„Bis 30 hängt das Gesicht von den Genen ab, ab 30 ist man für sein Gesicht selber verantwortlich!“ Ein Mann, der immer störrisch und grimmig dreinschaut, ist also auch störrisch und grimmig.
So belehrte mich immer wieder eine meiner Tanten in der Kindheit. Ich staunte und zweifelte.
Ich staune und zweifle: Sport verändert angeblich das Erbgut! Schon nach 20 Minuten Fahrradfahren verändert sich das Erbgut in den Muskelzellen, denn weniger Methylgruppen als vor dem Fahrradfahren finden sich dort. Dies schreibt heute Christina Berndt auf S. 18 der Süddeutschen Zeitung im Rückgriff auf die aktuelle Ausgabe einer Zeitschrift, die ich bisher nicht kannte:
Cell Metabolism | Vol 15, Iss 3, Pgs 265-412, (7 March, 2012) |ScienceDirect.com
Na, irgendwas mag dran sein. Die menschlichen Gene sind offenbar plastisch. Sie verändern sich lebenslang unter dem Einfluss von Umwelt und Verhalten. Wer viel singt, dessen Gene werden musikalischer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein singender Pizzabäcker einen Tenor von Weltruhm hervorbringt, ist größer als die, dass ein nichtsingender Friseur einen Tenor von Weltruhm hervorbringt!
Das ist eine revolutionäre Entdeckung, die seit einigen Jahren fast alles auf den Kopf stellt, was man seit vielen Jahrzehnten als nahezu unumstößlich ansah.
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