Mrz 152012
 

Sollten wir uns alle gemeinsam Fetih 1453 anschauen, das monumentale Epos über über die Eroberung des christlich-griechischen Konstantinopel im Jahr 1453? Ich sage: ja, unbedingt! Wir müssen den unbändigen Nationalstolz der Türkei begreifen lernen, müssen verstehen, warum 1453 sie weiterhin mit Freude und Stolz erfüllt! Die Botschaft ist: „Seht her, wir Türken haben Konstantinopel befreit, von der Sittenlosigkeit und Verderbnis des Westens, der Lateiner erlöst!“

Fetih oder Fatih ist heute noch ein beliebter türkischer Vorname, man denkt dabei an den ruhmreichen Sultan Mehmed II., den Eroberer, der 1453 Konstantinopel, das zweite Rom, für die Osmanen eroberte. Unter den mächtigen Schlägen der Konstantinopel-Kanone, die im Stundentakt Kugeln von 550-600 kg auf die Stadtmauer feuerte, brach innerhalb von 2 Monaten der Widerstand der griechisch-christlichen Bewohner zusammen.

Westliche Historiker versuchen selbstverständlich dem Film am Zeug zu kritteln, weisen ihm jede Menge Fälschungen nach. Dem mag ja so sein, dass der Film die historische Realität zugunsten der Türken schönredet.

Ehe man sich aber über Geschichtsfälschungen aufregt, bitte nicht vergessen: Islam heißt Unterwerfung, Ergebung! Das griechisch-christliche Konstantinopel hätte sich doch nur den Türken freiwillig zu ergeben und geschlossen zum Islam überzutreten brauchen, dann wäre der christlichen Stadt die grausame Eroberung mit Waffengewalt erspart geblieben. Schon damals galt: Wer die Waffen streckt und sich unterwirft, rasch die neuen Herren anerkennt und zum Islam übertritt, darf an allen weiteren Eroberungen teilhaben. So erklärt sich der beispiellose Siegeszug des Islam bis weit nach Mitteleuropa und bis vor die Tore Wiens, das sie 1529 und 1683 ebenfalls aus den Klauen der christlich-abendländischen  Herrschaft zu befreien versuchten.

Die Deutschen ergehen sich seit Jahren in ihren rituellen Bußübungen, sie schelten heute den bösen Martin Luther für all das, was er wenige Jahrzehnte später über die Türken vom Stapel gelassen hat. Dass Türken schlicht und ergreifend stolz auf die Eroberung und Unterwerfung dieser zentralen Stadt des untergehenden römischen Reiches sein könnten, widerstrebt sicher den heutigen Deutschen, die statt dessen lieber eine historische Mitschuld für die Vertreibung und den Massenmord an den Armeniern ab 1915 auf sich nehmen.

Um so lehrreicher ist das Betrachten des Films! 1453 hat tiefe Spuren in der westlichen Welt hinterlassen. Die Eroberung des restlichen Europa für den Islam stand unverrückbar auf der Agenda der Osmanen. Mit diesem Programm erreichten sie die Tore Wiens.

Die letzten Griechen verließen übrigens im Jahr 1955 nach den September-Pogromen die Stadt Istambul.

Dass die Türkei mit erneuerter Begeisterung das Datum 1453 feiert und rühmt, lässt tief blicken.

Die Einstellung zu diesem Film ist ein guter Gradmesser für alle, denen die türkisch-deutsche Freundschaft am Herzen liegt.

Man sollte den Film unbedingt anschauen, am besten in gemischten deutsch-türkischen Freundesgruppen! Es lebe die Freundschaft!

 

„Fetih 1453“ gegen „Türkisch für Anfänger“: Monument und Multikulti – Kultur – Tagesspiegel

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Feb 252012
 

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Yaşamak bir ağaç gibi
tek ve hür ve bir orman gibi
kardeşçesine,
bu hasret bizim.

Gute, ergreifende Reden  von Gamze Kubasik, die obenstehende Zeilen Nazim Hikmets zitierte, von Ismail Yozgat, Semiya Simsek und Angela Merkel auf der Gedenkveranstaltung im Schauspielhaus! Wie der arme Kreuzberger Blogger erhofft hatte, standen die Menschen in ihren Gefühlen, in ihrer Verletztheit im Mittelpunkt. Mitempfinden, Mitleiden, Mitnachvollziehen durch Erzählen – genau das ist es. „Wir fühlen mit Ihnen, wir trauern mit Ihnen.“ So sagte es die Bundeskanzlerin.

Aller Rednerinnen und Redner waren von diesem Geist der Menschlichkeit geprägt. Die güldene Sonne der Mitmenschlichkeit!

Alle Redner riefen uns alle gemeinsam dazu auf, diese güldene Sonne mehr walten zu lassen, uns mehr einzusetzen, und sie verpflichteten sich selbst an erster Stelle – statt anklagend auf andere zu zeigen.

Anrührend auch die Sprache der Gesten, die etwa Joachim Gauck zeigte. Semiya Simsek hatte die Erfahrung gemacht, dass der Staat ihren Vater nicht schützen konnte.  Und auch Gauck musste als Kind erfahren, dass der Vater verschwand – wenn auch nicht für immer, so doch für mehrere Jahre, weil der Staat ihn nicht schützen wollte.

Mir fielen dazu die Verse eines  deutschen Dichters ein:

Alles ist freundlich wohlwollend verbunden,
Bietet sich tröstend und traurend die Hand,
Sind durch die Nächte die Lichter gewunden,
Alles ist ewig im Innern verwandt.

Bild: Die Säule des Erinnerns in Berlin-Lichterfelde

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Jan 122012
 

Gepriesen sei der unerschöpfliche Vorrat türkischer Sprichwörter! Mit kaum jemand unterhalte ich mich so gern wie mit den Kreuzberger Türken — oder Türk-Innen, wie ich korrekterweise und hässlicherweise sagen müsste. Fast immer springt eine verbindende Einsicht in Form einer Volksweisheit heraus.

„Unter den Füßen der Mütter ist das Paradies!“ Das erfuhr ich gestern. DARÜBER kann man aber lange nachdenken. Und das ist ja auch der Sinn der Sprichwörter.

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Yumruk gibi resimler: Erdoğan Zümrütoğlu

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Nov 192011
 

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Mit kraftvollem, fast gestoßenem, fast gehauenem Pinselstrich bannte uns heute der türkische Maler Erdogan Zümrütoglu in der Kreuzberger Galerie Tammen&Partner.

Bei trüb verhangenem Hochnebel schlug er uns die Fenster zu seiner plastisch quellenden Malweise auf. Seine Käfige sind nie geschlossen, der Blick bahnt sich den Weg ins Freie, die Malfläche wächst in die dritte Dimension hinein.

Ötekinin grameri – DIE müssen wir lernen!

Erdogan Zümrütoglu, MALEREI

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Nov 102011
 

Kein leichtes Leben hatte die zweite Generation der Zuwandererkinder. Sie waren  von niemandem darauf vorbereitet worden, in Deutschland zu bleiben. Der türkische Staat schickte seine sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen gern dörferweise nach Deutschland: sollten die Deutschen sich doch um die Dörfler kümmern. Die zurücküberwiesenen Devisen waren hochwillkommen, stärkten die Außenhandelsbilanz. Niemals aber wollte und will die Türkei, dass die Auswanderer ihre Bande mit dem Türkentum verlieren oder gar ihr Türkentum mit einer neuen Heimat verschmelzen lassen! Im Gegenteil, in den letzten Jahren fördert der türkische Staat eine gezielte nachholende Türkisierung, arbeitet weiterhin am Zusammenhalt einer geschlossenen türkischen Volksgruppe.

Die einzelnen Kinder und Jugendlichen schweben kulturell häufig im Niemandsland. Zu richtigen Türken von echtem Schrot und Korn kann und will sie der deutsche Staat nicht ausbilden. Doch durch totale Türkisierung, durch massive Propaganda hat die türkische Republik über etwa 90 Jahre eine nahezu lückenlose Identifikation der Türken mit dem türkischen Boden und Blut erzeugt und erzeugt sie auch weiterhin. Einmal Türke – immer Türke! Ne mutlu Türküm diyene! Ich kann nur raten, die Türkei zu bereisen, ein paar Brocken Türkisch zu lernen und sich wachen Sinnes in diesem großartigen Land, dem uralten Mutterboden der europäischen Kultur umzusehen: Perser, Assyrer, Syrer, Griechen, Araber, Türken, Armenier, Kurden, Zaza und ein Dutzend mehr Völker – sie alle haben dort gesiedelt und ihre Kulturen zu erstaunlicher Blüte gebracht. Unter allen Kulturen haben die aus Zentralasien zugewanderten Türken schließlich die Oberhand erobert und gehalten.

Andererseits hat die Bundesrepublik Deutschland ein bunt gefächertes Programm umgesetzt, das die Identifikation mit Deutschland verhindert. So erzählen mir immer wieder Berliner Kinder und Jugendliche, sie hätten in vier Jahren Geschichtsunterricht fast ausschließlich die zwölf Jahre von 1933-1945 behandelt. Wenn nun aus den etwa 1000 Jahren, in denen man mit gewissem Recht von „deutscher Geschichte“ sprechen kann, immer nur 12 Jahre herausgegriffen werden, welches niederschmetternde Selbstbild muss dann in den Berliner Schülerinnen und Schülern entstehen? Nicht zufällig prangt die Inschrift „Deutschland verr…“ auf Dächern in Friedrichshain.

Aus der überschwänglichen, hochfliegenden Begeisterung für die türkische Nation einerseits, der niederschmetternden Selbstentwertung der deutschen Nation andererseits gibt es für die meisten jungen Türken und auch die Araber keinen Ausweg. Sie hängen fest zwischen Baum und Borke.

Der Ausweg müsste natürlich sein, dass an den Schulen eine positive Identifikation mit dem heutigen Deutschland, also insbesondere mit der Bundesrepublik Deutschland gefördert wird. Genau dies aber geschieht zumindest im Bundesland Berlin fast nicht.

Was tun?

Ich meine: Kleine Gesten, die vielen Akte der Nächstenliebe sind viel entscheidender als großartige Programme und Initiativen. Nachbars Oma kann mehr Gutes tun als noch so viele Integrationspläne und Bildungsprogramme. Das bestätigt wieder einmal sehr überzeugend Mehmet Gürcan Daimagüler:

Häufig sind die Kleinigkeiten im Leben entscheidend: Bei uns im Haus wohnte eine Witwe, Oma Philippine nannten wir sie, die uns bei den Hausaufgaben geholfen hat. Mit ihr habe ich Deutsch gelernt. Dann habe ich die kostenlose Bücherei im Nachbardorf entdeckt und Bücher verschlungen.

Anwerbeabkommen mit der Türkei – Zeitgeschichtliches Archiv – WDR.de

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Interesse für türkische Geschichte wecken und pflegen!

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Nov 072011
 

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Die stolze türkische Flagge weht derzeit hoch, sehr hoch in Berlin, weit höher als die Bundesflagge! Und es ist immerhin die Flagge eines Landes, das mit seinen Truppen in Zypern bereits EU-Territorium in Besitz genommen hat. Schön von uns!

Es wäre einmal eine reizvolle Aufgabe, das Aneinandervorbeireden der deutschen und türkischen PolitikerInnen zu untersuchen. „Assimilation ist ein Verbrechen, das wissen wir besonders“, so wurde Tayyip Erdogan 2008 zitiert. Da haben sich die Deutschen aber aufgeregt! Sie konnten ja nicht wissen, dass Erdogan über die dunklen Seiten der jungtürkischen Zwangsassimilation der Armenier und Kurden und anderer Völker sprach. Wenn man den zeithistorischen Hintergrund und die aktuellen Expansionsgelüste der türkischen PolitikerInnenäußerungen nicht mitbedenkt, wird man leicht an der Nase herumgeführt. Die Kurden, die Griechen, die Armenier hatten in der Türkischen Republik nie auch nur ansatzweise die Freiheiten, die die Türken in Deutschland von Beginn der Anwerbung im Jahr 1961 bis zum heutigen Tag uneingeschränkt genießen durften und dürfen.

Davon handelte eine Tagung des Lepsius-Instituts in Potsdam, über die Regina Mönch berichtet:

Armenischer Genozid: Schwarze Löcher der Türkei – Feuilleton – FAZ
Die erzwungene „Assimilation“ ging einher mit Zwangsislamisierung, Zwangsverheiratung – Auslöschung durch Konversion nennt Altinay diese Tragödie. Ein noch kaum erforschtes Kapitel des Völkermordes und des türkischen Nationalismus, das aber ahnen lässt, warum, bewusst oder unterbewusst, „Assimilation“ für türkische Politiker und deutschtürkische Großfunktionäre ein Kampfbegriff ist.

 Posted by at 23:05

Sorma kişinin aslını, sohbetinden bellidir

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Nov 072011
 

Erzähl mir deine Geschichte – auf Persisch, Arabisch, Deutsch, Kurdisch, Türkisch, Armenisch  … !

Was liegt schon an Pässen! Das ist doch nur ein Stück Papier, wie es so schön im Film „Almanya“ heißt!

Genau dieses Sprichwort, das im „Manifest der Vielen“ als Argument für den Doppelpass herhalten soll, halte ich für irreführend.

Aber den Türken fällt es schwer, sich von ihrem Abstammungsdenken freizumachen. Die Türken klammern sich an ihren Pässen fest, als bestünde in diesem Dokument ihre Identität. 9 Jahrzehnte Zwangstürkisierung, Zwangsassimilation haben ihre Spuren eingegraben.

Sie vermuten dasselbe Denken bei uns Deutschen. Dabei sind wir längst darüber hinaus, über dieses Boden-und-Blut-Denken.

Sorma kişinin aslını, sohbetinden bellidir. – Atasözleri ve Anlamları
Sorma kişinin aslını, sohbetinden bellidir.

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Wo wir sind, ist Türkei!

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Nov 072011
 

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Wie Deutschland in der Selbstkritik und Selbstentwertung der unbestrittene Weltmeister ist, so steht meiner Meinung nach in Eurasien der Türkei der unumstrittene Meistertitel im Nationalismus zu. Die uralte Tradition einer jahrtausendealten Eroberungskultur pflanzt ihr siegreiches Panier auf jedem kleinen Eiland, auf jedem Fußbreit erkämpften Bodens auf. Bei den deutschen Politikern und Journalisten herrscht aufgrund struktureller Defizite und lebensweltlicher Unkenntnis meist erstaunliche Ignoranz gegenüber diesem unbändigen türkischen Nationalstolz, von rühmlichen Ausnahmen wie etwa dem scheidenden Berliner Innensenator Körting abgesehen. Der türkische Nationalismus ist tatsächlich eine Werteklammer, die bei aller erbitterten Gegnerschaft auch die oppositionelle CHP etwa mit der regierenden AKP verbindet. Er verbindet die allermeisten Auslandstürken und verhindert die Vermischung mit den nichttürkischen Gesellschaften außerhalb des Mutterlandes.

Man würdigt es einfach nicht genügend, dass die türkische Volksgruppe in der wichtigsten Volkswirtschaft der EU von mageren 800.000 zum Zeitpunkt des Anwerbestopps (1973) auf jetzt schon 2,8 Millionen angestiegen ist. Eine strategische Glanzleistung, die der türkische Staat vollbracht hat und weiterhin vollbringt. Die fast 3 Millionen Türken in Deutschland stellen für türkische Politiker nicht nur innenpolitisch einen Machtfaktor dar, sie sind auch ein Pfund, mit dem sich außenpolitische Expansions- und Vormachtsbestrebungen untermauern lassen, so etwa im besetzten Teil Zyperns, in den Erdgaslagerstätten im Mittelmeer, gegenüber Griechenland, gegenüber Deutschland, aber auch, um Uneinigkeit zwischen EU-Ländern und zwischen den USA und der EU zu befördern.

„Wir Türken haben in Deutschland keine Rechte.“ „Unsere Bürger- und Menschenrechte werden durch den deutschen Staat systematisch verletzt.“ „Ihr Deutsche müsst einfach mehr für uns Türken tun!“ Dies ist der Grundton, den man landauf landab hören kann: mehr staatliches deutsches Geld für türkische Gruppen, mehr Fürsprache für den EU-Beitritt, mehr Senatsgeld für den Türkischen Bund Berlin Brandenburg usw. usw.

Dabei würde ein kleiner Spaziergang durch den Berliner Tiergarten oder auch ein Urlaub in der Türkei ausreichen, um diese Ignoranz zu beheben. Die stolze Fahne der Türken flattert heute, unerreichbar für den deutschen Bundesadler, hoch über dem Diplomatenviertel in Berlin-Tiergarten. Gesehen heute. Sie kündet es weithin: Wo wir sind, ist Türkei.

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İpek İpekçioğlu, oder: Ein Lob für die Namensgebungsfreiheit!

 Gedächtniskultur, Integration, Migration, Türkisches, Vergangenheitsbewältigung  Kommentare deaktiviert für İpek İpekçioğlu, oder: Ein Lob für die Namensgebungsfreiheit!
Okt 312011
 

Was mich wirklich freut, ist, dass man in Deutschland noch offen sagen kann, dass die Türkei kurdische, also untürkische Vornamen gesetzlich verbietet und auch drei (3)  lateinische Buchstaben gesetzlich untersagt, ohne dass man, wenn man dies behauptet, deswegen gleich als rassistisch abgestempelt wird. Wisse: In der Türkei sind grundsätzlich türkische Namen vorgeschrieben. Das X, das W und das Q sind amtlich bei Namen in der Türkei nicht zugelassen. Der Staat, der bei seiner Gründung nur knapp 55% Türken umfasste, setzt seine radikale Türkisierungspolitik mit Buchstaben- und Publikationsverboten weiterhin unerbittlich durch.

Verhaftungen unliebsamer  Verleger und Autoren passen ins Bild. Soeben erreicht mich die Nachricht, dass der Verleger Ragip Zarakolu (Verlag Belge) in Istanbul verhaftet worden ist. Er hat sich eines Vergehens schuldig gemacht, das aus der Sicht des türkischen Staates kaum verzeihlich ist: er wollte einer Einladung der Universität Potsdam folgen und die innertürkischen Debatten über die Jahre 1915/1916 auf einer Konferenz diskutieren.

Das wäre etwa so schlimm, wie wenn man als deutscher Verleger im Ausland, etwa in Israel oder New York, über die historischen Debatten der Deutschen über die Jahre 1914-1918 sprechen wollte. Wollte man dem türkischen Beispiel folgen, so müsste man diesen unbotmäßigen Verleger, der die schmutzige Wäsche der Deutschen in New York oder Tel Aviv waschen möchte, durch rechtzeitige Verhaftung an der Ausreise hindern.

Die Unterdrückung aller untürkischen Umtriebe und untürkischen Kulturen drückt die Türkei in solchen Buchstaben- und Ausreiseverboten aus.

Umgekehrt werden deutsche Standesämter und auch Wahlämter selbstverständlich Vornamen wie Burkay, Aylin oder İpek, Nachnamen wie  İpekçioğlu oder Çakmak einschließlich aller diakritischen Zeichen akzeptieren und als vollgültig anerkennen.

Namen sind wichtig! Sie sind Abstammungs- und Identitätsmerkmale erster Ordnung. Bis weit in die dritte und vierte und x-te Genration hinein definieren deshalb die Auslandstürken sich über die Namen und das „Blut“, also die Abstammung. Wenn man einmal alle Strophen der türkischen Nationalhymne liest, wird man erstaunt sein, wie oft das Wort „Boden“ und das Wort „Blut“ vorkommen. Türkischer Boden, türkisches Blut gelten in der Türkei unbefragt als heilig, als unantastbar. Wer diese staatlich gebotene, gewissermaßen religiöse Verehrung der Türken für den eigenen Boden, das eigene Blut, für den Staatsgründer nicht durchschaut und anerkennt, wird niemals etwa den Paragraphen 301 des türkischen  Strafgesetzbuches verstehen und sollte seinen Fuß gar nicht erst in die Türkei setzen.

Die türkische Hochschätzung des völkischen Abstammungsdenkens zeigt sich überdeutlich am Heiratsverhalten der Auslandstürken und an der Namengebung: Ich kenne keinen einzigen in Deutschland lebenden Türken, der  keinen türkischen Vornamen trüge. Während in Deutschland Namen wie Dennis, Mirko, Aylin, Emily, Louis, Fynn und Luca gang und gäbe auf Standesämtern und in Babynestern sind, wird kein deutscher Türke oder türkischer Deutscher von echtem Schrot und Korn seinen Sohn Martin, Luca, Julian oder Christian nennen. Das würde ihm die Familie nicht verzeihen. Denn es würde bedeuten, dass der Türke seine Zugehörigkeit zur neuen Heimat, also zu Deutschland, auch sprachlich ausdrücken würde.

Wenn ein Türke plötzlich einen untürkischen oder deutschen Vornamen bekäme, würde das von der überwältigenden Mehrheit der Türken sofort als Verrat am türkischen Boden und Blut angesehen. Denn Türkischsein wird bei der Mehrheit der Türken unverändert „über das Blut definiert“, wie dies  İpek İpekçioğlu so schön auf Seite 42 des aktuellen SPIEGEL ausdrückt.

Anders ist es  selbstverständlich bei den Deutschen, Italienern, Spaniern, Franzosen in Deutschland – wie sich aus dem Heiratsverhalten und der Namengebung ableiten lässt.

Fast alle Berliner Türken heiraten wieder Türken, wobei etwa die Hälfte von ihnen den Ehepartner vom heiligen Boden der Türkei hereinholt. Durch das stete Nachholen von Ehepartnern aus der Türkei, oftmals obendrein aus der ferneren Blutsverwandtschaft,  erhält sich die türkische Volksgruppe auch im Ausland ethnisch nahezu „rein“ und „blutmäßig“ nahezu unvermischt. Und genau das will offenbar der türkische Staat. Der Gefahr, dass die türkische Gesellschaft sich mit der umgebenden deutschen Gesellschaft vermischen oder sich in sie integrieren könnte, wird so wirksam vorgebeugt. Die allermeisten Auslandstürken bleiben so dem türkischen Staat dauerhaft verbunden, das ewige Türkentum erleidet in Deutschland keine Verluste, sondern wird im Gegenteil noch gestärkt. Die Deutschen schauen geduldig zu, machen sich nur ab und an Vorwürfe, dass sie als Deutsche es den Türken so furchtbar, so wahnsinnig schwer machen, sich zu—  integrieren: „Wir sind ja so hartherzig! Wir müssen die Türken mehr fördern – durch eine Willkommenskultur!“

Man lese nur den aktuellen SPIEGEL mit seiner unermüdlich wiederholten, typisch deutschen Selbstanklage in der zum Weinen und zum  Schmunzeln auffordernden, von Wahrheiten und Halbwahrheiten nur so strotzenden Jeremiade „Fremde Heimat“.

Bei keiner in Deutschland lebenden Volksgruppe ist das Abstammungsdenken so stark ausgeprägt wie bei den Türken. Dass die Türken nach Deutschland aufgebrochen sind, um letztlich hier deutsche Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten zu werden, ist eine der frömmsten, gleichwohl trügerischsten Hoffnungen der deutschen Integrationspolitik. Aus dieser Hoffnung machen viele Politiker, auch und vor allem die selbsternannten politischen Vormünder der Türken,  ein einträgliches Geschäft.

Die Türken selber sehen es anders. Sie kamen ab 1951 und auch ab 1981 und  kommen weiterhin aus bitterer Not, aus Perspektivlosigkeit und Arbeitslosigkeit, aus politischer Unterdrückung und Verfolgung aus der Türkei nach Deutschland, weil das hier für sie das Paradies war und ist, wie es der Neuköllner Kazim Erdogan soeben im Tagesspiegel wieder ausdrückt.

Mit Brief und Siegel.

Quellen:

„Fremde Heimat“, DER SPIEGEL Nr. 44/31.10.2011, S. 38-44
„Verleger Ragip Zarakolu in Istanbul verhaftet“, DIE WELT, 31.10.2011, S. 21
Einwanderer in Deutschland: „Wir dürfen die Eltern nicht verteufeln“ – Berlin – Tagesspiegel

Sie kamen 1974 nach Berlin. Warum?

Weil ein Onkel von mir hier lebte und weil mir ein Schulfreund ständig von seinem Vater vorschwärmte, der gleich nach dem Anwerbeabkommen nach Deutschland ging. Nach dessen Erzählungen war hier das Paradies.

 Posted by at 11:48
Okt 202011
 

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Weiterhin recht schnöde und roh ist die Sprache, mit der deutsche Medien über deutsche Türken sprechen. So gefällt mir etwa das Wort „Importbraut“ nicht. Denn „importiert“ wird eine Sache, kein Mensch! Lest selbst, was Julia Haak in der Berliner Zeitung heute den Neuköllner Migrationsbeauftragten Alfred Mengelkoch berichten lässt:

Kottbusser Damm: Längst nicht mehr Klein-Istanbul | Berlin – Berliner Zeitung
Noch immer heirateten 90 Prozent der Türken Türken, 50 Prozent davon importierten den Partner aus der alten Heimat. „Auch aufgeklärte Leute machen das“, sagt Mengelkoch.

Ich schlage folgende Sprachgebung vor: „90 Prozent der in Berlin  lebenden Türken heiraten Türken“, die Hälfte der Bräute und Bräutigame „… werden aus der alten Heimat für die Ehe geworben, oder: … wandern aus der Heimat zu … oder: …  werden aus der alten Heimat geholt.

Auch wird hier durch den Migrationsbeauftragten der Anschein erweckt, als seien Türken weniger aufgeklärt als andere Menschen in Deutschland, als wüssten sie nicht recht, was sie tun. Die alte Sicht der blühenden Integrations- und Migrationsindustrie auf die „rückständigen Türken“, die als Analphabeten nach Deutschland kämen und hier erst einmal durch den Fürsorgestaat jahrzehnte- oder lebenslang nachbemuttert werden müssten, schlägt hier voll durch.

Unsinn.  Das beständige Nachholen von Ehepartnern aus der Türkei ist gewollt und sichert die  Abgeschlossenheit und das beständige Wachstum der türkischen Volksgruppe in Deutschland. Der Gefahr der Integration in die deutsche Gesellschaft oder der Vermischung mit den Nichttürken wird so vorgebeugt – wobei „Gefahr“ selbstverständlich aus der Sicht des türkischen Staates zu sehen ist. Wie das Beispiel Zypern lehrt, sind die Auslandstürken für den türkischen Staat ein wichtiger Machtfaktor, der ganz bewusst als Hebel eingesetzt wird. Man studiere nur die riesigen Erfolge der BIG genau am Kottbusser Tor! Werte von bis 12% erzielte die türkisch-islamische Partei am Kottbusser Tor mit dem in türkischer Sprache verkündeten Slogan: „Wählt einen von euch!“

Der deutsche Staat, ja wir als deutsche Gesellschaft  haben selbstverständlich ein Interesse daran, dass die Chancen zur Integration, die ja überreichlich gegeben sind, angenommen werden. Wir wollen durchlässige „Volkstumsgrenzen“.

Bitte nehmt die Türken endlich als Menschen mit eigenem Willen ernst, stoppt die Bevormundung! Wenn sie sich als eigene Gruppe bewahren wollen, sollten wir das akzeptieren.

Wir sind doch alles Menschen wie du und ich – hepimiz insaniz!

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Sind Grillverbote in Parks Menschenrechtsverletzungen?

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Okt 192011
 

Deutschland ist ein Staat, der systematisch Menschenrechte verletzt. Immer wieder erheben türkische Politiker diesen Vorwurf, zuletzt meines Wissens der türkische Staatspräsident Gül. Diese Vorwürfe werden immer wieder in den Raum gestellt, wenn die türkische Schutzmacht, der türkische Staat versucht, hier in Deutschland den Ton anzugeben. Nebenbei: auch in Zypern ist es letztlich der Vorwurf der Menschenrechtsverletzungen, der dazu führt, dass ein Teil Zyperns von türkischen Truppen besetzt wurde und bis heute besetzt ist. Wir in der EU haben also bereits türkisches Militär auf EU-Territorium stehen. Der türkische Staat lässt nicht mit sich spaßen, wenn er Menschenrechtsverletzungen wittert. Aufgepasst!

Eben dieses Grundmuster zieht sich wieder und wieder durch die Argumente der türkischen Verbandsvertreter. Sobald irgendetwas gesagt oder getan wird, was die Türken in Deutschland beeinträchtigen könnte, erhebt sich eine Stimme aus den Verbänden: „Das ist gegen unsere Kultur gerichtet. Wir werden immer und überall benachteiligt. Das ist eine Menschenrechtsverletzung. Wir Türken haben in Deutschland keine Bürgerrechte usw. usw.“

Letztes Beispiel: An schönen Wochenenden ziehen Tausende und Abertausende von Menschen in den Tiergarten, um dort zu grillen. Die meisten von ihnen, so scheint mir, sind Menschen mit einem ganz bestimmten Migrationshintergrund.  Am Abend dann bietet sich stets das gleiche Bild der Vermüllung. Im Nachhinein lässt sich nicht mehr feststellen, wer hier seinen Müll hinterlassen hat, anstatt ihn nachhause mitzunehmen. Fest steht, dass die bezirklichen Säuberungsaktionen jedes Jahr Hunderttausende Euro kosten. Die Berliner Zeitung berichtet am 14.10.2011:

 Die Reinigung kostet den Bezirk 300 000 Euro pro Jahr. Doch der hat kein Geld. „Wir mussten schon Sozial- und Jugendeinrichtungen schließen, weil im Haushalt ein paar Tausend Euro gefehlt haben. Da stimmen die Relationen nicht mehr“, sagt Bürgermeister Hanke.

Und andere Bezirke? Friedrichshain-Kreuzberg hat aus genau diesem Grund komplette Grillverbote in vielen Parks erlassen. Ist der linkeste aller grünen, der grünste aller linken  Bezirke also noch rassistischer, noch migrantenfeindlicher als der Bezirk Mitte?  Man muss es wohl so sagen, wenn man dem Türkischen Bund Berlin-Brandenburg glaubt!

Anstatt gegen die Müllhalden im Tiergarten irgendwie durch Ermahnungen an „die eigenen Leute“ vorzugehen, wirft der Türkische Bund nämlich dem Bezirk Mitte vor, durch ein Grillverbot gegen die Kultur der hier lebenden Menschen „mit Migrationshintergrund“ vorzugehen, und er ruft zur Demo auf! Großartig, das hat Klasse, das ist sehr sehr lehrreich!

Lest die offizielle Ankündigung des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg:

Die Grillkultur in Tiergarten wird vorwiegend von Bevölkerungsgruppen mit niedrigen Einkommen und Migrationshintergrund in Anspruch genommen. Diese bestehen vorwiegend aus Familien mit Kindern, die über keine eigenen Einfamilienhäuser mit Gärten verfügen und im Jahr ca. an 15 Wochenenden in Tiergarten grillen. An diesen Tagen wird in Tiergarten ein buntes und familienorientiertes Lebensgefühl vorgeführt. Dies ist in den letzten 20 Jahren zur festen Lebenskultur dieser Bevölkerungsgruppe geworden. Es gibt offensichtlich politische Kreise, die diese Vielfalt für die Hauptstadtzone als unwürdig erachten.

Beim Grillen entstehen zweifelsfrei Kollateralbelastungen vor allem mit Müll. Dies sieht an solchen Tagen in Krumme Lanke und Schlachtensee nicht anders aus. Statt diesen Kollateralbelastungen mit öffentlicher Infrastruktur und bei vorsätzlichen Fehlverhalten mit persönlichen Sanktionen zu begegnen, will das Bezirksamt Mitte nun diese Kollateralbelastungen mit einem Grillverbot auf Kosten des Lebensgefühls und Kultur von Menschen begegnen, die auf diese Erholungsfläche angewiesen sind.

Eine Diskussion um Lebensgefühl, Kultur, Freiheit und hiermit verbundenen Kollateralbelastungen von Bevölkerungsschichten mit höheren Einkommen, die sonst intensiv und öffentlich geführt wird, wird bewusst unterlassen.

Die betroffenen Menschen mögen nicht ausreichend artikulations- und konfliktfähig sein um ihr Lebensgefühl und ihre Kultur zu verteidigen. Das Grillverbot in Tiergarten richtet sich gegen ihr Lebensgefühl und Kultur.

Stellvertretend für sie möchten wir mit unserer demonstrativen Grillaktion in Tiergarten am kommenden Samstag, den 22.11.2011 um 13.00 Uhr die Stimme erheben.

Alisan Genc
Mitglied TBB-Vorstand


 Posted by at 15:16

„Wir sollten uns mehr abstrampeln!“

 Anbiederung, Europäische Union, Tugend, Türkisches  Kommentare deaktiviert für „Wir sollten uns mehr abstrampeln!“
Sep 202011
 

Aufmerksam verfolge ich die Presse-Berichterstattung über den Besuch des türkischen Präsidenten Abdullah Gül. Seine Heimatstadt Kaisery, das antike Caesarea/Καισάρεια in Kappadokien, kenne ich gut, dort habe ich einige schöne Urlaubstage verbracht. Die Bewohner der Region gelten als die „fleißigen Schwaben/Preußen/Deutschen“ der Türkei.

Mehr Fleiß, mehr Anstrengung verlangt Gül von den Menschen. Das halte ich für richtig. Auch der Vergleich mit dem fleißig sich abstrampelnden Radfahrer gefällt mir:

Türkischer Staatschef: Gül trumpft in Deutschland mit neuer Stärke auf – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Die EU hingegen sei derzeit schwach und verhalte sich wie ein Fahrradfahrer, der nicht mehr in die Pedale trete.

„Wer hier lebt, soll akzentfrei Deutsch lernen!“ Diese Forderung des Präsidenten geht mir allerdings zu weit. Sie schlösse ja all die vielen Menschen aus, die eben nicht ganz akzentfrei sprechen – wie mich selbst etwa. „Sie kommen aber nicht aus Berlin, oder?“, werde ich wegen meines Akzents immer wieder gefragt.

Das Problem ist, dass viele Türken und andere Zuwanderer nur sehr gebrochen oder überhaupt kein  Deutsch reden, weil sie keine Notwendigkeit sehen, hier anzukommen. Sie leben in ihren türkischen Verbänden, wollen nicht allzu viel mit der nichttürkischen deutschen Umwelt zu tun haben. Viele glauben weiterhin, dass sie „irgendwann“ zurückkehren.

Insgesamt meine ich, wir sollten uns alle bemühen, auch Hochdeutsch zu lernen, nicht nur den Berliner Dialekt oder das brandneue „Kiezdeutsch“ („Isch mach dich messer“). Akzentfrei?  – Brauchen wir nicht, im Gegenteil, ich mag Akzente, das Treffen der vier türkischstämmigen Kandidaten von CDU, Linke, Grünen und SPD vor der Abgeordnetenhauswahl im Kreuzberger Café Südblock hat mir große Freude bereitet! Spräche ich nur halb so gut Türkisch, wäre ich schon froh!

Viele Deutschtürken haben ein Problem. Sie meinen, sich entweder für Deutschland oder die Türkei entscheiden zu müssen.  Folge: Sie haben sich weder für Deutschland noch für die Türkei entschieden. Wenn sie sich für oder gegen Integration in Deutschland entschieden hätten, hätten sie auch schon längst Deutsch UND Türkisch, oder Türkisch UND Deutsch  gelernt, nicht akzentfrei, aber doch so weit, dass sie einen Berufsabschluss erreichen würden. Ihnen standen und stehen hier alle Türen offen.

Die Türkei hat lange Jahrzehnte diese Illusion auf eine Rückkehr genährt und war froh, dass Millionen ihrer Staatsbürger in Deutschland ein Auskommen fanden und dringend benötigte Devisen nachhause überwiesen. Über die staatliche Ditib konnte die Türkei weiterhin Einfluss auf die deutsche Innenpolitik nehmen und ihre Schäflein einigermaßen im Zaum halten.

Mein Kreuzberger Mitbürger Özcan Mutlu MdA wird sicherlich von der Bundesregierung stärkere Einhaltung muslimischer Werte und die Abhaltung von Id- oder Iftar-Festen im Kanzleramt einfordern, worauf dann sicher die verschiedenen christlichen Konfessionen eine Ostermette im Kanzleramt verlangen werden (pro Konfession eine).

Ansonsten „hat die Türkei derzeit einen Lauf“, wie man sagt. Die militärische Drecksarbeit in Libyen haben westliche Mächte erledigt. Denn „ein Moslem schießt nicht auf Muslime.“  Danach fliegen die Türken ein, lassen sich als neue Führungsmacht feiern und sammeln den Applaus und den Jubel der Massen ein. Die Briten, Franzosen und Amerikaner stehen erneut als Kriegsherren da, als der Westen, der auch unschuldige Menschen getötet hat.

Die Türkei agiert derzeit mit kraftvollem Selbstbewusstsein, verhätschelt – sehr im  Gegensatz zur EU – ihre Bürger nicht, sondern setzt auf Fleiß, auf Demokratie, auf Zusammenhalt und Bürgersinn, und zeigt sich nach außen hin als das, was Staaten sind: Machtgefüge, die selbstverständlich im internationalen Verkehr vor allem eigene Interessen verfolgen.

Genau dasselbe sollte die EU ebenfalls tun. Ich halte es für einen großen Fehler, wenn die EU ihre Außenbeziehungen – etwa gegenüber dem arabischen Raum oder der Türkei –  stets vor allem und ausschließlich unter dem Vorzeichen der humanitären Verpflichtungen sieht. Das ist Unsinn. Die Türkei hat nicht Arbeiter geschickt, um Deutschland beim Wiederaufbau oder beim Wirtschaftswunder zu helfen. Es ging um einen Vertrag zum beiderseitigen Nutzen. „Wir schicken euch Arbeiter, die Arbeiter verdienen Geld und schicken einen Teil nachhause.“

Umgekehrt hat heute die Bundesrepublik keinerlei Verpflichtung, türkische Staatsbürger mit viel Geld und guten Worten zu beknieen und zu umwerben, sich doch endlich zu integrieren und bitteschön Deutsch zu lernen. Sie könnten es längst, wenn sie es denn wollten.

Die Türkei kann in der Tat einer sich selbst lähmenden EU als Vorbild dienen. Kraftvoll, fordernd, nicht unterwürfig, sondern zukunftsgewiss, selbstbewusst!

Es lebe die starke, die kraftvolle, die neue Türkei!

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Vertreibung aus dem Wirtschaftsparadies?

 Türkisches, Vertreibungen  Kommentare deaktiviert für Vertreibung aus dem Wirtschaftsparadies?
Sep 202011
 

Die Türkei boomt. Allerdings hat das auch Schattenseiten. Da es kein üppig ausgebautes Sozialsystem wie in Deutschland gibt, steigen die Zahlen der Obdachlosen in den Sanierungsgebieten. Viele Zuwanderer und Migranten aus dem Osten des Landes werden verdrängt.

Allerdings ist eines richtig:  Die wirklich gut ausgebildeten Auslandstürken – Ärzte, Ingenieure, Techniker, Akademiker – finden sofort eine Anstellung. Deshalb kehren sie gern ins Mutterland zurück. Wir haben in der Tat eine Netto-Abwanderung der gut ausgebildeten türkischen Staatsbürger aus Deutschland zurück in die Türkei.

Den schlecht oder gar nicht ausgebildeten türkischen Staatsbürgern in Deutschland, die weder akzentfrei Türkisch noch annehmbares Deutsch sprechen,  kann man hingegen nur empfehlen, nicht in die Türkei zurückzukehren, denn dort wartet kein Wohngeld, keine Alters- und Krankenversicherung und kein Sozialsystem auf sie.

Selbst der Mindestlohn reicht nicht aus, um davon zu leben.

Tücken des Türkei-Booms: Vertreibung aus dem Wirtschaftsparadies – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wirtschaft

 Posted by at 10:27