Nachhaltigkeit von der Person her wachsen lassen!

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Jul 082010
 

Als erklärtem Umweltschützer liegt mir stets an einem guten Verhältnis zur Partei Die Grünen. Denn in der Tat war es die Partei Die Grünen, die dem Natur- und Umweltschutz  größeres Gewicht in der Hierarchie politischer Ziele verschafft hat.

In manchen Zielen, in manchen  Methoden weiß ich mich völlig im Einklang mit den Grünen: Förderung des Fuß- und des Radverkehrs, Schutz seltener Pflanzen- und Tierarten, Förderung der regenerativen Energien.

Aber bei den Diskussionen mit den Grünen zeigt sich immer wieder auch der Unterschied zwischen den Grünen und einem stärker von der Person her denkenden Politikverständnis, wie ich es bevorzuge. Mein Politikverständnis geht von der Person aus. Was bedeutet das? Klimaschutz ist wichtig. Jeder kann etwas beisteuern. Ein Bürgermeister, der auf den Dienstwagen verzichtet und stattdessen Rad fährt, ist vorbildlich.  Aber die Grünen pflegen darüber hinaus ein staatsverquicktes, vom lenkenden Staat ausgehendes Politikideal. Der Staat schreibt also etwa ein übergeordnetes Klimaschutzziel vor: 50% CO2-Einsparung bis 2020, gemessan an 1990. Dieses Einsparungsziel wird dann von „oben nach unten“ durchgereicht. Was der einzelne tut, ist zweitrangig, solange nur das übergeordnete Ziel erreicht wird. Ein solcher lenkender Umweltschutz-Staat muss stark sein, er braucht die Machtmittel, um seine moralisch gebotenen Ziele und Vorschriften durchzusetzen. So kann er etwa anordnen, dass alle Altbauten einem Programm zur energetischen Sanierung zu unterziehen sind, dass also alle älteren Gebäude den „Pullover“ an Wärmedämmung übergestreift bekommen. Dann braucht der Staat aber auch die Machtmittel, also die finanziellen Mittel, um diese Anordnung durchzusetzen – etwa durch Steuervergünstigungen oder Zuschüsse.

Woher nimmt er dieses Geld? Von den Bürgern. Er muss unter Umständen die Steuern erhöhen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Das Einhalten der von oben herab auferlegten Klimaschutzziele wird zu einer Machtsteigerung des Staates führen, da er über mehr Geld, mehr Mittel und mehr Einfluss verfügen muss, um zusätzliche Ziele zu erreichen.

Ich meine hingegen: Was der einzelne, der einzelne Mensch, das einzelne Unternehmen tut, ist von erstrangiger Bedeutung. Der Klimaschutz soll von unten her wachsen, im wesentlichen auf dem Wege der Einsicht in das wirtschaftlich Vorteilhafte und der freiwilligen Selbstverpflichtung. Wenn immer mehr Menschen sich den berühmten wärmenden Pullover anziehen, wird man die Temperatur in beheizten Räumen auf 19 Grad absenken können. Wenn immer mehr Menschen mit dem Rad statt mit dem Auto fahren, werden die verkehrsbedingten Emissionen, die etwa 30% der Treibhausgase verursachen, zurückgehen. Der Mensch wird freier, die Luft wird besser, das gesamte städtische Umfeld wird aufgewertet. Die Stadt der kurzen Wege kann entstehen. Doch sie kann nur von unten her wachsen, weil und wenn die Menschen sie wollen.

Die Menschen übernehmen Verantwortung.  Sie treffen pragmatische und moralische Entscheidungen nicht aufgrund staatlicher Anordnung, sondern aufgrund eigener Einsicht in die wohlverstandenen eigenen Interessen und die Interessen des Ganzen. Gegenüber dem Staat behaupten sie eine Sphäre der Entscheidungsfreiheit, in die der Staat nur ausnahmsweise eingreifen soll.

Die Grundsätze der Nachhaltigkeit sollen von unten her, von der jeweils untersten Ebene, von der Graswurzelebene her aufwachsen.

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Jul 082010
 

Wo immer es geht, suche und säe ich Keime der Hoffnung. Noch lange nicht verzweifelt sind wir migrantischen Familien in unserem so einladenden, zur Verzweiflung einladenden Kreuzberg. Wichtig: Etwa 3-5% unserer Deutschtürken sind hochgebildet, hoch erfolgreich. Sie haben es geschafft. Ich spreche sie an: „Erzählen Sie mir Ihre Geschichte!“

Was kommt heraus? Diese erfolgreichen Deutschtürken – oder deukischen Türken – stammen aus Akademikerhaushalten. Die Väter und Mütter sind selbst Akademiker, arbeiteten als Journalisten oder Lehrer in der Türkei, verließen meist das Land nach dem Militärputsch 1980. Die meisten sind der Herkunft nach Linkskemalisten und finden nahezu gesetzmäßig den Weg zur deutschen Sozialdemokratie oder zu den Grünen, zur taz und zur Linkspartei.

Keine dieser eloquenten, attraktiven deukischen Menschen, die ich kenne, stammt aus Hartz-IV-Familien. Sie sind alles andere als repräsentativ für die übergroße Mehrheit der Zuwanderer aus dem Osten der Türkei. Die deukischen Kinder sind in beiden Sprachen wohlbewandert. Sie sind nicht im Rollbergviertel oder Kreuzberg-SO 36 aufgewachsen, sondern in Britz, Dahlem, Grunewald.

Die übergroße Mehrheit der türkischen und kurdischen Zuwanderer aus dem Rollbergviertel oder Kreuzberg beherrschen hingegen weder das Türkische noch das Deutsche in ausreichendem Maße, um damit einen akademischen Beruf zu erlernen.

Die deukischen Menschen haben vieles früh gelernt. Auch dies haben sie gelernt: Die Schuld am Scheitern der anderen Deutschtürken weisen sie dem Staat und der Gesellschaft zu. „Mehr Förderung, bitte!“ Stets sind die anderen schuld: der Staat, die Deutschen, die Gesellschaft, der Rassismus, oder im Notfall auch der arme geprügelte Thilo Sarrazin. Berlin gibt jährlich 4,1 Milliarden für Bildung aus, pro Kind mehr als jedes andere Bundesland. Noch mehr Förderung bedeutet noch mehr Verschuldung.

Geradezu reflexartig ist der Impuls, sich als Opfer der Verhältnisse auszugeben: „Wir fühlen uns angegriffen.“ „Wir werden diskriminiert.“ „Wir sind benachteiligt.“ Man wiederhole dies oft genug – und irgendwann werden es alle glauben.

Wichtig wäre: Diese deukischen Menschen, die brauchen wir eigentlich als Erzieher in den Kitas, als Sozialarbeiter und als Lehrer in den Grundschulen. Aber das wollen sie nicht. Die erfolgreichen Menschen der deukischen Generation werden Juristen, Ingenieure, Zahnärzte. Und sie haben Erfolg – zunächst in den Medien, und später dann – dessen bin ich gewiss – im Berufsleben.

Deutsch-türkische Studentin: „Wir fühlen uns angegriffen“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – UniSPIEGEL
Selçuk findet sich nicht ab mit ihrem Groll, schluckt ihn nicht einfach runter. Sie ist überzeugt: Auch Kids wie Ali können etwas beitragen, wenn man sie fördert. Nur vergesse das die Gesellschaft viel zu oft. Deshalb gründete sie 2007 den Verein „Die Deukische Generation“. Sie gab Interviews, saß bei Podiumsdiskussionen, legte sich mit Politikern an. Zeitungen und Sender berichteten gern über sie. Denn sie war das Positivbeispiel – türkischstämmig, Abitur am Elite-Internat, engagiert, eloquent. Ihre Botschaft: Deutsch-türkische („deukische“) Jugendliche sind eine Bereicherung. „Wir wollten einfach sagen, dass wir dazugehören; dass junge Migranten ein Potential sind.“

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Jul 082010
 

Noch lange nicht verzweifelt bin ich mit meinem immer wieder geäußerten Aufruf: „Du musst dein Verkehrsverhalten ändern. Der Ausbau der Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer ist nur die halbe Miete. Wir Radfahrer und Fußgänger müssen zu Vorbildern für Erwachsene, vor allem aber für Kinder, für andere, insbesondere für die Autofahrer werden. Denn ein großer Teil der Unfälle ist nachweisbar und eindeutig durch falsches, leicht vermeidbares Verhalten bedingt!“

Und zwar sind es einige wenige „Standardsituationen“ (wie die Fußballer sagen): Querverkehre, rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge bei geradeausfahrendem Fahrradverkehr, falsche Benutzung von Geh- und Radwegen, Missachtung des Rotlichts, mangelnde Aufmerksamkeit. Ich krieg leider öffentlich fast keine Zustimmung für diese persönliche Botschaft. Unter der Hand wird mir allerdings versichert: „Sie haben ja recht, Herr Hampel! Aber sagen dürfen Sie es öffentlich nicht.“

„Sie haben ja recht, Herr Hampel! Aber sagen dürfen Sie es nicht.“ Das ist wirklich eine Standardsituation geworden, die ich immer wieder erlebe – im Umgang mit Verbänden, Parteien, Politikern, mit Amtsvertretern, mit Grüppchen und Klüngeln jedweder Art. Ausgenommen natürlich die verbissenen Ideologen, die es überall gibt, die allerdings überall die deutliche Minderheit sind. Dieses Grundmotiv zieht sich durch alle Bereiche hindurch: Schulpolitik, Verkehrspolitik, Haushaltspolitik, Sozialpolitik, „Integrations“-Politik. Es ist für mich das Leitmotiv geworden.

Selbstverständlich halte ich mich nicht an diese gutgemeinten Ratschläge. Selbstverständlich werde ich jederzeit für das kämpfen, was ich in der jeweiligen Lage als förderlich für das Gemeinwohl ansehe. Egal, ob es sich um das verzweifelte Migrantenelend, JüL, Hartz IV oder Verkehrssicherheit der Fahrradfahrer handelt.

Gut auch: Wir sind ein freies Land. Jeder darf seine Meinung sagen. Auch wenn sie im Querverkehr zum Mainstream steht. Auch wenn sie unbequem ist. Bequemlichkeit ist kein Argument.

Gute Sache aber:  Ab und zu bekomme ich doch Zustimmung. Es tut sich was – heute und hier! Der Mann des Tages heißt Friedemann Kunst, seines Zeichens oberster Verkehrsplaner der Stadt Berlin. Anlass: Der VCD hat eine Studie vorgelegt, wonach es mit der Verkehrssicherheit in Berlin besonders schlecht bestellt sei. Kunst weist die fundamentalen Anschuldigungen gegen die Verkehrsplanung in Berlin zurück: „Zu undifferenziert!“ Lest den ganzen Artikel (Berliner Morgenpost heute S. 13), lest vor allem die letzten Sätze (Fettdruck durch dieses Blog)!

Studie – Fußgänger und Radfahrer leben gefährlich in Berlin – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hält die VCD-Studie für nicht differenziert genug, die schlechte Platzierung Berlins damit unberechtigt. So habe der VCD nicht die Schwere der Unfallfolgen berücksichtigt. „In Berlin gibt es einen überdurchschnittlichen Rückgang an Schwerverletzten und Unfalltoten“, sagt Berlins oberster Verkehrsplaner Friedemann Kunst. Bei Unfällen mit Todesfolge habe die Hauptstadt den niedrigsten Wert aller deutschen Großstädte.

Doch auch Senatsplaner Kunst ist mit der Unfallentwicklung insgesamt nicht zufrieden. Diese sei auch Folge einer Änderung der Verkehrsströme, vor allem geprägt durch einen starken Anstieg des Fußgänger- und Fahrradverkehrs. Insbesondere Radfahrer seien häufig Opfer von Unfällen, etwa verursacht durch unachtsame Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen. Ein weiteres Problem sei das oft falsche Verkehrsverhalten – bei Radfahrern das unerlaubte Fahren auf Gehwegen, bei Fußgänger das Überqueren der Fahrbahn trotz einer roten Ampel. „Wir müssen noch mehr tun, um das Verkehrsverhalten entsprechend zu ändern“, sagt Kunst.

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Vision, raison, stabilité! Et, surtout: durabilité!

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Jul 072010
 

„L’Afrique n’y arrive pas. Afrika kommt einfach nicht in die Gänge.“ Warum haben es die afrikanischen Mannschaften bei der Weltmeisterschaft trotz herausragender Einzelspieler nicht weitergebracht?

Eine klare Zielvorstellung, Vernunft, Beständigkeit – in diesen drei Worten fasst Alexis Billebault auf S. 17 der Zeitschrift Jeune Afrique  Nr. 2581 (27 juin au 3 juillet) seine Forderungen an den Kontinent zusammen. Daran fehlte es. Man suchte stattdessen sein Heil in teuren Gastverpflichtungen wie etwa dem Gasttrainer Eriksson, der 650.000 Euro für drei Monate Trainertätigkeit für das Land  Elfenbeinküste erhielt.

Das ist nicht nachhaltig.

Vision – raison – stabilité – und wir ergänzen: durabilité, also Beständigkeit und NACHHALTIGKEIT.

Jeuneafrique.com – le premier site d’information et d’actualité sur l’Afrique

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„Entschieden, eloquent, konsequent, aber auch humorvoll …“

 Selbsthaß  Kommentare deaktiviert für „Entschieden, eloquent, konsequent, aber auch humorvoll …“
Jul 062010
 

Persönlich habe ich in meinem Leben nur einige wenige Menschen kennengelernt, die sich später das Leben nehmen sollten. Es waren zufällig alles Männer, und alle haben sich, ohne dass Zweifel aufgetreten wären, erhängt. Diese gewaltsame Art des Selbstmords gilt als typisch männlich, während Frauen bei Selbstmord meist sanftere Arten wählen, etwa die Überdosis Schlaftabletten. Diese Menschen hatten alle keine tatsächlichen oder eingebildeten Feinde!

„Humorvoll“ war keiner von ihnen. Im Gegenteil. Sie nahmen sich die Dinge „zu sehr zu Herzen“. Es fehlte ihnen die Distanz, die ja auch Voraussetzung für Humor ist. Allen diesen Menschen, die aus eigenen Stücken gingen, fehlte Lockerheit im Umgang mit den Problemen. Die Probleme „wuchsen ihnen über den Kopf“.

Die Frage Cui bono? stellt sich im Falle Kirsten Heisig weiterhin.

Heisig-Interview wandert ins Archiv – Quotenmeter.de
„Diese Frau wurde ihrem Ruf mehr als gerecht in der Sendung“, berichtet der erfahrene TV-Journalist im Interview mit Quotenmeter.de. Sie sei bei ihm sehr entschieden, eloquent, konsequent aber auch humorvoll aufgetreten, beschreibt Hahne die 48-Jährige.“ Auf die Frage, ob sie denn nicht Angst hat, meinte sie: „Nein, überhaupt nicht. Die arabischen Jugendlichen achten mich“, berichtet Hahne weiter.

 Posted by at 15:09
Jul 062010
 

Tag der Zeugnisverteilung. Tag der Rechenschaft. Stimmung: im besten Fall durchwachsen. Eigentlich eher niedergeschmettert. Das Zeugnis der Grundschule legt einen schonungslosen Bericht ab. Unter anderem erhalten wir die Ergebnisse des VERA-Tests. Lässt alles sehr tief blicken.

Passend dazu der Bericht in der Berliner Morgenpost heute auf S. 2:

Integrationsbericht – Die Bildungsoffensive scheitert bei den Migranten – Politik – Berliner Morgenpost

Was mich am Selbstmord Kirsten Heisigs erschüttert, ist, dass sie offenbar keine Hoffnung mehr hatte.

Wenn man einmal das ganze Ausmaß der Probleme – kulturelles Vakuum, massive Bandenkriminalität, Intensivtäter, gezielte Unterwanderung und Ausbeutung der deutschen Sozialsysteme von innen und von außen, jahrzehntelange Korruption und Kriminalität in Berlins Politik und Verwaltung – durchschaut, wie das – neben wenigen anderen – Kisten Heisig tat, muss man unbedingt sofort das Bündnis mit den wenigen anderen suchen, die ebenfalls die Lage an der Migrantenfront zutreffend einschätzen und sich nicht – wie üblich – in einem fort in die Tasche lügen.

Das Berliner Grundschulwesen ist durch die Lage an der Migrantenfront hoffnungslos überfordert.

Man muss recht früh die Öffentlichkeit suchen.

Sonst verzweifelt man nahezu naturgesetzlich. Man wird krank. Man arbeitet sich kaputt. Man vereinsamt.

Man wird in einen Strudel aus lauter negativen Nachrichten gezogen, aus dem man ohne Beistand von außen nicht mehr herauskommt.

„Wir haben es nur mit der negativen Auslese zu tun.“ So Kirsten Heisig in einer Antwort an diesen Blogger beim Hearing der CDU-Bundestagsfraktion im Jahr 2008.

Wichtig wäre: positive Auslese fördern und sehen! Keime der Hoffnung säen!

Und man muss unbedingt in seinem Privatleben das Schöne und das Erfreuliche pflegen! Das kann ein Hobby sein, das kann eine künstlerische Betätigung sein. Das kann und soll die Familie sein. In jedem Fall darf man sich nicht verschlucken lassen.

Offen gesagt: Zweifel an der offiziellen Selbstmord-Darstellung bleiben in mir bestehen. Wieso wurde die Richterin erst 5 Tage nach dem Verschwinden in unmittelbarer Nähe des Autos (200 Meter oder 500 Meter entfernt, ja was nun?) erhängt gefunden, und zwar nach mehreren Tagen intensivster Suche? Wir sind gewarnt durch den angeblichen Selbstmord Lars-Oliver Petrolls, des Aubis-Mitarbeiters. Auch da erfuhren wir: erhängt. Ebenfalls ohne Abschiedsbrief. Aber der Terminplaner, die elektronische Ausstattung dieses besten denkbaren Kronzeugen im Bankenskandal von 2001 waren und blieben  verschwunden.

Und so wurstelt und werkelt unser Bundesland Berlin weiter vor sich hin.

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Nachdenken über eine Mutige, die gegangen ist

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Jul 052010
 

Nachdenken über eine Mutige.  Ihr nachdenken, ihrem Tod nachdenken. Das Gefühl, es im nachhinein irgendwie verstehen zu können, dass sie gegangen ist. In allem spürbar: dieses Unverstellte, Ungeschützte, diese Bedingungslose an ihr. Ihre Fähigkeit, das auszusprechen, worüber andere nur hinwegglitten. Ihr Wille, aus dem Rollenprofil herauszutreten. „Es ist als Richter nicht Ihre Aufgabe, die Gesellschaft besserzumachen. Sie haben das Recht anzuwenden.“ Dieser Anspruch – jeder Erstsemester lernt ihn. Er genügte ihr offenbar nicht. Sie sah auf die Menschen, die vor ihr standen. Diese Qual, von früh bis spät nicht ernstgenommen zu werden von denen, über die das Gesetz dir Macht verlieh.

„Als Strafrichter wird es dir irgendwann langweilig. Du wirst von früh bis spät angelogen. Am Anfang glaubst du, du könntest was bessern oder bekehren. Und irgendwann arrangierst du dich. Du lässt deine Fälle im Gericht und gehst nachhause.“

Wir haben es nur mit der negativen Auslese zu tun.“ Da hätte man ansetzen können. Dieses Starren aufs Negative, das auch nach Feierabend noch weiterging. Wo waren Sieg und Siegesbeweise aus dem von ihr vertretnen Reich? Den Beweis. Ein hehres Wort. Den gab es nicht. Wo bleibt das Positive? Ja. Wo blieb sie – die positive Auslese.

Diese Mühsal der Integration, der Inklusion.  Die wenigen, die wirklich sich einlassen auf das Du – ob nun im Gerichtssaal, ob im Gefängnis, ob in der Schule, ob in der Elternarbeit – die werden immer wieder hart an die Grenze der endgültigen Erschöpfung geführt. Die könnten mit den Fäusten antrommeln gegen bequemes Schweigen, gegen Hartherzigkeit und lockere Parolen, die nichts ändern. Also – nehmen wir das Ganze als Spiel.

Nein. Kein Spiel. Zähe, wiederholte, unablässige Arbeit am Du. Ein Knochenjob, hinter dem niemals dauernde Zufriedenheit erscheint. Bei allem Gerede entsteht der Eindruck eines schalltoten Raums. Betäubend.

Und so – das Einsteigen ins Auto. Das Fahren. Das Anhalten. Das Abwürgen des Motors. Die Suche. Irre Kinderverse im Ohr. Suche die Buche. Und dann steht sie da. Einladend.

Der ganze Rest  ist leichter als befürchtet.

 Posted by at 23:00
Jul 022010
 

Deutschland  kennt keinen institutionellen Rassismus. Das Wort Rasse ist ohne jede Bedeutung in unserer demokratischen Grundordnung. Die Bundesrepublik ist ebensowenig ein rassistischer Staat wie etwa die USA, die Schweiz, das heutige Südafrika.

Woher kommen aber immer wieder die Klagen über den „Rassismus der Deutschen“? Meine Vermutung: Diese Klagen speisen sich teils aus persönlichen Erfahrungen der Kränkung, des Nicht-Angenommen-Werdens, teils werden sie in opportunistischer Absicht von Verbandsvertretern vorgetragen, um die Bedeutung der eigenen Organisation hervorzuheben und Gelder für Projekte, Aktionen, Posten zu erlangen. Es klappt.

Deutschland hat Probleme mit Fettsucht, mit Bewegungsarmut, mit Trunksucht, mit 5000 Verkehrstoten pro Jahr, mit Egoismus, mit Hartherzigkeit, mit Arbeitslosigkeit, mit schlechten Deutschkenntnissen, mit Bildungsverweigerern, mit Staatsschulden. Es hat kein größeres Problem mit Rassismus.

Beliebiger Beleg: Die Aktionen zur Marwa-el-Sherbini-Gedenkfeier in Dresden. Ich kenne Dresden von vielen Aufenthalten. Ich kenne dort persönlich viele Deutsche und viele Ausländer. Es gibt dort in den Herzen der Menschen genauso Gutes und Böses wie überall sonst auch. Dass Dresden insgesamt eine fremdenfeindliche oder rassistische Stadt sei, wie mitunter behauptet wird, ist abwegig.

Lest den Tagesspiegel:

Fremdenhass: Gedenkstunde für Marwa al Sherbini – Politik – Tagesspiegel
„Die behauptete Weltoffenheit Dresdens ist nach wie vor Fiktion.“ In den kommunalen Leitlinien stünde, dass Deutschkenntnisse der Schlüssel zur Integration seien, sagte Thum. „Nur schützen sie nicht vor Alltagsrassismus und Diskriminierung durch Behörden. Das Problem heißt Rassismus, daran führt kein Weg vorbei.“

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„Jeder ist willkommen. Wir sind dabei.“

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Jul 012010
 

01072010.jpg Ein kurzer Besuch führte mich heute in die Sonnenalle. Auf der Suche nach den neuen Deutschen. Dort lernte ich endlich Ibrahim Bassal kennen, der mir sogar ein Interview gewährte. Darin fragte ich ihn, was er sich von dem neuen Bundespräsidenten erwarte. Ich postete es mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis auf Youtube.

Ibrahim vertritt ein stark an den Werten von Leistung und Gemeinsinn orientiertes Pflichtethos. Es erinnert mich an die Pflichtauffassung der Deutschen in den frühen sechziger Jahren. Diese prägten meine Kindheit.

Und ein bisschen Spaß darf auch dabei sein.

„Jeder ist willkommen. Wir sind dabei.“ « Die neuen Deutschen

 Posted by at 23:07