Feb 222010
 

Ein wirklich sehenswerter Film muss der Film Bal, der Gewinner der Berlinale sein. Väter und Söhne – das ist eines der großen, der riesigen Themen der Selbstwerdung, der Kulturwerdung überhaupt. Der türkische Film Bal spielt offenbar mit einem Mythos, der namentlich uns Deutschen ja seit dem Nibelungenlied und seit Eichendorff in die Seele gepflanzt ist: der Wald. Ich erinnere mich an Christoph Meckels Vaterbuch Suchbild aus dem Jahr 1980, wo er beschreibt, wie er mit dem Vater Eberhard Meckel zusammen den Wald entdeckte. Ich zitiere sinngemäß: „Mit dem Vater zusammen die Wälder und die Berge zu entdecken war wunderschön. Wenn er Eichendorff rezitierte, fing der Wald zu reden an.“

Dann starb Christoph Meckels Vater. Es starb das Bild vom guten Vater. Dann brach eine Welt zusammen. Aus den Trümmern dieser Welt müssen die Söhne hervorwachsen. Das ist die Aufgabe jedes Sohnes.

Lest hier den Hinweis auf den Film aus dem Neuen Deutschland:

22.02.2010: Der Honig-Bär (Tageszeitung Neues Deutschland)
»Bal« ist ein stiller Film, der sein eigenes Tempo behauptet: die Langsamkeit der Jahreszeiten. Ein Blick in eine Kindheitswelt, in der der Wald die Welt ist. Ein Ort des Blühens und Rauschens, der Vögel. Mit dem Vater an der Seite kann man das staunend erleben. Als der Vater im Wald umkommt, ändert sich alles: Der Wald ist nun auch ein bedrohlich dunkler Raum, er kann einen für immer verschlucken. Und dann doch die wundersame Wiederbefreundung mit dem Wald, der Heimat bleibt, aber nun wissender. Der Junge ist gewachsen, die gläubige Kindheit liegt mit dem Tod des Vaters hinter ihm, er sieht anders: Er wird er selbst.

 Posted by at 11:29

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