Sep 052010
 

03092010002.jpg Große geistliche Einkehr hielt ich am heutigen Sonntag bei einer Reise in Sachsen. Zufällig gelangte ich nach Köthen und Wittenberg. Köthen – wo Johann Sebastian Bach von 1717-1723 als Hofmusiker wirkte und unter anderem die sechs Sonaten und Partiten für Violine solo komponierte, die mich schon ein halbes Leben lang begleiten.

Ein herrlicher Halbsatz aus einem Choral der Matthäuspassion fiel mir ein und ich sang ihn: „Ich verleugne nicht die Schuld!“

Im vorigen Eintrag untersuchten wir die mannigfachen Mechanismen, mit denen wir Menschen eigenes Versagen auf andere zu überwälzen versuchen. Es gelingt im Kleinen wie im Großen wunderbar, in der Familie ebenso wie in der Politik, bei Sophokles ebenso wie bei bei unseren deutschen Politikern oder Kreuzberger Jugendlichen, deren Eltern  aus Libanon und Palästina nach Berlin gekommen sind.

Schuldabwälzung auf andere halte ich für einen universalen Mechanismus der Selbstrechtfertigung.

„Ich verleugne nicht die Schuld!“, dieser Satz beeindruckt mich. Allein dadurch, dass man eigene Verfehlungen zugibt, hat man schon den ersten Schritt zur Umkehr, zur Besserung getan. Allerdings meinen die Christen, dass das Schuldeingeständnis beim Ich beginnen muss.

Das Schuldbekenntnis erfolgt freiwillig, wenngleich ritualisiert. So steht es etwa am Beginn des Gottesdienstes.

„Ich verleugne nicht die Schuld.“ Was für ein herrlicher Satz! Was für eine unsterbliche, herzbewegende Musik, die Bach geschaffen hat!

Bild: Unterwegs zum Bach-Denkmal in Köthen und zu seinem mutmaßlichen Wohnhaus.

 Posted by at 21:24

Sorry, the comment form is closed at this time.