Okt 012011
 

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Das unübertroffene Muster und Urbild eines ganzheitlichen, alle Sinne, alle Fähigkeiten, alle Kräfte des Kindes ansprechenden Liedes ist vielleicht „Wer will fleißige Handwerker sehn, der muss zu uns Kindern gehn.“

Ich selbst singe und spiele es gerne in Kitas und Schulen. Ist es noch aktuell? Ich denke schon. Es ist sogar aktueller denn je! Grundschullehrer und Bildungsforscher beklagen seit Jahren den deutlichen Verfall der Körper-Koordination, der Körperbewusstheit, des Raumgefühls unserer Kinder. Jetzt kommt noch erschwerend hinzu, dass viele Kinder etwa in Kreuzberg in all den zehntausenden von Stunden, in all den 15 Jahren, die sie bis zum Abitur in Kreuzberger Kitas und Schulen verbringen, kein brauchbares Deutsch lernen. Und singen lernen sie auch nicht mehr.

Und die Handwerke? Nehmen wir die hier besungenen Gewerke Maurer, Glaser, Maler, Tischler, Schuster, Schneider, Bäcker. Diese Berufe bestehen heute – im Gegensatz zum Müller – noch als Lehrberufe. Sie haben sich verändert, aber die im Lied besungenen Grundfertigkeiten werden heute noch verlangt!

„Fleiß“, wie bei „fleißige“ Handwerker: Diese Grundtugend ist zwar heute recht gering angesehen, dennoch kann keine Gesellschaft auf Arbeitsamkeit, Leistungsbereitschaft und Bereitschaft zum Ertragen von Unlust verzichten. Bei uns in Berlin fehlt es am Fleiß gewaltig, man chillt lieber auf dem Trottoir bei einer Wasserpfeife, hängt herum, zischt sich ein Bierchen rein und geht zur Abwechslung zur Demo für kleinere Klassen, mehr Lehrer, bessere Schulen und geringere Arbeitszeiten. Dennoch vertrete ich die Ansicht, dass man Fleiß von Kindern einfordern und belohnen sollte. Die Türkei verlangt sogar jeden Morgen ein klares Bekenntnis zu Ehrlichkeit und Fleiß von ihren Kindern („Türküm, doğruyum, çalışkanım“), sodass gegen das Gebot des Fleißes und der Ehrlichkeit kein Einspruch von Seiten der selbsternannten Schutzmacht und Nebenregierung unserer türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu gewärtigen ist.

Gegen mehr Lehrer habe ich auch nichts, im Gegenteil, nur sind sie derzeit für Geld und gute Worte nicht zu haben.

Das Mauern „Stein auf Stein“, also insbesondere in Ziegelmauerwerk, hat eine prachtvolle Renaissance erfahren! Es gibt bautechnisch kaum etwas Nachhaltigeres als die gemauerte Wand! Die überdauert mindestens 300-400 Jahre, während Beton häufig schon nach 30 oder 40 Jahren sichtbar „altert“ und Qualität einbüßt!

Der Glaserberuf hat ebenfalls kräftig an Bedeutung zugelegt. Glas wird immer vielfältiger verwendet, großflächig verglaste Fassaden spielen eine entscheidende Rolle beim ökologisch sinnvollen Bauen. Mit neuartigen Klebstoffen eingeklebte Scheiben sind aus Hochgeschwindigkeitszügen und aus PKW nicht wegzudenken.

Der Beruf des Malers und Lackierers steht ebenfalls voll im Saft. Gebäudesanierung, Gebäudeerhaltung, Neubau, energetische Sanierung, Fahrzeugbau – die Einsatzbereiche der sich ständig weiterentwickelnden Arbeitsfelder des Malers und Lackierers sind vielfältig und verlangen eine gründliche Ausbildung.

Die im Liede besungenen Fertigkeiten, nämlich das Schichten, das Hämmern, das Pochen, Heben, Kleben, Rühren, Hobeln und Feilen sind derart grundlegend, dass sie in vielen Lebensbereichen und Berufen nützlich werden können.

Kurzum:

Das Lied „Wer will fleißige Handwerker sehn“ verdient es, wieder in den Kitas und Grundschulen gelernt und gespielt zu werden. Es ist ein immergrüner Klassiker.

 Posted by at 13:04

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