EU-Kommission will „Chlor-Hähnchen“ zulassen
So der Titel einer Meldung im Tagesspiegel von heute. Da klingelt doch ein Glöckchen – wurde dieses weltbewegende Thema nicht bereits in diesem Blog erwähnt? – Richtig! Thomas de Maizière hatte dieses Thema als Lehrbuchbeispiel für einen sittlich nicht eindeutig zu wertenden Interessengegensatz in der Politik genannt. „Wer ist das gute, wer das böse Hähnchen?“, so fragten wir am 09.05.2008. Er meinte: Das lässt sich so einfach nicht sagen.
Natürlich – das europäische Hühnchen steht hier in Europa viel besser da. Es hat eine gute Presse in Berlin! Auch die Leserkommentare im Tagesspiegel schlagen sich mehrheitlich beherzt auf die Seite unseres guten europäischen Federviehs. Bezeichnenderweise unterschlägt der Artikel aber wieder einmal ein entscheidendes Argument, das de Maizière allerdings sehr wohl genannt hatte: dass nämlich die amerikanischen Hühnchen in einer viel naturnäheren Umgebung aufwachsen dürfen, als die europäischen Vorschriften für Massentierhaltung dies zulassen würden.
Man kann die ganze Sache auch umdrehen: Die klinisch nahezu sterile Umgebung der Massentierhaltung nach europäischen Normen macht selbst eine kurze nachträgliche Chlorbehandlung unnötig. Jeder, der schon einmal eine europäische Massen-Geflügelfarm mit lebenden Objekten besichtigt hat, mag sich selber fragen: Was ist appetitlicher? Wer hat recht?
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