Die Süddeutsche Zeitung bringt am Wochenende auf S. 7 einen guten Hintergrundbericht über Thomas de Maizière, den Minister im Kanzleramt. Journalist Stefan Braun hebt den unaufgeregten, im Hintergrund wirkenden, kenntnis- und faktenreichen Manager der Macht hervor, dessen Einfluss auf Entscheidungen weit größer sei als die Öffentlichkeit wahrhabe. Am meisten sticht in meinen Augen in diesem Artikel die Wendung „kommunikative Missverständnisse“ hervor: de Maizière erläuterte dieses Thema vor Bonner Schülern bei seiner Rückkehr in sein ehemaliges Gymnasium. Wir zitieren:
Die Abiturklassen haben sich in der Aula versammelt, es folgen zwei Stunden Fragen und Antworten – mit einem Thomas de Maizière, der die Kanzlerin, die Politik in Berlin und die Welt erklärt. Der bei jedem Thema – ob China, BND oder Gesundheit – die Interessenkonflikte, die Kompromisssuche, die „kommunikativen Missverständnisse“ erläutert. Sie glauben ihm, sie hängen an seinen Lippen. Es gibt sehr viel Beifall. Er macht derlei Ausflüge immer wieder.
Ein „kommunikatives Missverständnis“ – ist das nicht ein Widerspruch in sich? Ich vermute, nein! Viele politische Botschaften kommen deswegen anders an, als sie gemeint waren, weil die Sprechenden oder Schreibenden zwar das Richtige meinen, es aber so ausdrücken, dass es beim Hörer oder Leser ganz anders „ankommt“. Berühmtes Beispiel: Jene „Peanuts“ des Bankchefs. Diese – wie Physiker sagen – „Phasenverschiebung“ unserer Kommunikation vorwegzunehmen und so für eigene Zwecke zu nutzen, dass ein vertretbares Ergebnis erzielt wird, scheint mir einer der wichtigsten Aspekte demokratischer Regierungskunst zu sein – nebenbei auch der entscheidende Erfolgsfaktor für Politikerinnen und Politiker, die gewählt und wiedergewählt werden wollen.
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