Mai 132009
 

Schöne gute, ermutigende Bilder finde ich in der Berlin-Brandenburger Bild von heute! Nein, nicht Angelika (25) auf S. 1, denn diese ist das, was meine bairische Muatta als preißische Heigeig’n bezeichnen würde – d.h. eine Frau, die einem Schlankheitsideal huldigt, welches nicht unbedingt das meine ist. Allerdings finde ich gut, dass Angelika sagt: „Sex ohne Liebe: ist nichts für mich“. Und dass sie erst mit sechs Männern geschlafen hat.

Nein, ich meine die jungen Deutschen auf S. 4. Das sind die Bilder, die wir brauchen. Das sind die Geschichten, von denen ich gerne mehr hätte. Das ist mein Integrationsideal, dem ich unbedingt huldige! Das ist genau das, was ich gestern als Teilassimilation bezeichnete: feste Verankerung in diesem Land, in dieser Gesellschaft, klarer Wille, das eigene Leben zu meistern! Bei gleichzeitiger Pflege der Herkunftswurzeln. So wie ich selbstverständlich gerne meine bairisch-schwäbisch-schlesischen Wurzeln ehre und achte, auch wenn ich diese drei Herkunftssprachen bestenfalls radebreche und ja auch dieses Blog ganz überwiegend in hoffentlich einigermaßen richtigem Hochdeutsch führe.

Je 1 Mal Brasilien, Marokko, Uruguay, Italien, Kirgistan, je 2 Mal Finnland, Polen, je 3 Mal Türkei, Indien: dies ist der bunte Strauß der Herkunftsländer. Und als derartig bunten Strauß stelle ich mir auch die Zukunft Deutschlands vor. Grau raus – bunt rein!

Was fällt auf? Mir fehlen die Vietnamesen. Denn diese Kinder schneiden bei uns in Berlin überragend in den Schulen ab, stellen die „doppeldeutschen“ und die türkischdeutschen Kinder in den Schatten! Bitte, liebe Frau Merkel,  liebe Frau Böhmer, als Vorbild auch das nächste Mal eine Vietnamesin oder einen Vietnamesen in die Bild setzen lassen! Meine beiden Sorgenkinder, also die arabischen Länder und die Türkei, sind zahlenmäßig stark unterrepäsentiert. Das dürfte kein Zufall sein.

Ich begegne immer wieder mal einem Mann, einer Frau türkischer Herkunft, die wirklich gutes, klares, richtiges Deutsch spricht, die erfolgreich sind und Karriere gemacht haben. Dann gebe ich mich gerne als Türkenfreund zu erkennen. Ich bekunde meinen guten Willen, den deutschen Türken zu helfen. Und was erlebe ich dann? Meist werden diese erfolgreichen, gutgekleideten, teilassimilierten Deutschtürken überraschend einsilbig … sie wollen ihren lieben Landsleuten, ihren geliebten Brüdern und Schwestern zwar nicht in den Rücken fallen. Aber ich lese dann heraus: „Johannes, du unverbesserlicher Gutmensch, du einfältiger Gutdeutscher! Wirf uns mit denen nicht in einen  Topf! Hier hat jeder die Chance, erfolgreich die Schule zu absolvieren. Jeder Türke, jede Türkin, die hier das Schulsystem durchläuft, kann die Universität erreichen, kann die Promotion schaffen. Er oder sie muss es nur wollen und am eigenen Erfolg arbeiten. Es gibt keine Entschuldigung für die Dauermisere. Das dauernde Lamento unserer Landsleute geht uns auf den Keks.“

Also, liebe türkische und arabische Brüder und noch liebere türkische und arabische Schwestern: Ich mag euch weiterhin. Aber ich kann und werde euch nicht helfen. Ich meine, ihr habt alle Chancen. Nutzt sie. Lest die Bild von heute. Seite 4.

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Tretet uns bei, o Brüder und Schwestern!

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Mai 122009
 

Als geliebte Brüder und Schwestern sprach der türkische Ministerpräsident immer wieder  seine Landsleute in seiner berühmten Kölner Rede im Februar 2008 an. Er vermittelte ihnen ein warmes Gefühl der Zugehörigkeit, ermunterte die 3 Millionen in Deutschland lebenden Landsleute, sich kraftvoll und geschlossen für die Interessen der türkischen Volksgruppe einzusetzen, an ihrer türkischen Identität getreulich festzuhalten und nicht das Verbrechen der Assimilation  zu begehen.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet heute unter dem Titel „Und ewig lockt die Heimat“ auf Seite 2 über den Rückgang der Einbürgerungszahlen:

Einbürgerung – Und ewig lockt die Heimat – Politik – sueddeutsche.de
Wer in diesen Tagen mit Beratern für Einbürgerungswillige spricht, bekommt immer wieder zwei Hinderungsgründe genannt: die Sprachanforderungen. Und die Pflicht für die meisten Bewerber, ihre alte Staatsangehörigkeit aufzugeben.

„Wenn man diese Punkte ändert, könnte sich die Zahl der Antragsteller verdoppeln oder verdreifachen“, sagt Ali Güngör, Einbürgerungsberater der Arbeiterwohlfahrt in Nürnberg. Gerade dass die Bewerber nun einen schriftlichen Deutschtest zu bestehen hätten, hält viele ab.

Zweimal hat der Gesetzgeber in den vergangenen zehn Jahren die Sprachanforderungen verschärft: zunächst mit dem neuen Staatsangehörigkeitsrecht aus dem Jahr 2000, das „ausreichende Deutschkenntnisse“ verlangte.

Während wir in diesem Blog immer wieder recht heftige Pfeile gegen die Finanz- und Wirtschaftspolitik der gegenwärtigen Bundesregierung abgeschossen haben, gibt es ein Feld, in dem ich weitgehend zufrieden mit der Bundesregierung bin: die Integrations- und Einbürgerungspolitik. Ich halte das bewusste Werben um Einbürgerung für goldrichtig, ich halte es ebenso für richtig, dass vor der Einbürgerung mindestens geringe deutsche Sprachkenntnisse und auch von den 18- bis 23-Jährigen durch Rückgabe der Nicht-EU-Staatsbürgerschaft eine Loyalitätsbekundung zu Deutschland erwartet wird.

Die Bundesrepublik Deutschland hat mithilfe ihres gut ausgebauten Sozialsystems eine zahlenmäßig starke Bevölkerungsgruppe herangezogen, die sich dieser Gesellschaft noch nicht wirklich zugehörig fühlt. Eine echte Parallelgesellschaft ist entstanden. Es ist angebracht, dass unser Staat als minimale Gegenleistung für den hohen Wohlstand, den jeder in Deutschland Lebende ohne zwingend vorgeschriebene Anstrengung genießt, eine kleine Gegenleistung, ein individuell zu erbringendes Bemühen um das eigene Glück einfordert.

In der Politik muss man auch mit Zahlen umgehen! Allen Unkenrufen der Linkspartei zum Trotz: Das Sozialsystem der Bundesrepublik wird auch weiterhin eine kaum geminderte  Anziehungskraft entfalten. Dies ergibt sich schon aus dem direkten Vergleich der Einkommensverhältnisse. So liegt das Pro-Kopf-Einkommen in der Türkei derzeit bei etwa 7.000 US-Dollar im Jahr. Im Falle der Langzeitarbeitslosigkeit und der Erwerbsunfähigkeit gibt es keine soziale Grundsicherung. Das heißt, wer seinen Lebensunterhalt nicht selbst verdienen kann, ist in der Türkei und in anderen Nicht-EU-Staaten nahezu vollständig auf die Unterstützung der Familie angewiesen.

In Deutschland beträgt das  Pro-Kopf-Einkommen etwa 34.000 Dollar/Jahr. Das durchschnittliche Brutto-Erwerbseinkommen beträgt etwa 24.000 Dollar/Jahr. Nun gilt als Faustregel: Die Langzeitarbeitslosen und Erwerbsunfähigen verfügen in unserem Sozialstaat etwa über die Hälfte eines Durchschnittseinkommens, also etwa 12.000 Dollar/Jahr. Für den Volkswirtschaftler ergibt sich also: Jeder Erwerbslose, der es geschafft hat, in die deutsche soziale Grundsicherung hineinzukommen, bezieht durchschittlich fast das doppelte Einkommen eines Erwerbstätigen in der Türkei. Warum soll man malochen in der Türkei, wenn es einem in Deutschland ohne Arbeit finanziell doppelt so gut geht, und zwar ökonomisch um so besser, je mehr Kinder da sind?

Für einen dauerhaft Erwerbslosen aus Ländern ohne soziale Grundsicherung wie etwa Russland, Libanon oder Türkei gibt es weiterhin keinen besseren Tipp als die Sozialsysteme in Deutschland oder einem anderen EU-Land. „Ich möchte Hartz IV werden“, dieser Satz eines türkischen Kindes ist keineswegs ironisch gemeint, sondern ergibt sich geradezu zwingend aus der ökonomischen Logik der Einkommenskluft zwischen Deutschland und den wichtigsten Herkunftsländern.

Immer wieder äußern Linke-Politiker die brennende Sorge, dass durch die demütigenden Hartz-IV-Gesetze Menschen in Not getrieben werden. Deshalb verlangt ja die Linke in ihrem am Wochenende verabschiedeten Wahlprogramm auch die sofortige Aufstockung der Regelsätze auf 500 Euro. Volkswirtschaftlich lässt sich die Sogwirkung, die sich durch eine Aufstockung der sozialen Grundsicherung ergibt, in einer zu erwartenden Zunahme der Zuwanderung von nicht qualifizierten Migranten ausdrücken.

Oh ihr lieben Linken: Besucht uns, geht zu den türkischen und arabischen Familien in Kreuzberg, Neukölln und Wedding! Schaut rein in die Kinderstuben der Nation, in die Grundschulen Kreuzbergs! Folgt nicht dem Ratschlag des Berliner Bürgermeisters Wowereit, der da sagte: „Ich würde meine Kinder auch nicht in eine Kreuzberger Schule schicken.“ Fragt diese seit langem bei uns wohnenden türkischen und arabischen Familien mithilfe eines Dolmetschers, sofern ihr kein Arabisch und Türkisch könnt, ob sie sich gedemütigt fühlen!

Ohne Sorge seid ohne Sorge! Ihr findet genug Menschen, denen ihr beim Weg in die Integration helfen könnt. Auch wenn Hartz IV nicht aufgestockt wird. Das Geld reicht schon jetzt. Und zwar dicke.

Wichtig ist: Wir müssen alles tun, damit diese Kinder nicht abgleiten in Ghettomentalität und Langzeitarbeitslosigkeit und leider auch Kriminalität, wie das für einen Teil der türkischen und arabischen Jugendlichen in Berlin leider der Fall ist. Und auch diese Kinder, diese Jugendlichen, diese Eltern müssen wesentlich mehr tun, um hier anzukommen. Sie brauchen die klare Ansage: Tut endlich was für eurer Glück! Lernt Deutsch von Anfang an! Lernt einen Beruf! Geht arbeiten!

Dazu halte ich es für unumgänglich, dass die Landessprache Deutsch allen hier aufwachsenden Kindern vom ersten Lebenstag an beigebracht wird. Wie Renate Künast und ihre Grünen es neuerdings formulieren: „Du musst Deutsch können!“ Damit drohen die ach so bürgerlichen Grünen die ach so bürgerliche CDU rechts zu überholen! Dürfen die das überhaupt? Geht das nicht gegen die Rechts-Links-Lagerordnung?

Sinnvoll wäre es auch, wenn die Türkei und Libanon allmählich eigene Systeme der sozialen Grundsicherung aufbauten.

Für echte Integration halte ich eine Teilassimilation der fälschlich Migranten genannten Familien für unumgänglich. Sie ist kein Verbrechen, sie ist eine Notwendigkeit! Sie ist die einzige Chance, um aus dem Teufelskreis von erlernter Hilflosigkeit, Opfermentalität und Mitnahmedenken auszubrechen.

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Toll! Wahlkreis 084 nach vorne gebloggt!

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Mai 122009
 

06052009002.jpg Doller Erfolg für die Anstrengungen des hier bloggenden, höchst dilettantischen Feierabend-und-Amateur-Politikers! Seit Monaten schon setze ich auf die Karte „Wahlkreis 084“, verfolge systematisch die Medienpräsenz unserer 5 vortrefflichen Kandidatinnen und Kandidaten, die auf diesem holprigen Spielfeld direkt auflaufen! Denn ich bin der Meinung, dass unser Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost der bestbesetzte, spannendste und ergebnisoffenste Wahlkreis der ganzen Republik ist! Eine kleine Anerkennung durfte ich soeben zur Kenntnis nehmen: Die unbestechliche, aber mächtige Suchmaschine Google führte dieses Blog heute morgen um 9.40 Uhr auf Rang 1 unter mehr als 2400 Treffern an, wenn man „Wahlkreis 084″eingibt! Und sogar noch vor dem Internet-Auftritt des Bundeswahlleiters! Und sogar noch mit dem hübschen Zitat: „Schaut auf diesen Wahlkreis 084 und erkennt …“

Dabei habe ich nichts gezahlt, keine Werbung geschaltet, keine Suchmaschinenoptimierungsstrategie eingesetzt, sondern mich nur wacker und redlich bemüht, diesen stolzen, unbeugsamen Wahlkreis nach vorne zu bloggen. Ihr seht: Vieles ist im Internet möglich. Ihr müsst nur wollen.

Zum Abschluss ein Rätsel: Kennt ihr die fleißigen Bauarbeiter,  kennt ihr das Bauwerk auf unserem heutigen Siegerfoto? In welcher altgriechischen Stadt wurde das Foto aufgenommen?

Wahlkreis 084 – Google-Suche

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Mai 112009
 

20042009008.jpg Gut, dass es das noch gibt: endlich mal eine deutsche Politikerin (es könnte auch mal ein männlicher Politiker sein, warum nicht?), die nicht nur in ihrem Tun und Handeln, sondern auch in ihren Worten das an den Schuhsohlen abgetragene Lagerdenken ablehnt. Ich fürchtete schon, ich sei der einzige weit und breit, der die Welt nicht in „Hie bürgerlich“ – „Hie links!“ einteilt. Wer ist es? Lest selbst:

Superwahljahr: Merkel erteilt Lagerwahlkampf eine Absage – Nachrichten Politik – WELT ONLINE
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich strikt gegen einen Lagerwahlkampf zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün gewandt. „Einen Lagerwahlkampf wird es nicht geben“, betonte Merkel am Sonntag. Damit stellte sie sich gegen FDP-Chef Guido Westerwelle, der die Bundestagswahl in der „WELT am Sonntag“ zur Schicksalswahl erklärt und eine entsprechende Polarisierung zwischen linkem und bürgerlichen Lager angekündigt hatte.

Das ist ja ganz meine Rede! Die Parteien müssen in einen Wettstreit miteinander um die Konzepte, Köpfe, Herzen treten, statt jeweils mit schweren Schreckschuss-Geschützen über die Lagerzäune aufeinander loszuballern. Sie müssen die gegnerischen Strategien unterlaufen, statt die Lagertore fest zuzurammeln!

Die Grünen hingegen sind ausweislich ihres jüngsten Parteitages noch nicht so weit. Sie legten am Wochenende einerseits ein klares Bekenntnis zu Automobil-, Maschinen-, Elektro- und Chemieindustrie ab, die sie ab sofort nicht als Gegner, sondern als Partner sehen, und sie versprechen eine Million neue Arbeitsplätze. Na großartig, ganz schön bürgerlich! Andererseits schließen sie eine Dreier-Koalition mit FDP und CDU aus. Auf dass die Lager fein säuberlich getrennt bleiben mögen.

Noch mal ein Beleg für die Grünen als Partei der Kinder, wie am 09.05.2009 von uns gemutmaßt: Betrachtet das obige Plakat!

Durch das lautmalerische WUMS, durch bewegte Linien wird kindliche Freude an Farben und Formen ausgedrückt. Die Zahnräder, deren eines an einen Lego-Baukasten erinnert, laden zum spielerischen, assoziativ ungesteuerten Umgang mit einfachen Dingen ein, die das Kind in seiner nächsten Umgebung finden mag. Das ganze Plakat wirkt jugendfrisch, verspielt und humorvoll. Wie Kinder eben sind. Die Räder sind in Form eines lachenden Mundes angeordnet. Toll! Dass ausgerechnet dem gelben Rad hier eine Schlüsselrolle zukommt, könnte darauf hinweisen, dass die Schöpfer des Bildes die FDP als Spielgefährten suchen. Aber bitte nicht erdrücken!

Vergleicht dies mit dem gesammelten Ernst, mit dem so mancher Kandidat anderer Parteien auf die Bürger herabblickt!

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… und so vergeht wenigstens die Zeit

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Mai 092009
 

09052009.jpg „Wenn man keine Handzettel vor Karstadt verteilt, wird man nichts in dieser Partei“, so wird im aktuellen Spiegel Nr. 19/2009 auf S. 48 die Lebensweisheit der Bundestagsabgeordneten Monika Grütters wiedergegeben. Ein guter Tipp! Ob gleiches für Plakate gilt? Muss man nächtlicherweise bei Wind und Wetter Plakate kleben, um dazuzugehören?

Meine klare Antwort: Nein! Denn Plakate werden heute nicht mehr geklebt, sondern mit Kabelbindern um Laternenmasten gehängt. Das geht schneller, ist allerdings auch keine leichte Übung – wenn man mal 100 Plakate hinereinander weg erst sinnreich verknüpft und dann hochgehängt hat. Diese widerborstigen Kabelbinder! Ich spreche aus Erfahrung.

Aber die böse Presse, die bösen Kommunikationsfachleute erkennen unsere Mühen nicht an! Wie gemein! Aber lest selbst:

„Nur langweilig“, „völlig ineffektiv“: Die Kommunikationswissenschaftlerin Christina Holtz-Bacha geht im SPIEGEL-Interview mit den EU-Wahlplakaten der Parteien hart ins Gericht. Lob hat sie nur für die angriffslustige Kampagne der SPD – die allerdings auch riskant sei.

 Wahlplakate: „Parteien sollten sich etwas besseres einfallen lassen“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
SPIEGEL: Wird die CDU-Werbung Wähler mobilisieren?

Holtz-Bacha: Kaum zu glauben, die Plakate „Wir in Europa“ erinnern an die Zeiten des Helmut Kohl und an Bundestagswahlen, bei denen die CDU ebenso einfallslos mit „Wir in Deutschland“ warb. Das ist nur langweilig.

SPIEGEL: Auch die FDP recycelt offenbar ihre Kampagne. Zieht das?

Sind Plakate sinnlos? Ich glaube, wenn sie provozieren, wenn sie Anlaß zum Streiten und Lachen bilden, dann nicht. Eine wichtige Aufgabe der üblichen Wahlplakate der Parteien scheint mir eine Art Gehorsamsprüfung für die Fußtruppen, fürs einfache Parteivolk wie etwa den hier bloggenden Plakathänger zu sein. Wer drei Stunden Schlaf für das Aufhängen solcher Plakate opfert, in dem setzt sich der Glaube fest: „Aber zu irgendetwas muss es ja gut sein! Denn sonst würde ich das ja nicht machen. Ich wäre ja blöd.“

Das Foto zeigt ein von dem hier bloggenden Fußsoldaten mit aufgehängtes Plakat zur Europawahl in der Kreuzberger Oranienstraße. Da finde ich es aber schon wieder toll, denn es sticht ins Auge … ihr wißt warum, oder?

Bitte bitte nicht vergessen: Am 7. Juni ist Europawahl! Stellt euch vor, keiner geht hin. Das könnt ihr uns nicht antun! Bei so tollen Plakaten!

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Väter und Söhne und Töchter

 Helmut Kohl  Kommentare deaktiviert für Väter und Söhne und Töchter
Mai 092009
 

„Väterpartei“ gegen „Partei der Töchter und Söhne“. Mit dieser Formel versuchte ich am 19. April in einer Diskussion mit Wolfgang Schäuble und Jürgen Trittin die verschwiegene Verwandtschaft zwischen CDU/CSU und den Grünen zu fassen – mit ausdrücklicher Zustimmung von Jürgen Trittin. Die Grünen sind entsprungen aus der Unfähigkeit der Unionsparteien, einen geordneten Übergang der Macht an die nachwachsende rebellierende Generation innerhalb der Partei zu vollziehen. Nachdem die widerborstigen Töchter und Söhne nicht gewonnen worden waren, blieb der Union nur übrig, die anderen, die braven Söhne, die buchstäblich schon in Anzug und Krawatte geboren werden, still und unauffällig nachrücken zu lassen. Nur wenige Male gelang eine echte Rebellion innerhalb der Unionsparteien: als Ludwig Erhard den Bundeskanzler Adenauer verdrängte oder verdrängen ließ – und ein zweites Mal im Jahre 1999, als Generalsekretärin Merkel mit ihrem Brief an die FAZ dem Kanzler Kohl ausdrücklich die Gefolgschaft aufkündigte. Sie tat dies, indem sie ausdrücklich darauf hinwies, dass auch Parteien – wie Jugendliche in der Pubertät – sich von den großen Vaterfiguren lösen müssten, wobei sie namentlich das „Schlachtross“ Helmut Kohl anführte.

Entscheidend bleibt: Die Grünen sind eine Akademikerpartei „aus gutem Hause“. Ihr erstaunlicher Erfolg speist sich aus der zur Dauergeste erstarrten, moralisch begründeten Rebellion gegen ein Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell, deren Produkt sie sind und bleiben.

Der gegenwärtig stattfindende Parteitag der Grünen liefert reichlich Belege für diese These. Lest etwa folgenden Abschnitt aus dem Tagesspiegel:

Die Botschaft, die die Grünen von ihrem Wahlparteitag aussenden wollen, ist klar: Die krisengeschüttelte Welt spricht grün. Selbst alte Industriebranchen, wie die Auto- oder Chemieindustrie sind derzeit stark interessiert an einer energiesparenden Produktion. Grüne Themen haben Konjunktur. Oder wie es der realo-intellektuelle Fraktionschef Fritz Kuhn sagt: „Grün ist eingedrungen in den hegemonialen Diskurs der Republik“.

Man lese den letzten Satz zweimal: „Grün dringt in das Sinnen und Trachten der herrschenden Alten ein.“  So lässt sich die Wendung „hegemonialer Diskurs“ in gemeinverständliches Deutsch übersetzen. Die Rebellion wird verkleinert zur Infiltration der Diskursordnung. Man versuche einmal diesen Satz Fritz Kuhns sich auf einem Parteitag der Union vorzustellen – und man wird erkennen, welch riesige Kluft zwischen den Unionsparteien und den Grünen klafft.

Ein Unionspublikum wird den Satz Fritz Kuhns nicht verstehen. Denn in der Aufbauleistung der Nachkriegsjahre hatten die Väter keine Zeit, den italienischen Theoretiker Antonio Gramsci oder den Diskursanalytiker Michel Foucault zu lesen. Der Satz würde verpuffen. Ohne Abitur und ohne mindestens ein paar Semester Hochschulstudium wird niemand den Verhandlungen der Grünen folgen können. Dies schränkt – soll ich sagen glücklicherweise? – ihre Wählerbasis ein.

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„Wo sind die Väter, wo sind die Männer?“ …

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Mai 082009
 

08052009014.jpg … so fragten wir in diesem Blog des öfteren, wenn wir aus Berliner Schulen, Elternabenden und Schwimmbädern berichteten.

Und was soll ich euch sagen? Heute erhielt ich unverhofft die Antwort! Am zweiten Tag des Nationalen Radverkehrskongresses wurden feierlich die Preise für die fahrradfreundlichste Entscheidung, für die fahrradfreundlichste Persönlichkeit verliehen. Vier Teams hatten schon die Bühne erklommen – je drei Männer, aber keine Frau. Zwölf Männer! Neben mir saß eine nette ADFC-Kollegin: „Alles nur Männer“, flüsterte sie mir verdrießlich zu. „Wo sind die Frauen?“, frug ich zurück. Und da – fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Wo sind die Männer?“ Natürlich – wir Männer müssen ja die vielen Preise und Anerkennungen abholen, die wir erringen. Wir stehen halt lieber im Rampenlicht und schicken andere zum Kochen, in die Elternabende und zur Aufsicht in die Schwimmbäder. Das fünfte Team aber bestand aus zwei Frauen!

Die drei Männer vom Bremer Kirchentag gewannen übrigens den Preis – für diese ausdrücklich fahrradfreundliche Großveranstaltung. Preiswürdig!

Und außerdem: Werder Bremen kickte den HSV gestern aus dem UEFA-Pokal. Dank eines Papierkügelchens. Aber ich erwies mich als guter Feminist, indem ich mich gegenüber meiner netten Nachbarin beklagte: „Wieder alles nur Männer bei Werder!“

Doch lest hier Ernsthafteres aus dem Munde der Frau Senatorin Junge-Reyer:

Nahverkehr – VBB-Kunden bekommen Leihräder bald kostenlos – Berlin – Berliner Morgenpost
Raus aus dem Bahnhof, rauf aufs Leihfahrrad, bequem, unbürokratisch und für Nutzer von Bussen und Bahnen bei Fahrten bis zu 30 Minuten kostenlos. In Berlin soll diese Vision Wirklichkeit werden. Gefördert mit zwei Millionen Euro vom Bund, startet im Herbst ein Pilotprojekt mit 1250 zusätzlichen Leihrädern der Deutschen Bahn. An mindestens 50 Stationen in Mitte sollen die Räder stehen und zunächst mit Kredit- oder EC-Karte, später auch mit dem Nahverkehrsfahrschein des Verkehrsverbundes VBB entliehen werden können.
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Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) stellten das Projekt zum Auftakt des 1. Nationalen Radverkehrskongresses in Berlin vor. Der Pilotversuch läuft bis 2011. Nehmen die Kunden das neue System an, soll es nach Angaben der Bahn auf andere deutsche Städte ausgeweitet werden.

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Die gelbe Macht, oder: Die radelnde Demokratie

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Mai 072009
 

Gut sichtbar, fröhlich und nur ein klein wenig zerzaust radelten wir gestern bei der Parlamentarischen Tour des Deutschen Bundestages durch die Berliner Bezirke Mitte und Charlottenburg. Los ging’s bei leicht dräuenden Wolken zur Straße des 17. Juni.

Der Deutsche Bundestag berichtet heute darüber:

„Ich bitte um Aufmerksamkeit für diesen blauen Himmel“, sagt die Abgeordnete Heidi Wright (SPD) und zeigt nach oben. Gerade rechtzeitig zum Start der parlamentarischen „Berlin by bike“ Tour am Mittwoch, 6. Mai 2009, hört es auf zu regnen. „Wir radeln sowieso bei jedem Wetter“, redet sie den Skeptikern unter den Radfahrern ins Gewissen. Zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) haben die beiden Parlamentarier Gero Storjohann (CDU/CSU) und Heidi Wright zur Radtour durch Berlins Mitte bis nach Charlottenburg aufgerufen. Rund 60 Parlamentarier und Verwaltungsmitarbeiter haben sich angemeldet. Außerdem hat sich eine Schulklasse aus Wrights fränkischem Wahlkreis Main-Spessart auf bereitgestellte Mietfahrräder gesetzt und radelt mit.

Immer wieder legten wir Stops ein, um Engstellen nach und nach zu durchqueren. Dabei ergaben sich Gelegenheiten zum Plaudern. Hier Mitarbeiter des  Büros von Gero Storjohann, von links nach rechts: Herr Scholz, Frau Liesegang, dann der hier bloggende Radfahrer, Julian von Kleist.

An herausgehobenen Stellen erzählte ADFC-Landesvorstandsmitglied Boris Schäfer-Bung aus der Geschichte der Stadt – jedoch stets mit Blick auf die Radfahr-Geschichte! Zum Beispiel wurden lange Auseinadersetzungen geführt, ehe ausgewählte Wege des Charlottenburger Schlossparks mit dem Rad befahren werden durften. Hier wird jedes seiner Worte aufgenommen und gewürdigt von Heidi Wright MdB, der stellvertretenden ADFC-Bundesvorsitzenden, und Eva-Maria Scheel, der stellvertretenden Sprecherin der ADFC-Stadtteilgruppe City-West.

Den Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann, ADFC-Mitglied,  befragte ich über seine Erfahrungen mit dem neuartigen Elektro-Fahrrad.

Manche überraschende Einblicke und Ausblicke eröffneten sich, so etwa hier im Charlottenburger Schlosspark:

Meine Bilanz: Das Wetter hielt nicht, was es eine Stunde zuvor noch versprochen hatte, denn es regnete nicht. Um so angenehmer war die Radelei. Die Gedanken kommen besser in Schwung, die Gespräche laufen flüssiger, wenn man gemeinsam seine Pfade sucht. Die Tour verband touristische Glanzlichter mit den Fährnissen des Berliner Radleralltags. Das Fahrrad stiftet Aufmerksamkeit für die Umwelt, soziale Nähe, und es beugt wirksam der Politikverdrossenheit vor – ein Allheilmittel also. Es verbindet das Angenehme mit dem Nützlichen, wie es Adam von Opel so trefflich in Worte kleidete.

Beim abschließenden Biergartenbesuch konnte ich leider nicht mehr teilnehmen, aber ich hörte heute auf dem Nationalen Radverkehrskongress von anderen ADFC-lern, dass es noch sehr angenehm zu Ende gegangen se

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Helmut Kohls, Wolfgang Schäubles, Horst Köhlers … Töchter und Söhne wählen die Grünen

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Mai 072009
 

Nun ist es da, was der Mann kürzlich im Beisein von Jürgen Trittin und Wolfgang Schäuble auf dem taz-Kongress vortrug. Der gute Beitrag von Franz Walter in Spiegel online ist obendrein Wasser auf meine Mühlen:  Der unterschwellige Generationenkonflikt bestimmt im wesentlichen die Wählermilieus von CDU und Grünen, denn die Wähler der Grünen sind die Söhne und Töchter der klassischen CDU-Wähler. Dazu passt auch der gestrige Renten-Coup der Bundesregierung: Wie die Süddeutsche Zeitung heute auf S. 6 berichtet („Die wachsende Macht der Senioren“), lagen bei nahezu allen Wahlen der letzten zehn Jahre die CDU-Ergebnisse bei den Älteren deutlich über dem Gesamtergebnis. Bei sonst gleichen soziokulturellen Voraussetzungen, also der Herkunft aus dem besitzenden Bürgertum, gilt also schematisch: Alt und bürgerlich wählt CDU, jung und bürgerlich wählt Grüne.

Volkspartei ade? Die CDU betreibt wie andere Parteien auch klassische Klientelpolitik, statt die Interessen des Ganzen im Auge zu behalten, wenn sie seit gestern trockenen Auges die Meinung vertritt: „Die Renten werden nie und nimmer sinken!“

Ich finde so etwas nicht gut. Wenn Parteien sich im Grunde wie Fußballvereine oder Trachtenvereine nur noch durch einige äußerliche Merkmale bestimmen, durch die berühmten „Lagerfeuer“ der Parteiseele, wenn sie nur noch danach gieren, den eigenen Wählern irgendwelche kaum bedachten politische Brocken hinzuwerfen, die diese dann aufschnappen sollen, dann geht politische Substanz verloren.

Lest hier noch einen Auszug aus dem Aufsatz von Franz Walter:

Grüne 2009: Partei der Selbstbetrüger – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Und außerdem: Wollen die grünen Wähler wirklich und überhaupt das, was die grünen Politiker als wünschenswerte Politik in ihr Wahlprogramm hineingeschrieben haben?

Gewiss, es ist nicht einfach für politische Aktivisten der Ökopartei. Die Anhängerschaft der Grünen lebt unzweifelhaft in einer Art stetem Selbstbetrug. Seit Jahren zeigen etliche Erhebungen, dass die postmaterialistischen Menschen der Republik im Grunde vollauf zufrieden sind mit den Verhältnissen, ihren eigenen gegenwärtigen Lebensumständen, ihren weiten Zukunftsaussichten.

So zufrieden wie die grüne Klientel ist kein Milieu sonst in Deutschland.

 Posted by at 17:54
Mai 072009
 

Aha, jetzt wissen wir mehr. Der SPD-Austritt von Canan Bayram  war offenbar doch nur die Spitze eines Eisbergs. Die Morgenpost bringt heute einen Artikel, aus dem wir einen Auszug zitieren:

Regierungskrise – SPD-Frauen meutern gegen Klaus Wowereit – Berlin – Berliner Morgenpost
Insofern ist der Übertritt der frauenpolitischen Sprecherin Canan Bayram zu den Grünen, der die rot-rote Mehrheit auf nur noch eine Stimme schrumpfen lässt, ein Zeichen für ernste Zerwürfnisse in einer Partei, die Klaus Wowereit und sein Getreuer Michael Müller seit Jahren mit harter Hand führen. Nun drohen die inzwischen gut organisierten Frauen, den Plänen der Partei- und Fraktionsspitze ernsthaften Widerstand entgegenzusetzen. „Man kann nicht den Anspruch formulieren, Frauen zu fördern, und dann kommt nur heiße Luft“, sagt eine Spitzengenossin, „das merken die Leute.“ Das Image der SPD als aufgeschlossener Partei nehme Schaden.

Derartige Akte, dass eine Volksvertreterin öffentlich jene Mauer des Einverständnisses durchbricht, welche normalerweise politische Vorgänge umgibt, halte ich für lobenswert, ja unverzichtbar. Jeder weiß doch, dass ein solcher Parteiwechsel auch das Ende der politischen Karriere bedeuten kann.  Oswald Metzger ist ein derartiger Fall, der mir jetzt gerade in den Sinn kommt.

 Posted by at 07:10

Die radelnde Demokratie

 Fahrrad  Kommentare deaktiviert für Die radelnde Demokratie
Mai 062009
 

img_4292.JPG Als „die radelnde Monarchie“ wurde die holländische Monarchie häufig bezeichnet. Dass Könige und Königinnen mit dem Fahrrad durch die Lande fahren, erweckt selbst in einem hartgesottenen Republikaner, wie ich es nun mal bin, Sympathien.

Wodurch wir zum Tipp kommen: Politikerinnen und Politiker, zeigt euch mit dem Rad! Dokumentiert dadurch euren Einsatz für die Umwelt, zeigt Bürgernähe, nutzt die zahlreichen Zwischenstopps an roten Ampeln für freundliche  Blicke, lockere Plaudereien und Nachjustieren der Frisur!

Vorbildlich: Im aktuellen gedruckten Spiegel zeigt sich Bundestagsabgeordnete Monika Grütters aus der „Radverkehrshauptstadt“ Münster vor dem Reichstag in genau dieser weltoffenen, freundlichen, bürgernahen Grundhaltung. Selbstredend auch mit perfekter Frisur. Lesenswert, sehenswertes Foto! Zur Nachahmung empfohlen! Und genau deswegen werde ich jetzt bei bestem Landregen zur Parlamentarischen Radttour des Deutschen Bundestages aufbrechen. Ich berichte euch dann, ob wir ein winziges Stückchen weitergekommen sind!  Wir werden beweisen, dass man bei jedem Wetter Rad fahren kann!

Auf dem Wege zur radelnden Demokratie!

Das Foto zeigt übrigens die Berliner ADFC-Vorsitzende Sarah Stark im Gespräch mit dem hier bloggenden Radfahrer.

Quellennachweis: Der Spiegel Nr. 19/04.05.2009, Artikel „Schreckliche Hoffnung“, S. 46-48, Foto: S.48

 Posted by at 13:58

Parlamentarier aller Regierungsparteien! Kauft nicht alles von eurer Regierung!

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Mai 062009
 

Immer wieder beklage ich, dass die Parlamentarier den durch sie gestützten Regierungen nicht stärker auf die Finger sehen, sondern allzu viel abnicken und passieren lassen. Dies gilt für den Bundestag ebenso wie unser Berliner Abgeordnetenhaus.

Plötzliche Parteiaustritte, Fraktionswechsel und ähnliches halte ich für höchste Alarmsignale. Warum kann man nicht vorher seinen Dissens zu Protokoll geben? Warum macht man nicht vorher den Mund auf? Was steckt dahinter? Sind das Kurzschlusshandlungen? Wie stark muss der berüchtigte Fraktionszwang lasten, dass nur noch der Austritt als Protestsignal bleibt?

Die SPD Friedrichshain-Kreuzberg verlor mit Canan Bayram die Wahlkampfleiterin für unseren Bezirk 084. Die Abgeordnete verließ Knall auf Fall die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus und wechselt zu den Grünen.

Schock am Nachmittag – Berliner Zeitung
In der Koalition und in der SPD-Fraktion gibt es Gesprächsbedarf, unter anderem zwischen denen, die Bayram verstehen, wie beispielsweise Evrim Baba von den Linken oder Thomas Kleineidam aus der SPD-Fraktion. Der Abgeordnete kennt Bayram unter anderem aus dem Innenausschuss. Da habe es immer mal Meinungsverschiedenheiten gegeben wie mit anderen Abgeordneten auch. „Aber ich stehe ratlos davor, dass sie ausgetreten ist“, sagt Kleineidam. Vielleicht habe es auch eine Rolle gespielt, dass Bayram bei einer Kandidatur für die Landesliste in Friedrichshain-Kreuzberg nicht zum Zuge gekommen sei, weil man dort Björn Böhning favorisiert, spekuliert er. Man werde aber darüber reden müssen, was in der Kommunikation in der SPD-Fraktion verbessert werden müsse, sagt Kleineidam.

Ich meine: Dass einzelne Abgeordnete ihrem Unmut über das Regierungshandeln Luft machen, ist gut! Selbstverständlich kann auch eine SPD-Abgeordnete ihre Kontrollfunktion dadurch ausüben, dass sie den amtierenden Senat kritisiert. Es ist ihr Recht, es ist ihre Pflicht. Jedoch meine ich, dass Kritik aus den eigenen Reihen wirksamer ist als aus den Reihen der Opposition. Canan Bayrams Stimme, die ja vor ihrem SPD-Austritt keineswegs ungehört verhallte, wird ab sofort weniger Gewicht haben.

 Posted by at 12:55
Mai 062009
 

So erscholl das hübsche Gedicht reklame von Ingeborg Bachmann in meine Gymnasialtage hinein. Wer dächte nicht an derlei Beschwichtigungsrufe, wenn er das neueste Ohnsorg-Kabinettstückchen vernimmt! Aber lest selbst, welch frohe Kunde Spiegel online heute bringt:

Kürzungsverbot: Bundesregierung beschließt Rentengarantie – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Der Rückgang von Löhnen und Gehältern soll künftig nicht zu Rentenkürzungen führen: Das Bundeskabinett hat dafür am Mittwoch die erweiterte Rentenschutzklausel beschlossen. Das erfuhren mehrere Nachrichtenagenturen aus Regierungskreisen. Mit der Entscheidung soll sichergestellt werden, dass die Renten für die rund 20 Millionen Ruheständler auch bei rückläufigen Löhnen nicht sinken.

Freunde, Partnerinnen und Partner im Generationenvertrag! Ich gönne den Rentnern jeden Euro doppelt und dreifach, aber eine derartige Blanko-Zusage halte ich für einen weiteren jener zahlreichen ungedeckten Schecks, die unsere hochgeehrte Bundes-Obrigkeit ausstellt. Wie lange wird dieser Scheck halten? Oder wird er uns mit Wucht auf die Füße fallen wie etwa die Abwrackprämie?

Ich meine: Die Koppelung der Rentenzahlungen an die Löhne und Gehälter ist sinnvoll und muss unbedingt beibehalten werden. Man kann und muss selbstverständlich hin und wieder die Rentenformel anpassen und im Blick auf den demographischen Faktor nachjustieren. Dies ist ja auch beispielsweise 2001 geschehen. Ich halte die modifizierte Bruttolohnanpassung, wie sie im Gesetz zur Sicherung der nachhaltigen Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung eingeführt wurde, für richtig. Mit der Rentenformel werden die Generationen unauflöslich aneinander gekoppelt, im Guten wie im Schlechten.

Man sollte daran nicht zugunsten von Reklame drehen.  Oder will die Bundesregierung noch mehr Wähler in die Arme der FDP treiben? Ist das ihre Absicht? Keine Sorge, es wird schon hinhauen!

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