Die Ahnung trog uns nicht: Ministerin Schröder hat in einigen ihrer Äußerungen so sehr ins Schwarze getroffen, dass Frau Schwarzer fast nichts anderes übrigblieb als zu beißen und um sich zu schlagen. Der Blogger hat mittlerweile das Interview im aktuellen SPIEGEL, Seite 54-58 gelesen.
Viele springen jetzt fuchsteufelswild umher, als hätte Kristina Köhler verlangt, der Staat solle Familie und Ehe schützen, oder gar, die staatliche Gemeinschaft solle Familie und Ehe unter ihren besonderen Schutz stellen. Das wäre in der Tat ein radikaler Dissens vom herrschenden Zeitgeist gewesen, das wäre für eine amtierende Familienpolitikerin sehr gefährlich gewesen. Das wäre geradezu tollkühn gewesen. Als hätte sie verlangt, man solle Ehe und Familie als tragende Stützen oder Keimzelle einer Gesellschaft anerkennnen!
Mädchen, Weiber, Frauen: Das tut sie doch gar nicht! Also braucht frau sich eigentlich über diese Meinungsäußerungen nicht so aufzuregen. Statt dessen sagt Kristina Schröder sehr „zustimmungsfähig“ auf die Frage, ob der Feminismus die Frauen unterm Strich glücklicher gemacht habe:
„Ich glaube, dass der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden.“
Was regt ihr euch auf? Ist das nicht ganz lieb formuliert? Das ist doch genau die herrschende Grundhaltung: Jeder und jede soll vorrangig nach seinem oder ihrem Glück streben. Für manche gehören zum eigenen Lebensglück Partnerschaft und Kinder, für manche eben nicht. Der Staat soll dann die Mittel für jede einzelne, für jeden einzelnen bereitstellen, ein Maximum an privatem eigenen Glück zu erzielen.
Darum geht es. Der Staat dient nach Meinung der großen Mehrheit der Bevölkerung dazu, für privates Glück bei jedem einzelnen Menschen zu sorgen, vorrangig durch Leistungen, durch Geld, durch Ansprüche, die jeder einzelne gegen den Staat geltend machen kann.
Was Kristina Schröder über fehlende männliche Vorbilder sagt, über die Verweiblichung der gesamten Pädagogik, über das unzureichende Männlichkeitsbild, das unseren Jungen angeboten wird, über den nicht nur körperlichen, sondern auch psychischen, nicht nur kulturell erzeugten, sondern vermutlich auch genetisch verankerten Unterschied zwischen Jungen und Mädchen, findet meine volle Zustimmung.
Kristina Schröder hat DAS große Problem der Jungen zutreffend erkannt und benannt. Allerdings unterscheide ich mich von Ministerin Schröder insofern, als ich sage:
Jungen brauchen keine Jungenförderung, sondern sie brauchen Väter – oder mindestens väterliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren, an denen sie sich abarbeiten, an denen sie reifen, gegen die sie rebellieren können!
Ich habe daraufhin etwa das schulische Lesebuch meines achtjährigen Sohnes durchgeschaut: Welches Familienbild, welches Männlichkeitsbild wird vermittelt? Die Antwort: Mädchen sind körperlich genauso stark wie Jungen, Mädchen können die Jungen sogar im Raufen besiegen. Jungen interessieren sich genauso sehr für Pferde, rosa Hüpfbänder und Puppen wie Mädchen sich für Kräne und Eisenbahnen interessieren. Eine Mutter mit grünen Haaren ist eine ganz normale Mutter.
Und: „Christian gehört nicht zu uns.“ Christian ist der Name eines Vaters, der sich von seiner Familie getrennt hat. Die Mutter untersagt Annika den vertrauten Umgang mit dem Vater mit genau diesem Satz: „Christian gehört nicht zu uns.“ Annika soll sich nach dem Willen der Mutter kein Bild vom Vater machen! Gefunden im 2007 erschienenen Lesebuch „Bausteine Lesebuch“ für Klasse 3, S. 21.
„Jungenförderung“ entspricht übrigens noch weitgehend dem vorherrschenden Steuerungsmodell der Politik: Die staatlichen Machthaber erkennen ein Defizit und bieten Mittel an, dieses Defizit, diese Benachteiligung zu beseitigen. So stellen beispielsweise Migranten eine benachteiligte Gruppe dar: der Staat hilft ihnen durch besondere Unterstützung. Die Jungen sind strukturell benachteiligt – der Staat gleicht aus. Die Frauen sind strukturell benachteiligt – der Staat hilft und gleicht aus. Man könnte auch sagen: Nationale Minderheiten, wie etwa muttersprachliche deutsche Kinder sind in Neuköllner Grundschulen strukturell benachteiligt, denn das gesamte Unterrichtsgeschehen wird auf die Bedürfnisse der migrantischen Kindermehrheit zugeschnitten.
Der Staat muss also etwas für die wenigen verbleibenden deutschen Kinder in Neuköllns Grundschulen tun, etwa durch Integrationsmaßnahmen für deutsche Kinder, Sonderförderung zum Erlernen des türkischen oder arabischen Akzents, kostenlose Besuche in Bräunungsstudios usw.
Ihr seht: Der Benachteiligungen ist kein Ende! Der Staat muss überall fördernd eingreifen!
Das könnte etwa für die Jungenförderung bedeuten: Vermehrte Einstellung von Männern als Lehrer oder Erzieher, Männer-Zuschlag für Männer, Vätergeld, Väterurlaub usw. Die Politik entdeckt eine benachteiligte Gruppe, in diesem Fall also die Jungen und die Männer, und verteilt staatliche Mittel im Sinne eines Lenkungseffektes um, bis 50% aller Lehrer männlichen Geschlechts sind.
Das klingt absurd und ist es auch.
Weit besser ist die Anregung Kristina Schröders, sich schulische Texte durchzusehen und zu fragen: Was wird den Jungen geboten?
Ich habe diese Übung mit einigen Schulbüchern für Deutsch, Sachkunde und Ethik gemacht. Ergebnis: Verheerend! Niederschmetternd! Es gibt keine funktionierende Familie mit Mutter und Vater mehr in Berlins Schulbüchern. Es gibt überhaupt keine männlichen Vorbilder mehr.
Heiße Leseempfehlung zum Interview mit Kristina Schröder: Bausteine Lesebuch 3. Herausgegeben von Siegfried Buck. Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöning Winklers GmbH, Braunschweig 2007, S. 21
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