Jun 082009
 

Es wäre interessant, eine europäische Methodenlehre des organisierten Verbrechens (Organisierte Kriminalität, OK) zu schreiben. Tierkadaver vor der Haustüre eines Bedrohten – das ist eine vielfach bezeugte Methode der Einschüchterung der neapolitanischen Camorra. Die Botschaft ist klar: „Pass auf – damit dir das nicht auch passiert!“ Oft wird durch die Wahl des Tieres noch eine versteckte Botschaft mit übermittelt. Ziel derartiger Einschüchterungen ist es meist, das Verschwiegenheitskartell, die sogenannte omertà, aufrechtzuerhalten. Wer den Mund hält und seine Mitwisserschaft nicht preisgibt, hat in der Regel nichts zu befürchten. Wer auspackt, spielt mit seinem Leben.

Umgekehrt war Manipulation an Fahrzeugen, z.B. durch zerschnittene Bremsschläuche, durch gelockerte Radmuttern, eine gut bezeugte Methode des deutschen Staatssicherheitsdienstes, um Aussteiger und Oppositionelle zu beseitigen. Denn derart getarnte Morde lassen sich nachträglich kaum nachweisen.

Für den Ethnologen hochinteressant: Beide Methoden kommen mittlerweile im Sonderoperationsgebiet Ex-DDR zusammen. Im Havelländischen etwa. Wann? Vor zwanzig Jahren? Nein, heute, im Jahr 2009! Aber lest selbst die Morgenpost von gestern:

Stasi – Die drückende Last der Vergangenheit – Brandenburg – Printarchiv – Berliner Morgenpost
Der Schock für den havelländischen CDU-Schatzmeister Holger Schiebold war groß. Im März fand er eine tote Katze vor der Tür, an der Klinke hing eine Plastiktüte mit Urin. Lebensbedrohliches widerfuhr CDU-Kreischef Dieter Dombrowski. Dieser erhielt mehrere Droh- und Schmähbriefe.
– Anfang April stellte Dombrowskis Autowerkstatt fest, dass die Bremsen des VW Touran der Familie ganz offensichtlich manipuliert worden waren. Der Spuk hatte auf dem Höhepunkt der Abwahldiskussion um den Stasi-belasteten Milower Bürgermeister Peter Wittstock begonnen. Schiebold und Dombrowski gehörten zu jenen, die für die Abwahl von Wittstock gekämpft hatten. Die Abwahl scheiterte, der Mann blieb im Amt.

Wie kann man gegen die OK vorgehen? Sicherlich ist die polizeiliche Ermittlungstätigkeit wichtig, wobei selbstverständlich stets die Möglichkeit von Maulwürfen in den Reihen der Polizei zu berücksichtigen ist. Ebenso wichtig scheint mir das Herstellen einer kritischen Öffentlichkeit, so etwa in Blogs wie diesem hier, in Zeitungen, Fernsehen und Parlamenten. Deshalb ist die parteiübergreifende Initiative von Bundestagspräsident Norbert Lammert zur neuerlichen Stasi-Überprüfung in jedem Sinne zu begrüßen! Die Stasi-Verstrickung der öffentlichen so genannten „Eliten“ muss aufgeklärt werden. Dieser Prozess ist naturgemäß unabschließbar. Wenn wir in Deutschland die Zügel weiterhin so schleifen lassen wie bisher, dann drohen in Deutschland, vor allem in der früheren DDR, (süd-)italienische Verhältnisse, sofern wir sie nicht schon haben: massives Einsickern der internationalen OK in den legalen Wirtschaftskreislauf, Unterwanderung der Führungszirkel in Parteien, Regierungen und Parlamenten. Vorbeugen ist besser als Einknicken!

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