Un monde plus vaste: Großseggenried, Schlaubetal

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Aug 172015
 

Großseggenried20150815_100554

 

 

 

 

 

Ostkreuz, bloß Umsteigen und weg, irgendwie sehr … ostig.
Kräne ragen, Bagger rasten,
Baustelle halt. Was erwartest du?

Erkner, heute Abfahrt Jacobsthal
auf Gleis 1 statt auf Gleis 2.
Ja, warum sagt das denn keiner!

Weisheit des Schwarms
einfach so in den Wind geschlagen –
dann laufts halt den andern nach!
Hach so ein Schreck! Herzpochen,
Schweißausbruch, wegen so was!

Belohnung lasest du beim Nachbarn im RE 1 mit:
un couple est un monde autonome,
un monde autonome et clos
qui se déplace au milieu d’un monde plus vaste (S. 132)
(Geflüstert): „Kuck doch mal: Soumission, Houellebecq,
Der ist schon weiter als ich!“ Scham wegen Lesefaulheit? I wo!

Im Talgrund der Schlaube,
die letzte Aufwallung des Sommers, erwandert.
Erlenbruchwälder: wohlige Verschattung
am Beginn der Wanderung.

Hier schau: Weidegebüsch durchsetzt den Talgrund!
Da graste noch vor vierzig Jahren das Viehzeug.

Viehzeug fehlt heut! Unweigerlich dann die Durchnässung!
Aufschossen die Seggen dann!
Die Steifsegge, die Sumpfsegge, die Ufersegge, die Rispensegge,
mit einem Wort: ein richtiges Großseggenried!
Breitblättrig hingestreut wuchert’s hervor, das Knabenkraut,
da, da und da, verkrautete Wege!

Ja, schau nur hin:
5,3 Kilometer zur Ragower Mühle;
aber waren es nicht vor 500 Metern
5,4 Kilometer?

Logische Folge: Verunsicherung, aufkommender Durst.
Lichtere Wälder. Kiefernforst, klar: Hitzespeicher!
Erdursten, wieder das Herzpochen,
oder schon Vorhofflimmern?
Schritt um Schritt hin
zum Baumlabyrinth für Rollstuhlfahrer.

 

Foto:
Großseggenried im Schlaubetalgrund, Aufnahme vom 15.08.2015
Zitat:
Michel Houellebecq: Soumission. Flammarion, Paris 2015, S. 132

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Elisabeth, Venus, Klingsor – wofür stehen sie alle?

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Aug 062015
 

Blick aus dem Palas20150716_132456
Immer noch stehen wir in Eisenach am 16. Juli. Dies hier ist ein Blick aus dem Palas, dem ältesten noch erhaltenen Bauteil der Burg, hinaus auf die Touristen. Und so ging es weiter: Endlich um 13.00 Uhr begann die Führung durch die Wartburg. Eine junge Eisenacherin in eleganten Schuhen führte uns. Immer wieder hob sie hervor „Willkommen bei UNS“, „WIR haben hier einen der schönsten Säle UNSERER Burg vor uns“, „Diese Legende gefällt MIR am besten“. Ein Kind der Stadt, zu Füßen der Wartburg groß geworden, führte uns also munter und witzig in einen Teil ihrer Regionalgeschichte ein. So muss es laufen! Ansonsten bleibt uns die deutsche Geschichte ein leblos-papierenes Bildungsgut. Die junge Frau stand erkennbar auf Du und Du sowohl mit Elisabeth von Thüringen als auch mit der Venus im Hörselberg, die Richard Wagners Tannhäuser verführt hat!
Sängerkrieg20150716_134747
So stellte sich Moritz von Schwind den Sängerkrieg auf der Wartburg vor: Heinrich von Ofterdingen hatte dem ausrichtenden Landgrafen (rechts) die Schmach angetan, ihn nicht über den grünen Klee zu preisen, dafür verlor er den Sängerkrieg und sollte wie in der Auslobung festgelegt sterben. Doch mithilfe des fernöstlichen Zauberers Klingsor (links im Bild) gelang es ihm, unter der aufschiebenden Wirkung eines Quizduells die Hinrichtung zur Bewährung aussetzen zu lassen.

Die Inschrift des Malers ungefähr aus dem Jahre 1855 lautet:
IN DIESEM SAALE WURDE DER SÆNGER= / STREIT GEHALTEN DEN 7ten JULI 1207 / DEM GEBURTSTAG DER HEIL. ELISABETH.

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Was sagt die Eule Europa?

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Jul 272015
 

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Estne una veritas an plures? Gibt es eine oder mehrere Wahrheiten? Auf 2000 Meter Meereshöhe stellte sich mir heute diese Frage. Ich entnehme sie einem Dialog des Nikolaus von Kues, der ja hier unten in Brixen wirkte. In Europa fliegen derzeit allzu viele Wahrheiten durch die Lüfte. Sie wirken eher wie Steinschleudern denn wie Argumente. Als fundamentum inconcussum Europas taugt heute mehr denn je das Geld. Über den Euro streiten sie alle. Timothy Garton Ash wirft Finanzminister Schäuble in der Repubblica von heute vor, der Vorschlag eines vorübergehenden Ausscheidens eines Landes aus dem Euro bedeute weniger Europa. Der Euro, das ist Europa. Weniger Euroländer, weniger Europa!

Was wohl der Kusaner dazu sagen würde? Nominalismus! Nominalismus des Euro, das heißt, weil der Euro Euro heißt, deswegen ist er Europa. Die Schweiz, Polen, Norwegen z. B. wären kein Europa, da sie den Euro nicht haben und nicht wollen.

Ist das logisch? Nein, der Streit um den Mythos Euro nimmt gespenstische Züge an! Ob Jürgen Habermas, der Schäuble vorwarf, er habe in einer Nacht 50 Jahre europäisches Vertrauen zerstört, oder Ash, der die rationalen Erwägungen Schäubles als europafeindlich abtat, all diese weit überschätzten Intellektuellen erliegen dem nominalistischen Trugschluss, der da lautet, der Euro, das ist Europa. Kläglich das Ganze! Der Euro hat Streit und Zwietracht gesät. Viele haben ihre Rationalität in der Anbetung des Geldes abgegeben. Ils ont perdu la raison.

Zitatnachweis:
Nikolaus von Kues: Der verborgene Gott. Ein Gespräch zwischen einem Heiden und einem Christen. Lateinisch und deutsch. Übertragung und Nachwort von Fritz Stippel. Erich Wewel Verlag, Freiburg im Breisgau, dritte verbesserte Auflage 1952, hier S. 10

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Asu, der Hund im Föhrenwald

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Jun 272015
 

Hochgebirg 20150610_122552

„Es war zu einer Zeit, da sich eben in vielen Theilen der Gegend Fälle von Hundswuth ergeben hatten, daß Abdias eine Reise nach Hause machte, und zwar auf einem Maulthiere reitend, und wie gewöhnlich von Asu begleitet. In einem Walde, der nur mehr einige Meilen von seinem Hause entfernt war, und der Länge nach gegen jenen Föhrenwald mündete, von dem wir oben gesprochen haben, merkte er an dem Thiere eine besondere Unruhe, die sich ihm aufdrang, weil er sonst nicht viel hin geschaut hatte. Der Hund gab unwillige Töne, er lief dem Maulthiere vor, bäumte sich, und wenn Abdias hielt, so kehrte er plötzlich um, und schoß des Weges fort, woher sie gekommen waren. Ritt Abdias nun wieder weiter, so kam das Thier in einigen Sekunden wieder neuerdings vorwärts, und trieb das alte Spiel. Dabei glänzten seine Augen so…“

Eine starke, eindringliche und doch herzzerreißende Szene, die uns der österreichische Landschaftsmaler Adalbert Stifter da in seiner Erzählung vorzeichnet! Der Hund ist der treue Gefährte dieses einsamen Menschen Abdias, aber der Mensch Abdias hat es nicht erkannt. Mehr noch: Treue, Hingabe, Fürsorge kommen im Bild des Hundes Asu zum Vorschein, und die Welt hat es nicht erkannt.

Über viele Wochen hin erstreckt sich unsere Lesung dieses großartigen, mächtig aus Erzählquadern gefügten Werks schon. Der Weg des Juden Abdias führt voller Hoffnungen aus den Trümmern der alten Römerstadt im heutigen Maghreb – nach Europa! Europa, schimmernder Sehnsuchtsort! Für den Juden Abdias war dies der Sehnsuchtsort schlechthin. Wie bitter und süß und schmerzhaft waren seine Enttäuschungen dort!

Eine über derart lange Zeit sich erstreckende Lektüre der Erzählung Abdias von Adalbert Stifter vermittelt etwas von der ungeheuren Weite der Stifterschen Wort-Welten! Hier erfassen wir auch mehrere Jahrtausende Geschichte der Menschheit in einem einzigen gewaltigen Atemzug.

Das Thema Hund hat auch das Kupferstichkabinett in Berlin zum Thema einer entzückenden kleinen Sommerausstellung gemacht. Ich besuchte die Eröffnung vorgestern und konnte mich bei Wein und Brezen mit anderen Besuchern über einige lustige und traurige, tiefsinnige und oberflächliche, struppige und glattgestriegelte Hundedarstellungen von Goya, Dürer, Rembrandt, Polke e tutti quanti unterhalten. Der Besuch dieser Ausstellung mag den einen oder anderen dazu antreiben, das Thema „Hund“ mit aufmerksam lauschendem Gehör und wach witterndem Gespür wahrzunehmen. Es lohnt sich!

Wir kommen auf den Hund. Werke aus fünf Jahrhunderten von Albrecht Dürer bis Dieter Roth. Eine Sommerausstellung im Kupferstichkabinett. Staatliche Museen zu Berlin. 26. Juni 2015 – 20. September 2015.

Bild: Im Hochgebirg. Blick vom Kramermassiv hinüber nach Österreich, der Heimat Adalbert Stifters

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In der Migrantenfrage gibt es kein Alibi mehr. Der Tod ist unerbittlich

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Apr 202015
 

Furchtbare Schicksale ereignen sich Tag um Tag im Mittelmeer. Hinter jedem dieser Schicksale steckt eine Geschichte, ein Gesicht, ein Mensch, eine Entscheidung! Es sind einzelne Menschen, ganz überwiegend junge Männer, die den Entschluss fassen, aus ihren Herkunftsländern aufzubrechen, um irgendwo, meist in Deutschland, ein besseres Leben zu finden.

Ville Tietäväinen, der großartige finnische Comiczeichner und Illustrator, hat sich die Geschichten in Nordafrika angehört, er sprach und lebte mit Migranten in Nordafrika und hat seine Erfahrungen einfühlsam in den großartigen Comic-Band „Unsichtbare Hände“ (Näkymättomät kädet) gegossen. Unbedingt lesenswert, hier kommen endlich die Migranten selbst zu Wort!

Eine weitere dieser zahlreichen einzelnen Geschichten brachte soeben BBC World im Radio: Omar, 17 Jahre alt, ältester von 5 Geschwistern, aus dem Senegal stammend, beschloss eines Tages zusammen mit der Familie, dass er als ältester der Brüder ausziehen sollte, um ein besseres Leben zu finden. „It was my family situation. And one day we decided that I should go to Europe.“ Lange saß Omar in Libyen fest. Endlich klappte es, er zahlte den Schleppern eine hohe Summe. Omar war einer der Migranten, die den Schiffbruch des heutigen Tages, bei dem über 900 eng zusammengepferchte Menschen in einem umkippenden Boot dem Ertrinkungstod entgegensehen mussten, überlebten. Die übergroße Mehrheit der knapp 1000 afrikanischen Migranten auf dem schwimmenden Sarg waren und sind wie üblich junge Männer, aber auch 40 Kinder und 200 Frauen sollen sich auf dem Schiff befunden haben. Eine ungeheuerliche kriminelle Energie steckt hinter dem florierenden Business der Schlepper und Schleuser, und leider auch große Unwissenheit und Ratlosigkeit bei den Opfern.

Wie all die anderen Migranten musste der Senegalese Omar eine hohe Geldzahlung leisten, um auf den Seelenverkäufer gelassen zu werden. Was ihn erwartet, darüber wurde er nicht aufgeklärt.

Nebenbei: Im Vergleich zur deutschen Debatte, wo stets von „Flüchtlingen“ oder „Asylbewerbern“ (refugees/réfugiés) gesprochen wird, werden eben diese selben jungen Männer aus den afrikanischen Ländern, die viel Geld für die Überfahrt bezahlt haben, in den anderen EU-Ländern und auch in den USA stets als „Migranten“ (migrants) bezeichnet. Dies scheint mir in der Tat zutreffender zu sein. Denn die Schwächeren, also die Kinder, die Mütter, die Alten bleiben in aller Regel in den Herkunftsländern. Wer aus Nordafrika zu uns aufbricht, das sind offenbar überwiegend die Stärkeren, die Jüngeren, die Männer, kaum je die Frauen, die Kinder, die um so hilfloser zurückbleiben. Auch bei uns in Kreuzberg kommen ganz überwiegend junge Männer als Asylantragsteller an.

Was bei uns als Flüchtlings- und Asyldebatte firmiert, das segelt also bei den anderen EU-Ländern als Immigrationsdebatte. Die südlichen EU-Länder haben erkannt, dass es hier um systematische Zuwanderung mehr als um Flucht und Vertreibung geht.

Migration, Immigration ist das große Thema für die EU! Hilfe, Nothilfe, die ausgestreckte Hand für die gestrandeten Menschen ist Menschenpflicht, Erkenntnis der Ursachen und der Erscheinungsformen der Migrationsbewegung vor allem nach Deutschland, also der berühmten „Pull-Faktoren“ der Migration, ist ebenfalls dringend geboten.

« Les tragédies de ces derniers jours, de ces derniers mois, de ces dernières années, cen est trop !, a martelé lundi la chef de la diplomatie européenne, Federica Mogherini, à son arrivée à Luxembourg. Nous navons plus dalibi. LUnion européenne na plus dalibi, les Etats membres nont plus dalibi. » Une nouvelle « stratégie » concernant limmigration doit être présentée à la mi-mai par le commissaire européen chargé du dossier, Dimitris Avramopoulos

.

via Naufrage en Méditerranée : « LUnion européenne na plus dalibi ».

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La mar bella!

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Jan 202015
 

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Ich atme Weite, Seeluft, Meer, Ahnung von neuen Ufern! Begeisternd. Die Stadt Barcelona ist ein gebautes Rätsel.

La mar bella! Nur Dichter und Fischer verwenden die See, das Meer mit diesem weiblichen Artikel, sie ist das Wandelbare, das Immer-Rauschende, das Ewig-Hinanziehende, sie ist LA MAR. Für andere, für uns Normalbeschuhte, für Segellose ist es nur el mar, das Meer.

Siehst du hier den Agbar-Turm? Er scheint beschuppt, wie ein Fisch, fließend wie das Wasser erhebt er sich aus der Ödnis der ihn umgebenden Gewerbebrache. O Agbar! Du bist wie Leviathan! In dir spiegelt sich die glitzernde Gesellschaft der Jetztzeit. Du erhebst dein Haupt weit über uns. Leviathan, Herrscher der Meere, Herrscher über uns! Zu deinen  Füßen schäumt die Gischt auf, dich rührt es nicht einmal zu einem Lächeln. Endlos beschuppter, strahlend gleißender Bau!

Und wie klein wirkt daneben die Sagrada Família, die heilige Familie, die unvollendet ist, über der sich die Kräne drehen im endlosen Reigen. Sagrada Família, Du wirkst wie ein Streiholzschächtelchen neben den Türmen dieser Welt. Immer unfertig, immer im Werden, gleichst du eher einem inwendigen Bild als einem im Außen wirksamen Bau.

Salzwasser leckte mir Füße und Schuhe heute, La Mar bella! Die Jogger liefen und rannten, das Meer schwappte und rollte, die Dünung wogte.

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„Sieh die Gänse, die Fänge …“

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Aug 082014
 

Am 20. Juli des genannten Jahrs unternahm Gottfried Benner, der am Mehringdamm 38 – also hier in Kreuzberg – seine Hautarztpraxis hat, eine Radtour durch das Märkische Land. Benner, der eine Aversion gegen den Klassizismus Schinkels hat, wählte dennoch Müncheberg als Ausgangspunkt der Fahrt: „Hat man die Müncheberger Marienkirche mit dem wuchtigen, viel zu großen, nach Entwürfen von Schinkel gebauten  Turm einmal hinter sich, fühlt man sich endlich frei von Schinkel“, erklärte der Hautarzt, dessen Spezialgebiet die Psoriase ist. „Drehst du dich um, erkennst du, dass Schinkel im Grunde gar nicht an der Funktion der Gebäude interessiert war – er wollte nur richtig groß, richtig wichtig in die Landschaft hinein zeichnen. Er war ein mittelprächtiger Zeichner, deshalb hat er so viele Zeichnungen hinterlassen“, führte Benner aus, während wir hinter ihm herkeuchten. Benner, der 55 Jahre alte Arzt, der ein Leben lang stets dem Rotwein und den Zigarren zugesprochen hatte, erwies sich zu unserer Überraschung als unbezwinglicher Tourenradler. Wir, die wir doch im Schnitt 10 bis 15 Jahre jünger waren, hatten Mühe, ihm hinterherzustrampeln.

Hart an einem wogenden Sonnenblumenfeld – wir hatten 5 km von Müncheberg schon hinter uns gebracht – hielten wir an, um zu verschnaufen und die Richtigkeit der Analyse Dr. Benners zu prüfen. Als wir uns gerade umgewandt hatten, um den wie eine Landmarke in den Himmel ragenden Turm der Marienkirche zu suchen, da hörten wir plötzlich ein Pfeifen und Rufen über unseren Köpfen: eine Schar wilder Gänse hielt auf uns zu. Die Gänse flogen in Formation in weitem Bogen, drehten dann bei, schienen eine Zeitlang über uns zu schweben und verschwanden dann Richtung Neuhardenberg. Benner war sichtlich angerührt vom Flug der Vögel: „Das ist ein Zeichen, das ist eine Himmelsmarke!“, rief er sibyllinisch aus.  Wider alle Erwartung unterließ er für den gesamten restlichen Tag seine polemischen Spitzen gegen den – wie er zu sagen pflegte – „grotesk überbewerteten Karl Friedrich Schinkel, der einem Watteau nie und nimmer das Wasser reichen konnte“.

Wir merkten: es brütete etwas in Gottfried Benner. Benner war in sich gekehrt. Er heckte etwas aus. Und nach der Mittagspause, die wir unter einer Buche im Schlosspark Neuhardenberg verbrachten – eine Wassermelone konnte unseren Durst nicht stillen – kam Benner mit einem Blatt, vollgekritzelt mit Versen zu uns, und ehe wir uns wieder auf die Sättel schwangen, trug er uns das folgende Gedicht ohne jedes Stocken und fehlerfrei vor:

Sieh die Gänse, die Fänge
Lichts und Ahnung vom Meer,
Welche lauten Gesänge
Treiben sie kreischend her!

Du auch, die lautlos berufen
Und spät ins Gesicht mir gelacht,
Folg mit Augen den Rufen
Meerwärts ans Ende der Nacht.

Wenn S-Bahn-Ringe und Pforten
Durchschritten du hast ohne Scheu
Siehst neue Götterkohorten
Du und bleibst dir doch treu.

Am Fuß der Fürstenthrone
Entziffre die Schrift und die Wand,
Schüttle dein Haar mit der Krone
Gieße den Wein in die Hand

Der Nonnen, wie immer sie hießen,
Die Lehm und Tränen gemischt,
Alles rinnt im Verfließen,
Die Spuren im Kalk sind verwischt.

Stotternd besingst du die Mühlen,
Vom rautigen Wege ein Stück,
Gib weiten Raum den Gefühlen,
Vom Meer ruf die Gänse zurück.

Bild 1: Landschaft bei Müncheberg. Am linken Bildrand: die Marienkirche. Aufnahme vom 20. Juli 2014, 08.59 Uhr

Das hier zitierte Gedicht Gottfried Benns Sieh die Sterne, die Fänge findet sich in abgewandelter, auf die Hälfte gekürzter Form in folgendem Buch: Karl Otto Conrady (Hrsg.): Das große deutsche Gedichtbuch, Athenäum Verlag, Kronberg/Ts. 1977, S. 757

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Jul 222013
 

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Was für eine schöne Überraschung. Mit dem Lied „Wer recht in Freuden wandern will“ auf den Lippen wanderte ich gestern von Kadıkalesi nach Turgutreis. Zwei Dinge erfreuten mich: Ich sah erstmals auf türkischen Straßen mehrere Radfahrer innerhalb weniger Minuten – und seitab der Straße lachte ein nachhaltig bewirtschafteter Öko-Bauernhof mich an. Ich trat durch das Hoftor, begrüßte den Bauern: „Euch gab es aber vor 5 Jahren noch nicht, als ich das letzte Mal hier entlang wanderte …!“, begann ich. „Ja, wir sind erst seit 1 Monat hier. Der Hof ist ganz neu! Du kannst dich ruhig umschauen!“

Ich schaute mich um: Überall sind Obstbäume gepflanzt, Gemüsebeete angelegt, Bäume, Büsche und Beete scheinen klug aufeinander abgestimmt. Nachhaltige, ressourcenschonende Landwirtschaft! Schafe weiden und blöken in einem Gatter, einige Kühe äsen im Schatten der Bäume, Hühner scharren an der Erde. Eine Art Paradies für den Wanderer, der sich bekanntlich dort nicht im Schweiße des Angesichts den Rücken krumm schuften muss!

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„Euer Hauptproblem ist wohl die Bewässerung?“, fragte ich Cem, den Besitzer des Bauernhofes nach einem Blick auf die vielen verlegten Wasserschläuche.  „Nein, im Gegenteil! Es gibt in 25 m Tiefe hier reichlich bestes Grundwasser, zumal es im Winter fast zu viel geregnet hat. Wir pumpen unser eigenes Grundwasser und leiten es über eine Bewässerungsanlage auf die Beete und Felder. Wasser ist da! Aber es gibt noch sehr sehr viel Arbeit zu leisten!“

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Bei einem Glas selbstgemachter Limonade genoss ich den herrrlichen Anblick des Öko-Paradieses, zu dem ich von Herzen Ja sagte.

Da hörte ich ein lautes „Hayir“.  Hayir heißt nein. Was war geschehen? Ein kleines Mädchen, etwa drei Jahre alt, hatte einen Stein aufgenommen und schickte sich an, ihn auf eine Beleuchtungsanlage zu werfen. Die Mutter des Kindes saß wachsamen Auges daneben, der Stein in der wurfbereiten Hand des Mädchens gefiel ihr nicht. Sie verbot dem Kind freundlich, aber bestimmt mit einem Hayir das Werfen des Steines. Hayir heißt nein.

Da fiel mir ein, was ich damals als Jugendlicher aus dem Buch „Eltern, Kind und Neurose“ von Horst-Eberhard Richter mitgenommen hatte: Die Kinder müssen das Nein lernen. Ohne das Nein der Eltern kann das Kind nicht wachsen. Vor der Geburt holt sich das Kind alles, was es braucht, aus dem Körper der Mutter – auch auf Kosten der Mutter.  Es lebt gewissermaßen in einem Paradies nach dem Motto. Hol dir was du brauchst.

Jede Schwangerschaft kostet die Mutter  einen Zahn, sagte man früher.

Anders spielt die Musik nach der Geburt, diesem ersten großen, überwältigenden Erlebnis jedes Menschen. Das Kind kann nicht alles haben, vor allem nicht  sofort haben. Von Anfang an muss das Kind nach der Geburt das aufschiebende, verbietende, grenzensetzende Nein lernen:  „Du darfst nicht Steine auf Lampen werfen. Du darfst nicht ins tiefe Wasser springen, wenn du nicht schwimmen kannst. Du darfst nicht lügen. Du darfst schwächeren Geschwistern nicht das Essen stehlen, du darfst nicht sitzenbleiben, wenn Ältere und Schwächere deinen Sitzplatz benötigen … “ Usw. usw., eine ganze Batterie an Verboten, Mahnungen, Zurechtweisungen!

Das feste Nein lernen. Das müssen wir Eltern den Kindern ermöglichen.

Ich war dankbar. Wieder hatte ich etwas einsehen gelernt, was allzu leicht vergessen wird: es gibt das Paradies nicht. Das Nein, die Mühe, der Fleiß, die Arbeit sind unerlässlich, um zusammenzuleben und gut zu leben.

Ich bot an, die Limonade zu bezahlen, aber Cem lehnte ab: „Du bist mein Gast. Komm wieder, bring deine Familie mit, wir sind immer da.“

„Ich sehe eine große Zukunft für euch. Cem, ihr habt ein riesiges Potenzial. Ich komme gerne wieder!“ So verabschiedete ich mich und wanderte weiter in der heißen Landstraße zwischen Turgutreis und Kadıkalesi, ein deutsches Wanderlied auf den Lippen.

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Der Weg sucht die Wanderer

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Jun 232013
 

2013-06-22 11.25.18

Via viatores quaerit – Weg sucht Wanderer, oder Der Weg sucht die Wanderer, dieser Spruch des ursprünglich nordafrikanischen, später nach Mailand zugewanderten  Migrationsexperten Augustinus von Thagaste ist für mich seit langem Anstoß für viele Fußwanderungen und auch Radtouren. So auch vorgestern im uralten, heute bei den Franzosen Villepinte genannten Städtchen Villa picta!

Rings um das Flüsschen Sausset haben die Bewohner einen herrlichen Natur- und Erlebnisraum angelegt. Ganz allein war ich, als ich gestern meinen Weg zur Lichtung in der Lichtung, zur Clairière dans la Clairière suchte, oder besser, mich suchen ließ! Hin zur Lichtung in der Lichtung führte der schmale Weg, der Weg, den nur wenige beschreiten – in diesem Augenblick auch nur ein einziger Wanderer. Schau genau hin auf den Wegweiser: Der Weg des Dornbusches, der Chemin de l’Épine, der schmale dornige Pfad, den nur wenige gehen, führt zur Lichtung in der Lichtung!

 

2013-06-22 11.22.58

Wir erinnern uns: Via viatorem quaerit – der Weg sucht den Wanderer, nicht umgekehrt!

Es herrschte Windstille in Villepinte. Der gleichmäßige Fall der Schritte des Wanderers erinnerte an das gleichmäßige Herzpochen in der Begleitstimme des Andante, des Geh-Liedes aus Bachs a-moll-Sonate BWV 1003.

 

 

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Ufam tobie/ich vertraue dir: die Neumark erfahren

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Mai 132013
 

2013-05-09 15.51.38

Ufam tobie/Ich vertraue dir – unter dieses Leitwort der in Polen sehr bekannten, 1938 in Krakau gestorbenen Helena Kowalska seien die kleinen Erzählungen über die viertägige Radtour gestellt, die ich mit dem „Deutschen Kulturforum östliches Europa“ vom vergangenen Donnerstag bis Sonntag unternahm.  Unser Startpunkt war die Station Küstrin-Kietz auf der heutigen deutschen, dem linken Oder-Ufer gelegenen Seite, das wir bequem mit der Heidekrautbahn erreichten. Den Fluss Oder überquerten wir bereits klimaschonend aus eigener Kraft auf dem Rad (siehe Bild oben). Dank des am 01.05.2004 erfolgten Beitritts der Polen zur EU und dank des Schengen-Abkommens sind seit 21.12.2007 die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Polen entfallen.

Eine kurze Beschreibung der Radtour-Etappen findet sich hier:

Deutsches Kulturforum östliches Europa: die Neumark erfahren

Ufam tobie/ich vertraue dir! Ich, ein Mensch wie du, vertraue dir, einem Menschen wie ich.  Dies war das Grundgefühl, das in Dutzenden von Begegnungen mit den wunderbaren, aufgeschlossenen Menschen der heute polnischen Neumark (so der Name der historischen Landschaft) seinen Niederschlag fand. So meine ich, durch diese Reise selbst für die kommenden etwa 1-2 Wochen ein etwas besserer Mensch geworden zu sein – etwas offener als vorher, etwas bescheidener als vorher, etwas einsichtsvoller, etwas vertrauensvoller als vorher.

Vor diese prägende Einsicht in die Vertrauenswürdigkeit des Menschen hatten die Organisatoren vom deutschen Kulturforum östliches Europa allerdings mit großem Bedacht  den dornenreichen Pfad der Erinnerungs- und Gedächtnisarbeit gestellt.

Wer könnte sich vorstellen, dass an dieser Stelle in der Küstriner Neustadt bis ca. 1948 die Friedenskirche stand, die 1890/1891 nach Plänen des Berliner Architekten Fritz Gottlob errichtet wurde?

2013-05-09 16.57.37

Nicht wahr, dies sich vorzustellen, fällt in der Tat schwer, mehr noch:  Es ist nahezu unmöglich. Die Führung durch das alte deutsche Küstrin gerät hier wie an vielen anderen Stellen zu einem virtuellen Rundgang, zu einer raunenden Beschwörung des Imperfekts, des Unvollkommenen, die nur auf die Kraft des erzählenden Wortes setzt. Nur wer der Kraft des erzählenden Wortes vertraut, wird sich vorstellen können, dass an dieser Stelle, wo wir Wohnblöcke und parkende Autos erblickten,  von  1891 bis etwa 1948 die evangelische Friedenskirche stand.

Die erste Station der Radreise war somit gewissermaßen die schwerste, was kein Zufall ist, sondern so sein muss. Denn, wie meine polnisch-schlesische Urgroßmutter gesagt hätte:

Każdy początek jest trudny/Aller Anfang ist schwer.

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Herr Meister und Frau Meisterin – oder: European „Master“ meets German „meister“

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Apr 302013
 

2013-04-25 20.56.29

„Herr Meister und Frau Meisterin
Laßt mich in Frieden weiterziehn
und wandern und wandern und wandern.“

Dies verschollene Liedlein aus uralten Zeiten summte ich vor einigen Tagen in meinem Kopf, als ich mit einem Regionalzug durch das herrliche Tal der Fulda glitt. Ich saß beschwingten Mutes in der CANTUS-Bahn Nr. 24217 von Kassel nach Fulda. Cantus heißt ja wohl Gesang, offenbar wird einem tatsächlich in diesen Cantus-Zügen gesanglich oder märchenhaft zumute! Buschige Höhen, sanft geschlängelte Bächlein begleiteten den Zug.  Hier durchzogen Jacob und Wilhelm Grimm die Dörfer, um Sagen und Märchen zu sammeln!

Auch ich nutze weiterhin alle meine Zugfahrten und Fußwanderungen, um von Mitreisenden Geschichten und Stoffe zum weiteren Nachdenken und Nacherzählen zu sammeln. So knüpfte ich gleich ein artiges Gespräch mit einer jungen Mitreisenden an, die neben mir saß. Nach den üblichen Fragen nach dem Woher und Wohin fragte ich sie nach der jetzigen beruflichen Situation.

Was haben Sie im Leben vor?, fragte ich.

„Ich mache jetzt meinen Master in Marburg, nachdem ich schon den Bachelor, den ich in Kassel gemacht habe, in der Tasche habe!“
In welchem Fach?
„In VWL!“

Ich frage weiter: Prima! Und wie finden Sie das neue europäische System mit Bachelor, Master, CreditPoints und pi pa po? Ist das nicht prima, dass jetzt die gesamte höhere Bildung in der EU einheitlich geregelt wird? Ist ein europäischer Mastertitel nicht viel wertvoller als ein deutscher Meistertitel?

„Es ist nicht prima. Diese Titel Bachelor oder Master bedeuten für meine potentiellen Arbeitgeber fast nichts. Sie lassen sich mit einem deutschen Meister oder einem deutschen Dipl.-Ing. in keiner Weise vergleichen und sind auf dem Arbeitsmarkt viel weniger wert als diese überall bekannten und anerkannten Abschlüsse Meister, Dipl.-Kfm. oder Dipl.-Ing.“

So weit das Zeugnis der hessischen VWL-Studentin aus dem Regionalzug. Anlass für unsere heutige Besinnung!

Die nichtdeutsche Presse berichtet es gern: Die Tatsache, dass ausgerechnet Deutschland Ausbildungsplätze in Fülle anzubieten hat, während Spanien oder Italien ihre Schulabsolventen in hellen Scharen an die Uni oder gleich auf die Straße schicken, zieht lernwillige Blicke aus Ländern an, die unter einer exorbitanten Jugendarbeitslosigkeit leiden. Südkorea und Spanien und einige andere Länder versuchen mittlerweile das über Jahrhunderte hin gewachsene duale System der deutschen Berufsbildung nachzuahmen.

Wie ein Echo dieses Befundes klingt die Analyse des aktuellen Economist mit seinem Titelthema zum drängenden Thema Jugendarbeitslosigkeit in vielen Industrieländern.
Lest einen Auszug aus dem Economist-Leitartikel „Generation jobless“:

Across the OECD, people who left school at the earliest opportunity are twice as likely to be unemployed as university graduates. But it is unwise to conclude that governments should simply continue with the established policy of boosting the number of people who graduate from university. In both Britain and the United States many people with expensive liberal-arts degrees are finding it impossible to get decent jobs. In north Africa university graduates are twice as likely to be unemployed as non-graduates.

What matters is not just number of years of education people get, but its content. This means expanding the study of science and technology and closing the gap between the world of education and the world of work—for example by upgrading vocational and technical education and by forging closer relations between companies and schools. Germany’s long-established system of vocational schooling and apprenticeships does just that. Other countries are following suit: South Korea has introduced “meister” schools, Singapore has boosted technical colleges, and Britain is expanding apprenticeships and trying to improve technical education.

Was ist also besser: der European „master“ oder der German „meister“? Die Welt hat vorerst  entschieden: Ein klarer Sieg für das ausgefeilte deutsche berufliche Bildungswesen ist zu vermelden! Das duale System der beruflichen Ausbildung ist ein nachahmenswertes Trumpf-As für den Standort Deutschland. Man braucht in Deutschland und anderswo nicht unbedingt zur Universität zu gehen, um ein glückliches, erfülltes und auch ökonomisch höchst einträgliches Berufsleben zu führen.

Die faktische Gleichwertigkeit einerseits der handwerklich gestützten Ausbildungsberufe, die zum Meister führen,  und andererseits der akademischen Abschlüsse, die zum Master führen,  beweist erneut: Eines schickt sich nicht für alle.

Die bloße Erhöhung der Abiturienten- oder Akademikerquote, wie sie etwa als Zahlenwert in den Lissabon-Zielen zwischen den EU-Partnern vereinbart ist (mindestens 40%!), stellt als solche noch kein sinnvolles Ziel dar.

Einmal mehr zeigt sich, dass die von oben herab steuernde, zentrale Quotenvorgabe der EU eher schadet als nutzt. Oder, wie mein katholischer Vater und mein katholischer Großvater (und wohl auch mein Urgroßvater) schon sagten:

„Prüfet alles, das Beste behaltet!“

Quellen:
Das Wandern
. In: Der junge Musikant. Liederbuch für die Bayerischen Volksschulen. Oberstufe. Bearbeitet von Rudolf Kirmeyer. Bayerischer Schulbuch-Verlag. München 1951, Seite 228-230

Generation jobless. The global rise of youth unemployment. In: The Economist, 27th April 2013. Kindle edition (Lead article).
http://www.economist.com/news/leaders/21576663-number-young-people-out-work-globally-nearly-big-population-united

Foto: Im hessischen Fuldatal. Gegend bei Altmorschen. April 2013

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Fischland! O schmale Landzunge, hineingestreckt ins Ungewisse …

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Aug 152012
 

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O herrliche Tage am Fischland! Sehr anregend, es gab sogar einige warme, fast heiße, durchsonnte Tage. Und das Wasser der See übte wie sonst auch einen unglaublich belebenden Einfluss auf Haut und Haar, Herz und Sinne! Ich mag die schmale Landzunge zwischen Meer und Bodden – ein vortreffliches Bild für das Zwischenreich zwischen nicht mehr ganz hier und noch nicht ganz dort, in dem auch die fabelhafte Amélie zu schweben scheint.

Oben seht ihr die kleine Dorfkirche von Wustrow. Diesen Kirchturm erlebte ich als einen Zeiger auf das Ferne, als ein Freiheitszeichen in einem Land zwischen dem gleisnerisch, endlos verspielt-spielenden Wasser der Ostsee und dem trüben, lauernden, träge schwappenden Wasser des Boddens. Wie die Landzunge hineinragt ins Ungewisse, so ragt das Türmchen hinauf ins Ungefähre, von uns zu Ahnende.

 

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Eine herrliche alte Kopfweide an der Allee zwischen Wustrow und Dierhagen. Was könnte sie erzählen?

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Vom Wasser haben sie’s gelernt, vom Wasser!

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Feb 042012
 
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Kurzer Aufenthalt des armen Kreuzberger Wanderers  in Venedig! Die Nebensaison eröffnete ungeahntes, trautes Beisammensein mit zahlreichen Schätzen und kühnen Geistern: Tizian, Calatrava, Markus, Leonardo, um nur einige zu nennen. Nicht schlecht. Ich fand’s wahnsinnig faszinierend zu sehen, wie Venedig mit dem Wasser umgeht! Produktive Einbindung der Wasserstraßen ins hochverdichtete städtische Umfeld – und das über ein Jahrtausend lang! Die gesamte Lagunenstadt ist autofrei. Folge: Der Mensch lebt auf, die Menschen aus aller Welt lieben das, zu sehr vielleicht. Gäbe es mehr Städte, die wie Venedig wären, nähme dies etwas vom Touristendruck weg.

Man HÖRT Gespräche, man HÖRT den Glockenschlag. Und nachts? Es quillt und zittert in goldenen Tropfen über die Fläche weg! Zauberhaft.

Moderne Stadtplanung eifert seit ca. 3 Jahrzehnten solchen Grundeinsichten nach, z.B. in Augsburg, in Freiburg i. Br., in und um Dresden, in Amsterdam. Hinterdrein dümpelnd im internationalen Umfeld wie üblich: unser aller Friedrichshain-Kreuzberg, gelobt sei dein verstaubter Charme. Aber du wirst schon noch auf den Trichter kommen.

Im Bild: der Fußgängersteig des berühmten Baumeisters Calatrava. Kuckstu ma hier: Hochwertige Anmutung, organisch wachsend, verbindungschaffend zwischen Hauptbahnhof und Stadtteil S. Polo.   Vorbildlich.

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