Jan 242011
 

04082010015.jpg Söhne berühmter Männer haben es schwer. Der Ruhm des Vaters entrückt den Vater. So muss es August von Goethe, der Sohn Goethes (sic!), erfahren haben, der mit 40 Jahren auf einer Italienreise starb. Die lateinische Grabinschrift auf dem protestantischen Friedhof in Rom lautet:

GOETHE FILIVS / PATRI / ANTEVERTENS / OBIIT / ANNOR XL / MDCCCXXX

Goethes Sohn / dem Vater / voranschreitend / starb / im 40sten Jahre / 1830

Die Arbeit am eigenen Ruhm nimmt den Vater und meist auch nebenherlaufend den Sohn gefangen – ob er nun Politiker oder Künstler ist, das Muster vom fernen Vater bleibt meist dasselbe.

Darüber berichtet der Sohn eines berühmten Politikers im aktuellen Focus mit ergreifenden Worten.

„Die Familie meines Vaters“ – Berliner Zeitung

Darüber hinausgehend erinnert mich diese Klage über den fernen Vater auch an das seit langem in diesem Blog verfolgte Thema der innerlich vaterlosen Söhne. Das ist eine der größten Nöte unserer Gesellschaft. Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft, so sprach Alexander Mitscherlich das Thema bereits im Jahr 1963 an! Er erkannte damals bereits die innere Vaterlosigkeit als eine der belastendsten Hypotheken für die nachwachsende Generation.

Seine Diagnose – Wir sind auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft – hat sich heute, im Jahr 2011, mehr als er damals wohl ahnen konnte bewahrheitet.

So bin ich der festen Überzeugung, dass sehr viele soziale Probleme wie sie etwa der neueste Berliner Sozialatlas auflistet, also beispielsweise Sucht, Arbeitslosigkeit, Scheidungsnöte, Kriminalität junger Männer, Depressionen und Bildungsversagen junger Männer, mit dem Mangel einer guten, spannungsreichen, anspornenden Vaterbeziehung zu tun haben, mit dem Mangel an konkret erfahrenen männlichen Vorbildern.

 Posted by at 14:20

Sorry, the comment form is closed at this time.