Nov 232008
 

man_und_frau.jpg Sind Frauen in der Politik anders? Kann es eine Frauenpartei geben? Was will das Weib in der Politik?  Mehrfach diskutierten wir in diesem Blog solche bewegenden Fragen. Nach Einträgen am 21., 27., und 28.10.2008 gelangten wir zu folgenden Schlüssen: „Mann dreht seine Runden, Frau putzt hinterher“. Frauen fehlt fast immer der Wille zur Macht als Selbstzweck, deshalb gelangen sie nur zur Macht, wenn die Männer sich vor aller Augen als unfähig oder unhaltbar erweisen. Eine Frauenpartei erklärten wir für unwahrscheinlich. Wir haben uns geirrt. Denn Berlins CDU schickt sich an, eine Frauenpartei zu werden! So jedenfalls berichtet der Tagesspiegel heute:

Die Demontage
Vom Hinterzimmer-Herrenclub zur Frauenpartei in nur zweieinhalb Monaten: So lässt sich zusammenfassen, was die Berliner CDU in diesem Herbst mit sich erlebt hat. Frauenpartei? Klar, so viele Frauen wie jetzt haben noch nie auf den besten Plätzen der Landesliste für den Bundestag kandidiert. Monika Grütters auf dem ersten Rang, Stefanie Vogelsang, Stadträtin aus Neukölln, auf dem dritten, die ehemalige DDR-Dissidentin Vera Lengsfeld auf dem sechsten Listenplatz. Deutlich mehr weibliche Gesichter werden im kommenden Sommer von den Wahlplakaten herunterlächeln.

Ihr seht: Der erste Teil meiner Analyse stimmte – nämlich, dass in besonders schweren Krisen oft der Weg für die Frauen frei wird.

Typisch sind folgende Aussagen: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich so deutlich verliere, wäre ich gar nicht angetreten“ – so äußerte sich ein bekannter männlicher Politiker nach seiner Niederlage. „Ich habe nicht damit gerechnet, gewählt zu werden, aber ich war es der Partei schuldig. Ich musste mindestens ein Zeichen setzen.“ – In diesem Sinne äußerte sich eine weibliche Kandidatin nach ihrem Wahlsieg. Typisch Mann, typisch Frau: dem Mann ging es um konkrete Machtperspektiven, der Frau ging es um das Ansehen der Partei, obwohl sie sich keine Macht versprach!

Interessant ist auch, wie Berlins CDU das Thema des Lernens, das Thema des tiefgreifenden Wandels immer wieder elegant vermeidet und umsegelt! „Ja, haben wir denn überhaupt nichts dazugelernt?“ – so eine fassungslose Stefanie Vogelsang, als sie erfuhr, dass auch unter dem neuen alten Landesvorsitzenden munter und fröhlich weitergekungelt wird, als wäre nichts gewesen. „Ihr habt ja nichts dazugelernt!“ Solche und andere Rufe erschollen, als die hinreichend bekannte Landesvorstands-Herrenriege die Landesvertreterversammlung unterbrechen wollte, da die Delegierten sich nicht an die diktierten Listen halten wollten, sondern sich das Recht auf demokratische Wahl herausnahmen. Was für eine Ungehörigkeit!

Ronald Pofalla wiederum sagte am Dienstag zu seiner Berliner CDU: „Sie brauchen keine Belehrungen!“ Ein herrlicher Satz, denn er bedeutet: „Wie Sie aus dem Schlamassel herauskommen wollen, müssen Sie schon selber lernen – niemand kann es Ihnen von außen belehrend vorschreiben.“

Was lernen wir daraus? Ich meine dies: „Lernt selbst – damit ihr euch nicht die Belehrungen anderer anhören müsst!“

Fazit: In besonders schweren, von Männern verursachten Krisen scheinen in der Tat Frauen eher geeignet zu sein, Glaubwürdigkeit zurückzuholen. Leider müssen sie oft, allzuoft gedrängt werden, nach vorne zu treten. Hier scheint mir der Ansatz des gemeinsamen Lernens zum Erfolg zu führen.

Lernen heißt sich wandeln. Gemeinsam lernen heißt, den Wandel mitzugestalten statt ihn über sich hereinbrechen zu lassen. Dazu sollten Männer auf Frauen hören lernen.

Unser Foto zeigt eine glückliche Frau.

 Posted by at 21:13

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