In dem ZDF-Dokumentarfilm „Roots Germania“ von Mo Asumang, heute nach Mitternacht ausgestrahlt, sah und hörte ich erschütternde Zeugnisse. Unter anderem einige Hasslieder aus der deutsch-nationalistischen Musikszene. In einem Rap wurde einigen bekannten Menschen Mord angedroht. Wie fühlen sich diese Menschen, wenn sie mit dem Tode bedroht werden? Rita Süssmuth antwortet: „Sie haben Angst … sie sind vorsichtiger, wenn sie im Dunkeln um eine Ecke gehen.“ Mir war nicht klar, ob Süssmuth hier von denen sprach, „denen, die Angst haben“, oder von sich selbst … denn auch sie wurde namentlich mit diesen hasserfüllten gegrölten Parolen eingeschüchtert. Dann wurde mir klar: Sie sprach wohl eher von sich selbst, von ihrer eigenen Angst. Ich bewundere Frau Süssmuth schon seit langem für ihre mutigen, klaren, zuversichtlichen Worte. Zum ersten Mal sah ich sie hier, wie sie völlig offen von Angst, mit Angst sprach. Und da wurde mir klar, womit die Extremisten arbeiten: mit Angst. Angst ist ihre Waffe, mehr noch als die Kugeln und die Bomben. Frau Süssmuth hat sich durch ihre Worte erneut als stärker und mutiger denn die Angstmacher erwiesen.
Der Film von Mo Asumang hätte es verdient, weit früher und weit öfter gezeigt zu werden. Frau Asumang hat einen rechtsradikalen Gewalttäter im Gefängnis besucht und versucht, ein Gespräch mit ihm zu führen. Ich bin begeistert von diesem Mut und von diesem unerschütterlichen Vertrauen in das Wort. Ich teile dieses Vertrauen!
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