Grimms Wörterbuch – eine Schatzgrube

 Deutschstunde  Kommentare deaktiviert für Grimms Wörterbuch – eine Schatzgrube
Jun 132011
 

Was sind Ästlinge?

In Grimms Deutschem Wörterbuch ward ich fündig – folgende Erklärung wird uns für Ästling geboten:

ÄSTLING, m. junger vogel, der schon von ast zu aste fliegt, zumal junger sperber und habicht, engl. brancher. es ist jedoch schwer zu sagen, wie die begriffe ästling, nästling und nestling (nidasius) hier in einander greifen. SEBIZ s. 606 unterscheidet estling und nistling: die estling sein die von einem ast auf den andern fliegen und begeren nit hinweg zu kommen. s. nestling, nistling.

 Posted by at 23:10

Es waren Habichte nicht in der Luft zu sehen …

 Prinzenbad  Kommentare deaktiviert für Es waren Habichte nicht in der Luft zu sehen …
Jun 132011
 

13062011720.jpg… und auch nicht im Horst, als wir uns lautlos im Prinzenbad heranpirschten. Unsere Erkundungsgänge brachten heute keine Sichtung der herrlichen Tiere. Die Nestlinge waren heute wohlverborgen – sie scheinen aber auch noch keine Ästlinge zu sein. Die Habichteltern jagten offenbar in Feld und Flur die übliche Habichtsbeute: Kleinsäuger, Vögel, wohl auch den einen oder anderen Lurch.

Wo hat das Kreuzberger Habichtspaar den Horst gebaut?  Schaut hin: In der Zwiesel der Pappel seht ihr den Horst der Habichte. Nebenbei: Zwieseln – vor allem v-förmige Zwieseln – gelten dem Förster stets als bedenklich, da sie wegen der einwachsenden Rinde eine Bruchgefahr bedingen!

Was aber sind Ästlinge? Ein Blick in die neuesten deutschen Wörterbücher von Duden und Wahrig ergibt, dass „Ästling“ nicht geführt wird. So sei’s euch erklärt: Ästlinge sind junge Raubvögel, die bereits vorsichtig das Nest verlassen, um von den Ästen aus die Umwelt zu erkunden und erste Flügelbewegungen zu unternehmen – stets versorgt und weiterhin gefüttert von den Eltern.

Die Aufzucht der Jungvögel dauert etwa 2 Monate. In genau dieser Zeit genießen die Raubvögel, obwohl die Art im Bestand nicht gefährdet ist, besonders strengen Schutz. Die Pappel wird deshalb weiträumig durch einen Bauzaun abgesperrt.

Vorbildlich badegastfreundlich ist auch das neue Hinweisschild des Prinzenbades, das alle nötigen Angaben auflistet und noch einmal um Verständnis bittet – welches ich hiermit erneut zusichere. Danke Prinzenbad! Wir werden weiter berichten.

13062011718.jpg

 Posted by at 22:49
Jun 132011
 

 11062011716.jpg

 

Ein kleines, nicht bösartiges Rätsel für die fleißigen Blog-LeserInnen hab ich mir ausgedacht, während unsere kleinen Kinder auf dem Karneval der Kulturen ein paar fleißige Runden drehten.

Nu macht mal, Leser! Wer ist das?

Er hat eine starke Vision und ein nahezu untrügliches Gespür für das zur Zeit Machbare. Er entfesselt die Produktivkräfte des Einzelnen, Kultur und Wirtschaft in dem Land boomen. Die klar erkennbaren Defizite im Bereich Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Umweltschutz und Zivilgesellschaft könnten in langsamen Schritten abgebaut werden – siehe Wiederzulassung der wichtigsten Minderheitensprache. Er modernisiert das Land. Er umgibt sich mit Verbündeten, er hat keine Angst vor Erfolg, er lehnt den Gedanken der Nation nicht ab. (Als deutscher Politiker kannst du dir das natürlich nicht leisten, Stolz auf die eigene Nation auszudrücken!) Er steht zu seiner Religion – ähnlich wie dies in Deutschland heute etwa der Katholik Winfried Kretschmann tut.

 

Wer ist er?

 Posted by at 13:34
Jun 132011
 

11062011714.jpg

„Was kann denn ich dafür,
Dass ich nicht ähnlich bin wie ihr?“

Diese Zeilen aus dem Regenbogenfisch hängen mir noch im Ohr. Alla Karpovas kleine Theatertruppe hat mich begeistert. Ich freue mich auf die bunte Veranstaltung am kommenden Samstag. Hoffentlich kommen viele große Menschen, um die kleinen Menschen zu bewundern!

Wann und wo?

Zeit Samstag, 18. Juni 2011· 11:00 13:00
Ort

Gemeindesaal der Ev. Luthergemeinde, Berlin-Schöneberg

Bülowstraße 71/72

Berlin-Schöneberg

Wir fragen:

Wie schaffen wir es, alle Kinder im Kita-Alter zu ihrem vollen Potenzial zu führen?

Obwohl weit mehr als 90% aller Berliner Kinder bei Schuleintritt mindestens ein Jahr lang die Kita besucht haben, fehlt es unfassbar vielen Kindern an den Grundfertigkeiten Sprechen, Hören, Singen, Bewegen, Gehen, Sitzen, Wartenkönnen. Der theaterpädagogische Ansatz Alla Karpovas bietet die riesige Chance, allen Kindern Freude am Lernen und Wachsen zu vermitteln. Es hat System! Mit Spiel und Spannung, Eigenaktivität und Beiträgen der Teilnehmer!

 Posted by at 13:05
Jun 092011
 

Prima: Berlin gibt im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders viel Geld pro Schüler aus!

 Pro Schüler werden laut Bildungsverwaltung derzeit 6600 Euro jährlich ausgegeben, im Jahr 2000 waren es nur 4900 Euro. In Berlin kommen auch weniger Schüler auf einen Lehrer als im Bundesvergleich – 13,7 gegenüber 15,1. „Berlin hat aber auch besondere Problemlagen und die ärmsten Kinder Deutschlands“, kontert die GEW-Vorsitzende Sigrid Baumgardt.

Lehrerstreik: Marsch für bessere Schulen – Schule – Berlin – Tagesspiegel

Die ärmsten Kinder! Der unausrottbare Unsinn von der Kinderarmut! Den Irrtum sollte man richtigstellen, und ich habe das auch getan, und zwar vorgestern bei der großen Aussprache im Rathaus Schöneberg zum Thema „Volksbegehren Grundschule.“ „WIR HABEN SO VIELE KINDER AUS ARMUTSVERHÄLTNISSEN!“, jammerte mal wieder jemand rum.

Ich sagte: „An unseren Brennpunktschulen herrscht keine Armut. Es herrscht allenfalls Armut an Parkplätzen für die Elterntaxis.“

Es wird mir immer wieder von Lehrern anderer Bezirke berichtet und ich habe es auch selbst gesehen, dass gerade an den Schulen, die fast ausschließlich von Hartz-IV-Familien besucht werden, eine große Dichte an schweren Geländewagen (SUVs) vorherrscht, mit denen die Kinder zur Schule gebracht werden. Wie das: Geländewagen dank Hartz IV?  Nun, mit Hartz IV allein wäre dies schwierig; leicht ist es aber mit den üblichen Arbeitsmöglichkeiten und diversen anderen Verdienstquellen.

Nota bene: Der deutsche Sozialstaat ist stets nur eine von mehreren Ressourcen in den sogenannten Armutsvierteln Berlins, nicht die wichtigste, aber eine nicht unwesentliche. Und eine besonders leicht ausbeutbare.

 Posted by at 13:22
Jun 082011
 

Es gibt heute im Bereich Bildungsforschung einen wahren bunten Kosmos an Instituten, Modellen, Kongressen, Konferenzen&Konzepten, Evaluationen, Tests, Programmen und Forderungen! Vom Sprachlerntagebuch über VERA, PISA usw. usw. Von Integration über Inklusion bis hin zum Diversity Management. „Vielfalt als Chance!“ Die Liste ist endlos.

Hart und schroff davon abweichend: die Realität!

Toll aber, wenn irgendwann doch wieder alte Grundeinsichten zum Tragen kommen: Kinder brauchen Liebe. Eine höchstpersönliche Zuwendung, eine Beziehungsqualität.

Und: Wer hätte gedacht, dass Kinder vor allem eine liebe Mama und einen guten Papa brauchen. Das scheint mir fast das A und O zu sein.  Wer hätte das gedacht. Aber fragt, wen ihr wollt: Darauf läuft es meistens hinaus. Die Kita ist sekundär.


Das Berliner Bildungsprogramm –

 Posted by at 15:22
Jun 082011
 

02062011668.jpg„Kein Fußbreit den Faschisten!“ So dekretierte es kürzlich die BVV Friedrichshain-Kreuzberg.

Ideologien, die die Menschen in unterschiedliche Wertigkeitsklassen einteilen, dürfen und sollen in unserem Bezirk keinen Platz für sich beanspruchen.

Faschistische Ideologien neigen dazu, den jeweils anderen Menschen seiner Würde zu berauben.

Genau dasselbe haben vor den verschiedenen europäischen Faschismen die kommunistischen Ideologien gemacht.

Es ist spannend, die biologistische Sprache in den Grundtexten des Kommunismus zu untersuchen! Unser titelgebendes Zitat stammt aus dem Kommunistischen Manifest von 1848. Marx, Engels, Lenin – sie alle überbieten einander im Wettbewerb der Abwertung der Opferexistenzen, des „Abschaums“, des „Gesindels“, der „Tagediebe“  und „Vagabunden“, denen der heroisch um seine Existenz ringende fleißige Proletarier entgegengesetzt wird.

Die Müßiggänger schiebt beiseite!“ So fordert es die Internationale in der dritten Strophe. Darauf weist heute Rudolf Neumaier auf S. 12 der Süddeutschen Zeitung hin („Bürger, Bauer, Bettelmann“).

Weitere Beispiele des Biologismus/Rassismus: „Deutschland verrecke!“ – so liest man weiterhin überlebensgroß an der Revaler Straße in Friedrichshain. Ein klarer Bezug auf die biologistische Sprache der Faschisten („Juda verrecke“, Wien 1938)!

„Juda verrecke“ – Wien 1938. „Deutschland verrecke“ – Friedrichshain 2011.

„Juden sind hier unerwünscht“ – Deutschland 1933. „Yuppies sind hier unerwünscht“ – Kreuzberg, Großbeerenstraße 2011.

Es ist klar, wohin solches Denken führt: Es genügt, Menschen als „Juden“ oder „Yuppies“ zu verunglimpfen, um dadurch ihre Ausgrenzung und Vertreibung zu rechtfertigen. Schon eine als „Bäder-Luxussanierung“ erkannte Baumaßnahme kann zur Aberkennung des Aufenthaltsrechtes führen.

Die psychologischen Mechanismen sind exakt dieselben, die Wortwahl ist exakt dieselbe.

Im Grunde dieselbe Denke, dieselbe menschenverachtende Brutalität, die sich bereits in der Sprache ausdrückt. Die Behörden schweigen dazu. Die BVV Friedrichshain-Kreuzberg schweigt – vornehm, vornehm! – dazu.

Lenin ließ sofort nach der Revolution Arbeits- und Umerziehungslager für das Lumpenproletariat, den „faulen Abschaum der Gesellschaft“ errichten. Alle kommunistischen Revolutionen haben etwas derartiges gemacht. Die Nationalsozialisten taten es ihnen 1933 nach, beginnend in Dachau.

Von der exkludierenden Menschenverachtung der Väter des Kommunismus führt eine gerade Linie zur exkludierenden Menschenverachtung des Faschismus.

Bild: „Deutschland verrecke“, Revaler Straße, Aufnahme vom 02.06.2011

 Posted by at 10:08
Jun 072011
 

06062011697.jpg „Alles nur ein Geldfrage“, so höre ich es immer wieder bei Gesprächen über das Berliner Bildungswesen.

Wirklich?

Ich erzähle gerne von meinem Berliner Palästinenser, der mir begeistert von seiner kargen Dorfschule in Ramallah erzählte. Ein Lehrer unterichtete 40 Schüler in einem Raum. „Dieser Lehrer war streng, aber – er glaubte an uns. Er wollte unseren Erfolg. Ausreden ließ er nicht gelten. Faulheit ließ er nicht gelten. Er duldete keine Disziplinlosigkeit. Er liebte das Lesen, das Rechnen, das Schreiben, er liebte Arabisch, er rezitierte leidenschaftlich gerne die Dichter, er liebte Englisch und diese Liebe teilte er uns mit.“ Ergebnis: Alle Schüler gingen weiter auf weiterführende Schulen, viele studierten, einige wurden Professoren in den USA.

Aber selbst unter den wesentlich besseren materiellen Bedingungen der deutschen Grundschule gelingt dieses Kunststück sehr oft. Entscheidend scheint mir dabei die Persönlichkeit  des Lehrers zu sein. Die Persönlichkeit des Lehrers ist wichtiger als die finanzielle und materielle Ausstattung der Schulen.

Nun, ich habe mir gestern im Rathaus Schöneberg ebenfalls die Freiheit genommen, vom ressourcenorientierten Ansatz der Bildungsdebatte Abstand zu nehmen. „Es liegt nicht am Geld, es liegt auch nicht an der absolut gemessenen Zeit, die die Erzieher mit den Kindern verbringen.“ Wenn es am Geld läge, müsste Berlin ja hervorragende Ergebnisse seiner Schulen vorweisen können, denn Berlin ist Spitze in der Höhe seiner Ausgaben für die Schule pro Kind.

Ich glaube, der Grundgedanke von Frau Preissing führt weiter: Kinder brauchen jeden Tag das Gefühl der Geborgenheit, der Liebe, der Ermunterung zur Freiheit. Sie wollen gefordert werden. „Du musst etwas lernen, auch damit du später einmal für dich und andere den Lebensunterhalt verdienen kannst.“ Dieses Gefühl – so meine ich – sollte und muss vorrangig durch den privaten und privatesten Bereich, durch die Mitmenschen, die Nächsten, die Nachbarn, die kleinen Gemeinden, die Familien, also durch Vater und Mutter, durch die Geschwister und Freunde  erzeugt werden.

Wenn die Familien diese einfache, aber unerlässliche Aufgabe endlich übernehmen und annehmen, werden die allermeisten Schwierigkeiten verfliegen. Wir brauchen eine Rückbesinnung auf den überragenden Rang der Familie.

Die Versäumnisse der Familien sind durch die Schulen allein nie und nimmer wettzumachen. Familien, die eingelullt werden im Gefühl „Wir, der Staat, sorgen für dich“, werden nach und nach alle Verantwortung auf den Staat abwälzen. Genau dies geschieht zur Zeit.

Schüler und Lehrer wollen mehr Geld – Berliner Zeitung

 Posted by at 23:05
Jun 072011
 

06062011698.jpg Große, spannende, gut gemachte, hervorragend besetzte Veranstaltung zu den Kernaufgaben der Berliner Bildungslandschaft gestern im Schöneberger Rathaus. Mein Dank dafür gebührt dem Berliner Volksbegehren Grundschule, mit dem bekanntlich vier Hauptforderungen durchgesetzt werden sollen:

1) ein Rechtsanspruch auf Hortangebote für alle Grundschüler ohne Bedarfsprüfung, insbesondere auch für Grundschüler der Klassen 5 und 6 („Lückenschluss“)

2) ein subventioniertes Mittagessen als Angebot für alle Grundschüler

3) intensive Förderung und Betreuung der Kinder durch bessere Personalausstattung: 16 Kinder/Erzieher statt wie bisher 22

4) verbindliche gemeinsame Fortbildung für Lehrer und Erzieher auf der Basis des Berliner Bildungsprogramms

Ich sitze an der Abfassung eines Protokolls, blättere meine Notizen durch und greife einen zentralen Punkt heraus, den Dreh- und Angelpunkt der ganzen Übung, wie mir scheint, nämlich die Frage: Was brauchen Kinder wirklich?

Christa Preissing, Direktorin des Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung (BeKi) und Vizepräsidentin der Internationale Akademie (INA) gGmbH an der FU Berlin, äußerte sich hierzu im ersten Teil ihres Podiumsbeitrages wie folgt:

Wir wissen: Jedes Kind hat laut UN-Kinderrechtskonvention einen Anspruch auf Beteiligung und Teilhabe, hat Recht auf Schutz, hat Rechte auf Versorgung. Zu dieser Grundversorgung gehört nicht nur Ernährung und Bekleidung, sondern auch Liebe. Darunter ist eine bestimmte Qualität der Beziehung zu verstehen, ein dialogisches Aufmerken und gemeinsames Einfühlen ineinander, mit einem englischen Fachbegriff sustained shared thinking. Idealerweise sollte jedes Kind jeden Tag für  1 Stunde eine solche intensive Zuwendung und Betreuung in einer Kleingruppe von 5, 6 oder maximal 7 Kindern erfahren.

Meine Meinung hierzu: Zustimmung, Frau Preissing! Diese Erfahrung ist das Entscheidende. Jedes Kind hat offenbar bestimmte Grundbedürfnisse, die gestillt werden müssen, wenn das Kind sich richtig entfalten und entwickeln soll.

Ich lernte gestern: Jedes Kind braucht einen Hort dieser Geborgenheit. Es gibt entweder diesen Hort der Geborgenheit oder, wenn es ihn nicht gibt, sollte es ihn geben.

Unser Bild zeigt von links nach rechts das Podium zu Beginn der Veranstaltung:

Klaus Schröder, GEW Berlin
Christa Preissing, INA FU Berlin
Inge Hirschmann, Vorsitzende des Grundschulverbandes Berlin
Burkhard Entrup, Trägersprecher Volksbegehren Grundschule
Roland Kern, Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden
Steffen Zillich, Bildungspolitischer Sprecher der Linke-Fraktion, Abgeordnetenhaus

Mathia Specht-Habbel, FDP-Landesvorstandsmitglied Berlin

(Berichterstattung wird fortgesetzt)

 Posted by at 14:20

Brauchen wir in Deutschland Mindestlöhne wie in der Türkei? (2)

 Geld, Gouvernance économique, Solidarität, Türkisches  Kommentare deaktiviert für Brauchen wir in Deutschland Mindestlöhne wie in der Türkei? (2)
Jun 072011
 

Polen, Türkei, Deutschland: Das sind in meinen Augen zur Zeit die drei Staaten, die in Europa bzw. Vorderasien zur Zeit mit die beste Wirtschafts- und Finanzpolitik betreiben. Diese drei Länder haben Regierungen, die in der Wirtschaftspolitik auf Initiative und Unternehmergeist, auf Arbeit und Verantwortung setzen. Die Daten der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geben den drei amtierenden Regierungen in Polen, der Türkei und Deutschland recht: gutes Wachstum, vertretbare Verschuldung, sinkende Arbeitslosigkeit.

Nicht zufällig sind es gerade die Türken und die Polen, die bei Unternehmensgründungen in Berlin ganz vorne liegen:

Migranten als Unternehmer: Polen und Türken stehen an der Spitze – Wirtschaft – Tagesspiegel

In gewisser Weise sind die volkswirtschaftlichen Daten eine Art Leistungsnachweis einer Regierung. Bei sinkender Staatsverschuldung, sinkendem Haushaltsdefizit, sinkender Arbeitslosigkeit, insbesondere sinkender Jugendarbeitslosigkeit (in der Regel nur erreichbar bei Wachstum  der Volkswirtschaft), haben die Regierungen ihre Aufgabe gut erfüllt.

Hohe Staatsverschuldung, hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere hohe Jugendarbeitslosigkeit deuten darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Den Staat Griechenland oder den Stadtstaat Berlin etwa sollte man besser nicht als Vorbild nehmen. Griechenland und das Bundesland Berlin leiden an jahrzehntelang gepflegter Verhätschelung der zu Leistungsempfängern degradierten Bürger durch den bemutternden Staat. Die Folgen sind offenkundig: exorbitante Verschuldung, aufgeblähte Staatsquote, hohes Haushaltsdefizit, hohe Arbeitslosigkeit, hohe Jugendarbeitslosigkeit, politischer Extremismus rechts und links, soziale Unruhen mit der Gefahr links- und rechtsextremistischer Umtriebe.

Der aktuelle SPIEGEL bietet reichlich Zahlenmaterial für meine Behauptungen. Insbesondere empfehle ich das Lesen aller Beiträge über die Türkei und über Griechenland – hintereinander weg. Spannend, aufschlussreich!

Als kleine Ergänzung zur Grafik auf Seite 90 empfehle ich jedoch unbedingt einen Blick in die Sozialversicherungsdaten der genannten Länder. Das Netz der Sozialversicherung, also Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung in der Türkei ist dürftig bzw. nicht vorhanden, dafür gibt es immerhin einen gesetzlichen Mindestlohn (€ 353,8/Monat), der ziemlich genau dem Betrag entspricht, den ein erwachsener Arbeitsloser in Deutschland zusätzlich zu allen sonstigen Beihilfen bar aufs Konto überwiesen bekommt.

Das wär doch was für die deutsche Linke: Abschaffung von Hartz IV (eine langgehegte Forderung der Linken) bei gleichzeitiger Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes in Höhe des türkischen Mindestlohnes? Wie schaut’s damit aus?

Der türkische Mindestlohn ermöglicht dem einzelnen mit großer Mühe das Leben und Überleben – aber die Familien halten zusammen! Wer mehr verdient, gibt ärmeren Familienmitgliedern gern und bereitwillig ab.

In der Türkei besteht ein starker positiver Anreiz zu arbeiten – und folglich verdienen Fachkräfte dort netto mittlerweile ebenso gut oder besser als in Deutschland, wie es das Beispiel der aus Deutschland zugewanderten Fachärztin Neşe Stegemann beweist (SPIEGEL Nr. 23/2011, S. 92). Zugleich besteht in der Türkei ein negativer Anreiz gegen die Arbeitslosigkeit. Denn wenn Familien zu wenig arbeitende Mitglieder haben, rutschen sie in Armut ab. Sie müssen dann Mitglieder ins Ausland entsenden, um dort den Lebensunterhalt für alle zu sichern. So geschah es, dass in den sechziger und siebziger Jahren zur Existenzsicherung der Familien halbe Dörfer nach Deutschland übersiedelten. Die entsandten Familienmitglieder konnten dann – selbst im Fall der späteren Arbeitslosigkeit – die ärmeren Verwandten von Deutschland aus gewissermaßen mitziehen. Ein Modell, das sich schnell herumsprach, auch in anderen Ländern!

Die türkische Wirtschaft kann nur deshalb boomen, weil die Familien als unzerreißbares Element der sozialen Grundsicherung bestehen geblieben sind. Die demographischen Daten stimmen auch deswegen, weil alle Erwachsenen wissen, dass sie im Alter und im Falle von Krankheit und Arbeitslosigkeit auf die Familie und auf die eigenen Nachkommen angewiesen sind.

Oder – wie es ein früher bekannter, in Deutschland heute vergessener Dichter mal  gesagt hat:

Am Ende hängen wir doch ab
von Kreaturen die wir machten.

 Posted by at 11:52

„Ihr seid nicht froh!“ Das Märchen vom Rabenkönig (1)

 Armut, Aus unserem Leben, Geige, Klimawandel, Märchengeiger, Mären, Ökologie, Ukraine  Kommentare deaktiviert für „Ihr seid nicht froh!“ Das Märchen vom Rabenkönig (1)
Jun 062011
 

Stolz belebte den armen Blogger gestern! Vor vielen Leuten trug er auf dem Umweltfestival am Brandenburger Tor das Märchen vom Rabenkönig vor, verzierte den Vortrag mit allerlei Liedern und Stücken und ermunterte zu guter Letzt die Volksmenge, einen deutschen Kanon vierstimmig zu singen!

Das ukrainische Volksmärchen „Der Rabenkönig“, das mir erstmals von der Berliner Märchenerzählerin Nina M. Korn erzählt worden ist, habe ich gestern neu umgeformt. So hub ich es gestern auf dem Umweltfestival an:

Es war einmal ein Bauer, der hatte drei Söhne. Tag um Tag gingen sie mit dem Ochsen hinaus aufs Feld um zu ackern und zu pflügen. Mit ihrer Arbeit schufen sie sich ihr Brot. Doch eines Abends verfinsterte sich die Sonne und es landete ein dunkler schwarzer Adler bei ihnen.

„O ihr Erdlinge, was plagt ihr euch? Der Rabenkönig schickt mich zu euch.  Ihr braucht nicht mehr zu ackern und zu pflügen. Der Rabenkönig schickt euch in dieser Dose neues Saatgut, das von selber wächst. Nehmt es an.“

Darauf erwiderte der Bauer: „Das kann ich nicht glauben. Tag um Tag, Jahr um Jahr plagen wir uns ab. Wir haben schwielige Hände. Nein, ich glaube nicht, dass wir ohne Arbeit satt werden können.“

Der Adler krächzte: „Oh ihr lächerlichen Seepferdchen! Schaut euch doch an! Ihr seid nicht froh! Wir machen euch froh! Der Rabenkönig sucht junge Männer für sein Gefolge. Einen von deinen Söhnen musst du mir geben im Tausch für das neue Saatgut. Das verlangt der Rabenkönig.“

„Nein, meine Söhne sind das wertvollste, was ich habe. Niemals geb ich sie her“, flehte der Bauer.

Der Adler legte seinen Kopf zurück, stieß drohend mit dem Schnabel in Richtung des Bauern und  schnarrte mit laut krächzender Stimme:  „Wenn du mir keinen Sohn gibst, dann muss ich deinen Ochsen mitnehmen. Das befiehlt der Rabenkönig.“

„Dann soll es so sein“, ergab sich der Bauer kleinlaut in sein Schicksal.

Ohne weitere Worte packte der Adler den Ochsen mit kräftigem Hieb seiner Klauen und erhob sich mit gewaltigem Flügelschlag …

(Fortsetzung folgt)

 Posted by at 14:04

„Die Geige klingt wie eine Geige!“

 ADFC, Authentizität, Fahrrad, Geige, Ökologie  Kommentare deaktiviert für „Die Geige klingt wie eine Geige!“
Jun 052011
 

Alles klar für das Umweltfestival. Der Soundcheck am Brandenburger Tor machte große Freude: „Ihre Geige klingt wie eine Geige!“ Schön, dass es das noch gibt, so unverstellt wahr, so echt. Das grüne Bändchen der Künstler ist sehr kleidsam!

Plaudereien führen mich über die Stände, vor allem natürlich zum ADFC-Stand.  Dort erhalte ich Gewissheit: Diese Satteltaschen werden auch einzeln verkauft – nur nicht überall. Gut auch: Ich erstehe von ADFC-Vorstandsmitglied Martina Schneider persönlich eine Warnweste, die den Autofahrer um 1,5 m Abstand beim Überholen von Radfahrern bittet. Gut angelegte 5 Euro!

Nachher um 15.30 Uhr: Auftritt des armen Kreuzberger Bloggers!

Bild: Das ist mein Helm. Das ist meine Geige. Das ist meine Tasche. Einfach. Schlicht.
Helm, Geige, Tasche. Froh zu sein bedarf es wenig.

Umweltfestival

 Posted by at 12:03
Jun 042011
 

04062011681.jpg Schöner Radausflug zum Schlachtensee! Das Volk ist froh! Ich sehe viele Jugendliche mit ihren neuerdings üblichen Bierflaschen, einige Gruppen rauchen Shisha. Dass schon 15- oder 16 Jährige in der Öffentlichkeit ein Bier nach dem anderen zischen, habe ich noch vor 5 oder 8 Jahren nicht beobachtet.  In Moskau hingegen ist es schon länger üblich.

Der Drogenkonsum der Berliner Jugendlichen – soweit sie trinken, keineswegs alle trinken regelmäßig Alkohol  – bewegt sich zur Zeit weg von Hanf und hanfbasierten Drogen hin zum Alkohol. Das Einstiegsalter für regelmäßigen Alkoholkonsum sinkt unter die 16, unter die 15 Jahre.

Großer Menschenauflauf, als ein neues Brausegetränk unters Volk geworfen wird. Ich greife ebenfalls begeistert zu und leere die Dose sofort. Das schmeckt! Das macht froh!

Was macht die Menschen froh? Wieviel bedarf es froh zu sein? Bier, Alkohol, Shisha, Schlachtensee, Videospiele?

Bei einem Kindergeburtstag mit 13 typischen Berliner Kindern im Alter von 7 bis 9 Jahren und deren Eltern kannte niemand außer mir (und meiner Schwester) das Lied „Froh zu sein bedarf es wenig“. Was mag dahinter stecken?  Ich stimmte das Lied zur Geburtstagstorte an und sang es tapfer zu Ende. Dann schwieg ich betroffen und warf ein paar Münzen in den Spielautomaten für die Kinder ein.

 Posted by at 23:05