Jun 092011
 

Prima: Berlin gibt im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders viel Geld pro Schüler aus!

 Pro Schüler werden laut Bildungsverwaltung derzeit 6600 Euro jährlich ausgegeben, im Jahr 2000 waren es nur 4900 Euro. In Berlin kommen auch weniger Schüler auf einen Lehrer als im Bundesvergleich – 13,7 gegenüber 15,1. „Berlin hat aber auch besondere Problemlagen und die ärmsten Kinder Deutschlands“, kontert die GEW-Vorsitzende Sigrid Baumgardt.

Lehrerstreik: Marsch für bessere Schulen – Schule – Berlin – Tagesspiegel

Die ärmsten Kinder! Der unausrottbare Unsinn von der Kinderarmut! Den Irrtum sollte man richtigstellen, und ich habe das auch getan, und zwar vorgestern bei der großen Aussprache im Rathaus Schöneberg zum Thema „Volksbegehren Grundschule.“ „WIR HABEN SO VIELE KINDER AUS ARMUTSVERHÄLTNISSEN!“, jammerte mal wieder jemand rum.

Ich sagte: „An unseren Brennpunktschulen herrscht keine Armut. Es herrscht allenfalls Armut an Parkplätzen für die Elterntaxis.“

Es wird mir immer wieder von Lehrern anderer Bezirke berichtet und ich habe es auch selbst gesehen, dass gerade an den Schulen, die fast ausschließlich von Hartz-IV-Familien besucht werden, eine große Dichte an schweren Geländewagen (SUVs) vorherrscht, mit denen die Kinder zur Schule gebracht werden. Wie das: Geländewagen dank Hartz IV?  Nun, mit Hartz IV allein wäre dies schwierig; leicht ist es aber mit den üblichen Arbeitsmöglichkeiten und diversen anderen Verdienstquellen.

Nota bene: Der deutsche Sozialstaat ist stets nur eine von mehreren Ressourcen in den sogenannten Armutsvierteln Berlins, nicht die wichtigste, aber eine nicht unwesentliche. Und eine besonders leicht ausbeutbare.

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Jun 072011
 

06062011698.jpg Große, spannende, gut gemachte, hervorragend besetzte Veranstaltung zu den Kernaufgaben der Berliner Bildungslandschaft gestern im Schöneberger Rathaus. Mein Dank dafür gebührt dem Berliner Volksbegehren Grundschule, mit dem bekanntlich vier Hauptforderungen durchgesetzt werden sollen:

1) ein Rechtsanspruch auf Hortangebote für alle Grundschüler ohne Bedarfsprüfung, insbesondere auch für Grundschüler der Klassen 5 und 6 („Lückenschluss“)

2) ein subventioniertes Mittagessen als Angebot für alle Grundschüler

3) intensive Förderung und Betreuung der Kinder durch bessere Personalausstattung: 16 Kinder/Erzieher statt wie bisher 22

4) verbindliche gemeinsame Fortbildung für Lehrer und Erzieher auf der Basis des Berliner Bildungsprogramms

Ich sitze an der Abfassung eines Protokolls, blättere meine Notizen durch und greife einen zentralen Punkt heraus, den Dreh- und Angelpunkt der ganzen Übung, wie mir scheint, nämlich die Frage: Was brauchen Kinder wirklich?

Christa Preissing, Direktorin des Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung (BeKi) und Vizepräsidentin der Internationale Akademie (INA) gGmbH an der FU Berlin, äußerte sich hierzu im ersten Teil ihres Podiumsbeitrages wie folgt:

Wir wissen: Jedes Kind hat laut UN-Kinderrechtskonvention einen Anspruch auf Beteiligung und Teilhabe, hat Recht auf Schutz, hat Rechte auf Versorgung. Zu dieser Grundversorgung gehört nicht nur Ernährung und Bekleidung, sondern auch Liebe. Darunter ist eine bestimmte Qualität der Beziehung zu verstehen, ein dialogisches Aufmerken und gemeinsames Einfühlen ineinander, mit einem englischen Fachbegriff sustained shared thinking. Idealerweise sollte jedes Kind jeden Tag für  1 Stunde eine solche intensive Zuwendung und Betreuung in einer Kleingruppe von 5, 6 oder maximal 7 Kindern erfahren.

Meine Meinung hierzu: Zustimmung, Frau Preissing! Diese Erfahrung ist das Entscheidende. Jedes Kind hat offenbar bestimmte Grundbedürfnisse, die gestillt werden müssen, wenn das Kind sich richtig entfalten und entwickeln soll.

Ich lernte gestern: Jedes Kind braucht einen Hort dieser Geborgenheit. Es gibt entweder diesen Hort der Geborgenheit oder, wenn es ihn nicht gibt, sollte es ihn geben.

Unser Bild zeigt von links nach rechts das Podium zu Beginn der Veranstaltung:

Klaus Schröder, GEW Berlin
Christa Preissing, INA FU Berlin
Inge Hirschmann, Vorsitzende des Grundschulverbandes Berlin
Burkhard Entrup, Trägersprecher Volksbegehren Grundschule
Roland Kern, Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden
Steffen Zillich, Bildungspolitischer Sprecher der Linke-Fraktion, Abgeordnetenhaus

Mathia Specht-Habbel, FDP-Landesvorstandsmitglied Berlin

(Berichterstattung wird fortgesetzt)

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Mai 192011
 

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Viele Lehrer verzweifeln an der Bildung oder am Bildungspaket. Dazu besteht kein Anlass.

Das kann man alles billiger, einfacher und „subsidiärer“ haben, wie es in der katholischen Soziallehre so schön heißt.

Musische Bildung  auf Antrag?

Lösung: Regelmäßig singen über den Tag verstreut in Kita und Schule! Kosten: 0. Verwaltungsaufwand: 0.

Tagesausflüge werden auf Antrag erstattet?

Lösung: Tagesausflüge als echten Wandertag zum Nulltarif von der Schule aus. 5 Stunden Wandern zu Fuß, keine Einkehr bei McDonald’s, sondern stattdessen Abschlagspiele und Fangen im Park für alle Kinder. Kosten: 0. Verwaltungsaufwand: 0

Sport auf Antrag?

Lösung:  Kinder sollen ermuntert werden, auch weitere Wege von bis zu 6 km zu Fuß zur Schule zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren statt sich fahren zu lassen. In den Unterricht werden regelmäßig Gymnastik- und Lockerungsübungen eingebaut. Kosten: 0. Verwaltungsaufwand: 0.

Umsetzung kommt nicht voran: Lehrer verzweifeln am Bildungspaket – Berlin – Tagesspiegel

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Mai 172011
 

Eine Grundschule für alle, die Grundschule der kurzen Wege, die erfolgreiche Grundschule, – so stellte sich in der Rücksschau für mich die bayerische Grundschule dar. Wie schaut es demgegenüber in Kreuzberg, wie schaut es demgegenüber in Berlin aus? Ich reihe aneinander:

Wir haben in Berlin ein hochgradig zersplittertes Grundschulwesen. Es herrscht deshalb gerade in Kreuzberg und auch in Berlin die Grundschule der langen Wege.  Jeden Morgen beobachte und erleide ich den umfangreichen Fuhrzirkus. Viele Kinder werden mit dem Auto durch die Stadt kutschiert. Die Elterntaxis parken uns mit großer Verlässlichkeit den Radstreifen zu und schneiden uns gerne den Weg ab. Kreuzberg muss ein sehr reicher Stadtteil sein, deshalb können viele Eltern die Kinder mit dem Auto bringen.

Die Berliner Grundschule schafft es nicht, Hochdeutsch durchzusetzen. Mehr als die Hälfte der Kreuzberger Schüler verlassen die Schulen, ohne genügend Hochdeutsch zu können, um eine Berufsausbildung zu beginnen. An mangelnden Sprachkenntnissen scheitert häufig der Unterricht in den einzelnen Fächern der weiterführenden Schulen.

Jetzt wird überflüssigerweise über eine Grundwortschatzliste von 700 Wörtern diskutiert, die die Schüler in den Grundschulen erlernen sollen. Dabei beherrscht ein normal entwickeltes Kind im Alter von 5 Jahren bereits etwa 4000 Wörter.

Das Berliner Grundschulwesen führt immer stärker zu ethnischer und religiöser Segregation der Schüler. Es wird unter den Eltern ganz offen von „Araberschulen“, „Türkenschulen“, „Russenschulen“ usw. gesprochen. Die Türken wollen nicht auf Araberschulen gehen, die Deutschen nicht auf Türkenschulen usw. usw. Christliche Privatschulen sind der Renner, mit ihren Vormerkungen könnten sie Radstreifen zupflastern! Alle staatlichen Grundschulen in den West-Berliner Innenstadtbezirken haben sich auf die – allerdings nur vermutete – muslimische Schülermehrheit ein- und umgestellt.

Die Schüler aus den Familien der Flüchtlinge und der Zugewanderten bleiben unter sich.  Es entsteht nur schwer ein gemeinsames Heimatgefühl.

Es fehlt an männlichen Grundschullehrern.

Es wird fast nicht mehr in deutscher Sprache gesungen.

Der Unterricht verläuft nicht nach festen Ritualen, sondern wird von Tag zu Tag jeweils neu geplant oder auch nicht geplant. Es gibt viele Schwierigkeiten im Bereich Disziplin, Pünktlichkeit und Anstand.

Kurzum: Die Berliner Schullandschaft zeichnet sich durch hochgradige Zersplitterung, durch eine bürokratische Aufspaltung der Schülerpopulationen und durch eine vergleichsweise geringe Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems Schule aus.

Für die Eltern ist es fast eine unlösbare Aufgabe, die „richtige Schule für mein Kind“ zu finden. Viele sind der Verzweiflung nahe. Insgesamt scheint mir die Einstellung vorzuherrschen: „Nur die beste Schule für mein Kind.“

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Mai 172011
 

In der Rückschau sieht man manches klarer – oder verklärter? Jedenfalls scheint mir heute – ich mag mich täuschen – , dass die beste Schule meines Lebens, die ich je besucht habe, die Volksschule im bayerischen Augsburg gewesen ist – gelegen mittendrin in einer kleinbürgerlichen Vorstadtsiedlung im Stadtteil Firnhaberau.  Warum sage ich das?  Nun, die Riesendebatten um die Kita- und Grundschulbildung, die derzeit in Berlin und anderswo toben, waren dort nicht nötig. Warum?

Es war eine Schule für alle – alle Kinder im Einzugsbereich besuchten dieselbe Grundschule („Volksschule“ genannt), da es eben nur diese eine Grundschule gab.

Es war die Schule der kurzen Wege. Wir gingen alle zu Fuß zur Schule und zurück, manche Schüler fuhren allerdings mit dem Rad. Autos gab es nur wenige. Wir waren – nach heutigen Maßstäben – arm.

Die Kinder waren weder nach Herkunft noch nach Religion getrennt. Kinder aus den Familien der Zugezogenen und der Flüchtlinge (darunter ich selbst, denn mein Vater war Heimatvertriebener, meine Mutter eine Zugezogene) saßen Seit an Seit mit Kindern aus den Familien der eingesessenen Augsburger. Sowohl Katholiken wie auch Protestanten saßen zusammen. Nur beim Religionsunterricht wurde getrennt.  Konfessionslose gab es nicht.

Der Unterricht verlief in festen Formen und Ritualen. An jedem Morgen standen wir auf, wenn der Lehrer hereinkam, begrüßten ihn artig und sangen zum Unterrichtsbeginn ein Lied, z.B.: „Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne“. Disziplinprobleme gab es – soweit erinnerlich – nicht. Als besondere Respektsperson ist mir der Hausmeister in Erinnerung. Mit ihm legte sich niemand an.

Der bayerische Staat setzte und setzt auch heute weiterhin an den Volksschulen Hochdeutsch durch. Obwohl wir – genauso wie die Lehrer auch – im Alltag selbstverständlich Augsburger Dialekt sprachen, galt doch unumstößlich das Gebot: Im Unterricht wird nur Hochdeutsch geredet – auch wenn dies schwerfiel.

Singen, Werken, Turnen, Schreiben in Hochdeutsch, Lesen in Hochdeutsch, Rechnen, Heimatkunde – das waren die Tätigkeiten und Stoffe, mit denen der Tag gefüllt war. Ich machte all das mit Freude und Wonne mit – außer dem Stricken und Häkeln. Der bayerische Staat vertrat damals die Aufassung, dass auch die Buben zur Entwicklung der Feinmotorik Stricken und Häkeln lernen sollten. Ich war dagegen, da ich dies als weibisch empfand. Wie auch immer: Stricken und Häkeln kann ich bis heute nicht, da ich es weiterhin als weibisch empfinde. Aber: Am Ende der Grundschulzeit konnten ausnahmslos alle Kinder genau dies: Singen, Basteln, Turnen, Lesen in Hochdeutsch, Rechnen im Zahlenraum bis 1000, Schreiben in Hochdeutsch – und wir hatten alle ein klares Identitätsgefühl als „zur Firnhaberau, zu Augsburg zugehörig“ entwickelt. Wir besaßen das Heimatgefühl!

Der bayerische Staat legte allergrößten Wert auf die musische Bildung der Volksschullehrer. Jeder Volksschullehrer musste ein Instrument spielen können, was auch in den Staatsexamina nachgeprüft wurde. Alle Lehrer mussten singen können. Häufiges Singen in hochdeutscher Sprache war fester Bestandteil des Alltags.

Es gab genügend männliche Lehrer in der Grundschule. Ich hatte zwei Jahre eine Frau, zwei Jahre einen Mann als Klassenlehrkraft.

Schulpolitik muss in Jahrzehnten denken – nicht in Wahlperioden! Heute gilt das bayerische Schulwesen unter den deutschen Lehrern ausweislich der neuesten Allensbach-Umfrage als das beste und leistungsfähigste bundesweit.  Ich glaube, dass der Grundstein für den Erfolg über die Jahrzehnte hin in der Grundschulpädagogik des bayerischen Staates gelegt worden ist.

Das bestätigt der heutige Tagesspiegel auf Seite 14. Lesen in Hochdeutsch lohnt sich, z.B. das hier:

Bayerische Unterrichtshilfe für Berlin – Schule – Berlin – Tagesspiegel

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Diagnose: Testeritis frenetica, oder: Sollen Berliner Kinder noch richtig gutes Deutsch lernen?

 Deutschstunde, Europäisches Lesebuch, Gute Grundschulen, Kinder, Konservativ  Kommentare deaktiviert für Diagnose: Testeritis frenetica, oder: Sollen Berliner Kinder noch richtig gutes Deutsch lernen?
Mai 132011
 

affe-in-waldsieversdorf-001.jpg Groß ist das Jammern und Klagen in diesen Tagen über den VERA-Vergleichstest! „Zu schwer“, „die Kinder kennen kaum 700 Wörter und sollen jetzt den Test schreiben?“, stöhnen die Lehrer. Nun, ich kenne die Tests, mein vorwiegend russisch erzogener Mit-Migrationshintergrund-Sohn schreibt ihn dieses Jahr zum zweiten Mal mit.

Mein Gesamteindruck von VERA: der Test für die dritte Jahrgangsstufe orientiert sich an dem, was die Generation der heutigen Lehrer und Kultusbeamten in ihrer eigenen Schulzeit etwa am Ende der ersten Klasse beherrschte. Im Test wird also vorausgesetzt oder erwartet, dass die Berliner Kinder heute in der dritten Jahrgangsstufe etwa so gut Deutsch können wie vor 20 oder 30 Jahren die Lehrer am Ende der ersten Klasse. Eine fromme Hoffnung! Eine wortreich beschwiegene, von den Berliner Parteien nicht einmal ansatzweise erkannte Tatsache der Berliner Schulwelt ist: Große Teile der nachwachsenden Generation lernen bis zum Ende der Schulzeit nicht mehr richtig Deutsch. Wer das nicht anerkennt, kennt Kreuzberg, Wedding, Schöneberg, Spandau, Lichtenberg, Tiergarten, Neukölln nicht. Lest einen beliebigen Abschnitt aus einer beliebigen Jammerarie:

mobil.morgenpost.de
Marion Hein, Deutschlehrerin an der Sonnen-Grundschule, findet den Text zu anspruchsvoll für ihre Schüler. „Sie müssen nicht nur die verschiedenen Vogelarten bis zur Lerche kennen, sondern auch noch verstehen, dass den Tieren in der Fabel menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden“, sagt sie. Diese Übertragung schaffen die Kinder noch nicht, meint sie. Zudem sei ihre Erfahrungswelt in der Natur oft sehr begrenzt. Als sie mit ihrer Klasse zum ersten Mal im Zoo war, dachten einige Kinder, die Affen seien große Eichhörnchen, erzählt die Lehrerin. Die meisten Eltern seien arbeitslos. Nur selten kämen die Kinder aus dem Neubaugebiet am Dammweg heraus.

Also, wir halten fest: Die Berliner Kinder kennen am Ende der dritten Klasse keine Fabeln. Sie wissen nicht mehr, worum es in einer der bekannten Tierfabeln geht, wie sie in den europäischen und orientalischen Kulturen seit etwa 2 Jahrtausenden gang und gäbe waren. Obwohl Tiere auch im heutigen Leben der Stadtkinder allgegenwärtig sind – etwa in Gestalt von Hunden und Katzen, aber zunehmend auch in Gestalt von Füchsen, Mardern, Eichhörnchen, Tauben, Ratten, Fischen, Spatzen, ja sogar Wildschweinen, lernen die Kinder nicht mehr, dass wir Menschen uns seit Jahrtausenden in den Tieren widerspiegeln und ihnen menschliche Eigenschaften zuschreiben.

Der „böse“ Wolf, das „sanfte“ Lamm, der „stolze“ Adler. Wolf, Lamm, Adler: unwillkürlich erscheinen uns diese Tiere als böse, sanft, stolz. Die Berliner Kinder heute kennen am Ende der dritten Jahrgangsstufe das Wort böse sicherlich noch, aber „sanft“ und „stolz“ sind ihnen meist schon spanische Dörfer. Redet mit ihnen!

Ich bedaure es sehr, dass die Berliner Parteien nicht zu erkennen geben, dass sie sich des Problems  der mangelhaften Deutschkenntnisse der Mehrheit der Berliner Kinder überhaupt bewusst sind. Außer einer  Testeritis frenetica fällt ihnen wenig ein. Es fehlt in Berlin und Brandenburg an jedem tauglichen Modell zur Unterrichtung in Deutsch als Zweitsprache!

Die Grundschullehrer sind sich selbst überlassen. Der Test VERA – oder vielmehr die Klagen der Lehrer über VERA – decken dies schonungslos auf.

Hier stehen wir deutschkundigen Eltern in der Verantwortung. Wir müssen die Berliner Parteien aufrütteln und kräftig durchschütteln! Ich persönlich habe dies vor einer Woche im Hotel Estrel mit schwachen Kräften versucht. Das Echo war mau, oder sagen wir: sanft.

Bild: ein Affe in Waldsieversdorf

 Posted by at 10:43
Apr 302011
 

Aha, interessantes Thema, das ich da im Blog Politikselbermachen entdecke. Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg werden die Gelder für das Schulessen zusammengestrichen. Ausgerechnet bei den Schulen und beim Essen für unsere Kleinsten spart mein Heimatbezirk mehr als die anderen Berliner Bezirke. Was soll ich sagen? Soll ich mich schämen, ein Friedrichshain-Kreuzberger zu sein?

Ich rege mich ja schon gar nicht mehr über die fehlende Fahrradinfrastruktur im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf – über die schmähliche Ausgrenzung und das An-den-Rand-Drängen des Radverkehrs an der Skalitzer Straße, am Tempelhofer Ufer, an der Warschauer Straße, am Tempelhofer Berg und und und. Wer Fahrrad fahren will, wer jung, gesund, stark und risikofreudig ist, soll halt Fahrrad fahren, wie ich das ja auch mit größter Freude mache.

Ich lege hiermit das denkbar beste Zeugnis ab: Kein einziger gesunder, sportlicher, risikofreudiger, erwachsener Mann wird hier in unserem deutschlandweit bekannten Vorzeigebezirk am Fahrradfahren oder am Zu-Fuß-Gehen gehindert!

Alles gebongt, alles gegessen!

Aber dass man ausgerechnet am Schulessen, ausgerechnet an Centbeträgen knausert? Lest das hier:

Berlin muss sparen – beim Schulessen? « Politikselbermachen
Jedes Kind sollte gut essen, jedes Schulkind sollte auch gut selberkochen lernen. Leider wird in manchen Kreuzberger Familien zu wenig selber gekocht. Folge: Die Kinder sind auf qualitativ hochwertiges Essen in der Schule angewiesen. Lecker, schmackhaft und gesund kann man auch für wenig Geld essen – sofern man frische Zutaten der Saison kauft und selber kocht.

Eifrig auf den Spuren des herrlich bösen, roten SPD-Mannes Thilo Ich-nehm-meine-Mitgliedschaft-ins-Grab-Sarrazin, der Arbeitssuchenden und Sozialhilfeempfängern selber vormachte, wie man für Euro 1,03 für ein Mittagessen, für 3,76-3,98 am Tag gesund&lecker essen kann, wandelt derzeit der ganz liebe, grüne Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. In Friedrichshain-Kreuzberg darf das angelieferte Schulessen künftig nur noch höchstens 2 Euro/Portion kosten.

Lest selbst:

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat bei seiner aktuellen Ausschreibung zur Vergabe des Catering-Auftrags sogar festgelegt, dass das Schulessen künftig noch weniger kosten muss als in den Vorjahren. Das angelieferte Schulessen darf dort nur noch höchstens zwei Euro kosten. Bisher galt eine Kostenobergrenze von 2,05 Euro. Daraufhin haben nun Essensanbieter aufgegeben. Der Caterer „Drei Köche“, der bisher Schulen im Bezirk beliefert, hat sich an der Ausschreibung, deren Frist gestern abgelaufen ist, nicht beteiligt. „Bei diesem Preisdumping machen wir nicht mit“, sagte Geschäftsführer Klaus Kühn.

Quellenhinweise (hey Plagiatjäger – ihr habt keine Chance!):

Martin Klesmann: Schulessen auf Sparflamme. Berliner Zeitung online, 29.04.2011

Thilo Sarrazin: „Ernährung“, in: Deutschland schafft sich ab. DVA München 2010, S. 114-121

Bild: der herrliche Kreuzberg zur herrlichen Osterzeit

 Posted by at 20:54
Apr 202011
 

Auf S. 1 berichtet heute die Berliner Morgenpost über die repräsentative Allensbach-Studie, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

72% der Lehrer beobachten, dass Eltern zu wenig Zeit für ihre Kinder haben. 74% der Hauptschullehrer glauben, dass Eltern sich zu wenig für die schulischen Leistungen ihres Nachwuchses interessieren. Die besten schulpolitischen Rahmenbedingungen bieten aus Sicht der Lehrer Bayern (49%) und Baden-Württemberg (37%).

90 Prozent der befragten Lehrer sehen ihre Schüler von den Medien geprägt, materialistisch eingestellt (71 Prozent) und durch Konzentrationsprobleme behindert (75 Prozent). Zudem seien sie selbstbezogen (59 Prozent) und sehr an Äußerlichkeiten orientiert (58%). 60 Prozent der Lehrer gaben an, der Unterricht und der Umgang mit Schülern sei in den vergangenen fünf bis zehn Jahren anstrengender geworden.

Bildung – Deutschlands Lehrer wünschen sich bessere Eltern – Titelseite – Berliner Morgenpost – Berlin.

 Posted by at 15:34

Familienbildung und Elternarbeit statt „Steigerung der Schulqualität“?

 Gute Grundschulen  Kommentare deaktiviert für Familienbildung und Elternarbeit statt „Steigerung der Schulqualität“?
Apr 192011
 

19042011510.jpg

Aha. Eine neue Allensbach-Studie bestätigt letztlich das und fordert das, was ich selber als bienenfleißiger Schoolworker ebenfalls glaubte erkennen zu dürfen … Lest mehr:

Brennt es an der Berliner Schule? Oder: Wer soll Werte vermitteln – die Schule oder die Eltern? | Politikselbermachen

 Posted by at 20:05
Mrz 122011
 

12032011414.jpgWeltweit scheint der Frontalunterricht – Lehrer lehrt, Schüler hören zu und lösen die vom Lehrer gestellten Aufgaben – die vorherrschende Unterrichtsform zu sein.  Bei uns in Berlin freilich nimmt der Anteil des Frontalunterrichts ab – also müssten nach Meinung vieler Didaktiker auch die Lernergebnisse sich verbessern. Das Gegenteil ist der Fall.

Manche modernen Didaktiker in Deutschland schreiben den Frontalunterricht fast völlig ab. Ich selbst habe jahrelang Sprachen mit einer Mischung aus Fontalunterricht, Gruppenarbeit, kreativen Arbeitsformen, Medienarbeit, Stillarbeit usw. unterrichtet.

„Der Frontalunterricht ist passé.“ So sagen es manche Schulleiter, wenn sie das moderne, multimedial hochgepuschte  „Lernzentrum“, früher Schule genannt, der Presse vorführen. Ich halte dies für falsch.

Öfter lerne ich erfolgreiche Menschen aus armen Ländern kennen. Dann frage ich: „Was hat Sie geprägt? Warum haben Sie so viel gelernt, obwohl doch bei Ihnen die Schulen im Vergleich zu Deutschland miserabel schlecht ausgestattet sind?“

Antwort: „Es waren Lehrerpersönlichkeiten, die an uns glaubten, die uns forderten, die gerecht, streng und liebevoll waren.“

Die Persönlichkeit des Lehrers entscheidet ganz offenkundig in hohem Maße über den Erfolg des Unterrichts – mehr als die Methode und die Ausstattung, ganz sicherlich mehr als die Klassenfrequenz! Man kann – so meine ich – ruhig die Klassengröße erhöhen. Solange der Lehrer mit Autorität, Strenge und Glauben an die Schüler arbeitet, wird er erfolgreich sein.

Der Wissenschaftler Gerhard Roth, Autor des Buches „Bildung braucht Persönlichkeit“, hat einige Einsichten von der überragenden Wichtigkeit der Persönlichkeit auf sehr überzeugende Weise sehr frontal ausgesprochen:

Der erste Eindruck zählt – Hirnforscher rät Lehrern auf ihr Auftreten zu | Campus & Karriere | Deutschlandfunk

 Posted by at 22:27

When It Comes To Class Size, Smaller Isn’t Always Better

 Gute Grundschulen, Kinder, Zählen  Kommentare deaktiviert für When It Comes To Class Size, Smaller Isn’t Always Better
Mrz 032011
 

Kuckstu mal hier in die TIME: Die kleine Klasse – heilige Kuh aller Bildungswutbürger – ist weniger wichtig als die Persönlichkeit des Lehrers. Spannend! Hab ich immer gefühlt. Zu den teuersten und (am leichtesten zu fordernden Maßnahmen) gehört ja die Forderung nach „kleineren Klassen“. Schön und gut. Aber es fehlt an Geld und an Lehrern.

When It Comes To Class Size, Smaller Isn’t Always Better – TIME
In other words, class size matters, but teacher effectiveness matters more. That means that as a parent, you’re better off with 28, 30, or maybe even more kids and a great teacher, than 24 or 22 and a mediocre one. What’s more, to really make a difference smaller must mean much smaller. Fewer than 16, for instance.

 Posted by at 12:11

Kochkurse statt Mensae für Übergewichtige!

 Gute Grundschulen, Kinder, Kochen  Kommentare deaktiviert für Kochkurse statt Mensae für Übergewichtige!
Jan 282011
 

Das Kochen ist für Mann&Weib eine fundamentale Kulturtechnik wie Essen, Schlafen, Reden, Singen, Tanzen.

Sehr sehr gut, Frau Aigner! Das brauchen unsere Kinder! Sie treffen da den Deckel auf den Topf!

Im Lesebuch meines Sohnes (3. Klasse, Diesterweg Verlag, „Bausteine“) gibt’s ein Kapitel: „So kochen Indianer.“ Sonst – KEIN WORT ZUM KOCHEN! Scha(n)de!

Übrigens: auch Eltern können kochen lehren und kochen lernen.

Kochkurs für Übergewichtige: Kinder können sich nicht mal ein Brot schmieren – Nachrichten Politik – Deutschland – WELT ONLINE
Die Kochstunden für den Ernährungsführerschein ließen sich „problemlos in die bestehenden Unterrichtsfächer einbauen“, sagt Aigner. In der Deutschstunde etwa können Kinder lernen, Rezepte zu lesen. Der Mathematiklehrer zeigt dann, wie sich Rezepte für drei Personen auf fünf Personen umrechnen lassen. So lässt sich lebensnah das Dreisatzprinzip vermitteln.

 Posted by at 09:18

Ist die Schulqualität für die Zukunft des Kindes entscheidend?

 Gute Grundschulen, Integration, Kinder, Migration  Kommentare deaktiviert für Ist die Schulqualität für die Zukunft des Kindes entscheidend?
Jan 162011
 

Immer wieder wird behauptet, die bildungsehrgeizigen Eltern schickten ihre Kinder auf die „guten Schulen“ und ließen die „schlechten Schulen“ links liegen. Denn von der Schulqualität hänge der Bildungserfolg der Kinder im Wesentlichen ab. Man brauche also nur die Qualität aller Schulen auf ein gleich hohes Niveau zu verbessern und alle Schüler hätten gleiche Bildungschancen und annähernd gleichen Bildungserfolg – unabhängig von der Herkunft der Eltern.

Typischer Beleg dieser Auffassung: der heutige Kommentar von Gerd Nowakowski.

Schulreform: Berlin braucht gute Schulen in allen Bezirken – Meinung – Tagesspiegel
Die meisten Eltern aber wissen, dass Schulqualität entscheidend für die Zukunft ihres Kindes ist und drängen auf gute Schulen. Deswegen müssen Lehranstalten in sozial schwächeren Bezirken befürchten, ganz abgehängt zu werden.

Ich widerspreche diesen Behauptungen. Vielmehr scheint – nach der Mehrzahl der Untersuchungen – der Bildungserfolg eines Kindes in Deutschland ganz entscheidend vom Elternhaus abzuhängen. Ein Akademikerkind auf einer „schlechten Schule“ wird mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls Akademiker werden – und umgekehrt.

Nicht die Qualität der Schulen führt zur Entmischung in bestimmten Wohnlagen, sondern die Entmischung des Wohnens mit der berlintypischen Ballung von Transferempfängern und Familien mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund führt zur Entmischung der Schülerschaften.

Leider prägt nicht die pädagogische Arbeit, sondern die Zusammensetzung der Schülerschaft den Ruf einer Schule. Es gibt pädagogisch und materiell erstklassig ausgestattete Schulen, die bei den bildungsehrgeizigen Eltern dennoch als schlechte Schulen gelten, die man meiden sollte.

 Posted by at 23:05