Sep 022010
 

Asli Sevindim, Bilkay Önay, Aygül Özkan, Lamya Kaddor, Hilal Sezgin – allen diesen klugen, erfolgreichen gebildeten deutschen Frauen, diesen „neuen Deutschen“ höre ich gerne auf Kongressen und bei Vorträgen, im Fernsehen und im Radio zu. Jedesmal denke ich dann: Warum sind sie so selten? Warum sind sie selten wie Goldstaub? So selten wie ein Mesut Özil und ein Sami Khedira, die ihr Heimatland obendrein Richtung Spanien verlassen haben? So selten wie ein Hamed Abdel-Samad?

Warum sind die türkischen und arabischen Mütter, denen ich seit vielen Jahren in Kita und Schule begegne, so ganz anders als diese Stars der bunten Medienwelt?

Warum kann ich mich immer noch nicht mit ihnen, den vielen Kreuzberger Müttern  unterhalten? Schuldgefühle steigen in mir auf: Warum habe ich immer noch nicht genug Türkisch gelernt, obwohl diese türkischen und arabischen Mütter doch längst die Mehrheit hier an Kreuzbergs Grundschulen  bilden? Warum gelingt es mir nicht, mich in die türkisch-arabische Elternmehrheit zu integrieren? Verzweiflung ob meiner Unfähigkeit zur sprachlichen und sozialen Integration packt mich dann.

Ach, gäbe es doch in Kreuzberg mehr Frauen, mehr Mütter wie diese oben genannten Stars!

Sehr gut finde ich, dass Sarrazin in seinem Buch erfolgreiche Beispiel gelungener Integration  bringt, etwa den ersten türkischen Feuerwehrmann Berlins, Ceyhun Heptaygun (S. 307) oder den Geschäftsführer des Berliner Bildungswerks in Kreuzberg, Nihat Sorgec (S. 325)!

Ach, gäbe es doch tausende Deutsche wie Ceyhun Heptaygun, tausende Deutsche wie Nihat Sorgec, tausende deutsche Frauen wie Lamya Kaddor, tausende deutsche Frauen wie Asli Sevindim. Sie würden Sarrazin endlich Lügen strafen.

Deutschland würde mir noch besser gefallen.

TV-Kritik: Sarrazin bei „Hart aber fair“ – TV-Moderatorin Sevindim: „Sie rechnen mich permanent raus“ – Medien – sueddeutsche.de
Die Fernsehmoderatorin Asli Sevindim, vorgestellt als Muster geglückter Integration, hielt Sarrazin entgegen, er biete „keine einzige Lösung“ an, „definitiv rassistisch“ und beleidigend seien dessen Auffassungen von der vererbten Bildung. Getreu seinem altpreußischen Lebensmotto – „ich renne nie weg, ich schlage keine Haken“ – beharrte Sarrazin: Alle menschlichen Eigenschaften hätten auch eine Erbkomponente, „das ist weltweiter Stand der Intelligenzforschung“.

Fortan setzte ein ums andere Mal Sevindim ihre Familiengeschichte den Migrationsstatistiken entgegen. „Sie rechnen mich permanent raus“, sagte sie schließlich zum Herrn ganz links außen, müde und enttäuscht ob ihrer eintönig gewordenen Einwände.

 Posted by at 13:26

  2 Responses to “Ach, gäbe es mehr so wie euch!”

  1. So ein Schritt weiter, die Bundesbank hat den Sarrazin entlassen, der Wulf wird ja nix dagegen einzuwenden haben. Jetzt ist der Gabriel am Zuge. Ich bin mal gespannt wie das bei der SPD jetzt vorangeht, denn der Gabriel hat sich ja am Wochende entsprechend geäussert.

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