Mai 282012
 
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Heute zitierte ich bei einem abendlichen Geplauder über die Kindererziehung mit einer Kreuzberger Mutter meine eigene Mutter:

„Ob Mutter sein schön ist, hängt in hohem Maße davon ab, wie der Vater der Kinder ist, aber auch, wie der Vater zur Mutter seiner Kinder ist.“

Zustimmung! Du hattest häufiger recht, als wir 4 Kinder damals erkennen konnten, Mutter – schon damals.

Der Würfel der Debattte um die Alternative zwischen einerseits Betreuungsgeld und andererseits dem forcierten Ausbau der Krippen- oder Kita-Plätze für Kinder von 0 bis 3 Jahren (und nur um diese Kinder von 0-3 Jahren geht es derzeit!) steht auf einer einzigen Ecke – wie gut zu sehen an dem jederzeit zum Fallen geneigten Würfel vor dem Willy-Brandt-Haus!

Jede familienpolitische Debatte, die nicht auch von Ehe und Familie, nicht auch und vor allem von den Bedürfnissen des kleinen Kindes spricht, wird und muss ihr Ziel verfehlen. Sie dreht sich im luftleeren Raum der Zahlen und Budgetvorbehalte.

Die entscheidenden Fragen, wenn wir über das Für und Wider des Betreuungsgeldes sprechen, sind zweifellos – in absteigender Wichtigkeit:

1) Was wollen und brauchen die Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren?

2) Was wollen und brauchen die Frauen, deren Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren stehen?

3) Wie können die Väter diese Mütter unterstützen?

4) Wie können die Gesellschaft und die Politik die Familien unterstützen, deren Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren stehen?

Dies ist das Buch, dem ich derzeit sehr viele Leserinnen und noch mehr Leser wünsche:

Gerda Hampel: Warum ich gerne Frau bin. Ein Buch für Mann und Frau. Rex-Verlag Luzern/Stuttgart, 1981, hier: S. 67

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Für mich

 Familie, Kinder, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für Für mich
Apr 112012
 

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„Menschen, die selber keine Kinder haben, begreifen nur selten, was dies bedeutet, ganz gleich, wie reif und intelligent sie ansonsten auch sein mögen, zumindest traf das auf mich zu, bevor ich selber Vater wurde.“ Der guten Ordnung halber setzen wir diesen Satz, der von Karl Ove Knausgard stammt, in Anführungsstriche.

Ich meine in der Tat: Das Hineinwachsen in die Rolle eines Vaters oder einer Mutter kann jedem Menschen eine Dimension des Mitmenschlichen eröffnen, die über das Für-Sich-Sein hinausgeht. Denn Vater oder Mutter müssen, sofern sie ihre Verantwortung ernst nehmen, stets bedenken: Welche Wirkung hat das, was ich tue oder nicht tue, für mein Kind? Welche Wirkung hat das, was ich tue oder nicht tue, für andere Kinder? Für andere Menschen?

Kinder verlangen, dass wir für sie mit-denken, mit-fühlen, mit-entscheiden.

Am Beispiel des gestern erlittenen Auffahrunfalls an der roten Ampel wurde mir dies wieder klar. Ein gesunder, kräftiger, hellwacher Mann meint in der Regel abschätzen zu können, ob er mit seinen Rotlichverstößen jemand anderen gefährdet.  „Ich entscheide für mich selber, wann ich mich an Verkehrsregeln halte und wann nicht – ich entscheide nur für mich.“

ICH entscheide FÜR MICH selber, was gut ist oder nicht.“ Das ist der vorherrschende Modus der Für-Mich-Gesellschaft. Auf diesen Modus setzt die Werbung, setzen die vielen Glücksverheißungen, etwa die Spielcasinos, das Rauschgift, der Alkohol, die Sucht, die zahllosen Belohnungen und Gratifikationen, welche der Konsum ausschüttet.

Siehe etwa das obige Bild!

Allerdings hat dieser Mann, der mir gestern ins Fahrrad drauffuhr, nicht bedacht, welche Wirkung diese gehäuften Rotlichtverstöße auf die Berliner Kinder haben. Die Kinder sehen in der Welt der Erwachsenen, dass die Erwachsenen sich selber oft nicht an die Regeln halten, die ihnen in der Schule eingeschärft werden. „Halte bei Rot an!“ Dutzende Male hören die Kinder das in der Schule. Und hunderte Male wird vor ihren Augen gegen diese Regel verstoßen.

Folge: Die Kinder wissen nicht, woran sie sind. Sie sehen: Die Regeln gelten nur für manche, für andere nicht.

Eben dieser junge, kräftige Radfahrer, der mir gestern an der Ampel drauffuhr, würde sich vermutlich anders verhalten, wenn er Vater wäre und mit seinem minderjährigen Sohn zusammen Rad führe. Er wüsste dann nämlich, dass für Kinder das Vorbild der Erwachsenen von entscheidender Wirkung ist.

Diese Dimension des Für-andere-seins wird selbstverständlich auch in vielen anderen Erfahrungen zugänglich: in der Freundschaft, in der Liebe zu einem anderen erwachsenen Menschen oder zu einem Tier, immer da, wo Menschen für einen bestimmten anderen Menschen dauerhaft Verantwortung übernehmen.

Aber Vaterschaft und Mutterschaft nötigen diesen Wandel der Persönlichkeit geradezu auf. Freundschaften oder Liebesbeziehungen zu anderen Menschen sind frei wählbar und abwählbar.

Das eigene Kind hingegen ist nicht „wählbar“. Gerade deswegen können Kinder einen so umfassenden, verwandelnden Einfluss auf das Leben der Erwachsenen ausüben. Sie können einen erste, notwendige Schritte zum Lieben führen.

Zitat:
Karl Ove Knausgard: Lieben. Roman. Aus dem Norwegischen von Paul Berf. Luchterhand Verlag, München 2012, S. 6

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Warum ist jedes fünfte Kind in Berlin psychisch krank?

 Familie, Frau und Mann, Kinder, Liebe, Männlichkeit, Mutterschaft  Kommentare deaktiviert für Warum ist jedes fünfte Kind in Berlin psychisch krank?
Mrz 122012
 

Immer mehr Berliner Kinder, mittlerweile sogar jedes fünfte, sollen psychisch krank sein. Eine niederschmetternde Zahl, die sich leider mit meiner langjährigen Erfahrung deckt.

So viele kranke, alleingelassene, sich schutzlos und unbehütet vorkommende Kinder haben unseren Weg gekreuzt!

Viele habe ich gesehen, in vielen Familien bin ich gewesen, viele alleinerziehende  Mütter haben mir von ihrer Situation berichtet.

Darüber sollten wir reden!

Mir wird viel von Erziehern, Lehrern, Psychologen und Sozialarbeitern gesagt und anvertraut – und ich stimme diesen Aussagen nach 2 Jahrzehnten Vater-Erfahrung mit und in Berliner Kitas und Schulen weitgehend zu:

 Folgende Behauptungen stelle ich als meine Meinung in den Raum:

Mit den Eltern steht und fällt fast alles!

Um ein Kind, das zwei fürsorgliche, verantwortliche, sich kümmernde Eltern hat, brauchen wir uns keine echten Sorgen zu machen.

Seelische Vernachlässigung, Abwesenheit des Vaters und ersatzweise gewährte materielle Verwöhnung bis hin zur früh angelernten Sucht sind heute die allergrößten Gefahren für die Gesundheit der Kinder.

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrome entstehen in Kindern aus einem chronischen Mangel an persönlich erfahrener Aufmerksamkeit. Sie sind nicht biologisch bedingt, sondern entstehen dadurch, dass die Kinder selber nie gespannte, hörende, wohlwollende Aufmerksamkeit erfahren haben.

Die Eltern müssen mehr tun! Die Schule und die Kita, Schulstationen, Sozialarbeiter und Psychologen können das Defizit nur zum Teil ausgleichen.

Leider droht in Berlin das Wissen darüber, was eine gute Mutter, einen guten Vater ausmacht, komplett verlorenzugehen. Berlin sägt in blinder Staatsgläubigkeit sozusagen am eigenen Ast.

Wir brauchen Elternschulung von Kindesbeinen an. Eigentlich müsste eine psychisch gesunde Gesellschaft bereits die Kinder zu guten Eltern zu erziehen anfangen.

Was meint Ihr dazu?

Berliner Senatsbericht – Jedes fünfte Kind in Berlin ist psychische krank – Berlin – Berliner Morgenpost – Berlin

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Dauerkrank wegen zu geringer Bezahlung? Wegen fehlender Verbeamtung?

 Geld, Gute Grundschulen, Kinder, Person, Sündenböcke  Kommentare deaktiviert für Dauerkrank wegen zu geringer Bezahlung? Wegen fehlender Verbeamtung?
Feb 272012
 

Immer wieder unterhalte ich mich seit 3 Jahrzehnten mit Kreuzberger und Berliner Lehrern über die Belastungen ihres Berufes. Viel zu viele habe ich dauerkrank werden sehen, andere haben eines jener berühmten Umsetzungsgesuche gestellt und verabschieden sich in andere Bezirke oder wechseln an private Schulen über. 5% der Berliner Lehrer sind dauerkrank geschrieben, selbstverständlich kommen dazu noch die üblichen zeitweilig Kranken, so dass sich insgesamt an den Schulen ein Krankenstand von weit über 10 % ergeben kann.

Bei so einem hohen Kankenstand würden in jedem Unternehmen die Alarmglocken schrillen. Etwas stimmt dann im Betrieb nicht.

Mein Haupteindruck:  Die Berliner Lehrer an staatlichen Schulen werden zu wenig gewürdigt, ihnen wird zu wenig zugehört. Ein Recht, sich öffentlich zu melden, haben sie als einzelne nicht. Selbst einen Leserbrief über die Situation an Kreuzberger Schulen dürfen sie nicht schreiben, das wäre eine Verletzung des Dienstgeheimnisses. Ich kenne kaum eine Berufsgruppe, die so viel schlucken muss.

Aber es gibt ja die Gewerkschaften! Wie erklärt GEW-Vorsitzende Sigrid Baumgardt den hohen Krankenstand und die Abwanderung der Lehrer? Ihre Antwort steht heute – passend zu einem Gespräch mit Schulsenatorin Scheeres – in der Morgenpost auf S. 11. Demnach wären die Lehrer durch die vielen Reformen, durch erhöhte Dokumentationspflichten, durch mangelnde Verbeamtung und durch zu geringe Bezahlung unter Druck und würden dadurch krank.

Die GEW fordert also: Weniger Pflichtstunden, mehr Gehalt! So weit die eingängige, gut klingende Lösung der GEW. Ja, darin ist die GEW gut, so etwas zu fordern – zumal, da die Lehrer Schlange stehen, um endlich in Berlin arbeiten zu dürfen, und die Kassen der Stadt prall gefüllt sind! Es fehlt noch die Forderung nach kleineren Klassen, hüstel.

Ich würde die Senatorin Scheeres bitten, erst einmal von innen hinzusehen, hinzuhören und die einzelne Lehrerin, den einzelnen Lehrer zu fragen: „Was macht Sie krank?“

Die Senatorin würde dann andere Antworten bekommen als von der GEW. Weitere zielführende Fragen:

„Würde es Ihnen helfen, wenn Sie mehr Gehalt bekämen?“

Ich vermute: Die zahlreichen Dauererkankungen der Berliner Lehrer entspringen vor allem dem Schulalltag, dem Umgang mit den immer schwieriger werdenden Schülern und den immer schwieriger werdenden Eltern, verbunden mit dem Gefühl, vom Senat und der Schulpolitik verschaukelt zu werden und von den Gewerkschaften ebenfalls nicht vertreten zu werden. Manche Lehrer an den staatlichen Schulen Berlins haben offenkundig das Gefühl, auf verlorenem Posten zu kämpfen, als einzelne Persönlichkeiten einfach nicht wahrgenommen zu werden.

„Sind Sie wegen mangelnder Verbeamtung dauerkrank?“ Eine unsinnige Frage. Gerade verbeamtete Lehrer sind häufig dauerkrank.

Und die Situation an Kreuzberger und Neuköllner staatlichen Schulen? Ist und bleibt nicht so rosig, wie sie aus nötigem Zweckoptimismus zu Recht meist dargestellt werden muss. Ich meine: Über weite Strecken ist die Lage unhaltbar. Die wenigen Schüler ohne den richtigen Migrationshintergrund werden vielfach gnadenlos rausgedrängt oder rausgemobbt. Und da dies nicht offen diskutiert werden darf, weil dann sofort der Vorwurf des Rassismus oder der Islamophobie erhoben wird, schweigen viele Lehrer und flüchten in Dauer-Krankheit, oder sie stellen die berühmten Umsetzungsgesuche.  Erst kürzlich hat wieder ein kleines Häufchen von Schülern, die leider Deutsch als Muttersprache haben und dafür nichts können, eine vielgerühmte Kreuzberger Schule, an der nach Presseberichten alles gut läuft, geschlossen verlassen.

Not tut ein offenes Gespräch. An mangelnder Bezahlung werden die Lehrer nicht krank, auch nicht an zu hohen Arbeitszeiten.

Nur vertrauensvolle, nichtöffentliche und unter Datenschutz erfolgende Gespräche mit den kranken Lehrern, – bitte nicht mit der GEW oder sonstigen ihr eigenes Verbandssüppchen kochenden Funktionären –  können der Senatorin ein zutreffendes Bild über die Ursachen der vielen Dauer-Krankschreibungen liefern.

Machen Sie sich ein Bild, Frau Senatorin!

Lehrermangel – GEW fordert mehr Gehalt für Berliner Lehrer – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost – Berlin

 Posted by at 16:38
Feb 062012
 

Immer wieder treffen wir armen Kreuzberger mit armen Kindern aus armen Familien zusammen,  also aus jenen Familien, um die sich Familienhelferinnen, Lehrerinnen, Polizistinnen, Richterinnen, Gefängnisbeamte usw. tagaus tagein kümmern. „Was machen wir zusammen? Warst du schon mal am Kreuzberg?“ Typische Antwort der armen Kinder: nein.

Der Erlebnis-Radius der armen Kinder aus Armutsfamilien hat sich oftmals auf eigene Playstation, eigenen Fernseher, eigenen Computer und eigenes Smartphone eingeengt.

Für Bewegung, für Erforschen der Umwelt, für kostenlose Vergnügungen wie etwa das Erklimmen des 1 km entfernten Kreuzbergs, für Erzählen, Lachen, Singen und Spielen fehlt im Leben der Armutskinder oft, – was?  Das Geld?

Große Erschütterung über den Tod der kleinen Zoe! Starb sie, weil sie aus einer armen Familie kommt?  Glaubt man den Politikerinnen, so könnte es so sein, dass sie starb, weil sie aus einer armen Familie kam. Lest das Interview:

Bezirksstadträtin Monika Herrmann: Risikofaktor Armut kann zu Verwahrlosung und Gewalt an Kindern führen – Berlin – Tagesspiegel

409 Millionen Euro für Einzelfallhilfe der Berliner Bezirke allein in 2010! In vielem trifft Stadträtin Herrmann den Nagel auf den Kopf, etwa in der Kritik an mangelnder Abstimmung der Stellen und in ihrem löblichen Verzicht auf ständiges Nachfordern für unseren Bezirk. In der Einschätzung des Risikofaktors „Armut“ ist ihr hingegen zu widersprechen.

Nicht materielle oder finanzielle Armut ist der Risikofaktor, sondern mit weitem Abstand der größte Risikofaktor ist die Vernachlässigung der Kinder durch die Eltern, die Trennung oder Scheidung der Eltern sowie das Fernbleiben, das Versagen oder die Flucht der Väter aus den Familien.

Viele Berliner Väter „platzieren“ ihre Frauen und Kinder ganz bewusst in der staatlichen Versorgung und machen sich aus dem Staub, lassen es dabei bewenden. Oder sie werden von den Müttern als entbehrliche Last gesehen und rausgeschmissen. Das habe ich selbst immer wieder gesehen, Familienhelferinnen, Fachkräfte der psychosozialen Versorgung und Lehrerinnen bestätigten es mir oft. Die gänzliche Abwesenheit oder das offenkundige Fehlverhalten der Väter und die daraus sich ergebende Überforderung der Mütter sind meines Erachtens die Wurzel der meisten Übel im Leben der Kinder, nicht die Arbeitslosigkeit, nicht das nur knapp ausreichende Geld und schon gar nicht Hartz IV. Es fehlt in unserer Gesellschaft insbesondere für Väter ein gutes Leitbild für die Familie.  Mancher Mann macht deshalb mehr oder minder, was er will und was ihm in den Kram passt. Gute Väter und gute Mütter braucht das Kind, dann kann man nach und nach die Familienhilfe zurückfahren – statt des exorbitant wachsenden Bedarfs an staatlichen Hilfsmaßnahmen in den letzten Jahren. Familienhilfe, Hilfen zur Erziehung, Einzelfallbetreuung werden stets nur marginale, wenngleich dringend nötige Korrekturen anbringen können. Die Stadt braucht gute Väter und  gute Elternpaare.

Es gibt keine Partei, die das zu sagen wagte. Schade. Schade für die armen Kinder.

 Posted by at 14:51
Jan 212012
 

Weiterhin steuern wir das Schifflein der Singgruppe an unserer Lomonossow-Grundschule durch das mäandernde Band der Wochen. Ab kommender Woche treffen wir Eltern uns jeweils am Dienstag (nicht mehr am Montag), um mit den Kindern bekannte deutsche Lieder einzulernen, die wir meist  einem von einigen Ungarn herausgegebenen, in China gedruckten Buch „Deutsche Volkslieder“ entnehmen. Die Ungarn, die Chinesen, das sind offenbar zwei Völker, die noch deutsche Volkslieder singen und sie wertschätzen.

Eltern, die mit Kindern einfache alte Lieder singen! Fast die letzten der Art, dieses klamme Gefühl beschleicht mich manchmal.

Doch große Hoffnung flößen mir andere Stimmen ein, die vom hohen Wert des Singens für die Kinder ebenfalls überzeugt sind: die Lehrer, mit denen ich spreche, viele Eltern, mit denen ich spreche, die Wissenschaftler, die sich dazu äußern. Toll: Am Evangelischen Gymnasium am Grauen Kloster gibt es einen Elternchor, der zu Weihnachten das Weihnachtsoratorium von Bach aufführte. Klasse! Gestern sehr gutes Interview in der Berliner Morgenpost auf S. 17 mit dem Prof. Eckart Altenmüller. Ein paar Leitmotive:

„Kinder, die viel singen, haben ein besseres Sprachgefühl.“

„Singen im Chor ist auf Harmonie ausgerichtet, man geht aufeinander ein, hört auf den anderen.“

„Der gemeinschaftsbindende Charakter ist offenbar beim Singen besonders stark.“

Singen stärkt das Immunsystem.“ Klasse, aber wovon leben dann die Immunologen, die sich doch darauf verlassen können müssen, dass die Zahl der Allergiker weiterhin steigt?  Sollen die alle zu Chorleitern umgeschult werden?

Ich bin überzeugt: Würden Kreuzberger Kita-Gruppen und Kreuzberger Grundschulklassen täglich zwei bis drei Mal ein gemeinsames Lied in deutscher Sprache in allen Strophen singen, zerstöben die niederschmetternden Sprech- und Sprachdefizite der Kreuzberger Kinder innerhalb weniger Jahre. Dass so viele Erwachsene, die hier in Kreuzberg geboren sind, hier aufgewachsen sind, hier die Kita und die Schule besucht haben, ihr Leben lang nur gebrochen Deutsch und kein Hochdeutsch reden geschweige denn schreiben, wäre ein Kapitel der Vergangenheit. Die zeitraubende Maschinerie der individuellen Sprachstandsmessungen würde weitgehend überflüssig.

Besonders erfreulich finde ich, dass es jetzt eine große Bewegung Klasse wir singen gibt, an der sich sogar Berliner Schulklassen beteiligen. Dort werden 16 Lieder – darunter Hey Pippi Langstrumpf, Der Mond ist aufgegangen, Morning has broken –   gemeinsam einstudiert und später bei einem viertausendstimmigen Konzert aufgeführt. Klasse. „Das Konzept sieht vor, dass sich Schulklassen geschlossen anmelden und sechs Wochen lang dazu verpflichten, mindestens ein Lied pro Tag während der Unterrichtszeit gemeinsam zu singen“, schrieb Annette Kuhn gestern in der Berliner Morgenpost auf S. 17.

Ein ermutigender erster Schritt auf dem Pilgerweg zu einer neuen Gesangs- und Sprachkultur. Klasse.

Bis 31. Januar 2012 können sich Schulklassen hier noch anmelden. Klasse. Macht es!

Interview: Eckart Altenmüller – „Singen stärkt das Immunsystem“ – Familie – Berliner Morgenpost – Berlin

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Nov 262011
 

Als Berlins größtes politisches Problem benennt die BILD-Zeitung die  BILDUNG.

Unter dem Motto BILD DIR DEINE MEINUNG besuchte ich gestern und heute Tage der Offenen Tür an Berliner Schulen in freier Trägerschaft. Denn Schulen in freier Trägerschaft sind offensichtlich ein wichtiger Weg, um aus der gegenwärtigen Misere der senatsgeführten Schulen herauszukommen.

Gestern besuchte ich den Tag der Offenen Tür an der privaten deutsch-russischen Lomonossow-Grundschule.

Eine russische Mutter erhob sich in der Aussprache, nahm das Wort und führte aus, weshalb sie ihr Kind nach zwei Jahren von den staatlichen Schulen Berlins weggezogen habe. Mit schneidender Schärfe führte sie in russischer Sprache – unter dem beifälligen Kopfnicken aller Anwesenden – die Hauptargumente gegen die staatlichen Grundschulen Berlins aus. Ich weiß, dass viele Eltern in Gesprächen genau dieselben Beschwerden vorbringen, und gebe deshalb die folgenden Ausführungen mit Zustimmung Irina Potapenkos wider:

1) Es fehlt in Berlins staatlichen Grundschulen ein erkennbares Programm. Es ist für die Eltern nicht ersichtlich, womit sich die Kinder den lieben langen Tag beschäftigen. Den Kindern selbst ist es auch oft nicht ersichtlich.

2) Es fehlt ein inhaltlicher Kanon an Werten, Grundhaltungen und Tugenden. Den Kindern werden keine persönlichen Vorbilder vermittelt, sondern beliebige Angebote gemacht.

3) Einfache Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen und Malen werden in den ersten Grundschuljahren nicht ausreichend vermittelt. Die Kinder können beispielsweise am Ende der ersten zwei Grundschuljahre nicht das, was die Kinder in den Herkunftsländern nach zwei Jahren konnten: einfache Texte lesen, einfache Texte schreiben.

4) Die Kinder werden als Experimentierobjekte für pädagogische Neuerungen missbraucht. Dazu gehören das jahrgangsgemischte Lernen, das „Schreiben nach Gehör“, die Ganzwortmethode usw., die Verwischung der Rollendistanz zwischen Schüler und Lehrer, die Testeritis mit VERA usw.

5) Umgekehrt wird alles Bewährte über Bord geworfen. Die Kinder werden in einen kulturell leeren Raum hineinerzogen. Der vorherrschende Kulturrelativismus führt zu einer völligen Entkernung der deutschen Bildung, weshalb die Stärkung der Herkunftsidentität als Ausweg gesucht wird.  „Wenn schon die Deutschen nichts von ihrer klassischen Kultur und von sich erwarten, dann erziehen wir die Kinder eben nach türkischen, russischen, französischen, islamischen … Methoden und Werten.“

6) Je länger die Zuwanderer unter dem Berliner Schulsystem leiden, desto stärker klammern sie sich an der Herkunft fest.

7) Es fehlt an der Autorität des Lehrers. Die Kinder werden zuviel sich selbst überlassen. Die Disziplinprobleme überschreiten das erträgliche Maß.

8) Es fehlt an Leistungsanreizen. Die Abschaffung der Noten in den ersten Grundschuljahren bedeutet Laissez-faire ohne Ende, die Kinder werden nicht gefordert. Ihnen wird nichts zugetraut.

9) Es fehlt an Büchern, die durchgearbeitet werden. Deshalb fehlt es auch an Systematik. Der Lernfortschritt erfolgt zufällig. Kinder und Eltern haben oft das Gefühl, „sich im Kreis zu drehen“.

Die vorstehend angeführten Meinungen scheinen mir bei den allermeisten Eltern der Kinder mit Migrationshintergrund, die Berliner staatliche Grundschulen besucht haben und sich enttäuscht abwenden, vorzuherrschen.

Mangelnde materielle Ausstattung, fehlende Verbeamtung, „marode Turnhallen“, zu große Klassen usw., all die wortreichen Jeremiaden, mit denen die Deutschen und die deutschen Politiker über die staatlichen Schulen ablästern und herfallen, spielen in den Klagen der Eltern mit Migrationshintergrund erstaunlicherweise keine Rolle.

Es befremdet mich immer wieder, dass die Berliner Eltern mit Migrationshintergrund in der bildungspolitischen Debatte nicht erfasst werden.  Wer das große Wort führt, das sind die Deutschen und die wohlbesoldeten Standesvertreter der großen deutschen Lobbyverbände, die im wesentlichen ihre eigenen Klientel-Interessen verfolgen, egal ob sie nun GEW, TBB oder sonst irgendwie heißen.

Meinungsforschungsinstitute! Politiker! Ihr könntet ruhig einmal diese 9 oben aufgestellten Thesen der russischen Mutter einer Umfrage bei Eltern mit Migrationshintergund unterziehen. Die Frage müsste lauten: „Inwieweit stimmen Sie diesen Aussagen zu?“ Das Ergebnis wäre sicher überraschend.

Auf die neue Bildungssenatorin wartet jede Menge Arbeit!

Was tun? Zunächst gilt: Schulen in freier Trägerschaft wie etwa die deutsch-russische Lomonossow-Schule, Schulen in kirchlicher Trägerschaft bieten nach Ansicht der Eltern einen echten Ausweg aus dem beschriebenen Dilemma.

Darüber werden wir in den nächsten Beiträgen dieses Blogs berichten.

Koalitionsvertrag unterschrieben: Warum will keiner Berlins größtes Problem in die Hand nehmen? – Berlin – Bild.de

 Posted by at 23:42

„Wir werden das Recht durchsetzen“

 Familie, Kinder, Staatlichkeit  Kommentare deaktiviert für „Wir werden das Recht durchsetzen“
Nov 242011
 

„Wenn das Quorum nicht erreicht wird, ist das Ausstiegsgesetz gescheitert. Die Bahn hat Baurecht, sie wird dann weiterbauen. Und wir werden das durchsetzen.“ So wird der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann heute auf S. 6 der Süddeutschen Zeitung zitiert. Großartig, ich bin begeistert. Endlich einmal ein Politiker, der sich klar und ohne die üblichen Verrenkungen dazu bekennt, den Rechtsstaat aktiv und mit Macht durchzusetzen!

Die Durchsetzung der demokratisch legitimierten Rechtsstaatlichkeit scheint mir eine unerlässliche Aufgabe der Politik zu sein.

Der Staat darf und muss von seinen Bürgern die Einhaltung der Gesetze verlangen. Der an die Menschenrechte gebundene Staat darf und muss den Menschen verbieten, andere Menschen zu verletzen, zu erpressen und zu töten. Darauf weist auch Gerd Held in einem sehr klugen Artikel in der WELT hin. „Der Staat muss das Recht durchsetzen.“  Die Ermordung von Menschen ist aus Sicht des Staates einer der schwesten Gesetzesbrüche, die Menschen überhaupt begehen können. Der Staat muss alles daran setzen, die Ermordung von Menschen zu verhindern und – sofern Morde geschehen sind – die Täter zu verfolgen und einer Strafe zuzuführen. Die Motive der Morde sind für dieses absolute „Mordverhinderungsgebot“ sekundär. „Mord bleibt Mord“, ob es nun ein Ehrenmord oder ein Neonazimord ist.

Rechte Gewalt: Es geht um den Machtrausch, nicht um Ideologie – Nachrichten Debatte – WELT ONLINE

Es wäre einmal interessant, in die Familiengeschichten der Täter hineinzuleuchten. Meine Vermutung ist: Sie kommen aus kaputten Familien, in denen es vor allem daran fehlte, Mitgefühl mit den Schwachen einzulernen, und in denen der Vater als Grenzensetzer fehlte. Wer so etwas macht, ist wohl nie richtig geliebt worden. Die Schlägertrupps sind wohl eine Art Familienersatz.

Empathie mit den Schwachen erwecken, das „Leiden der Opfer in die Seelen der Täter einzumassieren“, so beschreiben Anti-Gewalt-Trainer ihre Arbeit mit jugendlichen und erwachsenen  Gewalttätern, auch mit solchen vom rechten Rand.

Genau DAS kann Familie – wenn sie denn funktioniert.

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Augsburg verstehen

 Augsburg, Kinder, Kochen, Konservativ, Männlichkeit, Nahe Räume, Tugend, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für Augsburg verstehen
Nov 152011
 

Die Vaterstadt, heut find ich sie wieder! Den größten Teil meiner Jugend wohnten wir im Augsburger Stadtteil Hochzoll-Nord. Gut! In der Tat: Auf meine Augsburger Herkunft bin ich stolz wie auf Bert Brecht und Leopold Mozart, auf Rudolf Diesel und Jakob Fugger. Stolz? Ist Stolz ein schwieriges Wort? Nein. Stolz heißt, dass ich weiß und hochschätze, was in Augsburg an Gutem geschieht und was die Stadt mir an Gutem geschenkt hat! Heute bringt die Süddeutsche Zeitung unter dem Titel „Von wegen Restschule“ auf ihrer Seite 6 eine gedruckte Lobeshymne auf meinen alten Heimatbezirk Augsburg-Hochzoll. Ich kenne alle genannten Schul- und Ortsnamen persönlich, wohnte einen Steinwurf von der Werner-von-Siemens-Grundschule entfernt. Und in den Lobpreis all der Schulrektoren, Bäckermeister, Lehrlinge und ehrenamtlichen Mentoren, von denen ich in Augsburg Hunderte und Aberhunderte erlebt habe, kann ich nur einstimmen, getreu jenen lärmend-unartigen Ghettokids aus dem Faust, die da grölen:

Mein Augsburg lob‘ ich mir!
Es ist ein klein Berlin und bildet seine Leute …

Wahrhaftig: Augsburg bildet seine Kinder, einerlei ob sie nun Fethulla, Serkan, Ivan oder Resa heißen. Darin kommen alle Beobachter überein, die einen Vergleich zwischen anderen Städten und Augsburg anstellen können. Ich traf beispielsweise bei der Wahlkampfveranstaltung Klaus Wowereits am Kreuzberger Mehringplatz am 26.08.2011 einen Augsburger Berufsschullehrer, einen erklärten SPD-Unterstützer, mit dem ich sofort ins Gespräch kam und der mir alle diese Dinge, die ich heute in diesem Post schreibe, mehr oder minder ins Blog einflüstert. Unser heutiges Bild zeigt einen Schnappschuss von jener Veranstaltung.

Ein ganz entscheidender Standortvorteil in Augsburg sind aus der Sicht der Jugendlichen vor allem die vielen, vielen tüchtigen und ehrlichen Lehrer und Meister, die vielen Leiter der kleinen und mittelgroßen Ausbildungsbetriebe. Zwei von ihnen werden durch den Journalisten Johann Osel vorgestellt: Gerhard Steiner, Rektor der Hochzoller Werner-von-Siemens-Mittelschule, und Hansjörg Knoll, Bäckermeister, der in der Schulküche bäckt. Die enge Verzahnung von Hauptschule und Handwerksbetrieben hilft dabei, dass jedes Kind das beste persönliche Potenzial entfalten kann. Und so kommt es, dass ein Schüler namens Serkan oder Josef an bayerischen Hauptschulen nachweislich mindestens ebenso gut oder sogar besser abschneidet, besser bäckt und schreibt, rechnet und redet, mehr beruflichen und persönlichen Erfolg hat als ein Gymnasiast namens Serkan oder Joseph an Gymnasien anderer Städte. Noch einmal: Klare, fleißige, „kantige“ redliche männliche Vorbilder wie etwa Gerhard Steiner und Hansjörg Knoll habe ich damals als Jugendlicher zu Hunderten in Augsburg erlebt.

Noch etwas: Es wird von den Meistern und Bäckern kein geziertes Hochdeutsch, sondern gepflegtes Schwäbisch geschwätzt.  Na und? Dem Teig tut’s nicht weh.

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Das hörende Herz

 Antike, Das Gute, Hebraica, Kinder, Leitkulturen, LXX, Sprachenvielfalt  Kommentare deaktiviert für Das hörende Herz
Nov 102011
 

Das Christentum entsteht ganz wesentlich aus der Übersetzung gesungener und gesprochener hebräischer und aramäischer Worte in die damalige Weltsprache Griechisch. Alle europäischen Völker haben durch Übersetzungen der Grundtexte des Christentums den Weg zur Schriftlichkeit gefunden. Nachhören, Nachtasten verschiedener Übersetzungen vermag unterschiedlichste Schichten der Bedeutung freizulegen. Erst im bewussten Wählen und Entscheiden für eine Übersetzung entsteht das aufleuchtende Nu der Begegnung des Du.

καὶ δώσεις τῷ δούλῳ σου καρδίαν ἀκούειν καὶ διακρίνειν τὸν λαόν σου ἐν δικαιοσύνῃ τοῦ συνίειν ἀνὰ μέσον ἀγαθοῦ καὶ κακοῦ· ὅτι τίς δυνήσεται κρίνειν τὸν λαόν σου τὸν βαρὺν τοῦτον;

Anhand der kanonischen griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel, der Septuaginta, übersetze ich die vorstehende Stelle 1 Könige 3, 9 in meine grobschlächtige, unbehauene Sprache:

„Gib deinem Sklaven ein Herz um zu hören und zu rechtleiten dein Volk in Gerechtigkeit des Vernehmens nach dem Maß des Guten und Bösen: denn wer wird können dein Volk rechtleiten dieses plumpe?“

Die Einheitsübersetzung verlautet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden weiß. Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?“

Beim Lesen einer Kinderbibel mit meinem neunjährigen Sohn erreichte mich die folgende Wiedergabe derselben Stelle: „Wenn du mir wirklich etwas schenken willst, so erbitte ich für mich ein Herz, das auf dich hört und das versteht, was du wünschst. Denn deine Hilfe und deinen Rat werde ich brauchen, wenn ich dein Volk weise und gerecht führen und regieren soll.“

Martin Luther übersetzt:

So woltestu deinem Knecht geben ein gehorsam hertz / das er dein Volk richten müge / vnd verstehen / was gut und böse ist / denn wer vermag dis dein mechtig Volk zurichten?

Das griechische τὸν βαρὺν τοῦτον gebe ich eher sinnlich-wörtlich, deutlich anders wieder als der Hauptstrang der europäischen Übersetzungen: Salomon lässt sich hier heftig anklagend über dieses „schwere“, „schwierige, widerspenstige, unregierbare“ Volk aus. Das Substantiv Rechtleitung, das Verbum rechtleiten wiederum entnehme ich geläufigen deutschen Übersetzungen anderer Grundschriften anderer Religionen. Es scheint mir das gemeinte Amt des Richter-Königs am besten zu treffen.

Ein unregierbares Volk! Nicht umsonst geht’s ja gleich im ersten Gerichtsverfahren um zwei Huren, die einander das Kind wegnehmen wollen. Und so etwas soll das Volk Gottes sein!

Die hier soeben entstandene Übersetzungsvariante setzt sich ab von der eingeführten Auffassung der früheren Deuter. Das Volk wird in der hier vorgeschlagenen Übersetzung als unregierbare, unsteuerbare Menge geschildert, die jederzeit bereit ist, den Einflüsterungen der umgebenden Religionen und Kultstätten zu folgen, „da dem Namen des Herrn noch kein Haus gebaut war“. Multiple Kulte, Multikulti statt Monotheismus! Ein buntes Treiben.

Für kanonisch, für prägend halte ich jedoch die Wendung“Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz“.

Großartig ist da der weise salomonische Ratspruch: Gut ist das, was dem Kind dient. Welchen rechtlichen Status das Kind hat, wird unerheblich, solange es ihm nur gut geht. Ein großartiges Zeugnis, ein bezwingendes Zeignis für den überragenden Rang des einzelnen Lebens, das seine Würde unabhängig von rechtlicher Eindeutigkeit behauptet.

Quellen:
Septuaginta, ed. Rahlfs, Stuttgart 1979, S. 633
Neue Jerusalemer Bibel. Einheitsübersetzung. Stuttgart 1980, S. 417
D. Martin Luther. Die gantze Heilige Schrifft. Wittenberg 1545. Nachdruck im dtv Verlag, München 1974, S. 629
Sabine Rahn: Die Kinderbibel zum Vorlesen. Bilder von Britta Gotha. Verlag Heinrich Ellermann, Hamburg 2009, S. 71

 Posted by at 00:29
Okt 292011
 

Sprechen wir weniger über Pläne und Lernziele, über Systeme und Curricula, über Integrationshindernisse und Integationsverweigerung!

Sprechen wir über Vorbilder!

Meine Mutter war mein Vorbild, sie hat mir gezeigt, dass man sich nie hängenlassen darf“, sagt der Tempelhofer Klaus Wowereit, dem wir nicht zur Wiederwahl ins Abgeordnetenhaus gratulieren können.  „Mein Lehrer Türk war ein richtiges Vorbild …“, sagt der Kreuzberger Özcan Mutlu, dem wir zur Wiederwahl ins Abgeordnetenhaus gratulieren.

In Familie und Schule scheint nichts so wichtig zu sein wie das persönliche Vorbild.

Erziehung ist Beziehung! Wir haben es geahnt.

Ich meine darüber hinaus: kulturelle Vorbilder können genau so wichtig werden wie persönlich erlebte Vorbilder, je älter die Kinder werden. Vom Drachentöter Siegfried, Dornröschen, Fanny Hensel, dem einen, der auszog, um das Fürchten zu lernen, über Odysseus, die heilige Hildegard von Bingen, Achilles, Jesus von Nazareth, Sokrates von Athen, die heilige Elisabeth von Thüringen, Parzival bis hin zu Harry Potter: Kinder brauchen klare, greifbare Menschen, an denen sie sich abarbeiten können.

Kulturelle Vorbilder sind Leitbilder, an denen sich Gesellschaften über Jahrzehnte und Jahrhunderte hin orientieren können.

Dass unsere Kinder aus dem reichen Schatz europäischer und deutscher Vorbilder in Familie und Schule, in Medienwelt und Alltag fast nichts mehr erfahren, ist ein unverzeihliches, ein fast nicht gutzumachendes „Integrationshindernis“.

Erstaunlich ist es nicht, dass ausgerechnet eine ehemalige Erzieherin, die englische Autorin  J.K.Rowling, mit einer Romanserie zum Thema „An Vorbildern reifen“ so riesigen Erfolg weltweit hatte: Harry Potter. Es zeigt nur zum tausendsten Mal, dass Kinder hungrig nach Vorbildern sind.

Karriere eines Gastarbeiterkindes: Der Türke und Herr Türk – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
„Türk war ein richtiges Vorbild, er war nicht autoritär und trotzdem streng, wenn es darauf ankam. Und das Wichtigste: Er hatte immer eine Linie, ein Konzept.“

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Die lernende Gesellschaft hat einen lebendigen Kanon

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Okt 202011
 

Bildungsgipfel: Gesucht: Die „Bildungsrepublik“ – Wissen – Tagesspiegel
Die öffentlichen und privaten Ausgaben für Bildung und Forschung sollten bis zum Jahr 2015 auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen: In der Bildung von 6,2 Prozent auf sieben Prozent, in der Forschung von 2,4 Prozent auf drei Prozent.

Unter vorwiegend quantitativen Kriterien bemisst sich Erfolg oder Scheitern des ehrgeizigen Projekts der „Bildungsrepublik Deutschland“. Alle hacken jetzt schon darauf herum, weil die rein fiskalisch, monetär und statistisch gesetzten Ziele wohl nicht zu erreichen seien. Der Mehrjahresplan droht wegen Nichterreichung zu scheitern.

Das Projekt der Bildungsrepublik ist zwar im Ansatz hochlöblich. Die vorrangige Ausrichtung an quantitativen Zielwerten bei gleichzeitiger völliger Unbestimmtheit der Bildungsinhalte halte ich jedoch für einen nur mit großen Anstrengungen zu behebenden Mangel. So kann es etwa kein sinnvolles Ziel sein, die Quote der Studienanfänger auf 40% zu steigern, wenn zugleich Lehrstellen unbesetzt bleiben, wenn Handwerksbetriebe verzweifelt nach geeigneten Kandidaten suchen, während die Universitäten – vorübergehend – einen Studentenwellenberg zu bewältigen haben!

Ich würde vorschlagen, dass das Programm der „Bildungsrepublik Deutschland“ eingebettet würde in ein umfassenderes Leitbild der lernenden Gesellschaft. Diese Gesellschaft bemisst sich nicht an Zahlen, sondern an inhaltlichen Werten, an den Grundhaltungen des beständigen Lernens, Veränderns und Bildens. Das Leitbild verfügt über einen lebendigen Kanon an Werten,Werken, Erfahrungen und Riten.

Lerne und arbeite! Dies könnte das Leitwort der Lernenden Gesellschaft sein.

 Posted by at 23:34

Brauchen wir mehr Meister Eckart oder mehr Hirnforschung in der Pädagogik?

 Antike, Entkernung, Homer, Jesus von Nazareth, Kanon, Kinder, Tugend, Vorbildlichkeit, Was ist europäisch?  Kommentare deaktiviert für Brauchen wir mehr Meister Eckart oder mehr Hirnforschung in der Pädagogik?
Okt 142011
 

Recht treffend fand ich die Einwände, die Bildungsministerin Schavan vor wenigen Tagen im Konrad-Adenauer-Haus gegenüber den bildungspolitischen Grundsatzdebatten in die Runde warf. Sie sagte nämlich,

– es gebe viel zu wenig Debatten über Sinn und Inhalt von Bildung

– dabei hätten wir in Deutschland seit Meister Eckart eine reiche Tradition des Bildungsdenkens

– wir müssten und sollten also auch über den Kanon und Kanonbildung nachdenken.

Alle drei Einwände treffen meines Erachtens noch weit stärker zu, als eine aktive Politikerin dies aussprechen darf. In dem ganzen Gerede und Gestreite über Strukturen, Curricula, Quantensprünge der Didaktik, „gehirngerechtes Lernen“ ist in der Tat fast völlig aus dem Blick geraten, wohin wir die Kinder „ziehen“ oder erziehen wollen.

Es fehlt ein Leitbild der Erziehung. Es ist durch normgerechte „Kompetenzen“ ersetzt.

Es fehlt in Deutschland ein Kanon. Deshalb wachsen viele Kinder in der kulturellen Steppe auf. Gerade bei uns in Kreuzberg ist dieses kulturelle Niemandsland mit Händen greifbar.

Die reiche, prägende, vorbildhaft weisende Tradition des europäischen Bildungsdenkens seit den Tagen eines homerischen Achilles, eines Odysseus, eines platonischen Sokrates, eines Jesus Christus, eines Cicero droht verlorenzugehen. Diese kulturellen Tragwerke Europas drohen vergessen zu werden. Die Wüste wächst!

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