Unter das herrlich doppeldeutige Motto Umdenken werde ich meine Bewerbungsrede am Samstag stellen. Denket um, das ist ja das große Leitwort Johannes‘ des Täufers, meines Namenspatrons.
Schon einige Wochen habe ich aus keiner Rede des Bundespräsidenten mehr zitiert. Aber genau jetzt hat er wieder eine Rede gehalten, die ausgezeichnet zu einem Schwerpunkt meiner Bewerbung passt: zur Umgestaltung des städtischen Raumes. Ich werde fordern, dass Friedrichshain-Kreuzberg zu einem Fahrrad-Modellbezirk entwickelt wird. Johannes der Täufer hätte das zwar abgelehnt. Das Fahrrad wäre ihm als Luxus erschienen. Er ging stets zu Fuß. Aber wir brauchen weiterhin eine hochwertige, flexible und effiziente Mobilität in den Städten. Busse, Taxis und Bahnen allein werden das nicht sichern können. Auch das Fahrrad muss hinzukommen. Und ab und zu ein knallrotes Automobil;-)
Ausgerechnet bei einer Veranstaltung des ADAC fordert er das Umdenken in der Verkehrspolitik – weg vom Auto, hin zu umweltgerechterer Mobilität. Der Bundespräsident beklagt, dass 80% der Arbeitnehmer mit dem Auto zur Arbeit fahren.
Eigentlich würde so eine Rede besser zum ADFC passen, aber eine solche Rede beim ADFC zu halten, hieße ja, den Fischen Wasser predigen.
ADFC-Leser sollten also die folgende Rede nicht lesen, ADAC-Leser schon.
www.bundespraesident.de: Der Bundespräsident / Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler bei der ADAC-Preisverleihung „Gelber Engel“ 2010
Unser Planet würde es gar nicht aushalten, wenn die Menschen überall auf der Welt so viel im Auto durch die Gegend fahren würden, wie wir das hier bei uns tun. Dann bräuchten wir schon jetzt mehr als eine Erde. Um in Zukunft mobil zu bleiben – und auch, um die Mobilität von Menschen in ärmeren Ländern zu verbessern – müssen wir umdenken. Und zwar grundlegend.Einfach ist das nicht. Veränderungen fallen den Menschen erstmal schwer. Wir halten gerne an lieb gewonnenen Gewohnheiten fest. Und trotzdem verändern wir uns fortwährend. Denken Sie ein halbes Jahrhundert zurück. Damals konnten vielerorts die Kinder noch auf der Straße spielen. Heute können sie es meist nicht mal mehr auf dem Bürgersteig – zu gefährlich.
Wir haben allmählich hingenommen, wie sehr wir im Straßenverkehr auf unsere Kinder aufpassen müssen und dass Autoabgase unsere Umwelt belasten. Wir haben unsere Freiheit eingeschränkt, um die Freiheit zu gewinnen, spontan mit dem Auto losfahren zu können, wohin wir möchten.
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