Splitterparteien ernster nehmen!

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Mai 222009
 

20052009002.jpg Gestern traf ich vor dem Ring-Center auf einen Stand einer mir bis dahin völlig unbekannten politischen Vereinigung: der Bürgerrechtsbewegung Solidarität. In dem Maße, wie die fünf großen Parteien Langeweile über die Europawahlen verbreiten, interessiere ich mich für die kleinen flinken Schnellboote des politischen Diskurses, die Querschläger und Querdenker. Allerdings erschien mir gestern die BüSo-Programmatik wie ein krauses Gemisch aus einerseits gut fundierten Einsichten, etwa ein an Alexander Hamilton und Friedrich List orientiertes merkantilistisches Grundkonzept staatlicher Wirtschaftslenkung. Demnach soll der Staat als Lenker supra partes durch Kreditvergabe die Infrastrukltur fördern und ausbauen. Andererseits stießen mir einige verleumderische Anwürfe gegen den US-Präsidenten sehr unangenehm auf, und ich zog dann nach 10 Minuten Diskussion weiter. Aber die wirtschaftspolitischen Grundansätze scheinen mir nicht sofort von der Hand zu weisen.

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Ich hätte da einen Traum: Ihr 5 Großen Parteien, schickt doch mal eure Kandidaten in den Ring mit jeweils einer der vielen kleinen, fälschlich Splitterparteien genannten Vereinigungen. Da zeigt sich der gute Debattenredner.

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Mai 112009
 

20042009008.jpg Gut, dass es das noch gibt: endlich mal eine deutsche Politikerin (es könnte auch mal ein männlicher Politiker sein, warum nicht?), die nicht nur in ihrem Tun und Handeln, sondern auch in ihren Worten das an den Schuhsohlen abgetragene Lagerdenken ablehnt. Ich fürchtete schon, ich sei der einzige weit und breit, der die Welt nicht in „Hie bürgerlich“ – „Hie links!“ einteilt. Wer ist es? Lest selbst:

Superwahljahr: Merkel erteilt Lagerwahlkampf eine Absage – Nachrichten Politik – WELT ONLINE
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich strikt gegen einen Lagerwahlkampf zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün gewandt. „Einen Lagerwahlkampf wird es nicht geben“, betonte Merkel am Sonntag. Damit stellte sie sich gegen FDP-Chef Guido Westerwelle, der die Bundestagswahl in der „WELT am Sonntag“ zur Schicksalswahl erklärt und eine entsprechende Polarisierung zwischen linkem und bürgerlichen Lager angekündigt hatte.

Das ist ja ganz meine Rede! Die Parteien müssen in einen Wettstreit miteinander um die Konzepte, Köpfe, Herzen treten, statt jeweils mit schweren Schreckschuss-Geschützen über die Lagerzäune aufeinander loszuballern. Sie müssen die gegnerischen Strategien unterlaufen, statt die Lagertore fest zuzurammeln!

Die Grünen hingegen sind ausweislich ihres jüngsten Parteitages noch nicht so weit. Sie legten am Wochenende einerseits ein klares Bekenntnis zu Automobil-, Maschinen-, Elektro- und Chemieindustrie ab, die sie ab sofort nicht als Gegner, sondern als Partner sehen, und sie versprechen eine Million neue Arbeitsplätze. Na großartig, ganz schön bürgerlich! Andererseits schließen sie eine Dreier-Koalition mit FDP und CDU aus. Auf dass die Lager fein säuberlich getrennt bleiben mögen.

Noch mal ein Beleg für die Grünen als Partei der Kinder, wie am 09.05.2009 von uns gemutmaßt: Betrachtet das obige Plakat!

Durch das lautmalerische WUMS, durch bewegte Linien wird kindliche Freude an Farben und Formen ausgedrückt. Die Zahnräder, deren eines an einen Lego-Baukasten erinnert, laden zum spielerischen, assoziativ ungesteuerten Umgang mit einfachen Dingen ein, die das Kind in seiner nächsten Umgebung finden mag. Das ganze Plakat wirkt jugendfrisch, verspielt und humorvoll. Wie Kinder eben sind. Die Räder sind in Form eines lachenden Mundes angeordnet. Toll! Dass ausgerechnet dem gelben Rad hier eine Schlüsselrolle zukommt, könnte darauf hinweisen, dass die Schöpfer des Bildes die FDP als Spielgefährten suchen. Aber bitte nicht erdrücken!

Vergleicht dies mit dem gesammelten Ernst, mit dem so mancher Kandidat anderer Parteien auf die Bürger herabblickt!

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Mai 032009
 

Hertha spielte heute 1:1 in Hamburg. Ein mageres Pünktchen. Dass Raffael in der 38. Minute nicht auf den freistehenden Pantelic abgibt, sondern es selber versucht und dann vergibt – war das spielentscheidend? Ich glaube: Eher nein. Egal – nach dem Spiel ist nach dem Spiel. Gestern ist gestern. Und als Zuschauer ist man immer schlauer. Trotzdem – Favre hat das Team toll aufgebaut und dahin geführt, wo man die Hertha vor Saisonbeginn nicht vermutet hätte.

Eine Partie, die ich leider versäumt habe, bleibt immerhin im Spielbericht durch Alan Posener für mich nacherlebbar. Im Wedding wurde das Projekt Sprint vorgestellt. Dabei geht es darum, dass angehende Lehrer Deutsch als Zweitsprache unterrichten. Die deutsche Sprache ist das A und O bei der Integration von hier geborenen und aufwachsenden Kindern. Diese Einsicht schien am 29.04. niemand in Frage zu stellen. Gut so! Anschließend wurde fleißig diskutiert, aber offenbar wenig gestritten. Diese Kinder gehören zu uns, sie bereichern uns – das hat Vera Lengsfeld gesagt. Und das erlebe ich persönlich Tag um Tag als Vater eines Sohnes, der immerhin zur Hälfte zur NDH ist.

NDH steht übrigens für Nichtdeutscher Herkunft. Es klingt irgendwie noch kälter, noch etikettenhafter, noch schneidender als „mit Migrationshintergund“.

Anschließend wurde mit Vertretern von Parteien diskutiert. Launischer, aber sehr treffender Kommentar von Alan Posener, den ihr lesen solltet, indem ihr auf den Link klickt!

Vera Lengsfeld hat erkannt, was die Menschen bewegt, woran unser Land arbeiten muss. Gestern ist gestern. Das Morgen liegt in unserer Hand.

Die Achse des Guten: Gestern abend im Wedding
Die CDU, die eigentlich gegen plebiszitäre Elemente ist (wie ich finde, zu Recht), hat nun mit zwei Scheindebatten – Pro Tempelhof und Pro Reli – die Berliner davon abgehalten, über die für ihre Stadt wichtigen Dinge zu reden. Dabei machte sie, wie mir ein prominenter Bundes-CDUler sagte, bei Tempelhof die Erfahrung, dass die Berliner automatisch mit Ablehnung reagieren, wenn sie das Gefühl haben, dahinter stecke die Union. Deshalb hat sie bei ProReli ihre Unterstützung zu verstecken versucht. Verrückte Welt. Aber vielleicht steckt darin eine Lehre für die CDU Berlin, die einmal – unter Eberhard Diepgen – eine (vielleicht korrupte, aber hey, das hier ist Berlin!) Volkspartei war. Weniger Demagogie. Weniger 68er Guerillataktik. Mehr Sacharbeit. Bessere Gesichter. Dann kann sie in Berlin vielleicht wieder zur politischen Kraft werden. Die Integration ist DAS Thema einer Stadt, in der die Hälfte der Schulkinder (sorry, Herr Fritsch) NDH sind. Mit der weltoffenen Einstellung, die Frau Lengsfeld gestern im Wedding an den Tag legte, könnte die CDU punkten, wenn sie sich des Themas ernsthaft annehmen wollte. Freilich war Frau Lengsfeld nur deshalb auf dem Weddinger Podium (sie kandidiert eigentlich in Kreuzberg für den Bundestag), weil kein Bildungspolitiker der CDU Zeit hatte.

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Mrz 062009
 

„Niemand kann es allein schaffen. Auch ich nicht.“ Diese Worte der Parteivorsitzenden vom letzten CDU-Bundesparteitag in Stuttgart kommen einem wieder in den Sinn, wenn man das Auseinanderklaffen zwischen den Zustimmungswerten für Angela Merkel und die Unionsparteien bedenkt. Es war dies eine der wenigen doppelten Negativaussagen der Kanzlerin, die doch genau weiß, wie wichtig es ist, fast ausschließlich mit positiven Aussagen ans Volk heranzutreten! Genau jetzt in der Krise zeigt sich, wie notwendig es gewesen wäre, beizeiten eine klare Strategie, einen klaren Wiedererkennbarkeitswert für Partei und Kanzlerin herzustellen. Das war vor einem Jahr noch möglich, als die gegenwärtige Krise kaum am Horizont aufdämmerte.

Es war nicht gewollt, die mahnenden Stimmen – darunter die dieses Blogs – verhallten! Aussagen wie „Wer Merkel will, muss CDU wählen, Merkel ist unser Zugpferd“ konnten damals noch darüber hinwegtäuschen, dass die CDU es versäumt hatte, ihr inhaltliches Profil auch mit unbequemen politischen Entscheidungen erkennbar zu halten.

Die mangelnde Passgenauigkeit zwischen Partei und Kanzlerin wird in Krisenzeiten vom Wahlvolk bemerkt und in starken Ausschlägen der Umfragewerte zu Protokoll gegeben.

Deutschlandtrend – Angela Merkel verliert das Vertrauen der Bürger – Politik – Berliner Morgenpost
Wuchs in der Krise seit Herbst die Zustimmung zur Regierungspolitik, so hat sich dieser Trend nun zum ersten Mal umgekehrt. Nur noch 36 Prozent sind zufrieden mit der Arbeit des Kabinetts (Vormonat: 41). Die Union als klassische Wirtschaftspartei scheint von diesem Vertrauensverlust besonders betroffen.
Nur noch jeder fünfte Wahlberechtigte hat in ihre Krisenstrategie Vertrauen. Gefragt nach dem sorgsamen Umgang mit Steuergeldern in der Krise, vertrauen ebenfalls nur noch 20 Prozent der Union am meisten. Ein Wert, der nur noch knapp vor der SPD (18 Prozent) liegt. Von der Vertrauenskrise der Union profitiert vor allem die FDP. Sie liegt in der Sonntagsfrage bei 17 Prozent. 70 Prozent der FDP-Anhänger geben an, sie seien von der CDU/CSU enttäuscht.

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Feb 272009
 

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Unser Bild zeigt von links nach rechts: Halina Wawzyniak, Björn Böhning, Harald Sielaff (BEAK), Hans-Christian Ströbele, Vera Lengsfeld, Markus Löning


Freunde, Blogger, es war gestern wirklich ein schöner Abend wie erträumt! Alle 5 Bundestags-Direktkandidaten waren gestern vor dem Bezirkselternausschuss Kita (BEAK) Friedrichshain-Kreuzberg angetreten, das Publikum war gespannt und aufmerksam. Dickes Kompliment an Harald Sielaff und Burkard Entrup dafür, dass sie diese Zusammenkunft ermöglicht haben! Ich selbst saß mittendrin, plauderte vor Beginn entspannt mit meiner freundlichen Nachbarin – die mir grüne Blätter zum Mitschreiben schenkte! Danke nochmal für die nette Geste!

Es gab auch reichlich Zucker für die gebeutelte Seele der ehrenamtlichen Kita-Kämpfer vom BEAK! Denn alle fünf Wahlkreiskandidaten gelobten hoch und heilig, sich für einen besseren Ausbau der Kita-Bildung, mehr Geld für frühkindliche Bildung einzusetzen. Wunderbar, alles toll! Der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit einer umfassenden Förderung der frühkindlichen Bildung wurde von den Kandidaten hervorgehoben. Toll! Mehr Erzieher sollen eingestellt werden! Toll! Ich dachte: „Bloß woher nehmen? – Der Markt ist leergefegt, Geld allein wird es nicht richten.“

Lauter höchst löbliche Absichtsbekundungen! Nur die unbeugsame Vera Lengsfeld störte mal wieder das golden glänzende Bildung-ist-ein-hohes-Gut-Einheitsgemälde, indem sie eine stärkere In-Pflicht-Nahme der Eltern anmahnte. Vera Lengsfeld war mutig genug, einen Missstand anzusprechen, den alle Verantwortlichen in der Schul- und Sozialverwaltung kennen, den aber kaum ein Politiker in unserem Wahlkreis auszusprechen wagt, wenn er gewählt werden will. Sie war gestern wohl die einzige, die Aussagen machte, denen nicht automatisch die Mehrheit all der guten Menschen im Saale zugestimmt hätte.

Alle anderen haben gesagt, was einfach runterfließt wie Öl. Ein wahrhaft schöner Abend mit guten Menschen!

Was vermisste ich? Folgendes: Keiner der 5 Kandidaten bewies irgendwelche besonderen Kenntnisse zur Lage der frühkindlichen Bildung in unserem Wahlkreis 084. Keiner der 5 Kandidaten erwähnte auch nur das Thema „evangelische Privatschule in der Bergmannstraße“, keiner erzählte davon, dass er mit Kita-Leiterinnen, mit Kita-Erziehern, mit Eltern oder gar mit Kindern unseres Wahlkreises gesprochen habe. Die Kandidaten kennen das SGB II, sie wissen sich recht geschickt aus der Affäre zu ziehen, wenn es um bundespolitisch aktuelle Themen geht. Aber sie sind offenkundig nicht sattelfest in dem, wo im Bereich Kita und Grundschule hier im Wahlkreis der Schuh drückt.

Das halte ich für ein echtes Manko der 5 Kandidaten, da könnten sie nacharbeiten. Dabei saß Bildungs-Bezirksstadträtin Monika Herrmann im Publikum! Was für eine tolle Chance, ganz offen Probleme des Bezirks anzusprechen, wurde hier vertan!

Die Unterschiede zwischen den 5 Kandidaten lagen insgesamt nur in der Schattierung und erwiesen sich eher in unerheblichen Nebenschauplätzen wie etwa dem Kinderwahlrecht oder der Frage einer Kita-Pflicht. Erwartungsgemäß gab es auch das eine oder andere kleinere Hickhack um parteipolitische Taktiererei, etwa das vom Berliner SPD-Linke-Senat gnadenlos niedergebügelte Kita-Volksbegehren.

Dann kam die Aussprache. Keiner der 5 Kandidaten hatte sich – mangels konkreter Kenntnisse – bisher zur tatsächlichen Situation in den Kitas und Grundschulen im Bundestagswahlkreis 084 zu äußern versucht. Kein Wunder. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Kreuzberger Politiker ihre Kinder nicht in die Kitas und Schulen in Kreuzberg schicken. Es sind doch alles sehr, sehr gute Menschen, deren Kinder ebenfalls zu gut für diesen Bezirk sind.

Waren diese Politiker, die unermüdlich für die Erhöhung von Hartz-IV kämpfen, je in einem Hartz-IV-Haushalt, haben sie je einen Hartz-IV-Empfänger danach gefragt, wie es ihm geht? Kennen sie den Ausspruch: „Wenn ich groß bin, will ich Hartz-IV werden“?

Ich meldete mich zu Wort. Ich war am gestrigen Abend der einzige, der aus seiner Erfahrung mit Kindern in Kreuzberger Schulen und Kitas berichtete. Und zwar aus der Sicht eines Vaters. Ein Betroffener meldete sich also mit mir zu Wort, ach wie schön! Zuerst lobte ich die Kitas und Schulen im Bezirk: „Sie sind meiner Erfahrung nach viel besser als ihr Ruf. Wir reden sie uns schlecht.“ Ich lobte das Berliner Bildungswesen und das System der sozialen Sicherung. Jahr für Jahr entfaltet dieses Bildungssystem, dieses Sozialsystem in unserem Bezirk eine unverminderte Anziehungskraft auf Menschen aus vielen Ländern, namentlich Türkei, Libanon, Russland. Ein Qualitätsausweis unseres Sozialsystems, mit dem andere Länder einfach nicht konkurrieren können!

Als Hauptproblem in den Kitas und Schulen in unserem Wahlkreis benannte ich die mangelhaften Deutschkenntnisse der meisten Eltern und Kinder. Ebenso belastend: Man bürdet dem Staat Pflichten um Pflichten auf, ohne irgend etwas im Gegenzug von den Eltern zu verlangen. Ich sagte, man solle weniger Satellitenfernsehen sehen, sondern auch einmal die Sendung mit der Maus in deutscher Sprache, oder ein deutsches Kinderbuch lesen.

Ich verschwieg folgendes: Deshalb ziehen auch die deutschen Familien reihenweise aus Kreuzberg weg, sobald die Kinder schulpflichtig werden, melden sich unter Täuschung der Behörden um, nur um sich nicht in die türkische Schülermehrheit integrieren zu müssen. Junge Frauen aus Anatolien ohne jede Deutschkenntnisse ziehen laufend frisch zu. Ich erklärte es für ein Fass ohne Boden, wenn der Staat allein mit immer mehr Geld versuchen wollte, all diesen Müttern und Kindern Deutsch beibringen zu wollen.

Ich sagte: Die Bildungseinrichtungen können nur einen Teil der Arbeit leisten. Wir brauchen ein klares Signal an die Eltern, dass sie mehr tun müssen, vor allem im Bereich deutsche Sprache.

Ich richtete meine Frage an alle 5 Kandidaten: „Wie wollen Sie die Eltern stärker in die Pflicht nehmen?“

Björn Böhning nannte das Argument, man müsse endlich die Eltern stärker in die Pflicht nehmen, „infam“. Die meisten Eltern, die er kenne, r …  sich den A … auf, um Familien- und Berufspflichten unter einen Hut zu bringen. Man dürfe nicht einige wenige Ausnahmen zur Regel erklären. Ein weiterer Beleg dafür, dass er sich in anderen, in besseren Kreisen bewegt als die meisten Kreuzberger Eltern und der Verfasser dieses Blogs, ein Vater in Kreuzberg.

Ströbele sagte: Wir müssen die Eltern stärker einbeziehen, indem wir die Kitas zu einem gemeinsamen Lernort machen – für Eltern und Kinder. Klingt gut, gefällt mir sehr, das wird auch seit 30 Jahren immer wieder versucht, es klappt nicht. Aber es ist gut gemeint.

Markus Löning sagte: „Ich habe nie die Sendung mit der Maus gesehen“, und er meinte damit wohl: „… und trotzdem ist aus mir was Vernünftiges geworden.“ Zustimmung, Zustimmung, Zustimmung – wie zu dem allermeisten, was gesagt wurde von ihm und den anderen Kandidaten.

Mein Gesamteindruck: Die 5 Kandidaten haben sich wacker geschlagen. Sie sind mir alle sympathisch. Alles, was sie sagten, klang vernünftig und sinnvoll. Sie kennen sich in den bundespolitischen Fragen gut aus, jedoch wäre Vertrautheit mit den tatsächlichen Problemen und Chancen unseres Wahlkreises 084 wünschenswert.

Fortsetzung erwünscht! Höchstes Lob an die Initiatoren des Kita-Volksbegehrens und an den BEAK. Ich habe Geld für den anstehenden Rechtsstreit um die Zulässigkeit des Kita-Volksbegehrens gespendet.

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Triff deine Kandidaten im Internet

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Feb 062009
 

Jetzt will ich doch mal wissen, was unsere Bundestagskandidaten drauf haben! Heute habe ich über sein Blog eine Anfrage an Björn Böhning geschickt. Bin mal gespannt, wann er mir dort antwortet. Auch beim neuen Blog von Vera Lengsfeld (www.wählt-vera.de) habe ich heute schon einen Kommentar hinterlassen. Beide Kommentare drehen sich um den Görlitzer Park. Ich meine überhaupt, dass die Kandidaten von uns gemeinem Wahlvolk im Wahlkreis 084 ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Wir sind doch der Souverän, wir können die Kandidaten direkt ansprechen – und seelenruhig ein bisschen gegeneinander ausspielen. Letztlich wird man doch diejenigen wählen, deren Antworten einen am meisten überzeugen.

Das Foto zeigt einen Blick auf den Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park bei einer Besichtigung mit einigen Bürgern aus dem Bezirk, an der ich teilnahm.

Björn Böhning zum Wahlkreis 84 | Raumschiff Berlin

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Wende in meiner Geschichte von Halina, Vera, Björn, Markus und Hans-Christian

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Feb 012009
 

Na bitte, so viel Frechheit wird belohnt! Seit Monaten macht sich Blogger Johannes Hampel Gedanken über Friedrichshain-Kreuzberg und die Welt, durchstöbert die Presse, den Klatsch und Tratsch unserer Medienwelt, erzählt, schimpft, lobt und plaudert. Die Kandidatenaufstellung zur Bundestagswahl haben wir hier ebenfalls mit allerlei launischen Kommentaren begleitet. Keine und keiner wurde mit Samthandschuhen angefasst, jeder kriegte sein Fett weg. Ich plante über die kommenden Monate allen fünf Direktkandidaten in der Bloggosphäre, „auf dem Papier“ gewissermaßen, gleiche Chancen einzuräumen und dann 1-2 Tage vor der Bundestagswahl im September meine echte Empfehlung auszusprechen.

Allerdings hat die Partei, mit der Vera Lengsfeld antritt, nun beherzt zugegriffen und mich ins Unterstützerteam berufen. Ich werde also ab sofort im Team Vera Lengsfeld mitarbeiten und diese Kandidatin offen unterstützen. Das bringt persönliche Loyalitätspflichten mit sich, die ich gerne einhalten werde.

Ich sag euch das aus Gründen der Ehrlichkeit. Die „Kandidatenwacht 084“ – also das imaginäre Gespräch mit den 5 Kandidaten, ja sogar unter den 5 Kandidaten, werde ich in diesem Blog fortsetzen, doch eben nicht mehr so unvoreingenommen und unparteiisch wie bisher. Ich bitte um euer Verständnis.

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Nein, ihr könnt es nicht, oder: The Audacity of Hype

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Jan 312009
 

28012009.jpg Bittere Enttäuschungen bereiten mir weiterhin die deutschen Politiker und die deutschen Journalisten, wenn sie auf Barack Obama zu sprechen kommen. Immer wieder frage ich sie entgeistert: Ja, könnt ihr denn kein Englisch? Lest ihr denn keine Bücher? Habt ihr denn die Bücher des Barack Obama nicht gelesen? Interessiert ihr euch denn gar nicht für Verfassungsgeschichte? Seid ihr denn nur daran interessiert, wie ihr euren nächsten lächerlichen gewöhnlichen Bundestagswahlkampf einigermaßen über die Runden kriegt, ohne dass die Wähler vorher schon abwinken: „Nein, ihr könnt es nicht!“?

Ich selber habe Obama in seinem Wahlkampf offen in diesem Blog und auch auf seiner Homepage unterstützt – obwohl ich deutscher Staatsbürger bin. Ich tat dies, nachdem ich einige seiner Reden im Internet gehört hatte. Ich tat dies, weil ich den großartigen Moment an der Berliner Siegessäule miterlebt hatte (dieses Blog berichtete am 24.07.2008). Und ich fühlte mich noch einmal bestätigt, als ich seine beiden Bücher las.

Die deutschen Politiker und Journalisten starren gebannt auf die Strategien Obamas. Sie fragen: Wie macht er das? Sie interessieren sich jedoch nicht für seine Inhalte. Sie starren nur auf die Verpackung. Wenn Obama seine Pakete mit DHL verschicken würde, dann würden die deutschen Politiker halt Stammkunden bei DHL. Und wenn mit UPS – dann eben bei UPS.

Ganz typisch für die rührende Hilflosigkeit unserer deutschen Politstrategen ist parteiübergreifend das neueste Plakat der SPD vor meiner Haustür. Es hängt z.B. gegenüber der SPD-Parteizentrale in der Wilhelmstraße. Ich fahre jeden Tag mindestens einmal daran vorbei. Man sieht ein riesiges rotes Paket.

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Irgendein Inhalt des Pakets ist nicht erkennbar. Darunter die einfältige Zeile: „Anpacken. Für unser Land.“

Bei der CDU sieht es nicht besser aus: „Die Mitte.“ Auch hier gilt: Inhalte, irgendwelche Botschaften sind nicht erkennbar. O sancta simplicitas – bitte einpacken!

Ein weiteres mitleiderregendes Dokument der Ratlosigkeit liefert eine Konferenz in Berlin, über die der Spiegel berichtet – und zu der ich natürlich nicht eingeladen worden bin.

Von Obama lernen: Die Angst deutscher Wahlkämpfer vor dem „Yes we can“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Die versammelten Polit-Profis reden über „grass-roots efforts“ und „consumer generated campaigns“, „www.whitehouse.gov“, die vom Obama-Team neu gestaltete Website des Weißen Hauses, wird so selbstverständlich zitiert, als habe das Konferenzpublikum sie längst als Internet-Startseite gespeichert.

Ich sehe das so: Die deutschen Polit-Strategen haben mitbekommen, dass Obama nicht berittene Boten aussendet oder sich auf eine Seifenkiste stellt, um ein paar Wählerstimmen einzusammeln, sondern dass er die besten verfügbaren Mittel auf die klügste denkbare Weise einsetzt, um für sein Anliegen zu werben: das Internet, die Blogs, die mediale Vernetzung. Aber das Internet, die Blogs, die mediale Präsenz, das sind für ihn alles nur Mittel zum Zweck.

Was ist aber sein Anliegen? Das hat er wieder und wieder dargelegt, und zwar zuerst und am überzeugendsten in seinen beiden Büchern, in ganz normalen Wahlkreisbegehungen, in ganz normalen Parteitagsreden, und zwar über einige bittere dürre Jahre hinweg, in denen er keineswegs als der große Star herauskam, der er jetzt geworden ist. In diesen bitteren Jahren der Niederlagen hat er aber sicher eines gelernt: Er hat gelernt, den Leuten zuzuhören. Er hat gelernt, was er sagen kann, und was er tunlichst verschweigen muss, um Zustimmung zu sichern.

Aber er hielt an seinen Grundüberzeugungen fest. Über all die Jahre hin, die ja bestens in Wort und Bild dokumentiert sind, haben sich seine Werte nicht verschoben. Welche sind dies? Ich habe es wiederholt in diesem Blog versucht in möglichst einfachen deutschen Worten wiederzugeben:

Ein tiefer Glaube an die Würde und Freiheit jedes einzelnen Menschen, und einhergehend damit die Verurteilung jedes kollektivistischen Denkens, etwa des Kommunismus, des italienischen Faschismus, des Nationalsozialismus.

Die Überzeugung, dass wir alle gemeinsam in der Verantwortung stehen. Deshalb auch die Ablehnung jedes Lagerdenkens.

Ein fester Glaube an die eigene Nation, in diesem Fall: die USA. Patriotismus. Bei allen Schattenseiten (jahrhundertelanger Rassismus, Sklaverei, Völkermord und Vertreibung an den Millionen von Indianern, amerikanischer Bürgerkrieg, völkerrechtswidriger Irak-Krieg, Guantanamo usw.) überwiegt doch überwältigend die Zustimmung zum eigenen Land. Obama spricht glaubwürdig von seiner Liebe zu den USA.

Ein starker Glaube an das Verfassungsrecht. Die Verfassung der USA muss immer wieder gegen Missbräuche und Auswüchse der Politik in Stellung gebracht werden.

Ein Glaube an das Legalitätsprinzip – der Rechtsstaat muss gepflegt werden. Wenn staatliche Organe rechtswidrig handeln, wie es immer wieder geschieht, bietet der Rechtsstaat die Mittel, solchen Missbrauch abzustellen.

Eine ständige Rückbesinnung auf die alten Werte, auf das, was sich in der Vergangenheit schon bewährt hat. Zu Recht bezeichnet sich Obama als wertkonservativ.

Wieviel haben die deutschen Politiker, die deutschen Journalisten davon mitbekommen? Ich fürchte: recht wenig. Sie interessieren sich jetzt natürlich für Obama, weil er es geschafft hat, weil er so erfolgreich ist. Aber von der Substanz seiner Politik, davon, was den Politiker Obama im Innersten zusammenhält, redet kaum jemand. Dabei wurde sein Buch The Audacity of Hope in den USA über 1,2 Millionen Mal verkauft. In Deutschland nur etwa 40.000 Mal.

Ich konstatiere wieder einmal eine niederschmetternde Entleerung der deutschen Politik – ja, fast eine Entpolitisierung der politischen Parteien. Da spiele ich dann doch lieber gleich Marionettentheater wie vor zwei Tagen in der Clara-Grunwald-Schule. Heiter und mit Musik von Mozart.

Deutsche Politiker, Journalisten, Strategen groß und klein: Da ihr schon offensichtlich so wenig Zeit zum Nachdenken und zum Lesen guter Bücher habt – ich empfehle euch eine Seite, nur eine Seite!, aus dem Buch „The Audacity of Hope“. Bitte, tut mir den Gefallen: Lest sie. Dieses Kapitel beginnt im englischen Original auf S. 97 mit den Worten

„I’M LEFT THEN with Lincoln, who like no man before or since understood both the deliberative function of our democracy and the limits of such deliberation.“

Ich habe euch die Seite sogar in das Foto am Beginn dieses Blog-Eintrags gesetzt. In der deutschen Übersetzung ist es Seite 132 im Buch „Hoffnung wagen“. Tollite legete!

Ihr braucht euch Obama nicht zum Vorbild zu nehmen. Das schafft ihr sowieso nicht. Aber ihr solltet zur Kenntnis nehmen, was er will, was er gesagt und geschrieben hat. Bitte nicht immer nur auf die glitzernde Fassade und auf Wahlerfolge starren. Das nervt allmählich. Zu gut Englisch: It sucks.

Gibt es außer dem Verfasser dieses Blogs jemanden, den das ebenfalls nervt? Ich hoffe – ja. Es scheint einen zu geben! Immerhin, das ist schon was. Es besteht Anlass zur Hoffnung. Ich zitiere aus dem Spiegel:

Doch dann steht ein Mann am Rednerpult, den das alles eher unberührt zu lassen scheint. Es ist Thomas de Maizière, als Chef des Bundeskanzleramtes so nah dran am bevorstehenden Kanzlerinnen-Wahlkampf wie kaum jemand sonst. Sicher, auch de Maizière ist der Schwung der Obama-Kampagne nicht entgangen. Dass Hunderttausende sich vom Ruf nach Wandel anfeuern lassen, das findet er schon beeindruckend, auch er lobt die Verschmelzung von Fakten und Gefühl. Doch Vorbild für Deutschland? Da spricht de Maizière lange von den Besonderheiten der politischen Kultur eines Landes, von der Notwendigkeit der „Plausibilität“ politischer Argumente, von der Abstimmung in parteiinternen Prozessen.

Deutsche entzaubern das „Yes, we can“

Es ist eine sehr nüchterne, eine sehr deutsche Entzauberung jeglichen „Yes we can“-Übermuts für den kommenden Bundestagswahlkampf.

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Hier baut die Demokratie

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Nov 162008
 

15112008021.jpg Unser Bild zeigt einen Eindruck von unserem heutigen Besuch bei LOXX am Alex. Alles wird dort winzig klein nachgebaut – sogar der Bundestag. Natürlich waren wir Männer unter uns. Frauen erdulden meist nur Modelleisenbahnen, wir genießen sie. Ebenso wie die Currywurst samt Pom-Mes, wie man hierzulande zweisilbig sagt. Das gönnen wir uns, Mütter!

Noch bleibt ein Rest von gestern zu klären.

Oft, so auch gestern, wird von Lagerwahlkampf gesprochen. Was ist das? Nun, in der Demokratie kann man von einem Lagermodell oder von einem Wettbewerbsmodell ausgehen. Meist ordnen sich die Lager nach klaren Zugehörigkeiten. Das eine Lager versucht dem anderen etwas wegzuschnappen, versucht, das andere Lager kleinzureden und wegzudrängen.  Oben gegen unten, links gegen rechts, konservativ gegen progressiv, bürgerlich gegen proletarisch oder gegen adlig usw. Die Lager stehen einander gegenüber, jeder weiß, wo er steht, im Wahlkampf gräbt man sich in Positionen ein, die man gegenüber dem Gegner zu behaupten versucht. Ein klarer Lagerwahlkampf war es, was Roland Koch letztes Mal in Hessen versuchte: „Linksblock stoppen!“

Ganz anders dagegen das, was ich gerne Wettbewerbswahlkampf nenen möchte. Hier ist alles nicht so eindeutig. Zu gewinnen gilt es die Zustimmung einer vielfältigen, in sich mannigfach gegliederten, schwer überschaubaren Bevölkerung. Programmatische Aussagen sind schwierig, da die Wettbewerber selbst in ständiger Weiterentwicklung sind. Wandel herrscht vor. Lagergrenzen zerfasern, es gibt Überläufer zuhauf, Marketender und Marktschreier eilen hin und her, bieten Versatzstücke feil, die sie aus früheren Lagern aufgelesen haben: Eine eher wirtschaftsliberale Kanzlerin plädiert für strenge Marktaufsicht, ein Linker kämpft für ein unternehmerfreundliches Umfeld, eine Grüne möchte mehr Elektro-Autos, ein CDU-Mann setzt sich aufs Fahrrad. Man versucht den Gegner nicht zu schlagen, sondern man versucht die Wähler zu überzeugen, indem man besser dasteht als der Gegner.

Das Wichtigste: In so einem Wettbewerbswahlkampf verändern sich die Parteien selbst. Sie trainieren sozusagen für die Regierungsarbeit. Sie laufen sich warm, denn sie kennen das Volk, dieses unbekannte Wesen, nur unzureichend. Die Wähler schreiben sozusagen ihre Forderungen in das Wahlprogramm hinein. Und dieses Wahlprogramm liegt zu Beginn des Wahlkampfes noch nicht fertig vor. Es ist ein fortlaufendes Beschäftigungsprogramm. Arbeitstherapie für kranke Parteien gewissermaßen.

„Klingt gut, aber gibt es so etwas“, fragt ihr mich?  Ich meine: ja. Obama hat dies im wesentlichen so gemacht. Aber auch Brandt schaffte dies 1972 einigermaßen. Es war der erste Wahlkampf, an den ich noch persönliche Erinnerungen habe.

Welche Form ist besser? Es gibt keine allgemeine Regel! Wenn alles von vorneherein eindeutig ist, wenn gut und böse feststeht, sollte man auf den Lagerwahlkampf setzen.

In Zeiten beschleunigten Wandels, in denen sich das Neue erst abzeichnet, rate ich in jedem Fall zum Wettbewerbswahlkampf. In einem solchen spielen Persönlichkeiten und kommunikative Darstellung eine wichtigere Rolle als die festen Inhalte. Gefragt ist eine gute Beziehung zwischen Wählern und Kandidaten, die Kandidaten müssen es schaffen, als Ansprechpartner und Projektionsfläche für unbestimmte Erwartungen angenommen zu werden.

Der Wähler muss beim Wettbewerbswahlkampf das Gefühl haben: „Na endlich, dieser Kandidatin möchte ich etwas von mir erzählen! Die wird meine Anliegen weitertragen. Klasse, das gefällt mir, der geb ich meine Stimme!“

Im Lagerwahlkampf sollte sich hingegen das Gefühl einstellen: „Na endlich, da ist jemand, der uns endlich erzählt, wo es langgehen soll! Klasse, das gefällt mir, der geb ich meine Stimme.“

Habt ihr noch Zeit? Dann empfehle ich euch Thukydides, Der peloponnesische Krieg. Das unerreichbare Muster und Vorbild zum Studium des Lager- und Blockdenkens. Innerhalb weniger Jahrzehnte schafften es eigentlich verwandte Stadtstaaten, sich durch ein Lagerdenken reinsten Wassers gegenseitig  in den Abgrund zu stürzen, so dass Hellas leichte Beute eines auswärtigen Aggressors werden konnte.

Thukydides schreibt: „Wer immer schimpfte und mit nichts zufrieden war, galt für glaubwürdig, wer aber widersprach, für verdächtig. Wenn einer mit einem hinterhältigen Schachzug Erfolg hatte, wurde er als klug angesehen, und es war ein Zeichen noch größerer Klugheit, einen Angriff rechtzeitig zu durchschauen.“

Lagerwahlkämpfer aller Parteien, lest Thukydides! Das Zitat heute übrigens abgedruckt auf S. 2 der Süddeutschen Zeitung in einem höchst lesenwswerten Artikel von Stefan Rebenich.

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Wir oder die

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Nov 142008
 

Zügig fiel die Wahl der CDU-Direktkandidatin für den Wahlkreis 084 aus. Vera Lengsfeld stellte sich mit ihrer durch die DDR geprägten Lebensgeschichte vor, die ihr noch in allen Einzelheiten deutlich vor Augen steht. Sie wird weiterhin gegen die SED kämpfen.

Die Wahl erfolgte ohne Aussprache. Eine beeindruckende Frau, deren Weltsicht allerdings nicht in jedem Fall die meine ist! Eine im wesentlichen moralische Politikauffassung, die zwischen Gut und Böse unterscheidet. Lengsfeld vertritt eine konfrontative Politikauffassung, die ich noch aus den hitzigen Gesprächen meiner durch den Kalten Krieg geprägten Kindheit kenne. Bewundernswert.

Diese Auffassung von Politik ist kämpferisch, klar, entschieden.  Persönlich habe ich ja mit meinen Sympathien für eine eher kooperative Politiksicht nie hinter dem Berg gehalten.  Ich gratulierte und versuchte nach der Wahl noch in ein Gespräch mit der frisch gewählten Kandidatin zu kommen. Anschließend fuhr ich eilig nachhause.

 Posted by at 22:44

Nachahmenswerte Basisbeteiligung bei der SPD Friedrichshain-Kreuzberg

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Nov 132008
 

131120080012.jpg Die Berichtspflichten dieses Blogs erstrecken sich auf die Kandidatenaufstellung aller Parteien in unserem Wahlkreis 084. So sei es vermeldet: Björn Böhning hat es geschafft – wie wir in diesem Blog schon am 07.10.2008 vermutet hatten. Damit haben unsere herzlichen Erfolgswünsche, die wir am 19.09.2008 entboten, gefruchtet! Besonders löblich: die Mitglieder entschieden über den Direktkandidaten. Dadurch sind Absprachen im Vorfeld deutlich erschwert, letztlich kann sich nur der Kandidat durchsetzen, der auf den Konferenzen die meisten Mitglieder überzeugen kann. Nachahmung empfohlen.

Morgen wird die CDU Friedrichshain-Kreuzberg über die Direktkandidatur abstimmen. Ich bin dabei. Nach altväterlicher Art aber nur als Wahlkreisvertreter. Hoffentlich wird es eine spannende Auseinandersetzung!

Unser Bild zeigt heute viele bunte Vögel auf dem von Kindern gestalteten Wandgemälde, das bei uns zuhause hängt. Passend zu unserem bunten Kreuzberg eben.

Bundestagswahlkampf 2009 – Björn Böhning tritt für SPD in Kreuzberg an – Berlin – Printarchiv – Berliner Morgenpost
Die SPD Friedrichshain-Kreuzberg ist Vorreiter bei der Beteiligung der Basis. Dort und im SPD-Kreisverband Spandau entscheiden erstmals die Mitglieder über die Aufstellung der Direktkandidaten.

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Okt 222008
 

Soeben erfahre ich über die Presse, dass auch die CDU jetzt jemanden für unseren Heimatbezirk Friedrichshain-Kreuzberg gefunden hat: Vera Lengsfeld. Ich glaube, es ist eine gute, aussichtsreiche Kandidatin für die Direktkandidatur des Wahlkreises, in dem ich übrigens Delegierter für die Bestimmung der Direktkandidatin bin.

Hauptstärke ihres öffentlichen Profils: seit jeher unbequeme Querdenkerin, eckte in der DDR durch ihren Mut an, eckte nach der Wende bei den Grünen durch ihren Mut an, eckte kürzlich bei der CDU Pankow an. Oder wurde bei ihr angeeckt? Sie vertritt das Thema „Freiheit“ sozusagen in Fleisch und Blut.

Was könnte sie noch stärker nach vorne bringen? Was ist der größte Schwachpunkt der Kandidatin? Ich glaube, sie wird sich auf die Frage vorbereiten müssen: „In der Vergangenheit haben Sie sich höchst achtbar geschlagen, Fau Lengsfeld. Was aber sind Ihre Pläne für die Zukunft? Woran arbeiten Sie? Was wollen Sie vorantreiben? Glauben Sie, mit der Bekämpfung der DDR die Wahl zu gewinnen? Glauben Sie, dass die Wähler Sie wählen, weil Sie sich mit der Bewältigung der DDR-Diktatur befassen?“

Ein sehr guter Ansatz dafür scheinen mir ihre höchst kritischen Bemerkungen über die Volksparteien Die Linke, die SPD und – sage und staune – die CDU zu sein. Vera Lengsfeld nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie setzt in ihrer Wortwahl, in ihrem ganzen Auftreten auf Konfrontation statt auf Kooperation. Konfrontation mit dem DDR-Unrecht, mit den unwürdigen Machtspielchen der Politik, mit den Parteien Die Linke, CDU, SPD, Die Grünen – auch FDP? Mir ist derzeit keine Äußerung Vera Lengsfelds bekannt, in der sie neben den vier genannten Parteien auch die FDP angriffe! Vielleicht wäre sie die ideale Kandidatin für die FDP? Immerhin: Vera Lengsfeld verkörpert in ihrer Wortwahl, in ihren Argumenten glaubwürdig das konfrontative Spaltungsdenken, mit dem man bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein Wahlen gewinnen konnte. Mit Äußerungen, in denen man „die anderen“ als „die Bösen“, „die Verbrecher“ darstellte, während man selbst das Gute verkörperte. Es spricht Bände, dass Vera Lengsfeld zu den prominenten Autoren des Blogs „Die Achse des Guten“ gehört. Das Freund-Feind-Denken, die Teilung der Welt in Gut und Böse, eine grundsätzlich moralische, nicht eine pragmatische Sichtweise auf die Politik herrscht dort vor. Insofern passt Vera Lengsfeld hervorragend zum jetzigen Zustand der Berliner CDU. Es gibt keine geeignetere Kandidatin für den jetzigen Zustand der Berliner Union.

So erscheint denn Vera Lengsfeld noch heute in vielem ganz jener Vergangenheit verhaftet, durch welche sie entscheidend geprägt worden ist.

So schreibt Vera Lengsfeld etwa am 28.09.2008 in dem von ihr mitbetriebenen Blog „Die Achse des Guten“:

Nächste Woche wird sich Ypsilanti mit Steinmeiers Duldung von der Linken als Chefin einer Minderheitsregierung wählen lassen. Herr Maget will mit nicht mal 19% Regierungschef in Bayern werden, in Thüringen träumt Matschie davon Chef einer Rot-Roten Regierungskoalition zu werden, in der die SPD Juniorpartner ist. Das solche unwürdigen Machtspiele die demokratischen Spielregeln außer Kraft setzten, das Ansehen der Politik endgültig ruinieren und damit die Demokratie schwächen, scheint niemanden ernsthaft zu stören. Für die nächste Bundestagswahl ist Bayern allerdings ein Menetekel.
Der CDU wurde heute nachhaltig vorgeführt, dass sie ihre schwarz-grünen Träume schnellstmöglich vergessen sollte. Wenn Rot-Rot-Grün eine rechnerische Mehrheit im Bund haben sollte, wird es eine solche Koalition geben Die CDU hat nur eine Möglichkeit, das zu verhindern. Statt dem rot-grünen Wählerklientel hinterher zu rennen, sollte sie den vielen ins Nichtwählerlager abgewanderten Sympathisanten endlich wieder einen Grund geben, sie zu wählen.

Das muss ja heißen: Das Ansehen der Politik ist laut Vera Lengsfeld wegen unwürdiger Machtspiele derzeit schon fast endgültig ruiniert. Und: Derzeit gibt es – beim jetzigen Zustand der CDU – für die Nichtwähler keinen Grund, CDU zu wählen. Seien Sie uns willkommen, Frau Lengsfeld! Seien oder werden Sie der Grund, CDU zu wählen! Verkörpern Sie doch bitte jene aufsässige Unbotmäßigkeit gegenüber den herrschenden Verhältnissen innerhalb der Parteien, die unsere Demokratie zum Blühen und Gedeihen so dringend braucht.

Vera Lengsfeld soll Kreuzberg für die CDU gewinnen – DIE WELT – WELT ONLINE

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Freibits für alle! Kandidatenwacht (2)

 Bundestagswahlen, Etatismus  Kommentare deaktiviert für Freibits für alle! Kandidatenwacht (2)
Okt 072008
 

04102008.jpg Einen guten Schritt vorangekommen ist mittlerweile Björn Böhning in seinem Vorhaben, als SPD-Direktkandidat für unseren hochbegehrten Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg nominiert zu werden. Dieses Blog berichtete bereits am 19.09.2008 über ihn. Wie hat er diesen Schritt zur ersehnten Nominierung gemacht? Er ließ machen! Im Spiegel-Heft 40/2008 vom 29.09.2008 ist ihm eine ganze Seite gewidmet. Sogar ein Foto zeigt ihn in meiner Heimatstadt als fleißigen Plakatkleber. Ein sympathischer junger Mann, offener Blick, cooles Outfit. Er kniet auf dem Boden, er ackert.

Dass ein Nachwuchspolitiker einen Artikel in einem Magazin mit über 1 Million Auflage erhält, ist mit Gold nicht aufzuwiegen. Es wird sehr schwer für seine beiden innerparteilichen Mitbewerber werden. Ich halte ja eher zu den Underdogs, nicht zu denen, die auf der Woge der Popularität schwimmen. Deshalb ein kritischer Blick auf sein Programm!

Was will Böhning? Eine rot-rote Koalition findet er auch im Bund gut vorstellbar. Er möchte die Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm aus Steuermitteln aufpäppeln. „Und für Berlin wünscht er sich einen quasi-staatlichen Internet-Zugang, der allen Bürgern zur Verfügung steht: „natürlich kostenlos“.“ Soweit der SPIEGEL.

Meine Meinung: Diese Punkte entspringen dem klassischen, staatsorientierten Denken der politischen Linken aus dem vergangenen Jahrhundert. Der Staat soll es richten für uns alle.

Ich persönlich hege nur begrenztes Vertrauen in die staatliche Wirtschaftslenkung. Ich glaube nicht an den nachhaltigen Effekt von Konjunkturprogrammen.

Ich meine: Gerade in der jetzigen Finanzkrise sind die finanz- und fiskalpolitischen Instrumente einer klugen, beständig hinzulernenden, behutsam nachsteuernden Politik gefordert. Für Konjunkturprogramme im rückwärtsgewandten Sinne eines Björn Böhning sehe ich keinerlei Spielraum. Wir brauchen international abgestimmte Regularien, nicht nationale, den Wettbewerb verzerrende Konjunkturprogramm-Füllhörner, wie sie Böhning vorschweben. Unsere Füllhörner sind leer.

Kostenloser Internet-Zugang? Die Idee finde ich nicht so schlecht. Man müsste mal schauen, was das kostet. Bibliotheken sind ja auch fast kostenlos. Das Internet ist eine Infrastruktur wie etwa Straßen auch. Und jeder Fahrradfahrer und Fußgänger kann Straßenland kostenlos nutzen. Herr Böhning, ich möchte wissen, was kostenloser Internetzugang kosten würde, etwa im Vergleich zu den anderen Infrastrukturen, die unser Staat kostenlos bereitstellt. Bitte eine Vergleichsrechnung aufstellen, Herr Böhning.

Ich selber zahle derzeit noch 29,00 Euro pro Monat für meinen mobilen Internetzugang. Viele dieser Einträge sind über mobilen, durch mich privat finanzierten  Internetzugang ins Netz gestellt. So etwa dieser hier. Ich sitze gerade in Berlin-Adlershof.

Aber es geht auch schon für 10,00 Euro pro Monat. Bezahlbar? Wären Sie bereit, eine Stunde mehr zu arbeiten, um jederzeit Internetzugang zu haben? Ich schon!

Oder denken Sie an flächendeckendes Wi-Fi? Dann müsste man erst einmal mit den Umweltschützern reden. Denn das führt vielleicht doch zu einer weiteren Smog-Belastung mit Funkwellen.

Björn Böhning, ich werde gerne zu Ihren Wahlkampfveranstaltungen kommen. Ich freu mich drauf.

Unser Bild, aufgenommen vor drei Tagen, zeigt das neue SPD-Büro in der Kreuzberger Großbeerenstraße.

 Posted by at 21:23