Sep 022014
 

Joy comes, grief goes, we know not how. Eine Weisheit, die ich heut gleich zwei Mal, fast anlasslos, im Gespräch mit Freunden anbrachte!

Eine sehr tiefsinnige Bemerkung, die James Russell Lowell in seiner Vision of Sir Launfal gewissermaßen fein in die Kupferplatte der englischen Sprache eingraviert! Ich werde sie alsogleich ins eigene Kupferstichkabinett meines geistigen „Oxford Pocket Book of Quotations“ einsticheln.

Joy Comes, we know not how. Die Freude kommt unverhofft, unverdient, sie „überkommt“ einen. Sie ist unerklärbar. Sie läutet kräftig, unüberhörbar, dauernd, hell bimmelnd, und ohne Vorankündigung – wie das Geläut der Christus-Erlöser-Kathedrale an der Ostoschenka in Moskau, das mich am Sonntag dem 10. August anrief. Ein helles, fröhliches, ein lachendes Läuten! Kurz, von oben herabfallend – es ist der Freude schöner Götterfunke, den Dante Alighieri im Paradiso in italienischer Sprache hört, die immensa gioia, die Friedrich Schiller in seiner Hymne „An die Freude“ in deutscher Sprache besingt.

Grief goes, we know not how. Die Trauer hingegen lastet schwer, sie, die Trauer, grief,  ist grievous, sagt der Engländer. Sie ist erklärbar. Trauer hat fast stets einen Anlass, einen Quell: den Tod eines nahen Menschen, den Verlust von etwas, was man lange besessen hat, das Nicht-Erreichen oder das Verlieren von etwas sicher Geglaubtem.   „Das wird nie vorbeigehen, das überlebe ich nicht. Mein Leben hat doch ohne den Verstorbenen, ohne diesen großartigen Menschen, keinen Sinn mehr“, denkt die abgrundtief Trauernde. Wenn sie dies dann auch ausspricht, hat sie schon den ersten Schritt zur Überwindung des Abgrunds getan. Lösende Tränen, tröstende Umarmungen  mögen hinzukommen. Und irgendwann wird die Trauer nachlassen. Dann verschwindet sie, wird verwandelt in Erinnerung. „Und von all dem Trauern schwebt ein Erinnern nur noch um das ungewisse Herz“, so mag es dann scheinen. Und schließlich denken wir: „Die Trauer ist gegangen. Ich weiß, dass ich eigentlich endlos trauern wollte. Und jetzt? Ich bin froh und dankbar, dass wir diesen großartigen Menschen erleben durften.“

Die ist der Schritt zur Heilung, zur Lösung von der Trauer.

 Posted by at 18:29

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