Radelte in strömendem Regen von der Arbeit nachhause. An meinem guten Abus-Schloss hatten sich „Interessenten“ zu schaffen gemacht und die Plastikumhüllung tatsächlich schon abgeschnitten! Weiter sind sie nicht gekommen. Nach zwei Tagen fand ich endlich wieder Zeit, um Geige zu spielen. Griff zu der fast schon vergessenen Reinel-Geige von 1937, da meine Leib- und Magengeige gerade zwecks Einstellung und Überholung beim Geigenbauer ist. Die Reinel-Geige zeigt sich verschnupft und muss erst wieder aufgetaut werden. Ich arbeite dazu an Ernest Bloch, Baal Shem, Three Pictures of Chassidic Life. Am besten passt mir heute das dritte Stück daraus, Simchas Torah – es ist der Abschlusstag von Sukkot, dem Laubhüttenfest. Eine schwelgerische, kraftvolle, eindringliche Musik, aufgebaut aus einfachen Elementen. Geigerisch weniger schwierig, aber sehr wirkungsvoll! Nehme mir vor, am Thema „Wiederholung“ zu arbeiten. Ein Motiv, das mehrfach vorkommt, verändert sich. Versuche, spannend zu spielen, auch wenn die Klavierbegleitung fehlt. Habe kein Kolophonium im Haus; das ist eine gute Übung – ich versuche, den Boden so innig in Kontakt zur Saite zu bringen, dass er geradezu festklebt, auch ohne Bogenharz.
Im Jüdischen Museum in der Lindenstraße gibt es ja das neue Glasdach, mit dem Architekt Libeskind auf das Laubhüttenfest hinweist, in dem das Wohnen des Menschen im Angesicht des Gartens Eden beginnt. Möchte am Wochenende unbedingt hingehen! Zum Laubhüttenfest wird das Gebet um Regen gesprochen. Und Regen kam! Regen pladderte um die Beine, kroch in die Kleidung, durchnässte die Schuhe. Flüchtige Blicke, aufgelöste Haare, dicker BMW hält hart am Randstein und versperrt den Radlern das Weiterkommen. Aber er hat keine Chance, ich umkurve ihn. So geht es voran im strömendem Regen, heute. Und das war der Tag.
Sorry, the comment form is closed at this time.