Mai 052010
 

„Warum bist du so weit hinten?“ fragt mich ein Junge aus dem Fanny-Hensel-Kiez. Wir fahren vom Taekwon-Do-Training alle zusammen mit den Fahrrädern nachhause: Meine Frau, zwei Jungen der dritten Klasse, ich. „Weil ich mich an die Verkehrsregeln halte!“, rufe ich zurück. „Verkehrsregeln? Das ist doch nur etwas für Angsthasen!“, erwidert mir der Junge. In genau diesem Augenblick fährt er über einen Bordstein und stürzt mit dem Rad. Zum Glück passiert ihm nichts.

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Mai 042010
 

So rief ich aus, als ich eben die Pläne des Berliner Senats zur Förderung der ach so dauerbenachteiligten Migranten las. Das Blog „Die neuen Deutschen“ berichtet soeben darüber.

Ich selbst gehöre mindestens 12 verschiedenen Benachteiligtengruppen an. Jeden Tag denke ich mir neue Benachteiligtengruppen aus, denen wir angehören. Z.B. gehörte ich zu den benachteiligten altdeutschen Kindern, die in eine Klasse mit weniger als 80% Migrantenanteil gehen mussten. Uns fehlte in der Kindheit die Gelegenheit zu spüren, wie es sich anfühlt, einer kleinen ethnischen Minderheit anzugehören. Ein klarer Qualifikationsrückstand!

Na, immerhin ist mein eigener leiblicher Sohn auf Lebenszeit ein Migrant. D.h., er würde in den Genuß der neuen Migrantenförderung kommen.

Das Blog „Die neuen Deutschen“ bringt heute dankenswerterweise auch die 4 Kriterien der Definition eines Migranten – lesenswerter Beitrag!

Die neuen Deutschen
“Hurra, du bist Migrant, denn dein Vater ist Ausländer! Er ist ein Migrant!” – so mag manche deutsche Mutter ihrem deutschen 17-jährigen Sohn verkünden, wenn der Vater, ein aus Iran stammender Chefchirurg, der 1981 nach Deutschland übersiedelte, zum Abendessen in das eichengetäfelte Esszimmer tritt.

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Mai 042010
 

Ein guter Vater, eine gute Mutter – das ist das Wichtigste, was Kinder brauchen. So habe ich es wiederholt und mit großem Nachdruck in diesem Blog vertreten. Das Heranziehen von guten Vätern und guten Müttern, das ständige Mahnen und Ermuntern: „Sei ein guter Vater! Kümmere dich um deine Kinder! Sei eine gute Mutter! Seid eine gute Familie!“ ist eine der wichtigsten Aufgaben der Sozialpolitik. Jeder Staat muss ein vitales, nicht zuletzt ein fiskalisches Interesse an beständigen, von dauerhafter Liebe und persönlicher Treue getragenen Familien haben.

Dies berichtet der Tagesspiegel heute auf S. 14:

Gymnasien fordern Sozialarbeiter – Schule – Berlin – Tagesspiegel
Der zwölfjährige Philipp bekam in seiner Klasse keinen Ton heraus. Seine Noten wurden schlechter, andere Schüler hänselten ihn. Philipp suchte bei der Sozialpädagogin seines Gymnasiums Hilfe. Die baute Vertrauen zu ihm auf, bis er schließlich von der Scheidung seiner Eltern erzählte und davon, dass er zu dick war und von den Mitschülern deshalb als „Schwein“ beschimpft wurde. „Philipp fühlte sich zu Hause und in der Schule ausgegrenzt und hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein mehr“, berichtet die Sozialpädagogin Annette Just. Mit gezielter Hilfe wurde es besser.

Es gibt Hunderttausende solcher Geschichten wie die des zwölfjährigen Philipp. Was kann der Staat tun? Er kann durch Tausende, Zehntausende, ja Hunderttausende bezahlter Sozialarbeiter, Kiezläufer, Psychologen, Berater und Betreuer versuchen, den Ausfall der Väter oder der Familien auszugleichen. Und der Staat versucht es auch redlich, soweit die Kassen es zulassen und weit darüber hinaus. Jetzt fordern also auch die Gymnasien Sozialarbeiter. Da der Staat bekanntlich Geld im Übermaß hat (Stichwort Bankenkrise, Stichwort Griechenland!), soll er jetzt auch in die weiterführenden höheren Lehranstalten Ersatzeltern im großen Umfang einbringen.

Oder der Staat bildet sich die leiblichen Eltern der Kinder als unbezahlte Sozialarbeiter, Kiezläufer, Psychologen, Berater und Betreuer ihrer eigenen Kinder heran. Die leiblichen Eltern sollen also den Kindern all das bieten, was Lehrer und Sozialhelfer den Kindern nur unzureichend ersetzen können. Der Staat würde dann offen zugeben: „Ich, der Staat, kann den Kindern nicht das bieten, was nur die Eltern den Kindern bieten können. Ich kann die Eltern nicht ersetzen.“

Das würde in letzter, radikaler Konsequenz bedeuten, dass den Eltern die entscheidende Verantwortung für das Gedeihen der eigenen Kinder, für die Erziehung der eigenen Kinder zugemutet würde!  Unerhört! Diese Zumutung könnte in Forderungen gipfeln wie etwa: „Ihr Väter, kümmert euch um eure Kinder!“ Oder, noch schlimmer: „Ihr Väter, sorgt dafür, dass eure Kinder jeden Tag ein warmes Essen auf den Tisch bekommen!“ Oder: „Ihr Mütter, sorgt dafür, dass eure Kinder mit einem guten, gesunden Frühstück den Tag beginnen!“ Oder: „Sorgt dafür, dass eure Kinder jeden Tag zwei Stunden in frischer Luft bei Bewegung und Spiel verbringen!“ Oder: „Ihr Väter, stellt eure Söhne nicht vor dem Fernseher ab! Unternehmt etwas mit ihnen!“

Ich gebe gerne zu: Das sind äußerst radikale Forderungen. Es gibt weit und breit fast niemanden, der die absolut zentrale, die unersetzliche Rolle der Familie, die zentrale Rolle der Nächstenliebe für das Glück und das Gedeihen der Kinder öffentlich auszusprechen wagt. Die politischen Parteien wagen so etwas nicht mehr öffentlich zu sagen. Die Kirchen, Synagogen und Moscheen tun es bisweilen noch, sind aber oft mit anderen Dingen beschäftigt. Es zeugt von äußerster Unerfahrenheit, von erfrischender Naivität, wenn ein Politiker die Forderung nach Nächstenliebe erhebt. Denn Nächstenliebe ist keine Leistung der Politik, sondern ein Geschehen zwischen einzelnen Menschen.

Die Forderung nach mehr Nächstenliebe kommt also einer Selbstbescheidung, einer Selbstbeschränkung der Politik gleich. Ich bin ein großer Anhänger dieser Selbstbescheidung! Ich halte sie gerade angesichts der Haushaltslage der Kommunen für unerlässlich.

Mir ist eigentlich aus jüngster Zeit nur eine deutsche Politikerin bekannt, die bereits zu ihrem Amtsantritt 1 Mal den zentralen Wert „Nächstenliebe“ (!) und sage und schreibe 2 Mal den zentralen Wert „Familie“ (!) in den Mund genommen hat. Diese deutsche Politikerin ist soeben Sozialministerin in Niedersachsen geworden. Wir müssen die deutsche Politikerin Aygül Özkan (CDU) in ihrem Verweis auf grundlegende Werte wie die Nächstenliebe und die Familie unterstützen, auch wenn wir derzeit noch eine verschwindende Minderheit bilden.

NB: Auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Stand: Juli 2009) weist in all seiner erfrischen Naivität und Unbekümmertheit im Artikel 6 den Eltern die letzte Verantwortung für Glück und Gedeihen der Kinder zu. Niemand wird unsere winzige radikale Minderheit also als „Verfassungsfeinde“ bezeichnen dürfen, wenn wir wieder und wieder die entscheidende Rolle der Eltern ins Gedächtnis rufen. Wir stehen auf dem Boden der Verfassung.

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„Alle anderen Sozialunternehmen sind genauso seriös wie wir oder unseriöser als wir“

 Sozialadel, Sozialstaat  Kommentare deaktiviert für „Alle anderen Sozialunternehmen sind genauso seriös wie wir oder unseriöser als wir“
Mai 042010
 

Großes, vielsagendes Interview mit Harald Ehlert, dem ehemaligen Chef der Treberhilfe, heute im Tagesspiegel auf S. 10. Unbedingt lesenswert. Die Fakten sind mir persönlich selbstverständlich unbekannt, abgesehen von dem wenigen, was die Presse berichtet hat.  Aber Deutsch kann ich. Und da stelle ich fest: Die Überschrift des Interviews „Kein Sozialunternehmen ist seriöser als wir“ birgt Sprengstoff. Denn umgekehrt bedeutet dies : „Alle anderen Sozialunternehmen sind entweder genauso seriös wie wir oder sie sind unseriöser.“ Diese logische Umformung würde auch Aristoteles gutheißen!

Eine Analogie mag dies verdeutlichen: Wenn der Chef eines Fußballvereins sagt: „Kein Fußballverein ist stärker als wir“, dann bedeutet das: „Alle anderen Fußballvereine sind entweder genauso stark wie wir oder sie sind schwächer.“

Über 33% aller staatlichen Gelder werden in der Bundesrepublik für den Bereich Soziales ausgegeben. Mit „Fallzahlen“, „Fallpauschalen“ und ähnlichen pauschalierten Rechnungsgrundlagen stellt dieser dreistellige Milliardenbetrag die Grundlage einer blühenden Wachstumsindustrie dar.

Die Aussage Harald Ehlerts ist ein Arbeitsauftrag für die Politik! Die Politik muss nachweisen, dass Harald Ehlert nicht Recht hat. Wird sie den Auftrag annehmen?

Ex-Treberlhilfe-Chef Ehlert: „Kein Sozialunternehmen ist seriöser als wir“ – Berlin – Tagesspiegel
Seit die gemeinnützige Gesellschaft Treberhilfe gegründet wurde, wird jedes Jahr der geprüfte Abschluss im Bundesanzeiger veröffentlicht. Und seit dem Jahr 2008 veröffentlichen wir jährlich die Daten der abgeschlossenen Hilfsfälle. Mir ist kein Sozialunternehmen bekannt, das mehr als diese Seriositätsausweise bieten kann.

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Mai 032010
 

Interessante Frage, die da im Online-Forum zusammenleben-in-berlin.de diskutiert wird!

Man könnte auch sagen: „Was wünscht ihr den Berliner Kindern am meisten?“ Ganz oben in der Liste der Eltern stehen: 1) Mehr Erzieher in den Kitas und 2) kleinere Klassen an den Schulen. 3) Schulessen für alle.

Spannend! Wunsch 1 und 2 sind eindeutig: Die Kinder sollen mehr menschliche Zuwendung von den Erziehern und Lehrern bekommen. Es fehlt ihnen offenbar nach Einschätzung der Eltern an individueller, liebevoller Betreuung.

Punkt 3 ist ebenfalls aussagefähig: Das Grundbedürfnis nach Ernährung wird offenbar nach Meinung der Eltern nicht hinreichend abgedeckt.

Der Staat soll also mehr menschliche Zuwendung und mehr Essen für die Kinder liefern.  Liebevolle Zuwendung sowie gutes, warmes Essen erhalten die Kinder nach Meinung der Eltern also „von Hause aus“ nicht genug.

Ich selbst habe mich bereits vor Wochen festgelegt! Mein größter Wunsch für die Kinder Berlins steht gar nicht auf der Liste. Niemand hat meinen Wunsch auf dem Zettel.

Er lautet: Ich wünsche jedem Berliner Kind eine gute Familie mit einer guten Mutter und einem guten Vater. Mit großem Abstand sind dies – wie ich meine – die wichtigsten Dinge, die das Leben und des Glück des Kindes bestimmen. Es sind aber auch die beiden Dinge, die nach meiner Erfahrung hier in Kreuzberg und auch in Berlin insgesamt den Kindern am ehesten fehlen. Fast immer oder doch in den meisten Fällen steht hinter dem Leiden von Kindern, etwa hinter dem Schulversagen oder der Kriminalität der jungen Männer, das Versagen oder das Fehlen der Väter oder der Familie insgesamt. Man suche das Gespräch mit Kriminellen, mit Suchtkranken, mit Gefängnispsychologen, mit Sozialarbeitern, mit Polizisten und Richtern. Sie werden den Befund wohl bestätigen.

Diese meine stark vom üblichen Schwarzen-Peter-Weiterschieben abweichende Einschätzung habe ich bisher probeweise nur einigen Psychologen und Sozialarbeiterinnen vorgetragen. Ich meine in der Tat: Mit einer starken, gesunden Beziehung zu einem starken, liebevollen Vater und einer starken, liebevollen Mutter sind Kinder nahezu unverletzlich. Sie werden in Klassen mit 100 Kindern gut lernen können.

Widerspruch habe ich von den Fachleuten bisher nicht bekommen.

Sollte diese Feststellung zutreffen, so hätte sie erhebliche Konsequenzen für die Bildungspolitik Berlins.

 Online-Aktion: Familien sind die besten Experten – Berlin – Tagesspiegel
Die Diskutierenden sind aufgefordert, ihre Wünsche noch konkreter auf die einzelnen Kieze zu richten. Der Tagesspiegel hat zusammengestellt, welches die größten Sorgen und Wünsche der Familien aus der ersten Runde der Befragung sind.

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Die Kraft der Freiheit … nein zu sagen

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Mai 032010
 

Na bitte, es geht doch!  Die Politik bringt die Kraft zum Neinsagen auf! Das habe ich mir schon lange gewünscht. Bitte öfter nein sagen! Das mit den Klimazielen wird auch besser klappen, wenn wir mehr Rad fahren und weniger Geld in die staatliche Aufzucht von hippen Zweitwagen stecken.

Hip hip hurra! Am besten hat die gute Entscheidung Minister Ramsauer verkauft:

Merkels Elektroauto-Gipfel: Autobosse blitzen mit Stromer-Hilfe ab – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Auto
Auch eine Kaufprämie für Elektroautos, wie sie etwa die Franzosen planen (5000 Euro je Pkw), wird es in Deutschland auf absehbare Zeit nicht geben. Verkehrsminister Peter Ramsauer sagte, er sei überzeugt, das Elektroauto sei „so hip, dass man das haben will“, auch ohne Stromerprämie.

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Mai 032010
 

Jürgen Trittins Werben für Zweitauto-Prämien war kein Ausrutscher. Auch die grüne Spitzenfrau Künast fordert Kaufprämien für neue, moderne und teure Autos.  Das erste E-Serienauto – ein japanisches Modell – kostet etwa 30.000 Euro. Wer bringt dies auf? Doch nur die Leute, die sowieso schon ein Auto im Carport stehen haben.

Diese E-Autos sollen dann auch Busspuren befahren können. Prima! Dann drängen sich Busse, Taxis, Fahrräder und nun auch die E-Autos auf den Busspuren. Die BVG wird es freuen.

Berliner Zeitung – 03.05.2010 – Aktuelles Wirtschaft – Spitzentreffen zu Elektromobilität in Berlin
Die Grünen kritisierten den Elektro-Auto-Gipfel als Konzept- und einfallslos. «Merkel will mit dem PR-Gipfel deutsche Defizite überspielen», sagte Fraktionschefin Renate Künast der «Frankfurter Rundschau» (Montag). Um den Rückstand gegenüber asiatischen Städten und Autofirmen aufzuholen, müsse die Regierung ein Gesamtkonzept entwickeln. Dazu müssten auch Kaufprämien für Elektroautos gehören, um den Markt anzukurbeln.

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Sag Ja zum Nein! Halt das Steuergeld beisammen!

 Elektromobilität, Fahrrad, Klimawandel, Ökologie, Planwirtschaft, Verwöhnt  Kommentare deaktiviert für Sag Ja zum Nein! Halt das Steuergeld beisammen!
Mai 032010
 

Im Handaufhalten sind sie alle schnell. Jeder verlangt gerne Geschenke vom Vater. Dafür liefert die Morgenpresse jeden Tag Beispiele. 5000-6000 Euro will Jürgen Trittin (er war einmal Bundesumweltminister) jedem Käufer eines Elektro-Autos schenken (dieses Blog berichtete am 18.04.2010). Und der Berliner Bürgermeister Wowereit bittet ganz lieb bei Bundeskanzlerin Merkel, sie möge Berlin zur Modellstadt für Elektromobilität hochfördern (und nebenbei seine Chancen auf Wiederwahl im Jahr 2011 beflügeln). Das berichtet die Berliner Morgenpost heute auf S. 8. Es ist klar: Die E-PKWs werden zunächst – also mindestens für ein Jahrzehnt – als Zweitautos für Besserverdienende zum Einsatz kommen und eine zweite Stromnetz-Infrastruktur neben der bestehenden erdölgestützten Infrastruktur verlangen. Das alles wird viel kosten. Platz, Raum, Land und Geld. Und das Geld hat immer einer – der Staat! Denn wer Griechenland hilft, kann auch die massive Zweitauto-Kampagne unterstützen, als deren Befürworter sich hochangesehene Politiker wie Jürgen Trittin und Klaus Wowereit darstellen.

Ich kann doch keine Prämie für ein Auto ausloben, das noch gar nicht auf dem Markt ist!„, weist Bundesverkehrsminister Ramsauer solche lieb gemeinten Ansinnen zurück. Ein höfliches Nein. Und dafür gebührt ihm höchstes Lob! Dass ein Politiker den PKW-Förderwünschen der Joschka-Fischer-BMW-Jürgen-Trittin-5000-Euro-Lobby widersteht, hat Seltenheitswert. Das hätten wir gerne auch bei der Abwrackprämie unseligen Angedenkens gesehen.

Wir meinen: Statt des Zweitautos mit Elektroantrieb sollte man das Erst-Fahrrad mit Muskelantrieb werblich fördern. Mindestens mit guten Worten, nicht mit (Steuer-)Geld.

Und eine sinnvolle Fahrrad-Infrastruktur kostet nicht die Welt. Jede Autobatterie eines reinen Elektro-Autos kostet heute etwa 10.000 bis 15.000 Euro. 6 Kreuzberger Bügel, ordnungsgemäß anstelle eines PKW-Stellplatzes auf die Straße platziert, kosten etwa 1000 Euro. Ein sicherer Radstreifen, reserviert für Pedaleure, ist schnell aufgemalt und kostet nicht die Welt.

Ein gutes Fahrrad kostet weniger als 1.000 Euro! Prämien von Vater Staat sind dafür nicht nötig.

Und noch etwas: Wie wäre es damit, statt der Modellstadt für Elektro-Mobilität einen Modellbezirk für den Radverkehr zu schaffen? Mit wenig Geld – und mitten in Berlin. Denn der Verkehr in den Städten muss menschenfreundlicher werden. Die Förderung von privaten Zweit-PKW mit staatlichem Geld ist der falsche Weg. Richtig ist es, den Fuß- und den Radverkehr zu mindestens gleichberechtigten Verkehrsarten zu machen.

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Tiks, Shadow, Cem, Dexer, Isi

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Mai 022010
 

01052010001.jpg So heißen übrigens die rappenden Jungs, denen wir gestern beim großen DGB-Fest zum 1. Mai lauschten. Dank an Tiks, Shadow, Cem, Dexer und Isi! Dank an den DGB! Toll, dass es für einen bloggenden Wertkonservativen  noch ein sinnvolles Programm gab – angeordnet um das, wofür der 1. Mai traditionell steht: Besinnung auf den Wert der Arbeit, Kampf für die berechtigten Ansprüche der arbeitenden Bevölkerung. Schön, dass es das noch gibt!

Am Rande sprach ich mit einer Russin. Frage: „Na, wie war der 1. Mai in der Sowjetunion?“ Antwort: „Es war der größte Festtag des Jahres. Alle bereiteten sich wochenlang vor. Alle verspürten echte Freude. Aber politisch im engeren Sinn war das Fest nicht. Bei den Rufen Lang lebe die KPdSU haben alle laut gelacht. Das nahm niemand mehr ernst.“

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Von oben herab oder von unten?

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Mai 022010
 

„Berlin bleibt rot.“ So die Devise, die man immer wieder von anerkannten Experten hören kann. Das obige aussagefähige Plakat fand ich soeben gegenüber dem Rathaus Kreuzberg in der Yorckstraße. Wie wird dieser Anspruch durchgesetzt? Von unten nach oben? Oder von oben nach unten? Das Plakat gibt die eine Antwort: Ein mächtiger Affe schleudert von oben herab alles zu Klumpen, was sich ihm in den Weg stellt. Rot siegt machtvoll – von oben nach unten. Es genügt, den Gegner als Nazi oder Rechten kenntlich zu machen. Allein schon die Bezeichnung einer Kneipe als „Nazi-Treff“ genügt, um den linken Mob loszuhetzen. Argumente oder Beweise werden nicht verlangt.

Das ist die erste Antwort: Roter Machtanspruch wird von oben herab durchgesetzt. Das war immer so und wird auch so bleiben. So verkündet es das Plakat.

Die zweite Antwort gibt der Kreuzberger Halis Sönmez. Er  sagt: „Es wird von oben nach unten  organisiert“.  Lest hier:

 Von oben herab – Berliner Zeitung 30.04.2010
„Wir wurden nicht eingeladen, sondern rausgekickt und ausgeschlossen“ beschwerten sich am Donnerstag einstige Mitorganisatoren des Myfestes. Der Streit läuft schon eine Weile, doch bekannt wurde er erst jetzt. „Das Fest wird nicht mehr von den Anwohnern getragen. Es wird von oben nach unten organisiert“, sagt Halis Sönmez, der schon beim ersten Myfest im Jahr 2003 mit dabei war.

Aber nicht nur von oben, sondern auch von hinten siegt revolutionäre Gewalt. Vornehmstes Einsatzziel: Polizisten. Ein Beamter wurde gestern von hinten schwerst verletzt. Aus dem schwarzen Block heraus wurden wieder einmal Polizisten, Notärzte und Helfer aufs Schwerste bepöbelt, angegriffen, mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern angegriffen. So berichtet es der Berliner Kurier heute auf S. 3. Das finde ich das Schlimmste, dass erneut Hunderte Polizisten und Helfer aus einer genehmigten Demonstration heraus angegriffen und verletzt wurden. Motto der Demonstration: „Gegen soziale Spaltung.“ Das ist unerträglich.

Da hilft es nichts, sich brav auf die Straße zu setzen, um seine rechte, pardon richtige Gesinnung zu beweisen und andere genehmigte Demonstrationen zu verhindern.

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Arbeit am Selbstwertgefühl. Tag der Arbeit!

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Mai 012010
 

01052010002.jpgAls kreuzbrav-kleinbürgerlicher Kreuzberger mied ich heute sinnleere Katz-und-Maus-Spiele in meinem von auswärtigen Truppen eroberten Heimatbezirk  und begab mich stracks in den Nachbarbezirk Tiergarten. Dort verfolgte ich ein sehr ansprechendes Sprechstück über den Kampf um Arbeitsplätze: „RAUS BIST DU NOCH LANGE NICHT“. Das Weber-Herzog-Musiktheater spielt, trommelt und musiziert das Hin und Her zwischen Kündigungsdrohung, gnadenloser Effizienzmaximierung und dem Aufbegehren der Arbeiterinnen und Arbeiter in einer italienischen Fabrik. Die Fabrikbesetzungen waren eine Zeit lang in Italien sehr im Schwange. Gut gemacht, überzeugend dargeboten.

Ich gerate ins Gespräch mit  Zuschauern und Darstellern: „Wer von euch ist oder war Arbeiter?“, frage ich. Keine Hand regt sich. Das Stück, von dem ihr einen Teil hier auf Youtube sehen könnt, steht windschief zur Realität des heutigen Arbeitsprozesses in Berlin.

Bewegend ist auch der Rap einiger türkischer junger Männer vor dem Brandenburger Tor: harte, stoßartig hervorquellende Anklagen: das Leben im Knast ist hart. Überall Gitterstäbe. Das Leben ist verbarrikadiert. Dieser Gangsta-Rap, den ich hier auf Youtube hochgeladen habe, ist die Kehrseite des Raps, den ich gestern in der Fanny-Hensel-Grundschule hörte. Im Musiksaal der Schule hatten die Kinder versucht, den Sinn der Goetheschen Gedichte in ihren eigenen Worten für heutige Ohren zu formulieren. Sie traten auf Hochdeutsch in einen Dialog mit der scheinbar vergangenen Welt der Goetheschen Poesie, die doch unglaublich aktuelle Themen behandelte: Der Erlkönig das Thema des Kindesmissbrauchs, Der Fischer die Verführung durch Ausbeutung der Natur, der Zauberlehrling die Macht einer nicht mehr beherrschbaren Technik. Die Botschaft lautete: ich bin frei durch die Bindung an die Dichtung.“Wenn ich reim, werd ich frei …“ Durch die Auseinandersetzung mit der großen Tradition gewinnen die Kinder der Fanny-Hensel-Schule ihren eigenen Freiheitsraum.

Der Gangsta-Rap der 17-20-jährigen Jungs hingegen erzählt mir von Einsamkeit, von Knechtschaft, von Isolation, von Gewalt. Das ist die Welt der Straßen. In dieser Welt wachsen unsere muslimischen Jugendlichen in Berlin-Innenstadt auf. Dieser Rap kommt in jenem besonders gefärbten Türkdeutsch daher, das sich hier in Kreuzberg, Wedding und Neukölln als lingua franca der jungen Männer herausgebildet hat. Eine abgerundete, stärker zischende, weiter vorne gebildete Artikulation kennzeichnet unsere Jugendlichen als eindeutiges Produkt einer typischen Berliner Jugend. Das sind unsere Jugendlichen, das ist die nächste Generation, die hier in Berlin heranwächst.

Ich mache mir Sorgen. Hinten am Heinrichplatz toben sich unsere maßlos verwöhnten  Wohlstandskinder aus. Dort vor dem Brandenburger Tor äußerten sich andere Kinder, die Kinder der Schattenwelt. Meine stärkste Sympathie gilt an diesem Tag den arabischen und türkischen Rappern. Sie haben ihr Herz in die Hand genommen. Sie machen Kunst. Sie erzählen und halten uns den Spiegel vor.

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„Wir können die Hügel ja nicht tiefer legen“

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Mai 012010
 

Kürzlich sprach ich mit einem Römer über die Situation des Radverkehrs in der Caput-Mundi-Stadt. „Ihr in Berlin habt es gut: alles schön flach. Die Luft ist gut. Denn ihr habt so viel Grün hier. Ihr Radfahrer habt viel Platz. Bei uns in Rom sind die Straßen ständig verstopft. Und ständig geht es bergab und bergauf auf den famosen sieben Hügeln.“

Tja. Die Römer können ebensowenig wie die Stuttgarter die Hügel tieferlegen. Ich kann den Römern wenig Trost spenden. Vielleicht sollten die Römer so wie die Stuttgarter die famosen Pedelecs, die Elektro-Fahrräder ausprobieren?

Die Voraussetzungen, Friedrichshain-Kreuzberg zum Modellbezirk des Radverkehrs zu machen, sind ungleich besser als am Monte Gianicolo oder im Testaccio in Rom einen Radverkehrsanteil von 20% zu erreichen!

Aber nicht nur Städte, auch ganze Länder lassen sich durch den Radverkehr zusammenführen. Das berichtet SPIEGEL online heute. Auch hier jedoch das uralte Problem der Menschheit: Man muss sich ein bisschen anstrengen. Die Frisur gerät in Unordnung. Man schwitzt. Am schlimmsten ist: Es könnte regnen. Man könnte nass werden.

Hilfe! Der Mensch schwitzt am Berg! Sollen denn Menschen ab und zu schwitzen? Ist denn nicht Bequemlichkeit das erste Gebot, die oberste Maxime  des modernen Menschen? Was würden denn die Ärzte dazu sagen, wenn der Puls von 70 auf weit über flatternde 90 hochgejagt wird? Kann so etwas denn gesund sein? Oder bedarf es nicht doch des schöpfungsfreundlichen Verbrennungsmotors? Mindestens am Berg? Damit alles schön ruhig bleibt! Mindestens in Rom und Stuttgart?

Aachen: Drei Länder – ein Rad – Merian – Reiseziele
Fast die Hälfte der Einwohner sind Deutsche, die Häuser sind billiger als jenseits der Grenze, und mancher zieht hierher, weil das Leben etwas lockerer, leichtgängiger sein soll als in Deutschland.

Das Radfahren allerdings nicht. Wieder liegt ein Berg vor mir. „Wir können die Hügel ja nicht tieferlegen„, meint ein Spaziergänger am Wegrand.

 Posted by at 09:45