Jul 102010
 

09072010.jpg Obwohl selbst symbolisch eher der Kreuzberger Unterschicht angehörend, verfolge ich doch mit Sympathie die Erklärungen und Versuche des Finanzsenators Nußbaum, eines erfolgreichen Unternehmers. Er verwaltet unsere Staatsschulden, die sich auf etwa 21.000 Euro/Bürger belaufen.

Was er in der Berliner Zeitung sagt, entspricht genau meinem Eindruck: Die Reichen und die Wohlhabenden, die Stiftungen der Reichen und Wohlhabenden könnten etwas mehr tun! So habe ich mich erstmals vor einigen Wochen etwa bei einigen Stiftungen darum bemüht, 200.- Euro Honorar für eine Pianistin, die bei unserem Schulkonzert mitwirkte, zu erlangen. Vergeblich. Die ganze Bettelei hat uns außer Zeitverlust nichts gebracht. Wir bezahlen also die Pianisten der Schulkonzerte weiterhin selber. In genau diesen Wochen der vergeblichen Bettelei besuchte ich auch einen noch erträglichen Kongress über „Bürgerschaftliches Engagement“. Des Langen und Breiten wurde von Politikern dort über Freiwilligkeit usw. diskutiert.

Was Nußbaum über die Volksentscheide und Volksbegehren sagt, trifft den Nagel auf den Kopf. Sie richten sich GEGEN etwas (siehe Mediaspree versenken), ohne pragmatisch-politisch Durchführbares aufzuweisen, oder sie verlangen MEHR GELD vom Staat – für zugegebenermaßen durchweg löbliche Zwecke. Dann sollen sie aber auch sagen, wo sie das verlangte Geld wegnehmen. Denn das Bundesland Berlin lebt zu großen Teilen vom Geld der anderen Bundesländer.

Wir halten fest: Die Berliner Bürger verlangen mehr Geld vom Staat. Das Bundesland Berlin – hier vertreten durch den Finanzsenator – verlangt mehr ehrenamtliches Engagement von den Bürgern. Jeder sagt zu dem anderen: Geh du voran!

Bild: Versteppungen auf einer Brachfläche in Kreuzberg, aufgenommen gestern.

Berliner, schaut auf Eure Stadt! – Berliner Zeitung
Der Unternehmer, den der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) als Thilo Sarrazins Nachfolger vor anderthalb Jahren aus Bremen holte, bescheinigte den Berlinern eine wenig ausgeprägte Identifikation mit ihrer Stadt. Es gebe zwar ein Mobilisierungspotenzial, erkennbar etwa an den jüngsten Volksbegehren wie „Pro Reli“. Es seien aber oft Initiativen, die sich gegen etwas stellen oder vom Staat etwas forderten. „Ich wünschte mir mehr Bewegungen, bei denen die Menschen selbst etwas in die Hand nehmen und mit ihrem Engagement Verantwortung übernehmen.“

 Posted by at 11:53

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