Noch lange nicht verzweifelt bin ich mit meinem immer wieder geäußerten Aufruf: „Du musst dein Verkehrsverhalten ändern. Der Ausbau der Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer ist nur die halbe Miete. Wir Radfahrer und Fußgänger müssen zu Vorbildern für Erwachsene, vor allem aber für Kinder, für andere, insbesondere für die Autofahrer werden. Denn ein großer Teil der Unfälle ist nachweisbar und eindeutig durch falsches, leicht vermeidbares Verhalten bedingt!“
Und zwar sind es einige wenige „Standardsituationen“ (wie die Fußballer sagen): Querverkehre, rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge bei geradeausfahrendem Fahrradverkehr, falsche Benutzung von Geh- und Radwegen, Missachtung des Rotlichts, mangelnde Aufmerksamkeit. Ich krieg leider öffentlich fast keine Zustimmung für diese persönliche Botschaft. Unter der Hand wird mir allerdings versichert: „Sie haben ja recht, Herr Hampel! Aber sagen dürfen Sie es öffentlich nicht.“
„Sie haben ja recht, Herr Hampel! Aber sagen dürfen Sie es nicht.“ Das ist wirklich eine Standardsituation geworden, die ich immer wieder erlebe – im Umgang mit Verbänden, Parteien, Politikern, mit Amtsvertretern, mit Grüppchen und Klüngeln jedweder Art. Ausgenommen natürlich die verbissenen Ideologen, die es überall gibt, die allerdings überall die deutliche Minderheit sind. Dieses Grundmotiv zieht sich durch alle Bereiche hindurch: Schulpolitik, Verkehrspolitik, Haushaltspolitik, Sozialpolitik, „Integrations“-Politik. Es ist für mich das Leitmotiv geworden.
Selbstverständlich halte ich mich nicht an diese gutgemeinten Ratschläge. Selbstverständlich werde ich jederzeit für das kämpfen, was ich in der jeweiligen Lage als förderlich für das Gemeinwohl ansehe. Egal, ob es sich um das verzweifelte Migrantenelend, JüL, Hartz IV oder Verkehrssicherheit der Fahrradfahrer handelt.
Gut auch: Wir sind ein freies Land. Jeder darf seine Meinung sagen. Auch wenn sie im Querverkehr zum Mainstream steht. Auch wenn sie unbequem ist. Bequemlichkeit ist kein Argument.
Gute Sache aber: Ab und zu bekomme ich doch Zustimmung. Es tut sich was – heute und hier! Der Mann des Tages heißt Friedemann Kunst, seines Zeichens oberster Verkehrsplaner der Stadt Berlin. Anlass: Der VCD hat eine Studie vorgelegt, wonach es mit der Verkehrssicherheit in Berlin besonders schlecht bestellt sei. Kunst weist die fundamentalen Anschuldigungen gegen die Verkehrsplanung in Berlin zurück: „Zu undifferenziert!“ Lest den ganzen Artikel (Berliner Morgenpost heute S. 13), lest vor allem die letzten Sätze (Fettdruck durch dieses Blog)!
Studie – Fußgänger und Radfahrer leben gefährlich in Berlin – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hält die VCD-Studie für nicht differenziert genug, die schlechte Platzierung Berlins damit unberechtigt. So habe der VCD nicht die Schwere der Unfallfolgen berücksichtigt. In Berlin gibt es einen überdurchschnittlichen Rückgang an Schwerverletzten und Unfalltoten, sagt Berlins oberster Verkehrsplaner Friedemann Kunst. Bei Unfällen mit Todesfolge habe die Hauptstadt den niedrigsten Wert aller deutschen Großstädte.Doch auch Senatsplaner Kunst ist mit der Unfallentwicklung insgesamt nicht zufrieden. Diese sei auch Folge einer Änderung der Verkehrsströme, vor allem geprägt durch einen starken Anstieg des Fußgänger- und Fahrradverkehrs. Insbesondere Radfahrer seien häufig Opfer von Unfällen, etwa verursacht durch unachtsame Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen. Ein weiteres Problem sei das oft falsche Verkehrsverhalten bei Radfahrern das unerlaubte Fahren auf Gehwegen, bei Fußgänger das Überqueren der Fahrbahn trotz einer roten Ampel. Wir müssen noch mehr tun, um das Verkehrsverhalten entsprechend zu ändern, sagt Kunst.
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