Dez 242010
 

Hört auf zu jammern und arbeitet!“ So entfährt es mir in Gedanken des öfteren, wenn ich mir wieder einmal die lange Litanei einer sich neu erfindenden Gruppe an Benachteiligten angehört habe. Ich hüte mich selbstverständlich, diese Gedanken je auszusprechen, vertraue sie nur diesem Blog an, das nur von wenig mehr als 1000 Menschen gelesen wird. Diese Gedanken bleiben also unter uns. Bitte nicht weitersagen!

Diese Gruppen der Benachteiligten wachsen gerade in Berlin rasch an: die Hartz-IV-Empfänger, die ehrlichen Steuerzahler, die Kreuzberger Restdeutschen, die Türken, die Libanesen, die Moslems, die Arbeitslosen, die Angestellten, die Kranken, die Gesunden, die Transgender-Menschen, die Autofahrer, die Radfahrer, die Schwulen, die Heteros, die alleinerziehenden Väter, die verheirateten Mütter, die alleinerziehenden Mütter, die Nur-Hausfrauen, die mit Familie und Beruf doppelt belasteten Frauen, die Nur-Hausmänner, die Flugschneisenbewohner, die Flughafenfernen  … alle sind sie irgendwo benachteiligt!

Die Benachteiligten-Klagen machen mittlerweile mehr als die Hälfte der deutschen Innenpolitik aus. Sie alle schließen sich der unsterblichen Formulierung an: „Wir haben keine Bürgerrechte! Wir werden unsere Minderheitenrechte einklagen!“

Ich selbst könnte mich mühelos in ein Halbes Dutzend solcher Kategorien einreihen!

Soeben lächelte ich über Thomas Buddenbrooks treffenden Satz: „Und du begreifst nicht, Mensch, daß alle diese Widrigkeiten Folgen und Ausgeburten deiner Laster sind, deines Nichtstuns, deiner Selbstbeobachtung?! Arbeite! Höre auf, deine Zustände zu hegen und zu pflegen und darüber zu reden.“

Gestern schaute ich hingerissen die Verfilmung der Buddenbrooks durch Breloer an. Großartig!

Na, ich meine: Irgendwo – hat der wackere Mann, dieser Tom Buddenbrook, ja recht. Buddenbrooks, 9. Teil, 2. Kapitel

Ob aber Thomas Mann selbst  sich stets an diese trefflichen Maximen seines von ihm erschaffenen Namensvetters gehalten hat? Ich bezweifle dies. Für wahrscheinlicher halte ich es, dass er sich hin- und hergerissen fühlte zwischen dem liederlichen Christian und dem fleißigen ehrenwerten Thomas.

 Posted by at 13:44

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