Vorfreude auf das morgende Konzert

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Mai 262009
 

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Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) war der Bruder Fanny Hensels. Seine Berliner Kindheit verbrachte er mit seinen drei Geschwistern in einem Haus an der Leipziger Straße 3. Mit großem Fleiß lernte er mehrere Sprachen, Musik, Mathematik, Literatur, Sport, Zeichnen und Geschichte. Der Vater ermahnte die Kinder immer wieder, auch wenn er auf Reisen war: „Tut was für eure Bildung, lernt, übt, arbeitet!“ Die Eltern mussten damals noch aus eigener Tasche für den ganzen Unterricht bezahlen. Mehrere Jahre lebte er dann in verschiedenen Ländern, weil er nicht wusste, wo er eigentlich hingehörte. Endlich, am 21. Februar 1832, schrieb er an seinen Vater: „Das Land ist Deutschland; darüber bin ich jetzt in mir ganz sicher geworden.“  

Voller Vorfreude auf das morgige Konzert in der Fanny-Hensel-Schule studiere ich Partituren und Skizzen, Bücher und hochgelahrte Abhandlungen. Denn ich musste soeben noch ein komplettes Programm schreiben, bosseln, häkeln, drucken und falten. Obiges ist der Lebenslauf, wie ich ihn für die Kinder, die uns morgen zuhören werden, geschrieben habe. Die Kinder sind zwischen 6 und 12 Jahren alt. Sie kommen aus ca. 12 Ländern.

Das Foto zeigt Angela Billington und den hier bloggenden Komödianten bei der Aufführung der Mozartischen Zauberflöte, letzte Woche in der Fanny-Hensel-Grundschule in Berlin-Kreuzberg. Den Theatervorhang haben die Kinder der Klasse 1 B selbst gemalt.

Und so habe ich die Künstler-Biographien zurechtgehübscht:

 

Angela Billington (Sopran) kommt aus England und hat in Cambridge studiert. In Berlin hat sie bei diversen Oper- und Kabarettprogrammen mitgewirkt. Sie hat in letzter Zeit Solokonzerte in Kalifornien und England gegeben. Sie interessiert sich besonders für die russische Oper.

 

Irina Potapenko (Alt) stammt aus Moskau. Ausgebildet als Opernsängerin in Moskau und Leipzig an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy. Sie ist freiberufliche Sängerin und lebt in Berlin. Preisträgerin beim Bach-Wettbewerb in Leipzig. www.musikerportrait.de/irina-potapenko/

 

Ivan Hampel (Violine) geboren am 28.05.2002, besucht die Klasse 1 B der Fanny-Hensel-Grundschule. Er nimmt bei Tamara Prischepenko Geigenunterricht. Seine berufliche Zukunft sieht er gleichermaßen als Lokomotivführer und Geiger. Seine beiden Sprachen sind Deutsch und Russisch.

 

Johannes Hampel (Violine) spielt seit 40 Jahren nach Herzenslust Geige. Er arbeitet als Konferenzdolmetscher für Englisch, Italienisch und Französisch und lebt fünf Tandem-Fahrradminuten von der Fanny-Hensel-Schule entfernt.

 

Natalia Christoph (Klavier) stammt aus Kaliningrad (Königsberg). Sie wirkte als Pianistin an zahlreichen Opernaufführungen in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz mit. Pädagogische Tätigkeiten: Moldauisches Konservatorium Kischinjow, derzeit an der UdK Berlin, Meisterkurse in Frankreich und Belgien. Sie begleitete unter anderem Ute Trekel-Burckhardt und Hanno Müller-Brachmann. www.natalia-christoph.de/

Und das ist unser Programm (Dauer 45 Minuten):

1. Robert Schumann: Marsch

    Ivan Hampel, Geige

    Irina Potapenko, Klavier

 

2. Felix Mendelssohn Bartholdy: 3 Duette

    Ich wollt, meine Lieb ergösse sich (Worte: Heinrich Heine)

    Herbstlied (Karl Klingemann)

    Lied aus Ruy Blas (Victor Hugo)    

Angela Billington, Sopran

Irina Potapenko, Alt

Natalia Christoph, Klavier

 

3. F. Mendelssohn Batholdy

    Andante. 2. Satz aus dem Violinkonzert e-moll

            Johannes Hampel, Violine

            Natalia Christoph, Klavier

 

4. F. Mendelssohn Bartholdy

    Frühlingslied  (Nikolaus Lenau)

    Gondellied (Thomas Moore)

            Irina Potapenko, Natalia Christoph

 

6. F. Mendelssohn Bartholdy

    Rondo capriccioso

   Natalia Christoph, Klavier

 

7. Pjotr Ilijitsch Tschaikowskij: Zwei Duette

    Im Garten

    Duett der Lisa und Polina aus der Oper „Pique Dame“

    Angela Billington, Irina Potapenko, Natalia Christoph

 Posted by at 22:07

„Wann geht es endlich los?“ – „Wann machen wir weiter?“ – „Wann führen Sie Mozart auch mit uns auf?“

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Mai 192009
 

Mit diesen Fragen bedrängten uns die Kinder aus der Klassenstufe 1 an der Fanny-Hensel-Schule. Auf dem Programm stand heute wieder unsere unvergängliche Zauberflöte, in der Fassung für Marionettentheater. Einige Kinder aus der Klasse 1a hatten Rollen als wilde Tiere, als Katzen, Löwen, Tiger zu spielen, die vom Klang der Zauberflöte besänftigt werden. Bei den Proben taten sich besonders einige Jungs hervor – sie ließen uns ihre gesammelte Kraft spüren.

In ihrer netten Begrüßung hob die Konrektorin, Frau Ünsal-Bihler, hervor, dass Mozert derjenige sei, der ja den berühmten Marsch „alla turca“ geschrieben habe. „MOZART!“ Ahh  … die Kinder raunten wissend. Der Name Mozart ist ihnen schon gut bekannt.

Die Kinder hatten die Bühnenbilder selbst gemalt. M.elle Angela Billington trat als Sopranistin auf und sang „Ach, ich fühls …“ so ergreifend, dass mir wieder einmal fast die Tränen kamen! Dies ist eins der Geheimnisse von Mozarts Musik: Sie nutzt sich nicht ab. Je öfter ich die Ouvertüre zur Zauberflöte höre, desto göttlicher, desto unbändiger, desto freudiger erscheint mir diese Musik. „Wo bin ich hier?“, dachte ich. „Wieder einmal höre ich eine Musik mit anderen Menschen zusammen, die schon vor uns Hunderttausende gehört haben. Und nach uns werden sie ebenfalls noch hunderttausende hören. Auch noch in tausenden von Jahren!“

Die 60 Kinder hörten gesammelt, unverwandten Blickes, gespannt über 40 Minuten zu. Sie klatschten heftigen Beifall – und dann kamen die Kinder der 1b an mit ihren Bitten. Sie fühlen sich hinter der 1a zurückgesetzt, sie wollen jetzt ebenfalls die Zauberflöte inszenieren.

Beim Hinausgehen lernte ich noch „Die drei Damen“ kennen. Nein, nicht die aus Mozarts Zauberflöte, sondern aus dem Schulhof der Fanny-Hensel-Schule. Ihre Aufgabe ist, als ehrenamtliche Mediatoren bei Streitigkeiten zu vermitteln. „Aber wir richten nicht. Wir geben niemandem recht. Wir achten auf die Einhaltung von allgemeinen Regeln“, erklärten sie uns. „Nehmen Sie mal eine Kugel. Geben Sie diese Kugel an ein Kind. Das Kind darf reden, solange es die Kugel in Händen hält. Sobald es die Kugel weitergibt, ist das nächste Kind dran. Nur wer die Kugel, hat darf reden. Das wirkt! Probieren Sie es aus!“

„An dieser Schule herrscht ein guter Geist – und das ist auch Ihr Verdienst. Dafür danke ich Ihnen.“ So sage ich zu den Drei Damen zum Abschied. Denn mein Mädchen oder Weibchen (wie Papageno sagen würde, sorry, Feministinnen, der Ausdruck ist keine Diskriminierung!) drängelt. Sie will unbedingt ins Café, das heißet Ökotussi, gelegen in der Kreuzberger Großbeerenstraße, und einen Milchkaffe trinken. Das hat sie sich redlich verdient! Ich esse eine Tomatensuppe, einen Riesenteller.

Unser Foto zeigt die Wirkungsstätte der Drei Damen, nämlich den Schulhof der Fanny-Hensel-Schule. Foto veröffentlicht mit freundlciher Genehmigung des Fotografen Charles Yunck.

 Posted by at 22:31
Feb. 162009
 

Erstmals am 01.10.2007 berichteten wir über die Kreuzberger Fanny-Hensel-Schule, lobten sie wegen ihrer klaren Sprache, ihres informativen Internetauftritts. Ab heute sind wir dabei! Darüber freuen wir uns. Wir haben unser Kind nach dem ersten Halbjahr aus dem verpflichtenden Ganztagsbetrieb einer anderen Schule herausgenommen und kommen nun doch noch wie gewünscht in unserer Kiezschule unter.

Damit habe ich allen Bezirkspolitikern schon etwas voraus! Denn keiner unserer Bezirkspolitiker schickt seine Kinder hier im Bezirk in die Grundschule. Ein Armutszeugnis, wie ich finde, – nicht für den Bezirk, sondern für die Politiker.  Sie befolgen somit die Ratschläge unseres Bürgermeisters Wowereit, der ja ebenfalls seine Kinder – so er welche hätte – nicht nach Kreuzberg schicken würde. Mit einer solchen Haltung befördert man das weitere Auseinanderdriften von Bevölkerungsteilen.

Die ganze Schule atmet einen freundlichen Geist, der einen sofort umfängt, wenn man dort eintritt: Überall wird gegrüßt, keiner hastet, keiner schimpft. Das gilt für alle – für Lehrer, Schüler, für Mitarbeiter, Eltern. Sensationell, vorbildlich! So muss es laufen, davon bin ich fest überzeugt. So klappt es.

Heute sprachen wir eine Lehrerin an, sie gab uns bereitwillig Auskunft. Plötzlich bückte sie sich während des Gesprächs – was war geschehen? Aha, sie hatte ein Papierchen entdeckt, das auf dem Boden lag, und hob es sofort auf.

Nachher fiel mir ein: Das muss die Null-Toleranz-Politik sein, sofort jede Verschmutzung, jeden Müll zu entfernen. Jeder fühlt sich offenbar für die Schule verantwortlich, und deswegen habe ich auch im ganzen Schulhaus keinen Schmutz, keine Unordnung, keine Schmierereien gesehen. Alles ist hell, in munteren Farben gehalten, überall laden gestaltete Ecken und Pauseninseln zum Verweilen ein.

Und das beste: Heute hat es dick geschneit – wir konnten mit dem Schlitten zur Schule fahren!

 Posted by at 18:43