Nov 212020
 

Jan Brachmann schrieb gestern in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

Der Kulturbetrieb schnappt gerade nach Luft, einmal aus Not, vor allem aber aus Empörung, „dass Stätten der Kultur und Bildung unter dienstleistende Vergnügungs- und Freizeitveranstaltungen eingeordnet und den gleichen Verboten und Vorschriften wie Spielhallen, Wettannahmestellen, Fitness-Studios, Spaßbäder und Bordelle unterworfen werden“, wie es in einer Protestnote der Bayerischen Akademie der schönen Künste heißt. Gerald Fauth, der Rektor der Leipziger Musikhochschule, ließ die Bundeskanzlerin in einem offenen Brief wissen, wie sehr ihn diese „sprachliche Unsensibilität entsetzt hat“. Während Fauth ausruft: „Wo sind wir hingekommen? Wo sind unsere wahren, höchsten Werte?“, macht sich der Bariton Thomas E. Bauer einfach ans Handeln. Konzerte sind zwar verboten, Gottesdienste aber erlaubt, dachte er sich. Wenn man das öffentliche Singen als Gebet verstehen würde, wäre es also weiterhin möglich.

Thomas. E Bauer lässt in Augsburg 24 Stunden Palestrina-Messen singen (faz.net)

Jan Brachmann: Kultur betet. FAZ, 20.11.2020

Bild: Ein Ginko biloba blüht golden unter einem Himmelskreuz auf. Aufnahme des Verfassers. Cheruskerpark, Berlin-Schöneberg, 2. November 2020

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