Mrz 202009
 

Fast drängt sich dieser Schluss auf, wenn man sich die Schulleistungen zum Maßstab nimmt. Denn sowohl in den USA als auch in Deutschland hängern die Kinder aus vietnamesischen, chinesischen und koreanischen Zuwandererfamilien die türkischen, deutschen und arabischen Einheimischen locker ab.

Sind also wir Berliner Türken, Deutsche und Araber dümmer? Nichts wäre falscher als das! Aber ich merke es immer wieder bei persönlichen Gesprächen: Bei den Vietnamesen und auch bei den Russen spielt Bildung und Ausbildung eine viel größere Rolle als  bei uns Deutschen. Ich verallgemeinere hier – aber die Zahlen erlauben eine solche Verallgemeinerung. Während es für manche einheimische Männer nichts Tolleres zu geben scheint, als mit einem tiefergelegten BMW durch die Straßen Kreuzbergs oder Neuköllns zu schaukeln und die Umwelt mit ihren Subbass-Woofern zu bedröhnen, sitzen andere gleichalte junge Männer aus der ersten oder zweiten Zuwanderergeneration zuhause und büffeln für den Mathe-Leistungskurs.

Auf die Einstellung, auf die Wertsetzung kommt es an. Ich meine, wir Deutsche und Türken sollten uns ein bisschen was von den vietnamesischen Einwanderern abkucken.

Jeder kann etwas für seinen Erfolg tun, Herkunft ist kein Schicksal.Ich sehe hier in Kreuzberg und Neukölln auf Schritt und Tritt die Hochschätzung des otium cum dignitate, der Muße, der von Arbeit befreiten Existenz: für so manchen wohlhabenden Römer der Kaiserzeit das höchste erstrebenswerte Ziel.  Aber die Mittel für diese dem Müßiggang geweihte Daseinsform müssen erarbeitet werden – und zwar durch andere. In der Antike waren es die Sklaven, die man aus den unterworfenen Völkern heranschleppte.  Und heute?

Die Berliner Zeitung berichtet heute:

Bildung statt BMW – Berliner Zeitung
Ngoc An Nguyen und der 16-jährige Thang Vu Duc besuchen die 11. Klasse des Barnim-Gymnasiums in Falkenberg. Ihre Eltern kommen aus Vietnam, so wie die Mütter und Väter von 136 anderen Kindern dieses Gymnasiums. 17 Prozent der Kinder an der Schule sind nichtdeutscher Herkunft, davon 75 Prozent aus Vietnam. Ihr Anteil steigt. In der siebten Klasse sind ein Drittel der Kinder vietnamesischer Herkunft. Und die sind in der Regel die Besten ihrer Klassen.

Keine andere Einwanderergruppe kann in der zweiten Generation mit solchen Schulerfolgen aufwarten. Etwa 50 Prozent der vietnamesischen Kinder schaffen es in Deutschland aufs Gymnasium, in Brandenburg sind es sogar 74 Prozent. Damit sind sie ihren deutschen Mitschülern weit überlegen – von Kindern anderer Einwanderergruppen ganz zu schweigen.

 Posted by at 12:42

Sorry, the comment form is closed at this time.