„Haben Sie die Größe, eigene Fehler zuzugeben!“

 Opfer  Kommentare deaktiviert für „Haben Sie die Größe, eigene Fehler zuzugeben!“
Jul 262009
 

So Bundespräsident Köhler erst vor wenigen Wochen bei der 200-Jahr-Feier der deutschen Sparkassen.  Barack Obama hat von jeher diese Größe besessen! In seinen Büchern, in seinen Reden vor seinem Amtsantritt, bereits in seinen ersten Auftritten nach dem Amtsantrit. Sätze wie „I messed it up“ hat er immer wieder öffentlich geäußert. Das habe ich immer für vorbildlich gehalten. Auch in der deutschen Politik gibt es solche Menschen. Zum Beispiel den neuerdings beliebtesten Politiker der Deutschen. Bereits in seiner Zeit als Mitglied des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestages hatte er diese Größe, öffentlich zuzugeben: „Unsere Strategie ist gescheitert.“

Der Rassismus-Streit, der die USA beschäftigt, kann auch uns etwas lehren: Es kommt auf den Einzelfall an. Unter allen Umständen müssen wir fragen: Wer hat was getan? Welche Möglichkeiten hatte er oder sie, anders zu handeln? Die in den USA geführte Rassismus-Debatte kann uns vieles lehren! Denn immer wieder wird gesagt: „Die Schwarzen SIND einfach benachteiligt. Sie sind die geborenen Opfer, die Verlierer. Sie KÖNNEN einfach nichts machen, um ihre Lage zu verbessern.“ Ein verhängnisvoller Satz! Zu recht hat Obama darauf immer wieder erwidert: Lernt, studiert, übernehmt Verantwortung, sucht den Erfolg. Es ist doch Wahnsinn zu sagen: „Wir sind ewige Opfer, denn unsere Vorfahren wurden vor 400 Jahren gewaltsam nach Amerika verschleppt.“ Mit solchen Sätzen wirft man die Verantwortung für das eigene Leben weg.

Es ist interessant zu sehen, dass in Deutschland heute ganz ähnliche Denkmuster sich ausbreiten. So etwa bei manchen Gruppen. Auch hier der ständige Schuldvorwurf: „Wir schaffen es nicht, auf eigene Füße zu kommen, denn unsere Vorfahren wurden verführt. Wieso sollen wir etwas lernen? Wieso sollen wir einen Beruf anstreben? Wir haben doch alles, was wir brauchen. Dieser Staat muss für uns sorgen, denn er hat unsere Großväter und Großmütter geholt.“

Töricht oder rassistisch?
Die ungefähr vierzig Journalisten im Raum wechselten erstaunte Blicke. Die Spannung eines nahezu historischen Moments lag über dem Raum. Hatten Sie gerade erlebt, dass der mächtigste Politiker der Welt einen Fehler zugibt?

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Keine Dämonisierung der Publikumslieblinge!

 Sündenböcke  Kommentare deaktiviert für Keine Dämonisierung der Publikumslieblinge!
Jul 252009
 

Gutes Interview mit Henning Scherf! Ich glaube, er gibt sehr gute Ratschläge, die eigentlich für alle Parteien gelten: Gegen einen populären, an Platz 1 gesetzten Kandidaten, wie etwa Angela Merkel, kommt man nicht an, indem man ihn zu demontieren versucht. Das kann nicht klappen. Es würde und wird  auch gegen den Wirtschaftsminister nicht klappen. Egal was der Herr Franz vom Opel-Betriebsrat jetzt gerade wieder veranstaltet.

Die Wähler haben sich in der Kanzlerfrage längst entschieden. Continue reading »

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Jul 252009
 

Einen der besten Artikel seit langem über den Berliner Bankenskandal veröffentlichte soeben Ewald B. Schulte im Tagesspiegel. Brillant recherchiert! Fakten und Namen stimmen, soweit ich das beurteilen kann.

Der Berliner Bankenskandal, der im Jahr 2001 an die Oberfläche trat, war das kleine Orchestervorspiel zur globalen Finanzkrisen-Götterdämmerung, die im Herbst 2008 ausbrach. In beiden Fällen war es nicht der freie Markt, der aus den Fugen geriet, sondern ein verhängnisvolles Zusammenspiel von politisch gesteuerten Staatsbanken und staatsnahen Banken, ein politisch gewollter Run auf nicht genügend besicherte Immobilienkredite, eine Verquickung zwischen staatlicher Aufsicht, Parteienklüngel (damals in Berlin: Berliner SPD und Berliner CDU), eine grobe Vernachlässigung der Bankenaufsicht – und Vorteilsnahme zugunsten der eigenen Seilschaften: diese Faktoren haben der Gemeinschaft schwersten Schaden zugefügt, und fügen ihn ihr weiterhin zu.

Der arme Herr Landowsky soll das jetzt alles ausbaden. Was für eine Heuchelei! Als ob einer allein die Hauptschuld trüge! Wurde der Skandal eigentlich richtig aufgearbeitet in Berlin?

Ohne eigenes Risiko
Die Verantwortung für den Berliner Bankenskandal hat die Politik erfolgreich abgeschoben. Klaus Landowsky ist da keine Ausnahme: Er steht als Ex-Banker, nicht als Ex-Politiker vor Gericht.

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Was hätte man mit so viel Geld auch machen können?

 Etatismus, Geld, Verwöhnt, Zählen  Kommentare deaktiviert für Was hätte man mit so viel Geld auch machen können?
Jul 252009
 

Immer wieder versuche ich, mein Gespür für große Zahlen in der Finanzpolitik durch rasche Faustrechnungen zu stählen! Leitfrage: Was hätte man mit dem Geld Sinnvolleres machen können?

Ein Beispiel! Heute meldet die WELT:

Tempelhof-Einsatz kostet eine Million Euro
Der Großeinsatz der Polizei bei der versuchten Besetzung des früheren Berliner Flughafens Tempelhof im Juni hat knapp eine Million Euro gekostet. Die Kosten für die Berliner Polizei lägen bei etwa 883 500 Euro.

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Jul 252009
 

sow_cover_schwarzweiss.jpg Hoch aufschlussreich ist der Eintrag Neger im neuesten Rechtschreibduden. Es heißt da auf Seite 769: „Viele Menschen empfinden die Bezeichnungen Neger, Negerin heute als diskriminierend […]“

Gestern las ich in der Buchhandlung am Potsdamer Platz das Buch Deutschland Schwarz Weiß von Noah Sow. Spannend! Sow behandelt ausführlich genau diese heiklen Begriffe und meint nachweisen zu können, dass in deutschen Wörterbüchern weiterhin ein deutlich rassistischer Unterton vorhanden sei – wie ja in der deutschen Gesellschaft überhaupt. Nebenbei: Das Wort Neger – so meint Sow – sollte man heute wirklich nicht mehr verwenden. Es sei ein rassistisches Unwort geworden. Im Buch selbst wird sogar ein Schriftwechsel mit einem Wörterbuchverlag zu diesem Thema abgedruckt.

Wir zitieren aus dem Werbetext des Verlags:

Alltäglicher Rassismus beginnt nicht erst bei gewalttätigen Übergriffen. Er manifestiert sich in Aussagen wie „die deutsche Nationalmannschaft ist ja wirklich nicht sehr deutsch“ oder in der Feststellung, die Sängerin Jessye Norman trete „wie eine Stammeskönigin“ vor ihr Publikum.

Sind wir alles Rassisten, ohne dies zu wissen? Nun denn – ich habe vor wenigen Tagen einmal direkt neben unserem bekannten Berliner Abgeordneten Kurt Wansner im Gasthaus Glashaus sitzend die jetzige U-21-Fußball-Nationalmannschaft als „vorbildlich“ bezeichnet, weil da so viele Spieler „mit Migrationshintergrund“ drin seien. Ich habe gesagt: „So wie in der U21 gelingt Integration.“ Ich habe gesagt: „Unser Mesut Özil macht es vor!“

Ich HOFFE, ich WÜNSCHE mir, dass dies keine rassistischen Aussagen waren! Ich hoffe, es ist nicht rassistisch, wenn ich sage: „Wir müssen die Kinder aus den türkischen und arabischen Familien hier in Deutschland integrieren! Sie gehören zu uns.“ Vermutlich ist das aber auch schon wieder rassistisch. Denn es zieht einen Unterschied. Es unterstellt, türkische und arabische Familien böten grundsätzlich einen anderen kulturellen Hintergrund als deutsche Familien. Aber genau das scheint mir der Fall zu sein! Das ist doch einfach so! Man denke nur an den hohen Rang, den Begriffe wie Familie und Freundschaft bei den Türken und Arabern haben. Ist es rassistisch zu sagen: „Die Türken und die Araber in Deutschland messen herkömmlichen Werten wie Familie, Freundschaft, Ehre, Solidarität und Sittlichkeit einen höhereren Wert bei als die Deutschen“?

Bin ich also ein Rassist, wenn ich sage: In den türkischen und arabischen Familien wachsen Kinder überwiegend anders auf als in den deutschen Familien, sie bekommen von zuhause ein ausgeprägtes Sonder- und Gruppenbewusstsein mit?

Ich meine: Nein, das sind keine rassistischen Aussagen. Das würde auch Noah Sow wohl nicht sagen. Jedoch stimme  ich Noah Sow in jedem Fall zu: Die Selbstbezeichnung entscheidet! Und die allerwenigsten Kinder in unserem Kreuzberg werden sagen: „Ich bin ein deutsches Kind.“ Sie werden auch nicht sagen: „Ich bin ein Kind von Migranten. Ich habe Migrationshintergrund.“ Fragt sie! Die meisten Kreuzberger Kinder werden sagen: „Ich bin ein türkisches Kind.“ Oder: „Ich bin ein libanesisches Kind. “ Ihr werdet Sätze hören wie: „Ich bin Türke. Meine Familie lebt seit Jahrzehnten in Berlin. Das ist in Deutschland.“ Und die meisten Kinder werden denken: „Ich weiß nicht, wo ich hingehöre.“ Darüber sollte man mal eine Umfrage machen! Mit 1000 oder 2000 Kindern hier.

Oder ihr glaubt es mir einfach aufs Wort.

Ich meine: Nicht jede klare Grenzziehung zwischen Gruppen, nicht jedes Vorurteil über andere ethnische oder politische Gruppen ist rassistisch. Es gibt nun einmal starke Gruppenidentitäten.

Nur der Hass, die Verachtung, die Gewalt gegen andere Gruppen – die sind falsch. Egal ob der Hass sich gegen linke Zecken, rechte Faschos, braunes FaSCHISStenpack, rotlackierte Faschisten, deutsche Schlampen, Kapitalistensäue   oder Schweinefleischfresser richtet. Rassismus in Verbindung mit Hass und Verachtung – dagegen müssen wir arbeiten.

Entscheidend ist, dass wir Menschen einander stets, in jedem Augenblick, mit dem Geist der Achtung, der Wertschätzung  und der Zuwendung begegnen.

Ich gebe euch mein Wort!

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In den Banlieues der deutschen Rechtschreibung: der neue Duden ist da!

 Deutschstunde  Kommentare deaktiviert für In den Banlieues der deutschen Rechtschreibung: der neue Duden ist da!
Jul 252009
 

duden_9783411704255.jpg Große Neugier herrschte vorgestern in mir beim Auspacken des neuen Rechtschreibdudens, der in diesen Tagen in seiner 25. Auflage herauskam. Denn auch wenn manche mir sagen: „Du bist ja ein wandelndes Wörterbuch, Johannes!“, wäre nichts falscher als das! Immer wieder bin auch ich gezwungen, Wörterbücher zu Rate zu ziehen. Ich besitze stets die neuesten Ausgaben der Rechtschreibwörterbücher aus den Häusern Wahrig und Duden, die einander ja auch oft genug widersprechen.

Aus altem deutschem Herkommen und Brauch, aus dem amtlichen Regelwerk, aus den beiden einander bisweilen widersprechenden Wörterbüchern, – und häufig genug nach eigenem Sinnen und Trachten erstelle ich mir wie Hunderttausende anderer Deutscher eine eigene Rechtschreibung. Denn wir wissen: Es gibt derzeit keine einheitliche sinnvolle deutsche Rechtschreibung. In äußerster, jedoch nicht falscher Überspitzung könnte man sagen: Wir stehen ungefähr da, wo Adelung und die Seinen im 18. Jahrhundert standen. Wir leben in einem Zustande organisierter Verantwortungslosigkeit. Die deutsche Rechtschreibung ist ein Unikum weltweit. Sie ist ein Paradebeispiel unserer Reformunfähigkeit. Jeder ist deshalb aufgefordert, im Geist der Verantwortung seinen richtigen Weg durch die Banlieues des Regelgestrüpps zu suchen, in welches uns viele Jahrzehnte staatlich und kommerziell missleiteter Rechtschreibpolitik unter Verschwendung hoher öffentlicher Mittel geführt haben.

Genug des Gelabers! Welche tatsächlichen Stolpersteine stellten sich diesem Blog entgegen? Nehmen wir das Wort Banlieue oder besser Banlieu aus unserem Beitrag vom 23.07.2009! Wir zitierten da aus dem Tagesspiegel. Welche Schreibung bietet uns der neueste Duden an? Oder nehmen wir den Begriff Gauß’sche Normalverteilung, mithilfe dessen wir in diesem Blog den prophetischen Nachweis erbrachten, dass es in den nächsten zweihundert Jahren deutschlandweit etwa stets gleich viele Arme geben wird. Ich wollte den Begriff nennen, tat es aber nicht, weil ich nicht herausfinden konnte, wie man ihn schreibt. Was bietet uns der neueste Duden an?

Kleine Nadelstiche der Enttäuschung erlebte der unbedarfte Blogger da! Die Gauß’sche Normalverteilung habe ich mir selbst anhand der auf Seite 85 abgedruckten Regeln zurechtgelegt. Denkbar und zulässig demnach sind auch: gaußsche Normalverteilung, nicht aber: Gaußsche Normalverteilung!

Der Eintrag Banlieue oder Banlieu jedoch – fehlt auf Seite 248 im neuen Duden. Schade! Dafür finden sich aber die herrlichen Wörter: Bankazinn, der Bankert, bannig, die Banse, bansen, Banus, der Baphomet, der Bar (ein Meistersängerlied), der Baraber, der Baratt. Und ein knackig-knarziges deutsches Eigenschaftswort: bärbeißig. Toll!

Also, kennt ihr alle diese Wörter? Ich hörte Bankert im süddeutschen Raum übrigens oft als das Bankert. Damals wurden noch fast alle Kinder innerhalb von Ehen geboren. In Bansen sprang ich als Kind gerne umher!  Die Geschichte der Baphomets sollte man vielleicht endlich aufarbeiten – da käme so manches überraschende Ergebnis für den muslimisch-christlichen Dialog heraus!

Was fehlt noch? Aus dem krachig-kriminellen Kreuzberger Straßenkampf fehlt mir: die Antifa, ein feminines singulare tantum – wie mir scheint.

Hochinteressant dagegen der warnende Eintrag zum Begriff Neger auf S. 769!

Als Anregung an die Duden-Redaktion möchte ich empfehlen, das amtliche Regelwerk vollständig im Wortlaut abzudrucken. Wahrig macht es vor. Dann kann der Leser selber entscheiden, ob und wie er den amtlichen Regeln oder den Empfehlungen der Wörterbuchverlage folgen soll. Insgesamt stellt sich der Duden-Verlag im neuen Rechtschreibduden weiterhin als fast-amtlich dar – ein keineswegs haltbarer Anspruch, den er durch geschickte Strategien über Jahrzehnte hinweg erkämpft hat und den er offenbar auch zu behaupten gedenkt.

Also, Freunde, schwelgt in Wörtern! Lest eifrig die verschiedenen Wörterbücher aus den verschiedensten deutschen Verlagen! Pflegt den Reichtum unserer Sprache! Achtet auf gute Rechtschreibung, doch gebrauchet Sinn und Verstand. Hört auf den Rat eures bärbeißigen Bloggers: Die letzte Verantwortung für alles, was ihr sagt und schreibt – tragt ihr selbst. Es kommt auf dich an!

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Gelassen läuft’s

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Jul 242009
 

nrvk07052009007.jpg Längst schon habe ich aufgehört, unbekannte Radfahrer anzusprechen, um zu erfahren, warum sie das und das machen. Geschweige denn irgendwelche erziehlich-gedeihlichen Gespräche zu führen. Nur mein Sohn, den ich mittlerweile auf regelkonformes, selbstbewusstes Radfahren auf dem Radstreifen (nicht auf dem Gehweg) getrimmt habe,  löchert mich immer wieder mit Fragen: „Warum machen die das? Warum halten sie nicht bei Rot? Warum fahren sie auf dem Gehweg, obwohl ein herrlich breiter Radstreifen auf der Straße angelegt ist?“ Continue reading »

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Bitte nicht aufgeben, Frau Schavan!

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Jul 242009
 

Einen recht einsamen Kampf ficht seit Jahren Bundesbildungsministerin Schavan. Einen Kampf gegen die verfestigte Kulturhoheit der Länder, die sich natürlich ungern dreinreden (oder sagen wir mal: in die Suppe spucken) lassen! Zentralabitur, bundeseinheitliche Schulbücher, früherer Beginn des systematischen Lernens … Eigentlich alles, was Schavan über die letzten Jahre hin verlangt hat, halte ich für richtige, gute Forderungen! Sie spiegeln auch wider, dass sie sich genau auskennt in dem, was auf die Kindergärten und Schulen in den nächsten Jahren zukommen wird.

Mein Problem in der Bildungspolitik ist: „Ganz oben“, also in der Bundesregierung, und „ganz unten“, also bei den Lehrerinnen und Lehrern, bei den Schulleiterinnen und Schulleitern, scheint mir ein nüchterner Blick auf die Tatsachen zu herrschen. Sie wissen, wovon sie reden, diese Damen und diese wenigen, sehr wenigen Herren. Und sie stellen die richtigen Forderungen.

Woran hakt’s? Continue reading »

 Posted by at 13:00
Jul 232009
 

Viel zu wenig beleuchtet im Tagesgespräch wurde leider eine große, vielsagende Studie über: Die Unzufriedenheit der Ostdeutschen mit der Bundesrepublik. Also – eine Unzufriedenheitsstudie! Na, das soll uns Deutschen erst einmal einer nachmachen! Auftraggeber: die Volkssolidarität, der führende Wohlfahrtsverband in den östlichen Bundesländern, der seit 60 Jahren dort besteht. Was soll die wichtigste Aufgabe des Staates sein? Darauf antworten die meisten unter allen Befragten, nämlich 47%: Die soziale Sicherheit ist der wichtigste Wert staatlichen Handelns!

Nicht Freiheit, nicht Gerechtigkeit, nicht Wohlstand, nicht “soziokulturelle Teilhabe”, sondern schlicht dies: soziale Sicherheit. Ach Vera, ach Halina, hättet ihr euch das gedacht bei eurer denkwürdigen Diskussion im Café Sybille im Februar 2009, an die ich noch gerne zurückdenke? Continue reading »

 Posted by at 23:36

Raub oder klassische Klientelpolitik?

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Jul 232009
 

19072009020.jpg„Aber wenn Vorschläge irgendwann Realität werden, wie sie neulich Herr Lindner von der FDP gemacht hat, dass man die Hartz-IV-Empfänger um 30 Prozent ihres sehr bescheidenen Lebensunterhalts beraubt, dann wird es schwierig.“

Ein herrliches Beispiel klassischer Klientelpolitik lieferte der Berliner Innensenator  Körting mit dem im vorigen Beitrag auszugsweise zitierten Interview. Zugleich ein typisches Beispiel für die Verdrehung von Aussagen und Tatsachen, wie sie offenbar zum politischen Tagesgeschäft in der Berliner Landespolitik gehört. Der arme Herr Lindner hatte nur gefordert, man solle solchen Hilfeempfängern, die eine zumutbare Arbeit ablehnten, die Bezüge um 30% kürzen. Ein Teil der Hilfe, nämlich 30%, sollte bei möglicher und zumutbarer Arbeit als Entgelt für erbrachte Leistung gezahlt werden. Na und, was ist so schlimm daran?

Lindner löste mit seinem harmlosen Vorschlag einen Sturm der Entrüstung aus. Nur einige wenige etwas Hellsichtigere – wie etwa eine der 5 vortrefflichen Kandidatinnen in unserem hochbegehrten Wahlkreis 84, nämlich Halina Wawzyniak – erkannten, dass Herr Lindner nichts anderes gefordert hatte, als was ohnehin bereits jetzt im „SGB II“ steht, wie die Fachleute sagen, also im Sozialgesetzbuch II steht.

Lindner hatte also nur die Anwendung geltenden Rechts gefordert. Continue reading »

 Posted by at 21:23

Bitte alle mit anpacken! Es ist noch nicht zu spät.

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Jul 232009
 

Tief blicken lassendes Gespräch mit dem Innensenator! Lest selbst:

„Linkspartei distanziert sich nicht genug von Gewalt“ – Berliner Zeitung
Vor Kurzem haben in Frankreich wieder massenweise Autos gebrannt. Befürchten Sie bei uns auch Verhältnisse wie in den Banlieus? Ausgegrenzte Menschen haben wir ja auch hier in Berlin zu Hunderttausenden.

Ich rechne weder mit sozialen Unruhen noch mit Verhältnissen wie in Frankreichs Vorstädten. Zur Zeit fängt die Bundesrepublik auch Leute, denen es nicht so gut geht, noch ausreichend auf. Solange das so ist, werden wir solche Verhältnisse nicht haben. Aber wenn Vorschläge irgendwann Realität werden, wie sie neulich Herr Lindner von der FDP gemacht hat, dass man die Hartz-IV-Empfänger um 30 Prozent ihres sehr bescheidenen Lebensunterhalts beraubt, dann wird es schwierig.

Wir fragen: Wird es bei uns kommen wie in den Banlieus? Nun, was sind die Unterschiede?

Mein Eindruck: Ich habe die Banlieus bereist und verfolge auch die französischen Presseberichte. In den Banlieus sind es demzufolge überwiegend maghrebinische Kinder der vierten und fünften, frankophonen Migrantengeneration, die randalieren, jedoch bereits in Verbindung mit der „urfranzösischen“ autonomen Szene. Die Autonomen und die chancenlosen Migranten der vierten und fünften Generation haben in Frankreich zusammengefunden, verbünden sich gemeinsam gegen den Staat. Das klappt gut, da alle auch dieselbe Sprache sprechen: Französisch.

Anders in Deutschland! Bei uns sind es meines Wissens fast ausschließlich  „urdeutsche“ und touristisch zureisende EU-Jugendliche und junge Erwachsene aus dem EU-Ausland, die berüchtigten Krawalltouristen, die systematische Randale anzetteln. Die türkischen Jugendlichen und Jungmänner, die arabischen Jungmänner bilden eigene, politisch nicht interessierte Szenen, die nicht auf offenen Straßenkampf erpicht sind. Nur ein winziger Bruchteil dieser deutschen und migrantischen Jugendlichen droht in die Arme des gewaltbereiten Fundamentalismus abzudriften. Sie bilden in Deutschland – im Gegensatz zu Frankreich – eine ganz eigene Szene, eine eigene Subkultur, die keine Gemeinsamkeiten mit den deutschen Linksautonomen haben. Geschweige denn mit den Rechtsautonomen.

Die großen Einwanderungswellen nach Frankreich und Großbritannien liegen 10, 20 ja bis zu 30 Jahre VOR den großen Einwanderungswellen in Deutschland. Wie wird es in etwa 20 Jahren aussehen, wenn unsere jetzt aufwachsenden deutschen Kinder der vierten und fünften Migrantengeneration sich wegen der Versäumnisse der Eltern in derselben Chancenlosigkeit wiederfinden wie die aus dem Maghreb stammenden französischen Migranten?

Ich meine: Wenn alles so weitergeht wie bisher, wird das Fass auch in Deutschland explodieren – denn da viele junge Erwachsene schon aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse keinerlei Chancen auf Beschäftigung haben, werden die beiden großen Sammelbecken – die chancenlosen Autonomen und die chancenlosen Kinder unserer ewigen Migranten – irgendwie zusammenfinden wie in Frankreich. Dieses Bündnis wird dann stark genug sein, ähnliche Szenen wie in den französischen Banlieus herbeizuführen. Dann kann es auch bei uns zum Flächenbrand kommen.

Denn unserer Volkswirtschaft gehen die Arbeitskräfte aus. Bereits jetzt haben wir einen immer deutlicheren Fachkräftemangel von etwa Hunderttausend nicht besetzbaren Fachkräftestellen. Da fehlen bereits ganze Generationen an Migrantenkindern, die wir über all die Jahrzehnte hin nicht – mit Zwang, mit Druck, mit Schmeichelei und Zuckerstücken – ausgebildet haben. Es fehlt bereits jetzt empfindlich an Lehrern. Da der Arbeitskräftebedarf in Deutschland trotz hoher Arbeitslosigkeit nicht mehr gedeckt ist, wird Deutschland weitere, stärkere Verluste der Realeinkommen hinnehmen müssen. Bereits heute erhält man als typischer Hartz-IV-Empfänger mit 8 bis 10 Kindern wesentlich mehr Einkommen als eine Lehrerin, als ein Postbote.

Diese Kinder aus den typischen, sehr geburtenstarken Familien mit Migrationshintergrund sind unsere Zukunft! Wenn weiterhin diese unsere Kinder zu riesigen Prozentsätzen als Erwachsene ohne Ausbildung direkt in die sozialen Hilfesysteme übergehen, werden die Hilfesysteme zurückgefahren. Denn sie sind dann nicht mehr bezahlbar. Dann wird das Hartz-IV-Unterhaltsniveau auf französische Verhältnisse absinken. Und dann wird materielle Unzufriedenheit entstehen. Man wird dann in Deutschland so wie in Frankreich alle Schuld beim Staat abladen. Und man wird deshalb diesen Staat, von dem man zugleich lebt, bekämpfen wollen, da er ja an allem schuld sei.

Wir sind in der Entwicklung etwa 20 Jahre hinter den britischen und französischen Immigrationsgesellschaften zurück.

Wir haben jetzt noch Zeit, etwas zu tun. Die Schlüsselworte heißen: Tugend, Leistung, Bildung, Arbeit, Mühsal, Plackerei. Abstreifen des ewigen Migrantenetiketts. Selbstauflösung der autonomen Szene. Integration durch eigene Anstrengung. Mentalitätswandel. Kultur des Willkommens.

Ich habe den Eindruck, dass diese Zusammenhänge noch nicht genügend deutlich benannt worden sind. Bekannt müssten sie eigentlich sein. Aber man eiert herum.

Hey Leute, sala-am aleikum! Merhaba! Willkommen im Hier und Jetzt! Bitte anpacken. Alle.

 Posted by at 13:54

Anpacken. Für unser Leben. Oder: Entschärft Gefahren vor der SPD-Bundeszentrale!

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Jul 232009
 

31012009.jpg Hier seht ihr das fast völlig leere Parkhaus vor der SPD-Zentrale in der Wilhelmstraße. Warum bringe ich dieses Foto? Nun, eine sehr traurige Nachricht erreicht mich soeben über den Bildschirm: Eine Frau wurde vor der SPD-Zentrale in der Wilhelmstraße überfahren. Ich kenne diese Stelle sehr gut, fahre eigentlich jeden Tag mindestens einmal entlang. Schlimme Nachricht. Meine Gedanken gelten der Toten und ihren Angehörigen. R.I.P. Lest hier mehr:

Verkehr – Nach tödlichem Unfall ist die Wilhelmstraße gesperrt – Berlin – Berliner Morgenpost
Eine ältere Frau ist an der Kreuzung Wilhelmstraße und Stresemannstraße vor der SPD-Zentrale von einem Lkw überfahren worden. Die Hilfe der Rettungskräfte kam für die Frau zu spät. Die Wilhelmstraße wurde gesperrt.

Nach diesem stummen Innehalten taucht sofort die Frage auf: Muss immer erst etwas passieren, ehe so gefährliche Stellen entschärft werden? Hatten wir in diesem Blog nicht mehrfach auf die unhaltbare Situation der Verkehrsführung vor der SPD-Zentrale in der Wilhelmstraße hingewiesen? So beschrieb dieses Blog am 22.09.2008 die Lage an der heutigen Unfallstelle:

„Unser Weg führt durch die Wilhelmstraße – vorbei am Finanzministerium. Im Stadtbezirk Mitte nutzen wir den vorbildlich ausgebauten Radstreifen. Im Stadtteil Kreuzberg hingegen ist es ein arger Kampf um jeden Zentimeter. Die Wilhelmstraße ist hier noch nicht für den Continue reading »

 Posted by at 12:47
Jul 222009
 

Jens Voigt stürzte schwer bei der Tour de France. Ohne Helm wäre er tot. Bei der Gurtanlegepflicht gab es damals heftige Debatten: es sei nicht erwiesen, dass der Gurt etwas nütze. Schnee von gestern. Erst seit wenigen Jahren trage ich stets einen Fahradhelm. Und ich fühle mich sicherer. Ich fahre nicht mehr ohne. Einer meiner Söhne auch nicht. Den hab ich so erzogen. Der Fahrradhelm ist ein Beweis dafür, dass man das Fahrradfahren ernst nimmt.

Radsport: Sturz von Jens Voigt – Lebensretter auf dem Kopf – Tour de France 2009 – sueddeutsche.de
Es ist keine neue Erkenntnis, dass Helme Leben retten – nicht nur das von Profis wie Jens Voigt, sondern auch die von Amateuren, Laien, jedermann. Also sollten auch alle einen tragen.

 Posted by at 23:07