Okt 032009
 

Als Mitglied des Bundesbankvorstands ist Sarrazin nicht mehr zu halten. Darin stimme ich den Kritikern Sarrazins zu. In seiner Funktion hätte er sich niemals zu so kühnen, in vielerlei Hinsicht zutreffenden, aber in vieler Hinsicht verächtlichen Feststellungen hinreißen lassen dürfen. Wollte er entlassen werden? Wollte er wieder zum einfachen Bürger Thilo Sarrazin werden?

Interessant zu sehen, wie der Schuss Sarrazins nach hinten losgeht! Statt über die Themen zu diskutieren, überlegen die Sarrazin-Jäger, wie sie ihn am besten abschießen können. „Sarrazin gehört abgeschossen!“ so oder so ähnlich kann man es wörtlich in der Presse lesen.  Und ähnlich wie in ganz anderem Zusammenhang dies Gregor Gysi zur eigenen Verteidigung tat, wird das gesamte Arsenal des Strafrechts gezückt, um den unbequemen Querkopf zum Schweigen zu bringen.

Man lese das Interview Sarrazins im Ganzen! Dann wird man erkennen, dass er zur Integration sehr viel Gutes, Zielführendes gesagt hat! Die Kritiker reißen einzelne Sätze aus dem Zusammenhang und entstellen dadurch den von Sarrazin gemeinten Sinn, verkehren ihn ins genaue Gegenteil!

Sehr klarsichtiges Interview mit Vlad Georgescu bei Spiegel online – mit einem der Gründer der Migrantenpartei! Er und seine Mitstreiter haben sehr klar erkannt, dass die Migranten ein unbeackertes Feld der 5 großen deutschen Parteien sind. Zwar wählen die meisten traditionell SPD und die Linke. Denn die SPD und die Linke vertreten genau dieselbe paternalistische Klientelpolitik, die die meisten Migranten aus ihren Herkunftsländern gewöhnt sind. „Ich schenke Dir eine weitere Beratungsstelle für MigrantInnen aus Deinem Herkunftsland, mit 2 Vollzeitanstellungen und zwei Teilzeitstellen, und du führst mir 1000 Wählerstimmen zu.“ So läuft es doch.

Aber mich persönlich überzeugt keine der 5 Parteien (SPD, Linke, CDU, FDP, Grüne). Keine der bestehenden Parteien hat das Thema wirklich gründlich genug durchdacht. Deshalb auch immer wieder solche Verkehrsunfälle wie die Äußerungen Sarrazins. Da kaum jemand die Lage vor Ort bei uns Migrantenfamilien kennt, da wir ja eine freiwillige Apartheid haben – fallen die Leute aus allen Wolken, wenn jemand aus dem Nähkästchen plaudert, wenn er die geballte Wucht der Daten zu politischen Schlussfolgerungen nutzt.

Die Migranten können es sich erneut behaglich in ihrem Opferstatus einrichten, der ja nun schon einige Jahrzehnte lang dauert. Sie werden noch in 100 oder 200 oder 500 Jahren sich als „sozial Benachteiligte“ ausgeben, wie es ja ein Großteil der Schwarzen in den USA bis zum heutigen Tage ebenfalls tut. Mit einem riesigen Unterschied: Die entfernten Vorfahren der Schwarzen kamen gegen ihren Willen, sie wurden verschleppt, gequält und gefoltert.

Die heutigen Migranten kamen alle freiwillig. Sie konnten sich für oder gegen dieses Land entscheiden. Sie genießen volle Rechte auf Bildung und Aufstieg, wenn sie es denn wollten.  Sie sind privilegiert gegenüber den Bürgern in den Herkunftsländern, die keinerlei vergleichbare soziale Sicherungssysteme haben.  Jeder, der sagt: „Wir sind alle Deutsche, wir wollen hier leben, das ist unsere Heimat„, dem steht das Land mit all seinen faszinierenden Möglichkeiten offen. Wer dies erkennt, der ist nicht benachteiligt, sondern der ist bevorzugt!

Wie ihr wisst, bin ich selbst offiziell Mitglied einer Familie „mit Migrationshintergrund“,  bin mit einer Ausländerin verheiratet. Wie wir in Deutschland uns hier in Berlin über die Jahrzehnte dauerhaft hilfsbedürftige Menschen, freiwillig bevorzugte Menschen herangezogen und hereingeholt haben, das löst bei uns immer wieder Kopfschütteln aus. Hier gilt es umzusteuern. So kann es nicht weitergehen. Darüber brauchen wir eine Debatte! Wir brauchen keine Debatte darüber, wie man Thilo Sarrazin, den Verkünder unbequemer Wahrheiten schnellstmöglich mit den Waffen der medialen Ächtung und des Strafrechts züchtigen kann.

Migrantenpartei gegründet – “Sarrazin gehört gefeuert“ – Politik – sueddeutsche.de
Georgescu: Wir sind uns dessen bewusst. Es gibt auch Migrantengruppen, die sich bislang überhaupt noch nicht miteinander ausgetauscht haben. Trotzdem glauben wir, dass es einen verbindenden Faktor gibt, der uns dabei hilft: Wir sind alle Deutsche, wir wollen hier leben, das ist unsere Heimat.

 Posted by at 11:54

  2 Responses to “Professionelle Migrantenschutzpatrone auf Sarrazinjagd”

  1. Hallo Dominik, freut mich, dass Sie diese Frage stellen. Wenn es diese Zeitschrift immer noch gibt, dann wäre dies ein wunderbares Zeichen dafür, dass Ideen sich fortpflanzen könnne. Wir säen – andere lassen wachsen. Viele Hände müssen zusammenwirken, ehe eine Frucht auf den Tisch kommt.

    „Gott und der Mensch wirken zusammen.“

    Dieser Gedanke kam mir heute beim Besuch des katholischen Gottesdienstes zum Erntedankfest in meiner Heimatgemeinde St. Bonifatius in Berlin-Kreuzberg.

    Meiner Erinnerung nach gründeten wir die Stachelbeere 1974. Das erste Heft wurde in einer Auflage von 350 gedruckt, das zweite in einer Auflage von 500, das dritte schon mit 750 Stück. Bereits wenige Zeit danach berichtete DER SPIEGEL über unser Blatt. Siehe Nachweis und Link hierzu in diesem Blog am 29.06.2009, wobei der Schulleiter allerdings nicht Peter Johannes Lettner hieß, sondern Pater Dr. Johannes Lettner.
    Herzliche Grüße, Ihr Johannes Hampel

  2. entschuldigung, dass ich diesen „kommentar“ einfach unter irgendeinen ihrer interessanten beiträge setze.
    ich bin zur zeit schüler an st. stephan und seit kurzem auch bei der stachelbeere tätig und hätte zu eben dieser eine frage an Sie: wann wurde die stachelbeere gegründet?
    wenn es ihnen keine umstände beritet, wäre es mir lieb, wenn Sie mir per e-mail antworten würden.
    mfg
    dominik

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