Apr. 292011
 

„Eine Zeitlang hat er uns vorgespielt, Krebs oder Tuberkulose zu haben. Er lief in München herum, mit dem Gesicht eines Mannes, der wußte, daß er sterben muß, aber das Beste daraus machen will. Er tat immer so, als würde er Blut in sein Taschentuch husten, aber das Tuch blieb weiß.“

So berichtete es uns ein Schulkamerad über einen Mitschüler, der später ein sehr bekannter Mensch in der Bundesrepublik Deutschland wurde.

In kaum einem Satz ist das Wesen des bundesrepublikanischen Terrorismus der 70er und 80er Jahre besser gefasst.

Diese Fabel vom eingebildeten Blutspucker kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn kluge Zeitgenossen mir etwas vom „mörderischen Charakter unseres Systems“ erzählen, vom bevorstehenden Untergang unserer Ökosysteme, vom unausweichlichen Ende des Kapitalismus.

Es gibt Unheilsapostel, die uns etwas weismachen oder besser „schwarzmachen“ wollen, was so einfach nicht stimmt.

Jedes dritte Kind in Berlin lebt in Armut. Berlin ist die Hauptstadt der Kinderarmut.“ Ein großer, ein unausrottbarer Unsinn, eine Torheit, die auch in den besten Parteien unermüdlich verbreitet wird!

Ich sage: Es gibt in Berlin keine Armut. Dann müsste ich sie ja sehen, da ich seit vielen Jahren in einem von Armut geprägten Stadtbezirk lebe und tagtäglich mit genau diesen Kindern rede, die angeblich in Armut leben.

Die eingebildeten Blutspucker! Sie spucken Blut ins Taschentuch, aber es bleibt weiß.

Zitat:
Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex. Hoffmann und Campe, Hamburg 1985,  S. 18

 Posted by at 23:30
Apr. 082011
 

384,89 Euro beträgt der aktuelle Mindestlohn in der Türkei. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer in der Türkei bezieht diesen Mindestlohn. Der gesetzliche türkische Mindestlohn beträgt somit etwa ein Viertel bis ein Drittel dessen, was ein Arbeitsloser in Deutschland Monat für Monat an finanziellen Zuwendungen, etwa für Wohnen und Versicherungen sowie an Barauszahlungen erhält. Die Lebenshaltungskosten der Türkei sind unterschiedlich, in Istanbul liegen sie etwa so hoch wie in Deutschland, im Durchschnitt des Landes etwa auf halber Höhe oder etwas darunter. In Istanbul selbst beträgt der aktuelle Durchschnittslohn etwa € 850/Monat.

Ein Sozialhilfeempfänger in Deutschland steht also weit besser da, kann sich weit mehr leisten als ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in der Türkei, von den arabischen Ländern ganz zu schweigen.

Ein Blick auf diese simplen Zahlen vermag etwas von der faszinierenden Sogwirkung des deutschen Sozialsystems auf die anderen Länder dieser Erde zu erklären.

Dennoch wird unausrottbar von „Armut“ gesprochen.  So schreibt heute etwa Gilbert Schomaker in der Berlin-Ausgabe der WELT auf S. 30: „Von Armut betroffen sind laut Bildungsbericht 36 Prozent aller Kinder in Berlin, sogar 46 Prozent aller Jungen und Mädchen in Brandenburg. Als vom Risiko Armut betroffen gelten Familien, die bei zwei Kindern nicht mehr als 1550 Euro im Monat haben.

Es ist haltloser Unsinn, den uns die Statistiker da immer wieder auftischen. Es gibt in Deutschland keine statistisch nennenswerte Armut. Das ständige Gerede von Armut verstellt den Blick auf die wahren Ursachen von scheiternden Bildungskarrieren. Eine der Hauptursachen von scheiternden Bildungsverläufen liegt meines Erachtens darin, dass es zu wenige Anreize gibt, aus dem System der Sozialhilfe aus- und aufzusteigen. Denn alle denken und viele sagen: „Ich krieg ja eh Sozialhilfe.“ Umgekehrt bestehen stärkste Anreize, Familien bewusst ins deutsche Sozialsystem hineinzugründen und die Lebensplanung darauf abzustellen.

Und so entfällt jeder materielle Anreiz, wirklich gutes Deutsch zu lernen oder beruflich verwertbare Qualifikationen zu erwerben.

Minimum Wage in European countries – Google public data

 Posted by at 11:03
Apr. 062011
 

Im Jahr 1972 las ich erstmals als 12-jähriger Gymnasiast den Bericht des Club of Rome. Die Botschaft war eindeutig: Wenn wir so weitermachen, zerstören wir die Erde! Ein dumpfes Gefühl der Angst beschlich mich. War es noch zu verantworten, Kinder in die Welt zu setzen? War es nicht unverantwortlich von unseren Eltern, uns Kinder in eine derart von Umweltzerstörung, Kriegen und Atomunglücken geprägte Welt hineinzugebären? Würden wir im Jahr 1990 noch leben? So fragten wir nicht nur stillschweigend, sondern ganz offen!

Die tiefe Verunsicherung, welche die damals entstehende Ökologie- und Anti-Atom-Bewegung in die Kinderseelen einpflanzte, hat eine ganze Generation geprägt. Diese Generation der etwa 50-Jährigen stellt heute das Führungspersonal in großen Teilen der Parteien. Diese Bangnis überlagerte in mir nach und nach wie Mehltau das tiefe Urvertrauen, das ich in meiner frühen Kindheit erlebt hatte. Bis zum heutigen Tag entdecke ich in vielen Deutschen eine völlig überflüssige, eine lähmende Zukunftsangst und Kleinmütigkeit. Sie stürzen sich mit Wollust auf Unglücksnachrichten, quälen sich mit düsteren Ahnungen und vergessen dabei, das Leben wie es kommt und ist anzupacken. Ganz zu schweigen davon, dass niemandem, der in Not ist, geholfen wird, wenn er wieder und wieder hört: „Die Welt ist bedroht. Du bist Opfer. Böse Mächte haben uns alle im Griff.“ In meinem Bekanntenkreis hatten wir vor wenigen Jahren einen schrecklichen Selbstmord zu beklagen. Der Jugendliche hatte ausdrücklich die unaufhaltsame Umweltzerstörung und die weltweit tobenden Kriege als Auslöser seines Freitodes genannt!

Heute wissen wir: Die Voraussagen des Club of Rome waren viel zu düster. Sie sind nicht eingetreten. Ihre Voraussetzungen waren teilweise wissenschaftlich falsch, teilweise wurde durch das Handeln der Menschen Abhilfe geschaffen. Das Ausmaß der Umweltschädigung in den sozialistischen Staaten hingegen war größer als bekannt. Die Abhilfe gegen die unleugbare Umweltzerstörung war in den freien Marktwirtschaften besser, effizienter, als man damals annahm. Insbesondere die natürlichen Ressourcen haben sich als viel größer herausgestellt als damals angenommen. Der Hunger, die Kindersterblichkeit, die Zahl der Kriege sind seit 1970 zurückgegangen, obwohl die Erdbevölkerung zugenommen hat.

Aber diese düstere Grundstimmung wird weiterhin in die Kinderseelen eingepflanzt. Soeben sah ich mit meinem Sohn logo, die Kindernachrichten des öffentlichen Fernsehens KiKa. Aufmacher der ganzen Sendung: „Verseuchtes Wasser quillt unaufhörlich aus dem AKW Fukushima in das Meer, Radioaktivität wird von Fischen aufgenommen, gelangt in die Nahrungskette.“ Unterschwellige Botschaft an die Kinder: „WIR SIND ALLE BEDROHT.  Die japanischen AKWS fügen uns unermesslichen Schaden zu!

Diese Angst der Deutschen vor Verunreinigung, vor Verseuchung, vor Zerstörung durch fremde Mächte hat schon sehr viel Unheil bewirkt. Ist es eine typisch deutsche Angst? Ja! Genau diese Angst hat zu den größten Demonstrationen in der Geschichte der Bundesrepublik geführt!

Ich halte diese Panikmache bei den Kindern, wie sie etwa KiKa einflößt, für unverantwortlich. Mit teilweise unhaltbaren, teilweise falschen Aussagen wird den Kindern, die den KiKa kucken, eine tiefe Weltangst eingepflanzt. Die Aufmerksamkeit der Kinder wird auf einen einzelnen fernen Punkt in Japan fokussiert. Fukushima – das ist das Böse. Das tiefe Leid der Menschen, die durch den Tsunami (nicht durch den Unfall im AKW) ihre Habe und ihr Obdach verloren haben, wird überhaupt nicht erwähnt. Das ist obendrein zynisch.

Toll dagegen, wie Schalke gestern Abend Inter Mailand zerlegt hat!  Rangnick hat die Mannschaft gedreht, obwohl Magath große Verdienste um den Spielaufbau erworben hat. Magath kommt in der Darstellung meist zu schlecht weg, finde ich. Die Grundeinstellung stimmte einfach! Sie haben sich durch das frühe Tor nicht entmutigen lassen. Eine Zuversicht, ein Glück des Gelingens war in den allermeisten Spielzügen zu erkennen. Keine Spur von Zukunftsangst! Sehr gut!

KI.KA – Fernsehen – logo

 Posted by at 21:07
Apr. 032011
 

„Dumme Frage! Kuck Dich doch um! Die Demos vom letzten Wochenende sprechen eine deutliche Sprache!“

Aha. Der Atomtod. Er rafft uns bald dahin. In Japan wurden jetzt in Fukushima die ersten zwei toten AKW-Arbeiter gefunden. Hingerafft durch den Tsunami.  „Aber fast wären es die ersten beiden Strahlentoten geworden.“

Wo ist die Bürgerbewegung für besseren Tsunamischutz in Deutschland? Tsunamis können jeden treffen!

Todesursache – Wikipedia

Etwa 200.000 Menschen sterben pro Jahr vorzeitig und überflüssigerweise in Deutschland an Herz-Kreislauferkrankungen, ausgelöst durch Übergewicht und Bewegungsmangel. Bewegungsmangel und Übergewicht sind die beiden größten gesundheitlichen Gefahren in Deutschland. Alles andere kommt weit, sehr weit danach! Wo ist die Ausstiegsbewegung aus Bewegungsmangel und Übergewicht?

Etwa 4500 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland im PKW-Straßenverkehr, ausgelöst durch Unachtsamkeit, überhöhte Geschwindigkeit, Trunkenheit, StVO-Missachtung usw. Wo ist die Ausstiegsbewegung aus dem PKW-Straßenverkehr?

Die Angst vor dem Strahlentod wird künstlich geschürt, hat jedes Maß verloren. Irrational. German Angst. Die Franzosen ticken anders, die Israelis ticken anders, die Iraner ticken anders. Nur die Deutschen haben diese Heidenangst.

Wie konnten es die Grünen verantworten, die AKWs auch nur einen Tag am Netz zu lassen, als sie an der Regierung waren?

 Posted by at 13:48
Apr. 032011
 

Medienwissenschaftler aufgepasst! Die Japan-Berichterstattung von Spiegel online ist ein gefundenes Fressen für euch. Durch das Erdbeben, vor allem aber durch den Tsunami haben mindestens 20.000 Menschen das Leben verloren. Viele mehr sind obdachlos geworden! Ihnen gilt mein Mitgefühl!

Wie berichtet Spiegel online? Tag und Tag, ja Stunde um Stunde berichtet er Angsteinflößendes aus dem AKW. Neueste Meldung: „Die ersten 2 Toten im AKW gefunden“. Unterschwellig wird suggeriert: Die ersten 2 Toten von vielen anderen durch das AKW. Martyrer des Atomwahns also. So stellt es der SPIEGEL Tag um Tag neu dar. Was ist dran? Wahrscheinlich nichts! Die toten Arbeiter sind höchstwahrscheinlich wie Tausende andere Menschen auch durch den Tsunami gestorben.

Der Tsunami hat unmittelbar die verheerendsten Schäden verursacht, der Tsunami ist vor allem schuld an unermesslichem Leid. Nicht so sehr das Erdbeben – und auch nicht das AKW.

Aber was macht’s. So lange durch den SPIEGEL unsere gute alte German Angst vor den AKWs geschürt wird, steigt die Auflage, steigen die Klicks.

SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

 Posted by at 12:20

„Wir werden nicht jeden glücklich machen können!“

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Feb. 212011
 

20022011385.jpg Ingo Egloff, der Fraktionsvizechef, scheint das Geheimnis des Erfolges der Hamburger SPD erkannt zu haben:

SPD-Sieg in Hamburg: Nach der Wahl ist vor dem Kampf – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Den Haushalt konsolidieren, das stünde nun an erster Stelle. „Wir werden nicht jeden glücklich machen können“, räumt Egloff ein.

Dass die Hamburger SPD namhafte Unterstützung in der Hamburger IHK, in der Hamburger Wirtschaft gewinnen konnte, das halte ich für einen der wahlentscheidenden Schachzüge. Vorfahrt für wirtschaftliche Vernunft, „wir können euch Bürger nicht glücklich machen“, das sind die Aussagen, die ich mir auch für Berlin wünsche!

Wie schaut es bei uns aus? Anders! Die Parteien im Bundesland Berlin sind noch lange nicht so weit wie in Hamburg. Jahrzehntelange Staatsverwöhnung hat zu der berlintypischen, unvergleichlichen Mischung aus Anspruchshaltung, Besserwisserei, Welterlösungsglauben, Klientelismus und Verteilungspolitik geführt!

Letztes, bei weitem nicht allerletztes Beispiel: Die Wasserschlacht! Fast alle Berliner Parteien fordern mehr oder minder deutlich niedrigere Wasserpreise. Gut. Dann sei dem so. Es ist ein politischer Preis. Derzeit spülen die Wasserbetriebe etwa 100 Millionen Euro jährlich in die Landeskasse. Von „unerträglich hohen Wasserpreisen“ (R. Pop) jammern sie gerne alle. Niedrigere Wasserpreise bedeuten automatisch weniger Geld im Landeshaushalt. Geld, das entweder finanziert oder eingespart werden muss. Jeder, der niedrigere Wasserpreise oder gar die Rekommunalisierung unterstützt, muss sagen, wie er oder sie diese schalmeiensüß klingenden Wahlversprechungen finanzieren will oder wo sie oder er Geld einsparen will: bei Kitas, bei Lehrern, bei Fahrradspuren, bei Hortbetreuung?

Vorletztes Beispiel: Landeseigene Wohnungen. Von der Sechs-Prozent-Partei FDP abgesehen, fordern alle Parteien den Erhalt oder gar den Ausbau des landeseigenen Wohnungsbestandes. Aha. Dann sei dem so. Alle Wohnungsimmobilien haben in den letzten Jahrzehnten den Landeshaushalt netto Geld gekostet. Die landeseigenen Immobilien sind eine verlässliche Quelle von Vetternwirtschaft, Korruption und Nepotismus. Der neue Untersuchungsausschuss zur HOWOGE-Affäre ist nur ein Beispiel dafür. Der letzte geplatzte Immobilien-Deal, also der gescheiterte Versuch, die BIH zu verkaufen, hätte dem Land jährlich etwa 140 Millionen Euro erspart. Hätte!

Wir in Berlin haben das Geld ja – die anderen Bundesländer werden uns weiter durchfüttern. Solidarität mit Berlin!, in dieser Forderung sind wir alle gut!

Neue Zukäufe in den Wohnungsbestand würden den Landeshaushalt weiter belasten.

Ich meine, die Berliner Parteien sollten genau nach Hamburg schauen! Die Hamburger SPD hat die Wahlen triumphal in der Mitte gewonnen – indem sie die richtigen Themen setzte: wirtschaftliche Entwicklung, Hafen, finanzpolitische Solidität. Praktisch keine unfinanzierbaren Versprechungen, wie sie die verwöhnt-verwöhnenden Berliner Parteien gerne von sich geben!

Das kommt an. Nachahmung empfohlen.

 Posted by at 11:28
Feb. 172011
 

Jeder schwäbische Hausmann weiß: KaDeWe und Edeka sind viel teurer als NP! Gemüse der Saison, also derzeit Kohl in allen Variationen, ferner Obst der Saison in großen Gebinden kaufe ich persönlich bei Niedrigpreis (siehe Foto) oder bei Aldi. Das ist genauso gut, genauso schmackhaft und genauso gesund. Nur gibt es halt nicht immer alles zu jeder Jahreszeit. Statt Joghurt gibt es oft nur Quark, auf Gebäck verzichten wir meist.

Denn ich habe als Angehöriger der „Sandwich-Generation“ kein Geld und auch keine Zeit, um mir und meiner Familie täglich im Kadewe oder bei Edeka frisches Obst, Joghurt oder Gebäck zu kaufen. Sind wir deshalb arm zu nennen? Nun, wenn man die Nase in die heutige Berliner Zeitung, S. 25, steckt – ja!  Lest die neueste Erbarme-dich-Arie (Nr. 49) aus dem Lokal- und Sozialteil:

Besuch bei einer florierenden Branche – Berliner Zeitung
Einem der gut 600 000 Hartz-IV-Betroffenen in Berlin, die oft zu wenig Geld haben, um sich und ihrer Familie täglich im Kadewe oder bei Edeka frisches Obst, Joghurt oder Gebäck zu kaufen? Muss sich einer, der vom Steuerzahler sein Arbeitslosengeld II finanziert bekommt, mit einem Apfel zufrieden geben, der schon etwas runzelig ist?

Was tun, wenn man – wie dieser arme Blogger – nie genug Geld hat, um sich und seiner Familie täglich im Kadewe oder bei Edeka frisches Obst, Joghurt oder Gebäck zu kaufen? Nun, man kann Geld sparen, indem man

a) zur Berliner Tafel geht. Allerdings braucht man dafür Zeit, die ich als arbeitender Familienvater nicht habe.

b) sich vorwiegend von Gemüse der Saison ernährt, ergänzt um reichlich Kartoffeln, ferner Obst je nach Saison und je nach Angebot in großen Gebinden kauft und Joghurt beispielsweise durch Quark (500 g) ersetzt und auf Süßwaren weitgehend verzichtet. So mache ich das. Es geht uns gut damit. Beklage ich mich? Nein.

 Posted by at 10:46

Deine Eltern – der unerwünschte Störfaktor in Deinem Leben

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Feb. 162011
 

Im KiKa, den wir immer wieder sehen, kommen soeben in diesen Minuten lustige Tips, wie man den Anweisungen der Eltern  entkommen kann. In aller wünschenswerten Deutlichkeit wird von KiKa dargelegt, dass die Eltern Unrecht haben, wenn sie den Computerkonsum der Kinder beschränken. Am schlimmsten – so KiKA – ist es, wenn Eltern die Kinder nach draußen in die frische Luft zum Spielen schicken.

Die Kinder, so will es KiKA, sollen versuchen, die Eltern selber zum Computerspielen zu animieren.

Merke: KiKa weiß besser, was den Kindern guttut, als die Eltern.

Die Eltern sind halt doof. Die wahren Freunde der Kinder sitzen im Fernsehen.

ZDFtivi – pur+ – Familienexperiment

Meine Meinung: Verheerend, wenn die Medien den Kindern weismachen, die Eltern seien Störfaktoren im Leben! Es wird im KiKa der Anschein erweckt, dass jedes elterliche Gebot, jedes elterliche Verbot zu hinterfragen, zu verhandeln, zu umgehen ist.

Ich verstehe jetzt mehr und mehr die türkischen und arabischen Eltern, die der deutschen Gesellschaft mit Misstrauen und Ablehnung begegnen. Was ist das für ein Familienbild, das der öffentlich-rechtliche Kinderkanal vermittelt? Sicher nicht eines, das die Türken und Araber als nachahmenswert empfinden.

So kam etwa hier in dieser Sendung die Mutter herein und befahl den Kindern, den Tisch zu decken. Die Kinder weigerten sich, der Moderator sprang ihnen zur Seite. Die Botschaft des Moderators war: „Ihr braucht Mutter nicht zu folgen. Sie hat null Ahnung.“

Das halte ich für falsch. Die Botschaft hätte meines Erachtens sein müssen: Wenn die Mutter das Tischdecken befiehlt, dann müssen die Kinder grundsätzlich folgen. Sie können natürlich bitten: „Bitte dieses Level noch Ende, Mama.“ Aber wenn Mama nein sagt, dann ist es in diesem Fall ein Nein.

 Posted by at 20:44
Feb. 152011
 

Jede Menge Zahlen hat der Blogger an diesem Morgen schon verarbeitet. Hier kommen einige:

Wieviel kostete ein Liter Bier im Liebig 14? Der aktuelle Economist bringt auf S. 31 die Antwort: „Films were screened for free and half-litres of beer cost a euro.“

Ergebnis: Ein Liter Bier kostete im Liebig 14 zwei Euro.

Wieviel kostet ein Liter Leitungs-Trinkwasser in Berlin? Die aktuellen Hartz-IV-Tabellen sehen 2,99 Euro pro Monat für Mineralwasser in Flaschen vor.

Wieviel kostet ein Liter Trinkwasser in Berlin aus dem  Wasserhahn? Was glaubt ihr? Etwa halb so viel wie Bier, etwa halb so viel wie Mineralwasser vom Supermarkt? Na, wie sieht’s aus?

Schock! 1 Kubikmeter Trinkwasser kostet mehr als ein Liter Bier im Liebig 14! 1 Kubikmeter Berliner Trinkwasser kostet samt Entsorgung mehr als Hartz-IV-Empfänger vom Staat für Mineralwasser bekommen!

Hier die aktuellen Preise für Berliner Trinkwasser:

1 Kubikmeter Trinkwasser kostet derzeit in Berlin einschließlich des obligatorischen Schmutzwasserentgeltes 5,12 Euro! Ein Liter Bier ist billiger als 1 Kubikmeter Trinkwasser!

Quelle: Berliner Morgenpost, 15.02.2011, S. 11

Schlagzeile: Trinkwasser teurer als Bier!

Fußnote zur Mengenangabe: Wieviel ist 1 Kubikmeterchen Wasser? Na, wie schaut es aus? 10 Liter, 50 Liter, 100 Liter?

Antwort: Ein Kubikmeter Trinkwasser ist 1000 (eintausend) Liter Trinkwasser.

Strenggenommen kostet 1 Liter Trinkwasser den redlichen Berliner also den unvorstellbaren Betrag von 0,0051 Euro oder auch 0,51 Cent.

Das Bier im Liebig 14 war also rund 392 Mal so teuer wie das Berliner Trinkwasser.

Ergo: Im Liebig 14 waren die Bewohner aber reich! Denn die Wasserpreise in Berlin sind viel zu hoch, das sagen die Politiker mehrerer Parteien. Und die Politiker haben recht, wenn sie mehreren Parteien entstammen.

Ein klarer Beweis für „German gentrification“!

Communes in Berlin: German gentrification | The Economist
TUCKED behind the grand façades along the old Stalinallee in East Berlin „Germany“s „first socialist street“ was another Utopia. Graffiti-splashed Liebigstrasse 14 had ten flats, artists‘ studios, two washing-machines and 25 tenants who found room in Berlin for a way of life centred on sharing rather than striving. Films were screened free and half-litres of beer cost a euro. Hard-up residents could skip a few months‘ rent. „Collective living means you can share thoughts and emotions,“ says Jakob, a Liebig 14 denizen who gives only his first name. „You see how strong the connection between people can be.“

Bild: Herrlicher Blick auf die wasserreiche Umgebung Berlins, hier beispielhaft den Straussee, einen eiszeitlichen Rinnensee im brandenburgischen Landkreis Märkisch Oderland

 Posted by at 12:09

Ist krude alternativlos?

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Jan. 212011
 

18012011289.jpgDas Unwort des Jahres soll „alternativlos“ sein. Gut gemacht. Dieses Blogs bester Beleg dafür – entnommen der Broschüre „Sicher im Sattel“ von unseren durchweg akademisch gebildeten Berliner Grünen (siehe dieses Blog am 25.06.2010):

Die uneingeschränkte Förderung des Radverkehrs ist klimapolitisch alternativlos.

HERR-licher Satz! Alternativlos glücklich macht er den Liebhaber des Radverkehrs.

Ein reines Bildungsbürgerwort ist auch das Wort „krude“. Ich schlüg es gern als Unwort vor, ich grüb es gern in jedes Rindenalbum unfreiwilliger Begriffsduselei ein. Als Gymnasiast las ich eifrig Theodor W. Adorno und schnappte dort das fetischartig als Waffe verwendete Wort „krude“ auf. In den Deutschaufsätzen verwendete ich ich das Wort krude recht fleißig. Mancher Lehrer schalt mich darob: „Verwende nicht so viele Fremdwörter!“

In Italien, während meiner Gastarbeiterjahre, lernte ich geschmäcklerisch zwischen rohem und gekochtem Schinken, zwischen prosciutto crudo und prosciutto cotto zu unterscheiden.

In der Tat: Sowohl das deutsche Wort krude als auch das italienische crudo stammten vom lateinischen crudus ab.

Ist das Wort krude wirklich so alternativlos, dass Hinz und Kunz es auf Schritt und Tritt polternd verwenden müssen? Sarrazins krude Thesen, wie der SPIEGEL einige tausend Mal schrieb, Lötzsch‘ krude Theorien – das Wort hat einen schwindelerregenden Höhenflug hingelegt – möge es jetzt zerplatzen wie ein Meteor am Himmel der Geistesarmut! CSU-General Alexander Dobrindt hat jetzt schnurstracks das typische Salonkommunisten-, Toskanafraktions-  und Bildungsbürgerwort „krude“ postwendend an die Linke zurückgeschickt und damit diesem Unwort ironisch-eifernd das unübertreffliche Sahnehäubchen aufgesetzt! Lest:

Kommunismus-Debatte – „Der Linken ist die eigene Vorsitzende peinlich“ – Politik – Berliner Morgenpost – Berlin
Dobrindt kritisierte die fehlende Bereitschaft der Linken, „ihre kruden Kommunismustheorien“ offen und ehrlich im Bundestag zu diskutieren.

Welche anderen deutschen Wörter bieten sich als Alternativen zu krude an?

Hier kommen einige wenige:

roh, ungeschliffen, grobschlächtig, blutig-anfängerhaft, blutig, unbehauen, tumb, dreist, dumm, tölpelhaft, polternd, grob, unbesonnen, vorschnell, unbedacht, unklug, täppisch, einfältig, grob, holzschnittartig, gewaltsam vereinfachend, bärbeißig, strohdumm, unbeholfen, hölzern, gewaltsam, tolpatschig, ungeschlacht, flach, engherzig, kaltherzig, duselig, dusslig, vorgestanzt, gefühllos, hartherzig, unbelehrbar, unbelehrt, uneinsichtig, sinnfrei

Es hülfe bereits, wenn man in Wendungen wie „Sarrazins krude Thesen“ oder „Lötzsch‘ kruder Theorie“ das Wort krude durch ein anderes Wort ersetzte! Versucht es! Spielt mit Worten! Erkundet die Klangfülle der deutschen Sprache! Schreibt weniger voneinander ab!

Sucht selbst weitere Alternativen zu krude! Bedenkt: Weniges im Leben – außer dem Tod – ist alternativlos.

Bild: Roher Bretterboden, kurz vor dem Auftritt des Artemis-Quartetts im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, aufgenommen vorgestern


 Posted by at 15:25

Ist Berlin wirklich ein „failing state“? I wo. Nur verwöhnt und überversorgt

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Jan. 092011
 

Probleme im Nahverkehr: Berlin ist ein „failing state“ – Meinung – Tagesspiegel
Berlin hat, ich vertrete diese These seit Jahren, nach 1989 einen ähnlichen Weg genommen wie viele afrikanische Staaten nach dem Ende der Kolonialherrschaft. Lokale Eliten kommen an die Macht, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind, Misswirtschaft und Günstlingswirtschaft verbreiten sich, die Infrastruktur verfällt, während die Kaste der Mächtigen Partys feiert. Berlin ist ein sogenannter „failing state“, ein Staat, der seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann.

Mit kaustischem Witz bezeichnet Harald Martenstein heute auf S. 1 des Tagesspiegels Berlin als einen versagenden Staat. Berlin sei komplett regierungsunfähig, ein in Grundfunktionen versagendes Gemeinwesen, ein Mogadischu Deutschlands nach dem Abzug der Besatzer.  Hat er recht?

Ich meine: nicht Staatsversagen ist das Hauptübel der Politik in Berlin, sondern Überversorgung mit nicht selbst erarbeiteten Gütern und Mitteln. Die Stadt Berlin hat in beiden Teilen über Jahrzehnte stets in üppigem Saus und Braus gelebt. Politik war Verteilungspolitik, etwas anderes brauchten die Parteien nicht zu erlernen.

Keineswegs war also Berlin eine Kolonie anderer, die ausgebeutet worden wäre, sondern umgekehrt: Berlin-West und Berlin-Ost beuteten die anderen Landesteile aus, die es knurrend mit sich geschehen lassen mussten. Wer würde sich gerne den Vorwurf mangelnder Solidarität, mangelnder Loyalität anhören?

Mit dem Jahr 1989 ging das zu Ende – doch die Politiker haben es nicht bemerkt. Sie machten weiter wie bisher. Sie haben die Bürgerschaft verwöhnt und bringen nun nicht den Mut auf, uns harte Einschnitte anzukündigen. Man springt im Quadrat, um es uns allen recht zu machen: Kleinere Klassen? Ja, bitte! Unterrichtsgarantie? Ja, bitte! Schuldenabbau? Ja, bitte!

Die drei Dinge sind aber nie und nimmer gemeinsam zu haben. Entweder man gewährt eine Unterrichtsgarantie und richtet höhere Klassenfrequenzen, also größere Klassen ein, oder man verringert die Zahl der zu erteilenden Stunden und verkleinert die Klassen. Oder man vergrößert das Haushaltsdefizit, indem man den Beamtenstatus wieder einführt und anderen Bundesländern Lehrer abwirbt.

Den Schülern und Eltern mehr Anstrengungen, mehr Fleiß, mehr Eigenbeitrag, mehr Disziplin, mehr Eigenverantwortung abzuverlangen, so hartherzig ist niemand. Und doch ist genau dies – wie sagt man heute – alternativlos. Ich verlange genau dies hiermit.

Hübsch vorgewärmtes Wasser in Freibädern? Ja, bitte! Und jede Eintrittskarte in die Berliner Bäder wird mit 8,50 Euro bezuschusst.

Wie sagte Ministerpräsident Mappus in einem Anfall von Klarsicht: „Der Bürger ist wohlstandsverwöhnt.“ Er traf den Nagel auf den Kopf, und folglich gingen seine Zustimmungswerte rapide in den Keller. Der Bürger liebt solche herben Wahrheiten nicht. Mappus berappelte sich flugs. Dem Bürger gefällt’s.

Also – macht weiter wie bisher mit diesem bis zur Halskrause mit Transferzahlungen abgefüllten Bundesland, oh ihr anderen Bundesländer! „Wir im Westen haben ja sooo gelitten all die Jahre der Teilung! Wir im Osten waren ja soo wichtig als Aushängeschild des Arbeiter- und Bauernstaates! Wir brauchten eure Fußbälle, eure Fahrradventile, all das Gute, das ihr hattet!

Wir wollten und wollen nur das Beste, was ihr uns zu geben habt – euer Geld!“

Was braucht Berlin? Not tut gezielte Entwicklungshilfepolitik für diese Stadt. Die Parteien des Bundeslandes Berlin müssen zunächst einmal fremde Truppen in ihrem angestammten Territorium zulassen, erfahrene Politiker aus anderen Bundesländern müssen hereingelassen werden. Die Parteien müssen ferner von unten her ihre Reihen wieder aufforsten – durch konzeptionell denkende Nachwuchskräfte und Quereinsteiger, die etwas umsetzen wollen, die Politik gestalten wollen, statt nur fremdes Geld hin- und herzuschieben, woran Berlin sich leider gewöhnt hat.

Noch einmal: Das Hauptproblem der Berliner Landespolitik ist die Überversorgung mit staatlichem Geld und staatlichen Leistungen bei gleichzeitigem Erlahmen der Steuerungs- und Regelungskräfte. Die S-Bahn ist doch nur eines von möglichen Beispielen, eine Fülle an weiteren Beispielen liefert die staatliche Wohnungswirtschaft. Diesen Teufelskreis staatslastiger Politik gilt es zu durchbrechen. Das wäre zugleich der Anfang einer wahrhaft von unten aufwachsenden, einer nicht mehr staatsbetonten, sondern bürgervertrauenden Politik.

 Posted by at 20:30
Jan. 082011
 

Und wieder mal redet man um den heißen Brei herum – spricht von „Armutsverhältnissen„, aus denen die Kinder in die „Schulen im sozialen Brennpunkt“ strömten. Nun, ich kenne doch die Verhältnisse aus eigenem Miterleben. Ich kenne auch  die Sandkastengespräche aus eigenem Miterleben. Ich sage: Von Armut kann überhaupt keine Rede sein. Dieses dauernde Gerede von Armut macht mich jetzt wütend. Denn es bedeutet, dass materielle Gründe – also zu wenig Geld – eine Ursache für die schwierigen Verhältnisse im sozialen Brennpunkt seien.

Das Gegenteil ist richtig! Es wird viel zu viel Geld aus verschiedenen Töpfen an Menschen gezahlt, die es von Anfang an auf genau dieses Geld angelegt haben. Sie flüchteten manchmal aus echter Armut  in ihren Herkunftsländern und finden hier von Amts wegen Reichtum ohne Eigenverantwortung vor. Niemand sollte es ihnen verdenken. Deutschland ist das Land, in dem man Geld von der Straße essen kann.

Genau dieser Mechanismus führt zur Bildung von „sozialen Brennpunkten“. Nicht relative Armut, sondern unverhoffter relativer Reichtum ist der Grund.

Ich selber habe übrigens monatelang getrommelt an die deutschen Miteltern: „Kommt zu uns – kommt in die soziale Brennpunktschule! Was habt ihr gegen uns arme Unterschichtler mit Migrationshintergrund?“

Vergeblich. Die Schere zwischen „uns Unterschichtlern mit Migrationshintergrund“ und „euch Dazugehörenden ohne Migrationshintergund“ öffnete sich weiter und weiter.

Mein Vorschlag bleibt bestehen: umfassende Sozialrechtsreform, kategorischer Wegfall der Sozialhilfe für Zuwanderer und Ausländer in den ersten 5 Jahren nach Einreise, mehr Leistungsansprüche an die Väter und Mütter, bessere Einbeziehung der Eltern in die Schularbeit, Deutschlernpflicht für Mütter und Väter, Anwesenheitspflicht für alle Eltern bei Schulveranstaltungen und Elternabenden —  und vieles andere mehr. Fortfall aller Leistungen, wenn das Kind oder die Familie oder der Leistungsbezieher sich über mehr als vier Wochen im Ausland aufhält.

Stets nach dem Motto: Kein Verwöhnen mehr, weniger Förderung, zielgenau und vertraglich festgelegt fordern. Individuelle Leistungen fordern. Vertrauen in die Menschen setzen! Misstrauen in den Sozialstaat setzen!

Die Datenveröffentlichung  bringt wenig oder nichts. Die Missstände sind bekannt, über die Ursachen sollte nicht geschwiegen werden.

Brief an Zöllner: Brennpunktschulen befürchten, abgehängt zu werden – Schule – Berlin – Tagesspiegel
Um zu veranschaulichen, wie stark Eltern schon jetzt gegen Brennpunktschulen entscheiden, hat die Initiative die Anmeldezahlen an Grundschulen in Schöneberg Nord aufgelistet. Aus ihnen geht hervor, dass die Familien aus Schulen „flüchten“, die einen hohen Anteil an sozial benachteiligten Kindern haben: Bis zu zwei Drittel der potenziellen Erstklässler, die im Einzugsgebiet wohnen, werden von ihren Eltern an anderen Schulen angemeldet, wenn die eigentlich zuständige Schule überwiegend Kinder aus „Armutsverhältnissen“ hat.

 Posted by at 16:30
Dez. 062010
 

„Haargenau“ dieselben Probleme, die Schulleiterin Rita Schlegel aus Neukölln berichtet, hatte ich auch als Elternvertreter in Kreuzberg. Ich weiß noch genau, wie ich mich selbst einmal in der GEV der damaligen Schule dagegen aussprach, Einladungen und Mitteilungen ins Türkische und Arabische übersetzen zu lassen. Ich war der Meinung, Eltern sollten nach 20-30 Jahren Deutschland Deutsch gelernt haben. Pustekuchen. Besonders bitter war es für mich, mit den meisten Eltern nicht sprechen zu können, da ich trotz vieler Jahre Kreuzberg fast kein Arabisch und nur wenig Türkisch kann.

Es tut einfach gut, wenn jemand mal mit Einfühlung und mit unverschnörkelter Sprache die Lage anspricht. Hochachtung, Frau Schlegel!

Interview: „Ich kann nicht alle Kinder retten“ – Schule – Berlin – Tagesspiegel
Ich kann ja nicht zu den Eltern gehen und sagen: Ihr müsst sofort Deutsch lernen – und wenn ihr das aus irgendwelchen Gründen nicht könnt oder nicht wollt, dann spreche ich nicht mit euch. Ich will schließlich das Positive für jedes Kind.

Heute, meine ich, muss die Frage lauten: Was dient dem einzelnen Kind? Die Kinder müssen richtig gutes Deutsch lernen und würden dies ja auch gerne tun.

Die Eltern sind durch eine geschickte Bedienung der mannigfachen Knöpfe und Hebel des deutschen Sozialrechts „aus dem Schneider“. Sie werden kein Deutsch lernen, wenn sie dies nicht wollen – wozu sollten sie?

Im Gegenteil: Man wird sagen: „Es gibt nicht genug Sprach- und Integrationskurse, die Kurse sind zu groß, wir haben kein Geld und keine Zeit für den Sprachkurs. Ihr müsst uns dafür bezahlen!“ Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Es gibt tausend Gründe, weshalb es angeblich unzumutbar ist, aus eigener Kraft Deutsch für Deutschland zu lernen. Ich habe sie alle mindestens 100 Mal gehört.

Ich habe einmal grob nachgerechnet: Wenn man wirklich wie bisher und mit den bisherigen Ansätzen mit staatlichem Geld die Integration der türkischen, kurdischen und arabischen Mitbürgerinnen und Mitbürger befördern will, müsste man  – zusätzlich zu den etwa 300.000 bis 400.000 Euro Sozialhilfe und Kindergeld, die monatlich pro Schule an die Eltern ausbezahlt werden – für jede der bekannten Brennpunktschulen folgendes finanzieren:

1) mehrstündige intensive tägige Beschulung, Betreuung und Bespaßung ab Lebensalter 2 Jahre in Kleingruppen von bis zu 5 Kindern durch besonders ausgebildetes Personal

2) Klassenstärken bis 12 Kindern ab Lebensalter 6 Jahre, durch je 2 Lehrkräfte zu betreuen, darunter  1 Mann und 1 Frau

3) Umwandlung aller Brennpunktschulen in Ganztagsschulen

4) 4 festangestellte Sozialarbeiter pro Brennpunktschule, zur Hälfte mit Türkisch-, zur Hälfte mit Arabischkenntnissen

5) verpflichtende Elternkurse in  türkischer, arabischer und deutscher Sprache, Dauer etwa 2 Monate, abzuhalten jedes Jahr

6) 2-3 fest zugeordnete Polizeibeamte mit Türkisch- und Arabischkenntnissen als ständige Ansprechpartner in direkter Nähe der Schule

7) Je zwei festangestellte, staatlich vereidigte Dolmetscher für Arabisch und Türkisch pro Schule, einer jeweils männlich, eine weiblich

8 ) 1 Heim pro Schule für alle Kinder, die durch die Eltern nicht betreut und nicht erzogen werden.

9) Eine schweinfleischfreie Küche, die an 7 Tagen der Woche nach islamischem Kalender 3 warme Halal-Mahlzeiten für alle Kinder und Eltern anbietet, die zuhause nicht kochen

Rechnet man diese – wie ich meine – vernünftigen Maßnahmen durch, so ergibt sich, dass eine vernünftige, anständige Integrationspolitik, die Integration als wichtige Aufgabe des Staates begreift, den gesamten Berliner Landeshaushalt beanspruchen und zusätzlich eine weitere Neuverschuldung verlangen würde. Es bliebe kein Geld für andere Aufgaben wie etwa Straßenbau oder Kultur  übrig.

Das gesamte Steueraufkommen Berlins würde also in die Integrationspolitik umgeleitet, wenn man wie bisher den Ansatz „Integration ist Querschnittsaufgabe des Staates“ verfolgt.

Wir Steuerzahler würden uns nicht wie bisher nur teilweise, sondern komplett in den Dienst der Integration unserer migrantischen Mitbürgerinnen und Mitbürger stellen – sofern diese dies wünschen oder es nicht doch vorziehen, sich zu unabhängigen Exklaven der Türkei oder Libanons zu erklären und eines Tages von den wenigen verbleibenden Deutschen mehr Integrationsleistungen zu verlangen.

In dieser Situation würde der Druck auszuwandern so stark anwachsen, die Abwanderung in andere Länder würde so stark, dass der Staat nicht mehr finanzierbar wäre.

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