Aus dem fernen New Hampshire, einem der 13 Gründerstaaten der USA, erreichte uns vor einigen Tagen hier in Kreuzberg eine Leserzuschrift zum Lächeln des Bamberger Engels. Dort in den USA wird offenbar das alte, das lächelnde, das glaubende Europa geschätzt, gewürdigt und geliebt!
Lest selbst:
Ciò ch’io vedeva mi sembiava un riso
de l’universo; per che mia ebbrezza
intrava per l’udire e per lo viso. 6
Oh gioia! oh ineffabile allegrezza!
oh vita intègra d’amore e di pace!
oh sanza brama sicura ricchezza! 9
Dante, aus dessen Paradiso unser Leser mitten im amerikanischen New Hampshire zitiert, schildert eine strahlende, von innen herausbrechende Freude. Der Leser schreibt:
„Das Lächeln des Bamberger Engels ist von unglaublicher Kraft, Ausdruck überbordender Freude.“
Der Bamberger lachende Engel entstand wohl etwa zur selben Zeit wie die Divina Commedia Dantes, und auch zur selben Zeit wie die Statue der Hl. Katharina von Alexandrien im Magdeburger Dom. Doch ist der Gesichtsausdruck Katharinas verhaltener, ruhiger, gefasster, dennoch nicht weniger sprechend als das selige Aufscheinen des Weltenlachens im Bamberger Engel.
Carl Streckfuß übersetzte diese Stelle (La Divina Commedia, Paradiso, Canto XXVII, Verse 4-9) mit folgenden Worten:
Ein Lächeln schien zu sein des Weltenalles,
Das, was ich sah, drum zog die Trunkenheit
Durch Aug’ und Ohr im Reiz des Blicks und Schalles.
O Lust! O unnennbare Seligkeit!
O friedenreiches, lieberfülltes Leben!
O sichrer Reichtum sonder Wunsch und Neid!
Wir danken Dante, danken dem einsamen Leser in New Hampshire für die Zuschrift, danken den unbekannten Bildhauern des 13. oder 14. Jahrhunderts von Bamberg und Magdeburg, danken dem vorzüglichen Übersetzer Carl Streckfuß – und wir beschließen diesen durchsonnten Nachsommertag mit einem überbordenden Lächeln ins Weltall hinein.
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