Apr 222012
 

„Wer kennt diesen Mann? Wer ist dieser Mann?“ Soeben habe ich bei Bekannten und Zufallsbekannten eine Straßenumfrage mit dem aktuellen SPIEGEL durchgeführt zum Bild auf S. 7, ganz unten. Selbstverständlich mit verdeckter Bildlegende – denn da steht es ja, wer das Bild gemalt hat.

„Das ist doch Johannes!“

„Das ist doch ein berühmter holländischer Maler!“

Für mich ist dieses Nürnberger Selbstbildnis von ca. 1500, ergreifend und schlicht, ein prägendes Selbstbildnis eines europäischen Menschen. Ein durch und durch freier Mann, der uns erhobenen Hauptes und unverwandten Blickes anblickt, niemandem hörig, keinem irdischen König untertan! Das Geheimnis wird sich wohl nie ganz enträtseln lassen.

Fragen über Fragen!

http://www.spiegel.de/suche/index.html?suchbegriff=d%FCrer

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ἄργυρος κακὸν νόμισμ᾽ ἔβλαστε, oder: vom Europa des Geldes zum Europa des freien Wortes

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Mrz 142012
 

Immer wieder tauche ich hinab in die alte, griechisch sprechende Welt, die Europa zu dem werden ließ, was es heute zu werden verspricht. In den attischen Tragödien des 5. und 4.  Jahrhunderts vor Christus werden zahllose Fragen erörtert, die uns bis zum heutigen Tage beschäftigen. Etwa die folgende:

Was hält Europa und die Europäische Union zusammen?

„Die Wirtschaft!“ werden die meisten sagen. „Der freie Austausch an Waren und Dienstleistungen sichert den Zusammenhalt!“.

„Der acquis communautaire!“ schallt es aus Brüssel zurück. „Die etwa 100.000 Seiten gemeinsamer Rechtstexte über Ansprüche und Rechte der Mitgliedsstaaten sind eine unlösbare institutionelle Klammer!“

„Der Euro!“, werden wieder andere einwerfen. „Nur durch die Gemeinschaftswährung werden die Schicksale der Staaten so unlösbar verknüpft, dass Wohlstand, Wachstum und soziale Gerechtigkeit gesichert sind.“

Kaum ein Zweifel darf bestehen, dass die Europäische Union und überhaupt europäische Politik auf der Wirtschaft und auf dem Geld begründet ist. Das Geld und die Wirtschaft sind – nach der aktuellen Politik zu urteilen – die eigentlichen Fundamente und der Maßstab der Europäischen Union.

„Lernt doch erst mal griechische Texte lesen“, begehre ich auf, wenn wieder einmal derartige Reden geführt werden. „Habt ihr nicht die Antigone des Sophokles gelesen?“

Erstaunlich etwa, was König Kreon in der Antigone des Sophokles über das Geld sagt:

οὐδὲν γὰρ ἀνθρώποισιν οἷον ἄργυρος

κακὸν νόμισμ᾽ ἔβλαστε. τοῦτο καὶ πόλεις

πορθεῖ, τόδ᾽ ἄνδρας ἐξανίστησιν δόμων·

τόδ᾽ ἐκδιδάσκει καὶ παραλλάσσει φρένας

χρηστὰς πρὸς αἰσχρὰ πράγματ᾽ ἵστασθαι βροτῶν·

Meine deutende Übersetzung in modernes Deutsch lautet:

„Denn keine so schlimme Gesetzesgrundlage erwuchs für Menschen wie das Geld. Es zerstört sogar Städte, es vertreibt Männer aus den Häusern, Geld prägt Mentalitäten um, so dass die an sich richtige Gesinnung zum Niederträchtigen gewendet wird.“

In diesen Versen (295-299), die wohl um das Jahr 442 vor Christus entstanden,  schreibt Kreon dem Geld eine unterminierende, gemeinschaftsszerstörende Kraft zu. Keine schlechtere Grundlage für Gesetze als das Geld gibt es. Fremdes Geld zerstört den Zusammenhalt der Polis, Geldgier führt zu Hader, Zank und Zwietracht in der Stadt, die Gier nach Silber brachte die griechischen Städte gegeneinander auf.
Ich meine: Der Ansatz, die Europäische Union vornehmlich auf dem Geld begründen zu wollen, hat uns alle in die Irre geführt.

Die Europäische Union muss stattdessen auf anderen, auf kulturellen Werten, vor allem auf dem freien Wort stets von neuem begründet werden!

Weit geschmeidiger, weit moderner als der Kreon des 5. Jahrhunderts v. Chr. drückte dies kürzlich ein Schriftsteller, der unter uns lebende Petros Markaris in folgenden Worten aus:

Wir haben mit der Einführung des Euro diese Werte vernachlässigt und Europa mit dem Euro identifiziert. Und jetzt, mit der Rettungsaktion für den Euro, werfen wir die gemeinsamen Werte, die Diversität der europäischen Geschichte, die verschiedenen Kulturen und Traditionen als Ballast über Bord. Europa hat viel in die Wirtschaft investiert, aber zu wenig in die Kultur und die gemeinsamen Werte.

Quellen:

Sophoclis fabulae. Ed. A.C. Pearson, Oxonii 1975, Ant. vv.  295-300

Süddeutsche Zeitung, 26.01.2012:

http://www.sueddeutsche.de/politik/reise-des-schriftstellers-petros-markaris-die-krise-hat-das-letzte-wort-1.1267452 

The Little Sailing: Ancient Greek Texts

 Posted by at 15:34
Nov 102011
 

Kein leichtes Leben hatte die zweite Generation der Zuwandererkinder. Sie waren  von niemandem darauf vorbereitet worden, in Deutschland zu bleiben. Der türkische Staat schickte seine sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen gern dörferweise nach Deutschland: sollten die Deutschen sich doch um die Dörfler kümmern. Die zurücküberwiesenen Devisen waren hochwillkommen, stärkten die Außenhandelsbilanz. Niemals aber wollte und will die Türkei, dass die Auswanderer ihre Bande mit dem Türkentum verlieren oder gar ihr Türkentum mit einer neuen Heimat verschmelzen lassen! Im Gegenteil, in den letzten Jahren fördert der türkische Staat eine gezielte nachholende Türkisierung, arbeitet weiterhin am Zusammenhalt einer geschlossenen türkischen Volksgruppe.

Die einzelnen Kinder und Jugendlichen schweben kulturell häufig im Niemandsland. Zu richtigen Türken von echtem Schrot und Korn kann und will sie der deutsche Staat nicht ausbilden. Doch durch totale Türkisierung, durch massive Propaganda hat die türkische Republik über etwa 90 Jahre eine nahezu lückenlose Identifikation der Türken mit dem türkischen Boden und Blut erzeugt und erzeugt sie auch weiterhin. Einmal Türke – immer Türke! Ne mutlu Türküm diyene! Ich kann nur raten, die Türkei zu bereisen, ein paar Brocken Türkisch zu lernen und sich wachen Sinnes in diesem großartigen Land, dem uralten Mutterboden der europäischen Kultur umzusehen: Perser, Assyrer, Syrer, Griechen, Araber, Türken, Armenier, Kurden, Zaza und ein Dutzend mehr Völker – sie alle haben dort gesiedelt und ihre Kulturen zu erstaunlicher Blüte gebracht. Unter allen Kulturen haben die aus Zentralasien zugewanderten Türken schließlich die Oberhand erobert und gehalten.

Andererseits hat die Bundesrepublik Deutschland ein bunt gefächertes Programm umgesetzt, das die Identifikation mit Deutschland verhindert. So erzählen mir immer wieder Berliner Kinder und Jugendliche, sie hätten in vier Jahren Geschichtsunterricht fast ausschließlich die zwölf Jahre von 1933-1945 behandelt. Wenn nun aus den etwa 1000 Jahren, in denen man mit gewissem Recht von „deutscher Geschichte“ sprechen kann, immer nur 12 Jahre herausgegriffen werden, welches niederschmetternde Selbstbild muss dann in den Berliner Schülerinnen und Schülern entstehen? Nicht zufällig prangt die Inschrift „Deutschland verr…“ auf Dächern in Friedrichshain.

Aus der überschwänglichen, hochfliegenden Begeisterung für die türkische Nation einerseits, der niederschmetternden Selbstentwertung der deutschen Nation andererseits gibt es für die meisten jungen Türken und auch die Araber keinen Ausweg. Sie hängen fest zwischen Baum und Borke.

Der Ausweg müsste natürlich sein, dass an den Schulen eine positive Identifikation mit dem heutigen Deutschland, also insbesondere mit der Bundesrepublik Deutschland gefördert wird. Genau dies aber geschieht zumindest im Bundesland Berlin fast nicht.

Was tun?

Ich meine: Kleine Gesten, die vielen Akte der Nächstenliebe sind viel entscheidender als großartige Programme und Initiativen. Nachbars Oma kann mehr Gutes tun als noch so viele Integrationspläne und Bildungsprogramme. Das bestätigt wieder einmal sehr überzeugend Mehmet Gürcan Daimagüler:

Häufig sind die Kleinigkeiten im Leben entscheidend: Bei uns im Haus wohnte eine Witwe, Oma Philippine nannten wir sie, die uns bei den Hausaufgaben geholfen hat. Mit ihr habe ich Deutsch gelernt. Dann habe ich die kostenlose Bücherei im Nachbardorf entdeckt und Bücher verschlungen.

Anwerbeabkommen mit der Türkei – Zeitgeschichtliches Archiv – WDR.de

 Posted by at 15:30

Brauchen wir mehr Meister Eckart oder mehr Hirnforschung in der Pädagogik?

 Antike, Entkernung, Homer, Jesus von Nazareth, Kanon, Kinder, Tugend, Vorbildlichkeit, Was ist europäisch?  Kommentare deaktiviert für Brauchen wir mehr Meister Eckart oder mehr Hirnforschung in der Pädagogik?
Okt 142011
 

Recht treffend fand ich die Einwände, die Bildungsministerin Schavan vor wenigen Tagen im Konrad-Adenauer-Haus gegenüber den bildungspolitischen Grundsatzdebatten in die Runde warf. Sie sagte nämlich,

– es gebe viel zu wenig Debatten über Sinn und Inhalt von Bildung

– dabei hätten wir in Deutschland seit Meister Eckart eine reiche Tradition des Bildungsdenkens

– wir müssten und sollten also auch über den Kanon und Kanonbildung nachdenken.

Alle drei Einwände treffen meines Erachtens noch weit stärker zu, als eine aktive Politikerin dies aussprechen darf. In dem ganzen Gerede und Gestreite über Strukturen, Curricula, Quantensprünge der Didaktik, „gehirngerechtes Lernen“ ist in der Tat fast völlig aus dem Blick geraten, wohin wir die Kinder „ziehen“ oder erziehen wollen.

Es fehlt ein Leitbild der Erziehung. Es ist durch normgerechte „Kompetenzen“ ersetzt.

Es fehlt in Deutschland ein Kanon. Deshalb wachsen viele Kinder in der kulturellen Steppe auf. Gerade bei uns in Kreuzberg ist dieses kulturelle Niemandsland mit Händen greifbar.

Die reiche, prägende, vorbildhaft weisende Tradition des europäischen Bildungsdenkens seit den Tagen eines homerischen Achilles, eines Odysseus, eines platonischen Sokrates, eines Jesus Christus, eines Cicero droht verlorenzugehen. Diese kulturellen Tragwerke Europas drohen vergessen zu werden. Die Wüste wächst!

Armes Kreuzberger Blog » Blog Archive » Stop the war!

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Sep 242011
 

Entspringt die gegenwärtige Finanzkrise einem falschen Wachstumsglauben?  Manche reden so. Da unsere Volkswirtschaften zur Wahrung des Wohlstandes auf Wachstum angelegt seien, müssten sie sich zunehmend verschulden, um bei sinkender Beschäftigung den Wohlstand für alle zu sichern. Ich widerspreche.

„Falscher Wachstumsglaube“ oder „falsches Staatsverständnis?“

Die gesamte europäische Schuldenkrise ist meiner tiefen Überzeugung nach aus einem falschen, im Grunde uneuropäischen Staatsverständnis entsprungen. Die Staaten und mit ihnen die Europäische Union ließen sich in die Haftung für das wirtschaftliche Wohlergehen der Bürger, der Unternehmen und der Banken nehmen, statt die Bürger, die Unternehmen und die Banken zu ermuntern, ihr eigenes Wohlergehen zu besorgen.

Die europäischen Staaten haben auf verderbliche Weise über ihre Verhältnisse gelebt, weil sie dem Staat einerseits zu viele Haftungspflichten übertrugen und andererseits die Aufsichtspflichten des Staates vernachlässigten.

Sie laufen folglich Gefahr, den allgewaltigen Versorgungsstaat zu schaffen.
„Der Euro ist die Grundlage der Europäischen Union, ohne den Euro bricht Europa auseinander.“ So kann man es sinngemäß oder wörtlich auch aus dem Munde namhafter Politiker hören. Ich halte diese Aussage für falsch und für gefährlich. Der Euro ist nie und nimmer die Grundlage der Europäischen Union, noch weniger die Grundlage Europas. Weder Europa noch die Europäische Union sind auf dem Euro oder auf dem europäischen Wirtschaftsraum begründet. Wer so redet, hat die eigentliche Klammer Europas und auch der Europäischen Union nicht hinreichend bedacht.

Warum?

Nicht der Euro, nicht die Wirtschaft sind der Sinn und Zweck der Europäischen Union. Die unterscheidenden Merkmale Europas und auch der heutigen Europäischen Union sind meines Erachtens  die folgenden:

1) Ein stark entfalteter Freiheitsbegriff, nachzuweisen in Griechenland ab etwa dem 6. Jahrhundert v. Christus:

Wir sind selber der Staat, wir sind selber die Macht.“ So sprechen und denken die Bürger der griechischen Gemeinden, die dem Druck des allgewaltigen Versorgungsreiches, dem Druck der Perser standhalten und sich ihm widersetzen.

Bis zum heutigen Tag gibt es diese beiden klar entgegengesetzten idealtypischen Staatsbegriffe: Im  Osten und Süden des Mittelmeeraumes bestimmt noch weitgehend der herrschaftliche, von oben herab verfügende und lenkende Alleinherrscher mit seinen wenigen Getreuen die Geschicke der Bürger. Das antike Perserreich ist die idealtypische Ausprägung, die heute noch bestehenden Diktaturen des Ostens und Südens tragen diese Erbschaft weiter.

Im Norden und Westen des Mittelmeerraumes wollen überwiegend die kleineren Einheiten, die Bürger, die Gemeinden, die kleineren und größeren Nationen ihr Schicksal selbst bestimmmen. Jeder übergeordneten Macht wird mit zunehmender Zurückhaltung, Skepsis und auch Widersetzlichkeit begegnet. Das galt jahrhundertelang für das Römische Reich, das gilt heute für die Europäische Union.

2) Als zweites unterscheidendes Merkmal Europas kann die tiefe kulturelle Prägung durch das Christentum gelten. Alle europäischen Völker sind zwischen dem 4. und dem 11./12. Jahrhundert kollektiv zum Christentum übergetreten. Mindestens bis ins 19. Jahrhundert hinein haben alle europäischen Völker sich als christliche Nationen definiert. Die vorherigen paganen Religionen sind vollständig unterdrückt worden. Judentum und Islam hingegen galten durchweg als Randerscheinungen, die nicht zum Kernbestand Europas gehörten, sondern eher dessen Außengrenzen bestimmten. Judentum und Islam wurden teils verfolgt und unterdrückt, teils als Ausnahmen geduldet, teils vollständig assimiliert. Abwehr des islamischen Unterwerfungsverlangens bestimmte jahrhundertelang Europas Außengrenzen.

3) Als drittes Merkmal für Europa kann die Prägung durch das römische Recht gelten. In allen europäischen Staaten hat sich das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit durchgesetzt, ausgehend vom kodifizierten Recht des Römischen Reiches. Die Macht setzt das Recht. Umgekehrt wird Macht durch „gesetztes“, also durch „positives“ Recht kontrolliert.  Macht übt Herrschaft aus und wird durch positives Recht gesichert. Gesetztes Recht wird durch Macht gesichert.

Ein Gegenmodell zur staatlich gesicherten Herrschaft des römisch geprägten Rechts ist zweifellos die Ausübung des Rechts durch geistliche Herrschaft, idealtypisch zu finden in der Scharia. Die islamischen oder sich aktuell  islamisierenden Staaten wenden sich gerade in diesen Monaten erneut der Scharia, nicht dem römischen Recht, als der Grundlage des neu zu definierenden Rechtsrahmens zu. Bezeichnend dafür die Aussage des libyschen Übergangsrates: „Libyen soll ein gemäßigt islamischer Staat werden, in dem die Scharia die Grundlage des Rechts wird.“

Drei Städtenamen stehen für die beschriebene, dreifach ineinander verwobene Prägung Europas:

Athen steht für Freiheit und Selbstverantwortung der Bürger, aus dem letztlich auch der Gedanke des Nationalsstaates hervergegangen ist.

Jerusalem steht für den scharfen Geltungsanspruch der drei monotheistischen, orientalisch-abramitischen Religionen Judentum, Christentum, Islam, von denen das Christentum sich in Europa durchsetzen konnte.

Rom steht für Recht. Durch Rom wird staatliches Leben zur Spielfläche unterschiedlichster, häufig widerstreitender Ansprüche und Gegenansprüche. Kein europäischer Staat verzichtet auf diesen langfristig angelegten Rahmen der Auseinandersetzung, in dem Absolutheitsansprüche sowohl der Religionen wie auch Machtansprüche der wirtschaftlich Mächtigen ihre Einhegung finden.

Mangelnde Einhaltung von Rechtsnormen auf staatlicher Seite, also Korruption, führt zu Misswirtschaft, Klientelismus und Staatsbetrug: Betrug des Staates an den Bürgern, Betrug der Bürger am Staate.

Hochverschuldete Staaten führen, wie man in diesen Tagen auf niederschmetternde Weise in Griechenland sehen muss, nahezu zwangsläufig zur Entmündigung der Bürger. Sie führen zur Lähmung der Politik.

Athen, Jerusalem, Rom. Die alleinige Konzentration auf die Finanzverfassung wird keinen Ausweg aus der Krise des Europa-Gedankens weisen können.

Athen, Jerusalem, Rom.

Nur in Rückbesinnung auf das Erbe dieser drei symbolisch hochbeladenen Städte wird Europa, wird die Europäische Union sich als kulturell und politisch ernstzunehmende Größe behaupten können.

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Ein Japaner widerspricht nicht: ein einfacher Türke kann den Lauf der Weltgeschichte verändern

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Mrz 282011
 

27032011460.jpg „Alles, was geschieht, geht mich an“, so sprach’s einmal der alte Goethe und dichtete weiter an seinem West-östlichen Divan und seinem Faust II. Dieser Spruch kam mir heute beim Lesen einer Äußerung des türkischen Außenministers Ahmet Davutoglu in den Sinn – ich finde sie bemerkenswert. Lest, was die FAZ heute auf S. 8 berichtet:

„Ein einfacher Türke, ein einfacher Araber, ein einfacher Tunesier kann die Geschichte verändern. Wir glauben, dass Demokratie gut ist und dass unsere Völker sie verdienen … Was immer in Ägypten, in Libyen, im Jemen, im Irak oder im Libanon geschieht, geht uns alle an.

Demgegenüber erinnere ich mich eines Spruches aus dem Film „Almanya – Willkommen in Deutschland“: Die weise Stimme eines alten Mannes, des Dede der Familie, verkündet da: „Du bist nichts anderes als die Summe aller Menschen, die vor dir gelebt haben und die nach dir leben werden.“

Drei Meinungen,  drei Menschen! Wer hat recht? Goethe, Davutoglu, oder der Dede aus Almanya? S’ist unentscheidbar. Bei Davutoglu höre ich den Urton der Freiheit heraus, in Almanya ging es eher um die Einbettung des einzelnen in ein größeres Ganzes.

Aber hört jetzt noch, was der Japaner Kennosuke Ezawa heute auf S. 29 der Berliner Zeitung sagt. Es scheint ganz mit der „westlichen“ Sicht Davutoglus vom überragenden Rang des „einfachen Menschen“ übereinzustimmen:

„In der westlichen Welt herrscht die Sicht vor, dass ein Individuum eine Welt schaffen kann, die mit Hilfe der Wissenschaft und Technologie aus sich herauswachsen kann. Ein Individuum kann neue menschliche Realitäten schaffen. Diese verborgenen Chancen kann man aber nur nutzen, wenn man lernt, aus sich herauszugehen und eine Welt zu schaffen, die nicht nur einem selbst gehört. Diese Sicht muss den Japanern bewusst gemacht werden.“

Ein Japaner widerspricht nicht : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv

In der japanischen Gesellschaft ist also – laut Kennosuke Ezawa –  das Bewusstsein des tätigen, die Welt zu sich her-stellenden, die Gegebenheiten umbildenden Einzelmenschen nicht vorhanden – es soll geweckt und anerzogen werden. Ein faszinierender Blick in die Unterschiede zwischen „östlicher“ und „westlicher“ Weltanschauung! Bei aller Grobheit, die solchen Entgegensetzungen anhaftet: Was Kennosuke Ezawa sagt, ist keineswegs nur billiger Orientalismus, wie ihn Edward Said seinerzeit so heftig kritisierte. Der von palästinensischen Christen abstammende Said stemmte sich gegen die Entgegensetzung von westlichem Individualismus und östlichem Gemeinschaftsdenken. Er hielt diese Stereotypen für gefährliche Konstrukte der abendländischen Phantasie, die dem Kolonialismus und der Ausbeutung verschwistert seien.

Edward Said mag dies so gesehen haben. Aber Ezawa ist kein Abendländer! Er ist Japaner. Wenn ein Japaner dies sagt, ist es keine bloße Zuschreibung von außen. Ich persönlich halte die vorsichtig-tastende Unterscheidung von „westlich“ und „östlich“ für ein sinnvolles Mittel der Erkenntnis. Schon bei Herodot ist sie da, bei Aischylos auch, in der hebräischen Bibel ebenso.

Und die heutige türkische Kultur? Sie scheint in der Mitte zu stehen – weder eindeutig „orientalisch“, noch eindeutig „westlich“.

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Der vergessene Triumph des Nationalstaates in Europa

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Nov 112010
 

Die Türkei verbot 1928 die arabische Schrift und schaffte den Pflichtunterricht für Arabisch und Persisch 1929 ab. Das war die Abschaffung der multikulturellen Gesellschaft zugunsten des Nationalstaates!

„Wir 40 Millionen Kurden sind das einzige große Volk, das keinen eigenen Staat besitzt!“, seufzte einmal ein kurdischer Bekannter.

Bei all den mehr oder minder bedeutsamen Reden und Artikeln über Europa wird meist komplett übersehen, dass 1990 neben der Sprengung der kommunistischen Diktaturen vor allem auch den fast uneingeschränkten Triumph des Nationalstaates bedeutete!

Zum ersten Mal in der europäischen Geschichte überhaupt haben wir seit 1990 fast ausschließlich als Nationalstaaten konziperte Republiken. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen europäischer Länder, die im Kern keine Nationalstaaten sind: a) Belgien, das stark gefährdet ist, b) Schweiz, die durch starke Subsidiarität der Kantone zusammenhält, c) Bosnien-Herzegowina, ein multinationaler Staat, der vor dem Zerfall stehen könnte, d) Zypern, ein binationales Gebilde unklaren Status‘, das erhebliche Risiken in sich birgt.

Alle anderen europäischen Staaten sind Nationalstaaten! Erst in den Nationalstaaten ist Europa zur Freiheit gelangt. Lettland ist der Staat der Letten, Polen ist der Staat der Polen, die Tschechische Republik ist das Land der Tschechen, Litauen ist der Staat der Litauer, Russland ist der Staat der Russen, Ukraine ist der Staat der Ukrainer, Portugal ist der Staat der Portugiesen, Italien ist der Staat der Italiener.

Und Deutschland? Die Lage ist offen! Hier in Kreuzberg wird sicher kaum jemand diesen Satz unterschreiben, wonach Deutschland der Staat der Deutschen sei. Die wachsende türkische Gemeinde, die wachsende russische Gemeinde, die sehen sich sicherlich nicht als Deutsche, sondern als Russen in Deutschland, als Türken in Deutschland. Das türkische Sonderbewusstsein ist stark, wird stärker, Deutsche wollen die meisten nicht werden. Wieso sollten sie?

Ich persönlich sehe Deutschland ebenfalls als den Staat der Deutschen. Alle Bürger, die dauerhaft hier leben wollen oder dauerhaft hier leben, sollten sich als deutsche Staatsbürger sehen können.

Wer sich als Türke und nicht als Deutscher sieht, der wird sich früher oder später zurück in den Staat der Türken sehnen.  Und in der Tat: Sobald sich eine wirtschaftliche Perspektive jenseits der Sozialhilfe eröffnet, verlassen viel gut ausgebildete, erfolgreiche Türken Deutschland, um im Nationalstaat der Türken etwas aufzubauen. Ich halte dies für bedauerlich, dass gerade die gut Ausgebildeten uns verlassen. Aber nicht notwendigerweise sind wir Deutschen selbst daran schuld.

Die Türkei ist doch ein herrliches, großartiges Land, das jetzt einen Boom erlebt! Es gibt keine Blockadehaltung der Bürger bei allen Großprojekten, die Türken sind ehrgeizig, stolz, sie haben Gemeinschaftsgefühl und Arbeitsethos. Das Problem war eben über Jahrzehnte der vernachlässigte Osten, aber nach und nach wird er auf die Beine kommen – ohne Sozialhilfe, die es in der Türkei ohnehin nicht gibt.

Wie bilden sich Nationalstaaten? Verbote und Zwang, Gewalt und Vertreibung, wie dies die europäischen Staaten ab 1919 und die Türkei ab 1921 praktiziert haben, sind der falsche Weg, um Nationalstaaten zu gründen.

Der richtige Weg ist es, sich anzustrengen, die Fesseln der nationalen Herkunft zu lösen und einen eigenen Beitrag zur Gesellschaft der Freien und Gleichen zu leisten.

Und die Kurden? Die Kurdenfrage ist offen. Wenn sie begrenzte Autonomie oder gar einen eigenen Nationalstaat fordern, wird man ihnen das nicht auf Dauer verweigern können.

 Posted by at 13:34
Jul 202010
 

Ein harter Brocken, was hier in der Überschrift steht! Dennoch gefällt mir dieser philosophisch-theologische Brocken. Immer wenn ich, der sehr schwach praktizierende, der sehr schlechte Knecht des Christentums mit Muslimen spreche oder mit ihnen bildhaft gesprochen zusammenrumple, wird mir das sofort klar, ebenso auch beim Studium der Hadithe, des Talmud oder der paulinischen Briefe.

Mehr oder minder zufällig finde ich daneben immer wieder Bundesgenossen in dieser Sicht, so etwa seit Jahren in Jacques Attali, oder neuerdings (?) auch in Angelika Neuwirth.

Angelika Neuwirth (FU Berlin) hat sich nämlich aufsehenerregend bei der Tagung „Beyond tradition“ in Münster hervorgetan.  Thema „Aufgeklärte islamische Theologie möglich in Deutschland?“ (FAZ, 16.07.2010, S. 34). Sie sagt,

der Koran sei sowohl in seiner überlieferten Textform als auch in seiner mündlichen Vorform vor allem als „europäisches Vermächtnis, als Auslegung und Neuformulierung bereits bekannter biblischer und nachbiblischer Traditionen zu betrachten. Inhaltlich handle es sich um eine ergebnisoffene Mitschrift von Diskussionen zwischen dem Propheten Mohammed und seinen Hörern. Es gelte demnach, den Koran als europäischen Grundtext in die (westliche) Spätantike-Vorstellung aufzunehmen.

Wow! Das entspricht genau meinem Empfinden, das entspricht genau meinem bildungspolitischen Programm für Berlins Grundschüler. Koran ist also Bestandteil der europäischen Überlieferung ebenso wie frühchristliche Literatur, da sowohl Christentum wie später Islam aus der
Verschmelzung von „Jerusalem“ und „Athen“ hervorgehen.

Welch ungeheure Chance böte sich den Berliner Grundschulen, wenn sie altgriechische, jüdische, islamische und christliche Geschichten in ihren Lesestoff aufnähmen! Ulysses meets Mohammed. THAT is IT. Sie, die Berliner Stadtgesellschaft, erwürbe sich nahezu ewigen Ruhm, wenn sie die unselige Spaltung zwischen muslimischen und nichtmuslimischen („christlichen“) Kindern überwände.

Aber sie tut es nicht. Sie scheut die Grundtexte der europäischen Überlieferung wie der Teufel das Weihwasser.

Koran kann gelesen werden wie die Vorlesungsmitschriften etwa des Aristoteles. Und in der Tat gab es im 11. bis 12. Jahrhundert eine Hochblüte arabischer Gelehrsamkeit, die genau das versuchte – die Synthese koranischen und aristotelischen Wissens.

Spannend, spannend … aber noch nicht Allgemeingut.

Bild: Sowjetisches Ehrenmal für den „Ewigen Ruhm“ in russischer Sprache, Ort: Erkner, Neu-Zittauer Straße.

 Posted by at 11:35

Gehört die Türkei zu Europas Kultur?

 Griechisches, Türkisches, Was ist europäisch?  Kommentare deaktiviert für Gehört die Türkei zu Europas Kultur?
Mrz 022010
 

„Eis ten polin“ – von dieser griechischen Kurzformel leitet sich der moderne Name des heutigen Istanbul her – einer grandiosen Geburtsstätte dessen, was heute das ganze Europa ausmacht. Man könnte diese Stadt eigentlich metaphorisch als „eis ten Europan“ benennen, denn sie steht genau an der Grenze zwischen dem östlichen und dem westlichen Europa. Als Byzantion (Byzanz) gegründet, wurde sie im 4. Jh. n. Chr. in Konstantinopel umbenannt. Von da aus empfingen die östlichen Völker das Evangelium in griechischer Sprache – darunter alle ostslawischen Völker. Kleinasien war im 1. Jahrhundert eine der Gründungsstätten des Christentums. Die Türkei birgt den Mutterboden für die europäische Leitreligion.

Die Osmanen bevorzugten die griechische Stadtbezeichnung Konstantiye oder auch Istanbul. Auf diese und andere Zusammenhänge machte kürzlich der studierte Historiker Christan Dettmering auf dem berühmten Glashaus-Stammtisch aufmerksam.  Ohnehin sprachen große Teile der türkischen Macht- und Verwaltungselite Griechisch – ja die meisten sprachen nicht nur die damalige Weltsprache Griechisch, sondern waren selbst Griechen. Und noch bei der Gründung der modernen Türkei waren 30% der Bevölkerung Christen, ganz überwiegend Griechen und Armenier.

Ich halte die Türkei für einen Mittler- und Brückenstaat, der kulturell gesehen teilweise zum östlichen Europa gehört, wie etwa auch Griechenland, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, zu einem Teil aber auch zur Gemeinschaft des islamischen Kulturkreises, der vom Maghreb bis nach Indonesien reicht.

Kulturell gesehen gehört also Kleinasien, die heutige Türkei, zum östlichen Teil Europas wie etwa Griechenland und Bulgarien.  Auch wenn die 1982 verhängte, noch heute geltende Verfassung von der „ewigen unteilbaren Existenz des türkischen Volkes“ ausgeht, tun wir Europäer gut daran, die Türken nicht vor den Kopf zu stoßen: Die Osmanen mischten in der europäischen Geschichte kräftig mit,  sie waren ein Teil von ihr, ja über mehrere Jahrhunderte hinweg beherrschten sie weite Teile des östlichen Europa, darunter den ganzen Balkan. Und sie stellten sich bewusst als Nachfolger des antiken Ostrom dar. Die bosnischen Muslime sind eine seit Jahrhunderten bestehende „autochthone“ islamische Gemeinde – mitten in Europa.

Und die Nachfolger der Osmanen, das sind die Jungtürken. Sie haben einen an europäischen Staatsmodellen ausgerichteten Überbau geschaffen. Ihr Vorbild waren die damaligen, autoritär geführten Nationalstaaten des westlichen Europa, also etwa Frankreich oder auch Deutschland.

Vor jeder Überheblichkeit gegenüber „Ostrom“, also Istambul oder auch Moskau, sollten wir Spätlinge uns hüten. Vielleicht hilft dabei ein Besuch der folgenden Ausstellung:

Byzanz – Die Supermacht, die Europa vor den Arabern rettete – Kultur – Berliner Morgenpost
Byzanz, so der überwältigende Tenor, war eine Großmacht mit einer Zivilisation, der das abendländische Mittelalter das Wasser nicht reichen konnte. Ein Staat, der, rechnet man nur von der definitiven Reichsteilung nach dem Tod von Theodosius dem Großen 395 bis zum ersten Fall 1204, länger Bestand hatte, als die Neuzeit währt. Vor allem aber hätte das Abendland ohne den oströmischen Schutzschirm kaum die Chance gehabt, einmal zur Geburtstätte von Renaissance, Aufklärung und Weltherrschaft zu werden.

 Posted by at 17:34
Dez 212009
 

 Kein anderer deutscher Politiker liefert so brillante Analysen zum politischen  Tagesgeschäft, kein anderer deutscher Politiker kann den Funktionswandel des politischen Systems seit den Jahren 1989/90 so unbestechlich erklären wie Wolfgang Schäuble. Ich erinnere mich an einige seiner SPIEGEL- und ZEIT-Beiträge. Jeder von ihnen hat mir eine Einsicht geliefert, die ich so oder so ähnlich schon dunkel geahnt hatte – aber eben nicht die Kraft, nicht die Erfahrung hatte, sie auch auszusprechen. Ob man Schäubles Einschätzungen der Lage immer zustimmt, bleibe dahingestellt – aber in seinen hinter die Fassade dringenden, meta-politischen Aussagen halte ich ihn für unübertroffen unter den deutschen Politikern.

Um so überraschter war ich am vergangenen Donnerstag, ihn bei der Gesellschaft zur Förderung der Kultur im erweiterten Europa in sehr aufgeräumt-erzählerischer, zwangloser, persönlicher Haltung zu erleben. Thema war erneut: Das Doppelgedächtnis der „alten“ und „neuen“ EU-Staaten. Zsuzsa Breier hob zu Beginn hervor, wie weit wir noch von einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur entfernt seien. Dazu sei noch sehr viel mehr Erzählen und Benennen nötig. Viel zu wenig werde von den Verbrechen der Kommunisten geredet. Mart Laar, der ehemalige estnische Ministerpräsident, arbeitete in klaren, unzweideutigen Worten heraus, welchen Weg Estland und die ehemaligen Ostblockstaaten insgesamt gegangen seien: weg aus der Unterjochung durch das Zwangssystem des Kommunismus, hin zu Selbstbestimmung, schmerzhaften Reformen, mühsamen Aufbauprozessen.

Schäuble fand von Anfang an einen sehr persönlichen Ton. Ich sah, mit welcher Aufmerksamkeit er durch seinen frei schweifenden Blick das Publikum zu „lesen“ versuchte! Immer wieder richtete er auch das Wort direkt an uns Zuhörer. Etwa als er sich klar für das repräsentative und gegen das direkte Modell der Demokratie aussprach: „Machen Sie nicht den Fehler, Volksabstimmungen einzuführen! Sonst kommt so ein Blödsinn heraus wie das Schweizer Minarettbauverbot.“ Es gelte vielmehr, mühselige Einsichten „von oben herab“  durch „nachholende Zustimmung“ in politisches Handeln umzusetzen. Schäuble verwies zu recht darauf, dass die Generation „Adenauer und seine Mitstreiter“ viele grundlegende Weichenstellungen durchsetzten, die zweifellos bei direkten Volksabstimmungen damals durchgefallen wären. Regierungskunst ist eben auch, das für richtig Erkannte zu tun, auch wenn die Mehrheiten erst nachher zustande kommen.

Zwei Mal kam Schäuble zu der Feststellung: „So sind wir.“ So sind wir – wir werden die Freiheit dem Zwang vorziehen. Und wir werden den größeren Wohlstand dem freiwilligen oder erzwungenen Verzicht und der Mangelwirtschaft vorziehen.Wir können Politik nur mit den Menschen machen, wie „wir“ (nicht „sie“) eben sind.

„So sind wir.“ Dieser eine Satz hat mich am meisten beeindruckt! Hier wurde nicht von komplizierten Systemen oder Funktionen, vom „christlichen Menschenbild“ oder ähnlichem doziert. Hier sprach einer, der sich ausdrücklich einbezog. Der sich selbst für fehlbar, unvollkommen und beschränkt ausgab und ausdrücklich auf eine Stufe mit seinen Wählern stellte.

Den Vorwurf, es werde zu wenig von den Verbrechen der Kommunisten gesprochen, parierte Schäuble mit folgendem Hinweis: „Mir hat mein Freund Ignatz Bubis erzählt, wie lange es dauerte, bis seine Verwandte über die Schrecken des KZ zu reden anfing. Es dauerte bis in die 80er Jahre.“ Schäubles Botschaft war: Man sollte nicht zu viel in den Schrecken der Vergangenheit wühlen, sondern beherzt und entschlossen die großen Aufgaben der Zukunft anpacken, etwa die Festigung und Vertiefung der Europäischen Union. Hier sei er keineswegs mit dem Erreichten zufrieden. Die einseitig verfolgte Idee des Nationalstaates habe sich überlebt. Der Nationalstaat bedürfe der Überwölbung durch Europa – aber auch der Stärkung der untergeordneten, der regionalen und lokalen Ebenen. Hier klang das Subsidiaritätsprinzip durch, das – so Schäuble – leider nicht durchgängig genug beachtet werde.

„Wenn es eine umfirmierte NSDAP gegeben hätte, wenn sie nach 1945 nicht verboten worden wäre, dann hätten die Nazis ähnlich hohe Stimmengewinne erzielt wie die umbenannte SED nach 1990.“  Diese mutige Aussage bekräftigte Schäuble noch einmal, als ein Zuhörer energisch den Kopf schüttelte. Geschäft der Demokratie sei es, das gesamte Spektrum der Meinungen zuzulassen und durch unablässiges Werben und Kämpfen für die als richtig erkannte Sache einzutreten. Gerade in diesen Passagen wurde deutlich, dass dem politischen Menschen Wolfgang Schäuble jeder eifernde, jeder rechthaberische Zug fehlt. Ich meine: Zwischen dieser klug abwägenden, um die Verführbarkeit des Menschen wissenden Weltsicht und dem, was man als stumm leidendes Mitglied etwa auf Versammlungen der Berliner CDU um die Ohren gewatscht bekommt, liegen wahrhaftig Welten.

Einbeziehung, Ausgleich, klare Friedenspolitik – unter diesen Grundworten ließen sich weitere Anmerkungen zusammenfassen. Einer privilegierten bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland, wie sie bis 2005 gepflegt wurde, erteilte Schäuble deshalb eine klare Absage: „Wir dürfen als Deutsche keine Russlandpolitik machen ohne unsere europäischen Partner einzubeziehen.“

Mein persönliches Fazit des Abends lautet: Mart Laar und Wolfgang Schäuble teilen wesentliche Grundeinsichten.  Sie gehen davon aus, dass die Politik eines freien Europa aktiv-vorwärtsblickend sein muss, im Bewusstsein der zum Glück überwundenen Spaltung Europas klare Ziele verfolgen muss, ohne die Gräben der Vergangenheit durch gefährliches Verschweigen oder nicht zielführendes Darin-herum-Wühlen künstlich offenzuhalten.

Ich fasse also den gesamten Abend so in zwei Worten zusammen: „Wer nicht gegen uns ist, der sei für uns! Wer noch nicht für uns ist, dem reichen wir die Hand hin!“

Die Kraft der Freiheit wird stärker sein als die Knechtschaft eines Systems. Der politische und wirtschaftliche Erfolg des Europäischen Projekts wird stärker sein als das Spaltungsdenken. Und die Idee der Eigenverantwortung wird dem übermäßigen Machtanspruch der Systeme und Bürokratien in jederlei Gestalt widerstehen müssen.

Dem kann ich nur zustimmen. Denn: So sind wir.

Unser Foto zeigt von links nach rechts:  Wolfgang Schäuble, Mart Laar, Moderator Konstantin von Hammerstein

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Aug 272009
 

Na bitte! Das ist Wasser auf meine Mühlen! Nicht nur den Germanozentrismus – also die Haltung, wonach der 2. Weltkrieg der „Krieg der Deutschen“ (wie der SPIEGEL fabuliert) gegen den Rest der Welt gewesen sei, gilt es zu überwinden, sondern auch den Eurozentrismus. Der Skandal um die Zensur in der Werkstatt der Kulturen belegt, wie viel an Aufklärung noch zu leisten ist. Es gab nicht nur in allen wichtigen Regionen der Welt überzeugte Waffenbrüder und Kollaborateure der Nationalsozialisten, sondern es gab auch ganze Staaten und Länder, die auf Seiten der deutschen Nationalsozialisten und der italienischen Faschisten gegen die Bolschewisten, die Kapitalisten und die Kommunisten und ferner gegen die angebliche „jüdische Weltverschwörung“ kämpften oder besser zu kämpfen glaubten.

Selbstverständlich lebt die Mär von der „jüdischen Weltverschwörung“ in der arabischen Welt bis zum heutigen Tage ungemindert weiter, sie dient weiterhin als Rechtfertigungsgrund für Terrorattacken wie etwa die vom 11. September 2001.

Applaus für das Kölner Journalistenbüro Recherche International, das heiße Eisen mutig anpackt! So konnten sie unter anderem nachweisen, dass die deutschen Islamwissenschaftler und die deutschen Lateinamerikanisten über Jahrzehnte hinweg mit unbequemen Wahrheiten über die Unterstützung deutscher Nationalsozialisten durch hochgestellte Kreise in der arabischen und südamerikanischen Welt nichts zu tun haben wollten.

Die Presseerklärung des Veranstalters der verdrängten Ausstellung empfehle ich nachdrücklich eurer Aufmerksamkeit:

Ausstellungsort verlegt – Presseerklärung vom 24.8.2009
Vom 1. bis 30. September sollte die Ausstellung «Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg» in der Werkstatt der Kulturen in Berlin-Neukölln ihre Premiere erleben, bevor sie bis Ende 2011 durch zahlreiche weitere Städte touren wird. Als Tag der Eröffnung wurde bewusst der 1. September gewählt, der 70. Jahrestag des Kriegsbeginns in Europa (!), um der gängigen eurozentristischen Sichtweise auf den Zweiten Weltkrieg eine globale Perspektive entgegen zu setzen.

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Systeme auf der Anklagebank

 1968, Georgien, Vertreibungen, Verwöhnt, Was ist europäisch?  Kommentare deaktiviert für Systeme auf der Anklagebank
Mai 182009
 

Dieses Bild zeigt den den hier schreibenden Blogger beim Lesen der Mainpost vom 24. November 1945. Auf der Domstraße gerate ich ins Plaudern mit den Betreibern des Straßencafés, spreche sie türkisch an. „Woher in der Türkei kommen Sie?“ „Wir sind Kurden!“ „Aha!“ Ich denke: Aber Türkisch sprechen sie doch alle, auch die vielen Nicht-Türken in der Türkei. Das Kurdische wurde ja über Jahrzehnte hinweg verboten und verdammt. Gut aber, dass in der Türkei allmählich kurdische Sender, kurdische Veröffentlichungen zugelassen werden! Deutschland mit seiner seit 40 Jahren erscheinenden Hürriyet gilt mittlerweile sogar als Vorbild für gelingende Minderheitenpresse.

Einen halben Sonntag verbrachte ich nach einem beruflichen Einsatz schlendernd, bummelnd, plaudernd in Würzburg. In der Residenz schließe ich mich einer deutschsprachigen Führung an, die gerade die Fresken des Gian Battista Tiepolo betrachtet. „Sehen Sie dort – das ist der Kontinent Asien. Asien wurde als Mutter der Kultur, als Wiege der Zivilisation und der christlichen Religion verehrt: deshalb sehen Sie die Gesetzestafeln des Mose, Sie sehen die erste Schrift der Menschheit, wofür man damals das Georgische hielt. Und Sie sehen die Schädelstätte Golgatha. All das verband man damals mit Asien.“ Ich vernahm’s – und staunte, dass ein Gedanke, den ich erst vor zwei Tagen erneut in diesem Blog ausgeführt hatte, mir nun großmächtig in den riesig ausgespannten Deckengemälden eines deutschen Fürstbischofs entgegentritt. Ich ziehe daraus den Schluss: Bis ins 18. Jahrhundert hinein herrschte offenbar Konsens, dass die Kulturgeschichte von Ost nach West geht. Ex oriente lux, der Weltgeist schreitet vom Aufgang zum Untergang der Sonne: die wichtigsten Errungenschaften der höheren Bildung – die Weinrebe, die Schrift, die Poesie und ebenso auch die drei morgenländischen Religionen Judentum, Christentum und Islam – sie sind alle Gewächse Asias. Offenbar wurde dieses Wissen erst im Zeitalter des Kolonialismus endgültig verdrängt. Heute wähnen etwa die meisten Europäer, die Werte des Christentums seien ursprünglich europäische Werte – was für ein Irrtum!

Eine fragende, lehrende, ergebnisoffene Demokratie brachten die USA ab 1945 nach Bayern! Can Capitalism Survive? Ein General lud 1948 ein und machte sich Gedanken darüber, ob der Kapitalismus noch eine Chance habe! Sehenswerte Ausstellung  über Wiederaufbau und Wirtschaftswunder in der Würzburger Residenz. Anhand von Schautafeln, Dingen des Gebrauchs, anhand nachgestellter Szenen gelingt es, sich in die Nachkriegszeit hineinzuversetzen. Wir, die Jahrgänge ab etwa 1955,  haben ein schlüsselfertiges Land zum Geschenk erhalten, unsere Mütter und Väter rappelten sich nach gigantischen Verirrungen und Verbrechen aus Staub, Schutt und Asche auf. Ihnen gelang eine bewundernswerte Leistung. Unser Land steht heute dank ihres Zupackens besser da denn je, ganze Generationen von Kindern (darunter auch die meine) in der Bundesrepublik Deutschland haben seit 1949 bis heute keinerlei schlimme Sorgen und Nöte erlebt: keinen Hunger, keine Obdachlosigkeit, keine Zerstörungen, keine Massenmorde, keine rassische oder politische Verfolgung, keinen Krieg.

Es gab für mich und meinesgleichen keinen ernsthaften Grund, sich gegen diese neu entstandene Bundesrepublik aufzulehnen. Ich habe manchmal daran gelitten, dass der Generation der Mütter und Väter offenbar fast alles gelungen war: den Krieg hatten sie als Kinder oder Jugendliche erlebt, sie waren hineingerissen und verführt worden, und danach schafften sie den Neuanfang. Wir Kinder bekamen alles schlüsselfertig vorgesetzt. Damals trafen 12 Millionen Heimatlose und Vertriebene mittellos ein, und nach und nach fanden alle ein Unterkommen und sogar Wohlstand. „Die Integration von 12 Millionen Vertriebenen war eine große Leistung, die leider viel zu wenig gewürdigt wird“, hörte ich in den 80er Jahren als Kind meinen Vater, der selbst vertrieben worden war, oft sagen. Ich lauschte auch den gegnerischen Stimmen, die immer wieder die dunklen Machenschaften der deutschen Rüstungslobby mit den diktorischen Regimen in Südamerika und Südafrika oder die heuchlerische Sexualmoral der Kirchen geißelten. Wer hatte nun recht? War Deutschland ein durch und durch böses Land, wie es die Studenten der 68er-Bewegung zu behaupten schienen? Als halbwüchsiges Kind war ich hin- und hergerissen. Ein ganzes System – die BRD – saß wieder einmal auf der Anklagebank!

Erstaunlich bleibt, dass gerade unter diesen Umständen – als dies keinen Mut erforderte – eine so rabiat-radikale Opposition entstand, wie es sie eigentlich unterm Nationalsozialismus hätte geben müssen, aber eben damals nicht gab!

Heute muss ich sagen: Mein Vater hatte weitgehend recht in seinen Einschätzungen. Und Rudi Dutschke, an den in herrlich-augenzwinkernder Ironie sogar eine Straße in meinem Heimatbezirk erinnert, wozu nun ebenfalls keinerlei mehr Mut gehört, der hatte eben weitgehend unrecht in seinen Einschätzungen der Lage, ja, wenn man heute, im 40-jährigen Abstand die Schriften des SDS oder der K-Gruppen oder der RAF noch einmal liest, dann wird man sich fragen müssen: Woher diese Verblendung, dieser rabiate Dünkel, diese unglaubliche, hochgefährliche Verbarrikadierung in Welterklärungskäfigen? Glaubten die Menschen wirklich daran? Worum ging es da? Ich meine heute: Es ging eigentlich gar nicht um Politik, sondern um eine hochsymbolische Ablösung der Söhne von den Vätern. Die Politik war nur ein Spielfeld, ein Tummelplatz für nicht bewältigte intergenerationelle Schuldverstrickungen. Die Söhne setzten ein System, und das heißt ihre Väter, auf die Anklagebank.

Und wir? Unsere Gesellschaft, wir heute Erwachsenen haben es bisher nicht einmal geschafft, etwa 3 Millionen Türken so zu integrieren, dass wir wissen, dass sie wissen, woran wir sind. Dabei herrschen heute unvergleichlich bessere, materiell unvergleichlich reichere Ausgangsbedingungen als damals in der Nachkriegszeit. Es gäbe eigentlich genug Geld, um die Bildungsmisere in Berlin etwa rasch zu beenden.  Ich glaube, die Integration der zugewanderten Gruppen, die Schaffung eines neuen, gemeinsamen Selbstbildes, das ist die große Aufgabe, die vor uns liegt. Ich halte sie für nicht einmal halb so groß und halb so schwierig wie die Integration der 12 Millionen Vertriebenen nach dem Krieg, für nicht einmal halb so schwierig und nicht einmal halb  so groß wie den Wiederaufbau eines verwüsteten Landes.

Selbst hier stehen wir „Söhne und Töchter“ gegenüber den „Vätern und Müttern“ nicht so gut da: damals, in den 60-er Jahren, suchten die Studentenführer händeringend und steinewerfend nach irgendwelchen, an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen, und heute können die Väter, die jetzt schon längst Großväter sind oder gestorben sind, auf uns sehen und sagen: „Na, nun macht mal! Zeigt es uns! Messt eure Leistungen an dem, was wir damals geleistet haben!“

 Posted by at 20:19
Apr 072009
 

Erneut hat Präsident Obama eine bewegende, seine Zuhörer begeisternde Rede gehalten, diesmal im türkischen Parlament. Ähnlich wie Angela Merkel in Deutschland, so ist Barack Obama weltweit all seinen Kommentatoren, Gegnern, aber auch seinen Unterstützern stets um ein bis zwei Gedankenzüge voraus. Obama versteht es meisterhaft, in seinen Reden das Richtige richtig zu sagen und das zu diesem Zeitpunkt Unstatthafte nicht zu sagen. Er hat zu recht ins Gedächtnis gerufen, dass die Türken seit mehreren Jahrhunderten Teil Europas sind, die europäische Geschichte mit beeinflusst haben, vor allem in all den Jahrhunderten, in denen weite Teile Südost-Europas unter ihrer Herrschaft standen, darunter Griechenland und der Balkan.

Völlig zu Recht hat er die Größe und Ehre der Türkei hervorgehoben, denn das wollen die Türken hören. Größe und Ehre kann man ohne Gefahr jedem Volk zusprechen. Es ist ein Akt der Höflichkeit und der politischen Klugheit, dies in dem Land zu tun, in dem man sich gerade aufhält. Obama hat ferner mehrfach unterstrichen, dass die Türkei eine Demokratie ist und auch bleiben soll. Man muss loben und preisen, was gut ist und gut sein soll – dann wird es auch so.

Völlig zu recht hat er es vermieden, die Massaker an den Armeniern 1915 erneut Völkermord zu nennen, wie er es oftmals in den USA getan hatte. In der Pressekonferenz danach hat er gesagt: „Meine Ansichten sind aktenkundig, meine Ansichten haben sich nicht geändert.“

Was hätte es gebracht, im türkischen Parlament diese Bezeichnung „genocide“ zu wiederholen? Es hätte all seine türkischen Zuhörer gegen ihn aufgebracht, sie hätten stumm Zeter und Mordio geschrien, ihre Mienen wären eisig geworden.  Allerdings hat er den armenisch-türkischen Konflikt in eine Reihe mit dem Völkermord der Kolonialisten an den Indianern in den USA gebracht, mit der Schande der Sklaverei und der Rassentrennung. Seine Botschaft war klar: „Jeder kehre vor seiner eigenen Tür. Auch wir Amerikaner haben schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen.“

Zum Thema EU-Beitritt ist ebenfalls zu sagen: Es liegt im strategischen Interesse der USA und der NATO, wenn der amerikanische Präsident den türkischen Beitritt zur EU unterstützt.  Auch hier hat der Präsident das Richtige gesagt, um die Herzen seiner Zuhörer für sich zu gewinnen.

Was meine ich selbst zu dem Thema? Nun, da ich ja hier in Kreuzberg unter Türken und Arabern lebe: Ich wünsche mir vor allem sehnlich, dass die Türken, die hier in Deutschland leben, unserem Staat, unserer Gesellschaft beitreten. Ihnen stehen alle Chancen offen. Aber sie nutzen sie nicht, sie haben es sich in ihrer großen Mehrheit in einer abgesonderten, staatlich alimentierten Privatexistenz behaglich eingerichtet. Sobald wir das geschafft haben, sobald die Türken in Deutschland und anderen europäischen Ländern sich am öffentlichen und politischen Leben beteiligen, wird sich auch eine realistische EU-Beitrittsperpektive der Türkei ergeben. Ich werde der erste sein, der sich später dann für einen EU-Beitritt einsetzen will. Ein EU-Beitritt müsste jedoch im Interesse sowohl der EU als auch der Türkei liegen. Zur Zeit kann ich mich nicht für einen EU-Beitritt der Türkei aussprechen.

Erst einmal müssen dafür die Deutsch-Türken, vor allem jene mit deutschem Pass, der Bundesrepublik Deutschland innerlich und äußerlich beitreten, müssen ihren Beitrag zum Gemeinwesen leisten wollen. Dazu müssen auch wir Deutsche etwas beisteuern, indem wir sagen: „Tretet uns bei! Wo seid ihr? Wir hören euch nicht.“

Wir brauchen hier einen echten Mentalitätswandel – mehr als Programme, mehr als Geld, mehr als Kongresse.

Ich verweise noch einmal auf den allerersten Beitrag in diesem Blog, wo ich erschüttert feststellen musste, dass bei einer öffentlichen Diskussion über den moslemischen Fundamentalismus kein einziger Moslem sich beteiligte – und das in einer Stadt, in der über 200.000 Moslems leben!

Link zur Rede und Ausschnitte:

 Barack Obama and Joe Biden: The Change We Need | Obama for America: President Obama in Turkey: „You cannot put out fire with flames“
Another issue that confronts all democracies as they move to the future is how we deal with the past. The United States is still working through some of our own darker periods in our history. Facing the Washington Monument that I spoke of is a memorial of Abraham Lincoln, the man who freed those who were enslaved even after Washington led our Revolution. Our country still struggles with the legacies of slavery and segregation, the past treatment of Native Americans.

Human endeavor is by its nature imperfect. History is often tragic, but unresolved, it can be a heavy weight. Each country must work through its past. And reckoning with the past can help us seize a better future. I know there’s strong views in this chamber about the terrible events of 1915. And while there’s been a good deal of commentary about my views, it’s really about how the Turkish and Armenian people deal with the past. And the best way forward for the Turkish and Armenian people is a process that works through the past in a way that is honest, open and constructive.

 Posted by at 18:02