Am Wochende besuchten wir das hübsche neue Salontheater „Endstation Sehnsucht“ in der Kreuzberger Obentrautstraße gleich zwei Mal. Am Samstag lud unser Nachbar Laurenz Schlüter zur Premiere seines Kurzfilms ein. Was für ein Vergnügen! Wir sahen zahlreiche Bekannte, Nachbarn und Freunde als Darsteller in einem veritablen, ironisch-versonnenen Kurzfilm! Vorher und nachher: Geplauder, Händeschütteln, Wiedererkennungen en masse, genießerisches Suppelöffeln – vortrefflich!
Mit unserem syrischen Hofnachbarn konnte ich bei einer Flasche Bionade auch den arabischen Namen Haschem klären (dieses Blog diskutierte): Seiner Meinung nach kommt der männliche Vorname einfach vom uralten Stamm der Haschemiten und ist insofern nicht mit dem hebräischen ha-schem verwandt.
Am Sonntag sahen wir am selben Spielort das Stück „Die tollsten Abenteuer sind im Kopf“ mit Tara Stalter und Thomas Ulbricht. Wir wurden nach einem lustigen Vorgeplänkel, bei dem ein wahrhaft „auf-sässiger“ Liegestuhl dem Clown Toti böse Streiche spielte, in einen finsteren Zauberwald entführt, wo die böse Hexe Baba-Jaga den Menschen die Augen klaute! Recht schaurig, aber die Kinder im Raum wurden zu kühnen Kämpfern gegen die Angst, die uns Großen mit Singen, Lachen und Mitspielen halfen, die Bangnis zu vertreiben und die ungeliebte Baba-Jaga zu versöhnen. Unser Wanja beteiligte sich auch und brachte die Lieder, die wir seit Wochen singen, eigenständig in dieses bewegende Theatererlebnis ein! Der Zauber des Theaters wirkte auf mich ein – hier, unter den Kleinen, oft nicht genug Gewürdigten. Vielleicht deswegen, weil Clown Toti immer wieder uns Zuhörer einbezog, zum Mitmachen und Mitlachen anregte.
Stelle einen Menschen auf eine Bühne – und du kannst die Welt bewegen!
Am 10.11.2007 besuchte ich die Premiere des Doppelabends „Arlecchino“ und „Cavalleria rusticana“ in Görlitz. Arlecchino von Busoni spielte kunstvoll auf Operntraditionen an, mit zahlreichen eingebauten Zitaten, doppelten Böden und Verständnis-Fallstricken. Derbes, Zotiges und angenehm Geistreiches reichten einander die Hand. Das ist doch was anderes als die übliche Kost! Die Cavalleria Rusticana zeigte hochwogende Leidenschaften, in ihren Gefühlen verstrickte Männer – und Frauen, die es auch nicht mehr richten können. Weil die Männer halt nicht hören wollen. Das Publikum war begeistert, ich auch! Ein Empfang im Theaterfoyer rundete den gelungenen Abend ab. Dort entstand das Bild. Es zeigt von rechts im Uhrzeigersinn Chorsängerin Mi-Seon Kim, Solistin Irina Potapenko und den Komponisten Mozart mit einer Perücke, die ihm die Maskenbildnerin des Theaters als Toi-toi-toi verpasst hat.