würden. Dass ganze Gruppen nicht mehr ihren eigenen, selbstgewählten Namen tragen dürfen, wird als Diskriminierung empfunden.  Deshalb spricht man heute auch nicht mehr von Zigeunern (also „Unberührbaren“), sondern von Sinti und Roma (Menschen). So sollte man heute nicht mehr von Eskimo (also verächtlich „Rohfleischessern“) sprechen, sondern von Inuit (also Continue reading »

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weg mit faSCHISSt/Innen!!!!!!!

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Jul 212009
 

Wie geht man als Blogger mit abweichenden Meinungsäußerungen um? Nehmen wir ein Beispiel: Gestern las ich in einem befreundeten Blog von Vera die folgende, hier unverändert wiedergegebene Meinungsäußerung Anjas, die sich an Vera und die Autoren des befreundeten Blogs kollektiv richtete. Hintergrund: es ging um den Flyer, in dem im Vorfeld des gestrigen Gelöbnisses die Bundeswehrsoldaten als Mörder bezeichnet wurden und dazu aufgefordert wurde, sie zu schmähen, zu bespucken, zu beleidigen und zu verletzen. Dies sagte Anja:

ihr habt doch echt ne klatsche weg ihr (ich spar mir den kommentar) ..faSCHISSt/Innen ich finde den flyer gerechtfertigt und es stimmt was in dem flyer steht: soldaten sind (nunmal) wirklich mörder! sie werden zu kleinen kampfmaschienen ausgebildet, müssen sich verpflichten 12 jahre und irgendwannn auch an die front , sie wissen sie müssen eines tages töten! und mit solchen menschen die tagtäglich lernen wie man am besten irgendwen zur strecke bringt willl man doch tatsächlich nicht in einer stadt einem bezirk usw…zusammenleben!!! das das alle in ordnung finden find ich echt strange…
und sonntags wurd erstmal schön von dem sch. faSCHISStenpack ein typ krankenhausreif geprügelt und das im friedrichshain! und an der warschauer werden mysteriöse grüne V flyer verteillt. die einem auch erstmal auf eine nicht ganz sooo politisch korrekte internet seite verweisen…

 ES MUSS WAS GETAN WERDEN !!!!!! wer versucht uns am leben zu hindern spürt unseren wiederstand! weg mit faSCHIssTinnen!!!!!!!

und wo sollen die junkies vom kotti hin? sollen die sich in luft auflösen???? wie stellt ihr euch das vor??? denkt ihr wennn ihr kreuzberg “verschönert” und zu einer touristenmotropole verwandelt wird alles besser??? ganz im gegenteil !°!!

wir werden es nicht zulassen und auf jedenfalll nicht die CDU/CSU Wählen ^^

So weit Anja. Wie hättet ihr Anja geantwortet?  Erst wenn ihr das überlegt habt,  – klickt hier drauf und lest nach, was Vera selbst und was ich unter meinem echten Vornamen „Johannes“ auf diese wunderbar kraftvolle Beschimpfung Anjas erwidert haben.  Nicht spicken – erstmal selber überlegen, wie ihr darauf reagiert hättet! Bitte! Ihr könnt Anja auch hier oder Vera dort eine Antwort geben. Wer hat recht – Anja oder Vera?

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Das Nicht-Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland bleibt gut

 Islam  Kommentare deaktiviert für Das Nicht-Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland bleibt gut
Jul 202009
 

Weil die meisten Deutschen, die sich zum Mord an der Dresdnerin Marwa äußerten, in ihrer eigenen Welt leben, keinen oder kaum Kontakt zu Muslimen oder zu Ausländern zu haben scheinen, wurden viele schiefe Signale ausgesendet. Für besonders falsch halte ich es, wenn jetzt ein angeblich verbreiteter Fremdenhass, die angeblich verbreitete Angst vor dem Islam als wesentliche Ursachen für diesen Mord gesehen werden.

Deutschland ist heute ein Land, in dem weder Rassismus noch Ausländerfeindlichkeit besonders ausgeprägt sind. Sie sind nicht stärker, eher schwächer als in vielen anderen Ländern, die ich kenne. Oh ihr Deutschen, pflegt Freundschaften mit Muslimen, ladet sie ein, schickt eure Kinder doch bitte – wie ich – in die Schulen und Kitas mit muslimischen Mehrheiten – dann werdet ihr weniger hysterisch reagieren ob eurer eigenen Schuldgefühle, weil ihr euch von den Muslimen fernhaltet!  Und ich empfehle euch besonders die folgende Stellungnahme des Zentralrates der Ex-Muslime:

Der Zentralrat der Ex-Muslime hat islamische Verbände davor gewarnt, den gewaltsamen Tod einer Ägypterin im Dresdner Landgericht politisch zu instrumentalisieren. Es gebe keine Anzeichen für eine Islamophobie in Deutschland, sagte die Vorsitzende Mina Ahadi der «Leipziger Volkszeitung». Die Bundesregierung habe immer wieder erstaunliche Zugeständnisse an die hier lebenden Muslime gemacht, zuletzt beim Islamgipfel. Sie müsse eher aufpassen, dass sie nicht mit falschen Zugeständnissen dem radikalen Islamismus Vorschub leiste.

«Plötzlich redet keiner mehr über sogenannte Ehrenmorde, die hier in islamisch geprägten Familien traurige Realität sind», sagte Ahadi. Den damit bedrohten Mädchen und nicht islamistischen Fanatikern müsse geholfen werden. Ahadi warf dem Chef des Zentralrats der Muslime, Ayyub Köhler, «Doppelmoral» vor. «Wenn Frauen im Iran für ihre Rechte auf die Straße gehen, werden sie erschossen. Wird dagegen in Deutschland protestiert, werden Kritiker mit dem Vorwurf der Islamophobie unter Druck gesetzt.»

Und genau heute wurde berichtet, ein Deutscher sei auf offener Straße in der Türkei erstochen worden. Und in München hat ein Afghane unter Berufung auf den Islam seine ehemalige Frau erstochen, die sich von ihm losgesagt hatte. Auch das sind Einzelfälle, die das im wesentlichen gute Verhältnis, oder besser gesagt: das gute Nicht-Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland nicht beeinträchtigen werden.

Zentralrat der Ex-Muslime

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Jul 202009
 

Guter Artikel über das Wirken der Clans in unserem heimischen Neukölln und Kreuzberg in der Süddeutschen Zeitung! Eindeutig und ohne Umschweife benennt er die Versäumnisse, aber auch die unbegreifliche Blauäugigkeit, mit denen der Staat und seine Vertreter Schritt um Schritt aus ganzen Straßenzügen herausgedrängt worden sind. Besonders gut gefällt mir die Einsicht: „Man hat eine Generation von Beinahe-Analphabeten erzeugt.“ Die Beobachtungen des SZ-Artikels stimmen weitgehend mit den meinen überein. Lesen lohnt. Interessant: Die deutsche linksradikale Szene und die libanesische kriminelle Szene scheinen noch nicht zusammengefunden zu haben. Obgleich sie gemeinsame Interessen zu haben scheinen: Verdrängen und Unterhöhlen der staatlichen Autorität bei gleichzeitiger Einnistung in Empfängerstrukturen. Viele leben von Staatsknete, und man verhöhnt diesen Staat dennoch unentwegt.

Clans in Deutschland – “Verpisst euch von hier“ – Panorama – sueddeutsche.de
Eine Generation von Beinahe-Analphabeten

Die Asylgesetze begünstigten die fast völlige Abschottung der Menschen: Eltern durften jahrelang nicht arbeiten, Kinder waren von der Schulpflicht befreit.

Damit habe man eine Generation von Beinahe-Analphabeten erzeugt, schreibt der Berliner Sozialwissenschaftler Ralph Ghadban, der selbst aus dem Libanon stammt. Diese Versäumnisse rächen sich jetzt.

Was ist zu tun? Ich glaube, erst einmal muss man die Probleme offen benennen. Die deutschen Familien sollten zweitens nach Kreuzberg und Neukölln zurückkehren. Und dann – stimme ich dem zu, was Nader Khalil sagt: Wir müssen die freiheitliche Ordnung durchsetzen. Auch mit der Gewalt des demokratischen Staates. Lest selbst:

In Berliner Polizeiberichten wird auch bei typischen Milieu-Delikten nur selten die Herkunft der Täter erwähnt – aus Angst, dies könne rassistischen Ressentiments Vorschub leisten. Als im April vier Männer einen brutalen Überfall auf einen Supermarkt verübten, stand deshalb nur im internen Protokoll, dass die Täter aus dem Libanon stammen und allesamt einschlägig vorbestraft sind.

Nach Ansicht von Nader Khalil bewirkt eine Tabuisierung der Herkunft jedoch genau das Gegenteil: „Das muss mit aller Deutlichkeit diskutiert werden“, sagt er. „Wir dürfen dem rechten politischen Rand nicht die Gelegenheit geben, das auszunutzen.“ Khalil ist selbst vor 29 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland eingewandert. Als Muslim sitzt er für die CDU im Neuköllner Stadtrat. Er sagt, dass neben der Sozialarbeit auch spürbare Strafen notwendig seien: „Wir müssen die freiheitliche Ordnung durchsetzen.“

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„Du musst Deutsch können!“

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Jul 192009
 

18072009004.jpg Als treuer Leser des Grünen Newsletters Frieke lese ich immer gerne die Stellungnahmen unserer bezirksbürgerlichen Mehrheitspartei. So auch heute (original Frieke-Newsletter Nr. 16):

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg protestiert gegen die von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) geplanten Kürzungen bei Grundschulen. Das Bezirksparlament beschloss Ende Juni eine entsprechende Resolution auf Antrag von uns Grünen, SPD und Linkspartei. „Wenn Schulsenator Zöllner die Stunden für Sprachförderung wie geplant zusammenstreicht, geht das ausgerechnet auf Kosten von Schulen in sozialen Brennpunkten“, sagt Schulstadträtin Monika Herrmann (Grüne). Dabei belegten Studien immer wieder, wie wichtig gerade frühe Sprachförderung für die Bildungschancen seien.

Nach den Plänen des rot-roten Senats sollen im kommenden Schuljahr allein in Friedrichshain-Kreuzberg 33 Lehrerstellen wegfallen. Die Klassenfrequenz an Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache erhöht sich von gegenwärtig von 20-24 auf dann 24-28 Schüler.

Als Grüne sehen wir für die betroffenen Schulen und deren Bildungsarbeit eine massive Verschlechterung: Bei der Förderung von Spracherwerb und Integration, bei den sozialpädagogischen Angeboten, dem jahrgangsübergreifenden Lernen und der Elternarbeit. Für uns steht fest: Das ist eine katastrophale Entscheidung, die allen bildungspolitischen Vorsätzen und notwendigen Reformanstrengungen im Schulbereich zuwider läuft.

Gut gebrüllt, grüner Löwe! Das Thema brennt auch mir auf den Nägeln – ich bin direkt betroffen, da mein Kind ja in eine Klasse geht, deren Kinder fast ausschließlich nicht Deutsch zuhause sprechen. „Du musst Deutsch können.“ So hat es Renate Künast im Interview mit der Süddeutschen einmal formuliert, als sie das Bundeswahlprogramm der Grünen vorstellte.  Ich würde sogar noch einen  Schritt weitergehen: „Du musst gutes Deutsch können.“ Was ist gutes Deutsch? Ich meine: Hochdeutsch, in Standardlautung, mit Standardgrammatik, wie es seit etwa 230 Jahren überall in Deutschland, ja sogar in der Schweiz und Österreich verstanden wird. Lessing, Goethe und Schiller sprachen und schrieben es. Und davon sind wir bei den Berliner Schülern Lichtjahre weit entfernt. Auch unter deutschen Schülern. Wir haben Eltern, die hier geboren und aufgewachsen sind und keinen Anlass sehen, ihren Kindern Deutsch beizubringen. Das ist unhaltbar. Damit verbauen sie ihren Kindern jede selbstbestimmte Zukunft in diesem Land.

Die Mittel für Schule und Bildung werden nicht in dem Maße steigen können, wie dies wünschbar wäre. Die Eltern müssen ran. Sie stehen in der Pflicht zur Vorleistung.

Und ich werte diese Stellungnahme der Grünen als erneuten Beleg dafür, dass weiterhin zu viel, und letztlich Unlösbares von der Schule erwartet wird. Freunde, Blogger! Ich habe mich davon verabschiedet, dass die Grundschule die grundlegenden Deutschkenntnisse vermitteln müsse. Sie schafft es nicht allein. Die Hauptarbeit müssen die Eltern leisten. Vorher. Diese Botschaft muss massivst an die türkischen und arabischen Eltern vermittelt werden. Und zwar ab sofort. Wenn nicht einmal das gelingt, dann wächst hier eine echte tickende Zeitbombe heran. Vielleicht haben wir sie schon. Ganze Schülergerationen werden keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Das soziale Sicherungssystem könnte zusammenbrechen.

Foto: Blick auf Leipzig. Von oben herab. In der Mitte: die Thomaskirche. Alles im Griff, alles klar? Nee!

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Jul 192009
 

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Schwer bepackt mit Eindrücken …  kehre ich aus Leipzig zurück. DAS hier ist ein Kunstwerk aus der überwältigenden Sammlung des neuen Museums der Bildenden Künste. Davon demnächst mehr!

Übrigens lerne ich als – als in der Wolle gefärbter Südstaatler – nie aus, wenn es um Küche und Sprache geht! Wir bestellten heute am Völkerschlachtdenkmal nach anstrengender Kletterei einen sächsischen Rinderbraten und für den Kleinen ein „Jägerschnitzel“. Wanja mundet das Jägerschnitzel vortrefflich. Er putzt es ratzekahl weg. Wir empfinden es als eher ungewohnt – irgendwie schmeckt es nicht nach Schnitzel, sondern undefinierbar nach Geschlachtetem, nach Wurst.  Bildungsbeflissen wie ich bin, frage ich die Bedienung : „Entschuldigen Sie, wir haben uns gefragt, ob dies ein echtes Schnitzel ist … es schmeckt eher nach Wurst.“ „Dies ist ein Jägerschnitzel – und ein Jägerschnitzel besteht aus Jagdwurst“, kommt eine messerscharfe Antwort.  „Wussten Sie das nicht? Echte DDR-Küche. Bei uns ist das so. Es gab nicht immer alles. Wenn Sie ein Schnitzel gewollt hätten, dann hätten sie ein Schnitzel nach Jäger Art bestellen müssen. Not macht erfinderisch.“ Ich bedanke mich für die kleine Nachhilfe und stelle mich als törichten Südstaatler vor, der eben nicht alles wissen könne.

Ansonsten fiel mir bei meinem fünften Besuch in Leipzig vieles auf, dessen Bedeutung weit über Speisekarten hinausgeht. Ich werde darüber berichten.  Die Stimmung war stets gut. Hier noch ein Foto zum Beweis. Ihr seht den Blogger vor sechs Stunden vor dem Zeitgeschichtlichen Forum an Leipzigs Marktplatz. Ihr erkennt Wolfgang Mattheuers Skulptur „Der Jahrhundertschritt“.

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Leipzig lockt. Eine Stadt aus dem alten Europa

 Antike, Fibel, Kanon, Kinder, Leitkulturen  Kommentare deaktiviert für Leipzig lockt. Eine Stadt aus dem alten Europa
Jul 182009
 

15072009.jpg Das Wochenende werde ich privat in Leipzig verbringen. Gestern überraschte mich beim Blättern im Reiseführer von Susann Buhl und Tobias Gohlis der Name des Verlags Teubner. Teubner ist ein Leipziger Verlag. Obwohl ich selbst meist die Oxford Classical Texts bevorzuge, – etwa wenn ich Plato lese -, liegt doch immer wieder ein Band der Teubnerschen Ausgaben in meiner Hand. Blau für Latein, Rot für Griechisch. Aber welche gewaltige Entfernung liegt vor einem Kind der ersten Klasse, ehe es irgendwann diese grundlegenden Texte von Vergil und Plato, von Ovid oder Homer lesen kann! Wird es in 50 Jahren noch Menschen geben, die wissen, was eine gute Teubner-Ausgabe bedeutet? Wirklich? Ich denke mir das manchmal, wenn ich in die Fanny-Hensel-Schule gehe. Nicht nur Mendelssohn Bartholdy oder Mozart, nicht nur Goethe und Shakespeare, sondern eben auch Homer, Aischylos, Aristoteles und wie sie alle heißen – diesen Bestand von etwa 200 bis 300 Autoren, der grundlegend geworden  ist für unser Selbstverständnis, den müssen wir pflegen und weitergeben.

Ich meine: von Grundschulklasse 1 an.  Jedes Grundschulkind sollte auf altersgemäße Weise an die großen, alles überstrahlenden Werke und Namen Europas herangeführt werden. In Übersetzungen. Sie sollen imstande sein, sich zu definieren auch über das, was sie wissen. Wenn sie erst mal 15 sind, werden sie neue Herausforderungen zu bewältigen haben: das massive Angebot der Medien, Sex und nochmals Sex, eine milliardenschwere Unterhaltungsindustrie, die gerne den Jugendlichen das Geld aus der Tasche zieht. Und: Kinder von 11 bis 13 Jahren sitzen heute im Durchschnitt 100 Minuten vor dem Fernseher. Täglich! Was lernen sie da? Was sehen sie da? Womit werden ihre Köpfe angefüllt? Irgendwann definieren sich die Jugendlichen dann vorwiegend über das, was sie besitzen: das iPhone, einen iPod, die schicken Klamotten. Ich meine: bereits vorher müssen wir sie bekanntmachen mit dem, was wirklich zählt. The right stuff: Aristotle, Plato and Company.

Gespannt bin ich auf das Konzept der autoarmen Innenstadt. Mit dem ICE dauert es nur 1 Stunde von Berlin nach Leipzig!  Und das erwartet uns:

Autoarme Innenstadt in Leipzig: Informationsaktion mit Hinweisen für Rad- und Autofahrer startet
# Die City soll zum Flanieren einladen, aber auch von Radfahrern durchquert werden können – einige Hauptfußgängerbereiche sowie das Barfußgäßchen, die Klostergasse und die östliche Kleine Fleischergasse ausgenommen.
# Autos dürfen nur fahren, wo dies nicht durch Beschilderung untersagt ist. Parken können sie ausschließlich auf eigens gekennzeichneten Flächen.
# Andererseits muss die Innenstadt auch für Anlieferfahrzeuge erreichbar sein, Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge müssen sich ungehindert bewegen können.
# In der gesamten Innenstadt gelten Tempo 20 und eingeschränktes Halteverbot – für den Kfz- ebenso wie für den Radverkehr.
# In den Fußgängerzonen, in denen das Anliefern und Radfahren erlaubt ist, gilt Schrittgeschwindigkeit.
# Für Fahrräder stehen in der Leipziger Innenstadt derzeit rund 730 Anlehnbügel zur Verfügung. Die Stadt plant, weitere solcher Bügel aufzustellen. Insgesamt soll es davon künftig mehr als tausend in der City geben. Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit sollten Räder nur an Anlehnbügeln abgestellt werden.
# Rettungswege und Blindenleitstreifen müssen unbedingt freigehalten werden.

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Chaos bei der Berliner S-Bahn? – Interessiert mich als Radfahrer nur begrenzt …

 BVG-Streik  Kommentare deaktiviert für Chaos bei der Berliner S-Bahn? – Interessiert mich als Radfahrer nur begrenzt …
Jul 172009
 

16072009.jpg Gestern abend hatte ich einen Termin in der Nähe des S-Bahnhofs Wollankstraße. Ziel: irgendwo in Pankow.  Früher war ich dorthin einmal in einer Kombination aus S1 und Fahrrad gefahren. Zeitaufwand von zuhause bis zum Treffpunkt in Pankow: 50 Minuten. Geldaufwand: 2,10 für BVG-Einzelkarte, 1,40 für Fahrradkarte. Macht 3,50 Euro. Und zurück noch einmal dieselbe Summe.

Gestern war es mir zu ungewiss, da die Berliner S-Bahn derzeit sehr unregelmäßig fährt. Ich beschloss, die gesamte Strecke zu radeln. Ich ließ mir auf dem Tourenplaner BBBike die schnellste Verbindung ermitteln.  Länge: 9,8 km. Errechnete Dauer bei 25 km/h Reisegeschwindigkeit: 31 Minuten. Tatsächlicher Zeitaufwand für mich: 40 Minuten, bedingt vor allem durch unüberwindliche Staus der Autos in der Friedrichstraße und der Chausseestraße. Ansonsten: Der Routenplan erwies sich als vortrefflich. BBBike ist eine tolle Sache für unbekannte Strecken! Ich erreichte als erster den Treffpunkt, ehe die anderen Teilnehmer dann mit ihren Autos kamen. Ein gutes Gefühl!

Ich genoss – ohne Zeitdruck – die Nachhausefahrt. An einer roten Ampel hatte ich Gelegenheit, das Foto oben zu schießen. Nebenbei: Ich halte stets bei Rot – auch deswegen genieße ich das Radfahren im warmen Sommerwind Berlins. Das Gute bei diesen west-östlichen Fahrradfahrten ist: Man lernt die Geographie der Stadt wirklich gut kennen. Die mentale Schere, die oftmals noch Ost- und West-Berlin trennt, wird buchstäblich weggestrampelt. Durch Strampeln auf dem Velo – deutsche Einheit vollenden! So gelingt deutsche Einheit.

Online-Debatte – Was sagen Sie zum Chaos bei der Berliner S-Bahn? – Debatte – Meinung – Berliner Morgenpost

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Die Kältetoten des fürsorglichen Herrn Gysi

 Solidarität, Zählen  Kommentare deaktiviert für Die Kältetoten des fürsorglichen Herrn Gysi
Jul 172009
 

jungfrauenkloster_28122008009.jpg Betrachtet hier nebenstehend ein Bild, das ich vor wenigen Monaten in Moskau aufnahm. Es zeigt das Neujungfrauenkloster, nur einen Steinwurf – oder einen Krähenflug – von unserem Quartier entfernt. Jeden Winter, wenn ich meine russische Familie in Moskau besuche, erschüttern uns Berichte über Kältetote. Jede Woche gibt es mindestens einen Menschen, der erfriert. Das sind Menschen, die nicht in ihren Wohnungen erfrieren, sondern auf den Straßen. Sie schaffen es im harten russischen Winter nicht beizeiten in eine der öffentlichen Wärmestuben oder in einen Schacht der Metro.  Und sie bemerken im Schlaf den gefährlich herankriechenden Frost nicht.

Während nun draußen alles schwitzt und stöhnt, machen wir uns Gedanken über soziale Kälte in unserem Land, genauer: über  Kältetote in deutschen Hartz-IV-Haushalten, von denen im Juli 2008  im Tagesspiegel in einem Gespräch mit dem stets fürsorglichen, sympathisch-warmherzigen Gregor Gysi zu lesen war:

Kältetote in deutschen Hartz-IV-Haushalten
Gysi: „[…] Zum Beispiel müssen wir die Energiekonzerne zwingen, Sozialtarife anzubieten, damit wir in Deutschland keine Kältetoten bekomme. […]“

Gestern versuchte ich in einer müßigen Stunde zu ermitteln, wie wahrscheinlich Kältetote in deutschen Hartz-IV-Haushalten sind. Ich rechnete und rechnete. Von all den 1000 Milliarden schwirrte mir tüchtig der Kopf. Schließlich — stand mein Ergebnis. Ich sandte es an das Wahlblog von Vera Lengsfeld.  Interessiert es euch, ob ihr im harten deutschen Winter schon bald Kältetote aus deutschen Hartz-IV-Haushalten heraushacken müsst? Dann lest hier weiter:

ARMUT in Ostdeutschland doppelt so hoch! So prangert unsere bekanntlich linksgerichtete Hauspostille aus dem Springer-Verlag, die Morgenpost, heute wieder einmal die empörenden Missstände … Armut (-skriterium) wirksam bekämpfen! Weiterlesen auf « Waehltverablog

 Posted by at 14:28

Opel-Retter – Warum habt ihr auf uns Warner nicht gehört?

 Anbiederung, Opel  Kommentare deaktiviert für Opel-Retter – Warum habt ihr auf uns Warner nicht gehört?
Jul 162009
 

Seiner selbstauferlegten Berichtspflicht muss dieses Blog immer wieder nachkommen, indem es ab und zu von der Opel-Front berichtet. Es macht mir zwar keinen Spaß mehr, es hat mir nie Spaß gemacht zu sehen, wie sich meine düsteren Mutmaßungen und Warnungen bewahrheiten. Trotzdem muss ich ab und zu Berichte aus der Presse hier herein bringen. Nicht zuletzt, damit endlich klar wird, welch verhängnisvoll-abschüssige Bahn die Bundesregierung beschritten hat, als sie sich auf Opel-Rettungsgespräche überhaupt einließ. Dies war ein großer Fehler, den ich allerdings damals auch schon so nannte.

Jetzt leidet auch noch das Ansehen der Politik insgesamt. Ein Scheitern der Opel-Verhandlungs-„Lösung“ wird unweigerlich der Bundesregierung angelastet werden.

Si tacuistis philosophi mansistis!

 „Wir ballen die Faust in der Tasche“
„Es ist ein einziges Gezocke“, schimpft Biaggiotti. So wie er sind viele bei Opel enttäuscht, dass die Versprechungen sich nicht zu bewahrheiten scheinen, die die Politik in der Nacht zum 29. Mai gegeben hat. Präsent ist das Bild des Finanzministers, wie er abgekämpft und zu später Stunde verkündet, man sei mit Magna handelseinig geworden. Vergessen ist auch nicht der Satz, den Magna-Vorstandschef Siegfried Wolf Ende Juni sprach: „Wir wollen am 15. Juli zum Abschluss kommen“. Das war am gestrigen Mittwoch, noch immer ist nichts beschlossen.

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Wir sind alle Prinzen

 Afrika, Armut, Prinzenbad  Kommentare deaktiviert für Wir sind alle Prinzen
Jul 162009
 

15072009001.jpg Weniger als 2 Dollar am Tag – das steht den meisten Menschen in Ländern wie Niger, Mali, Tschad oder Demokratische Republik Kongo zur Verfügung. Sie sind arm. Nicht unsere ALG-II-Empfänger. Lest auf dem Rücken des hier schreibenden Bloggers die Namen einiger der ärmsten Länder! Das Sportbecken im Prinzenbad ist endlich wieder freigegeben! Allerdings fehlen die Startblöcke, von denen aus die „Prinzen“ ihre Köpper ins Wasser setzten. Wir berichteten über diese Prinzen mehrfach in unserem Blog, so etwa am 07.03.2009.

Wir kaufen den Ferienpass des Berliner Senats für Schulkinder.  Er kostet 9 Euro. Wie lange müsste eine Landarbeiterin in Mali oder Niger dafür arbeiten? Ich glaube: etwa 2 Tage, dann hätte sie genug Geld, damit eins ihrer Kinder kostenlos über die Sommerferien ins Prinzenbad gehen könnte. Übrigens: Badewasser muss Trinkwasserqualität haben! 1,1 Milliarden Menschen etwa weltweit haben nach Angaben des Auswärtigen Amtes keinen Zugang zu Trinkwasser. Sie würden ihren kärglichen Verdienst sicher eher für Trinkwasser als für so einen Ferienpass ausgeben. Zugang zu sauberem Wasser ist eine, vielleicht die wichtigste Hauptforderung der Armutsbekämpfung! Die meisten Kleinkinder sterben nicht an Hunger, sondern an Krankheiten, die sie sich wegen verschmutzten Wassers zuziehen.

Wir schwimmen in dem, was 1,1 Milliarden Menschen fehlt.

Wenn man das bedenkt, muss man sagen: Wir alle sind Prinzen!

 Posted by at 16:21