Sep 102010
 

Nach dem Fall des Eisernern Vorhangs wird endlich der Blick für die gesamte bunte Gemengelage der europäischen Geschichte frei! Zur Zeit diskutiert man in Deutschland über die polnische Geschichte seit dem 3.11.1918, dem Tag, an dem die polnische Republik proklamiert wurde.

Wie andere europäische Staaten auch hatte Polen bedeutende nationale Minderheiten in seinem neu definierten Territorium: 100 000 Litauer, 1 Million Deutsche, 1,5 Mill. Weißruthenen, 3 Mill. Juden, 4 Mill. Ukrainer. Die Volksgruppenkonflikte dominierten jahrelang die Innenpolitik. Günter Grass und Walter Kempowski liefern in ihren Büchern einen Einblick in das ständige Gefühl der Benachteiligung, das damals diese Volksgruppen hegten.

Im Übrigen herrscht in deutschen Landen weit und breit eine erstaunliche Unkenntnis über die Geschichte unseres Nachbarlandes, fast niemand spricht ja auch die Sprache. Niestety, wie der Pole sagt.

Es ist für mich immer wieder ernüchternd zu sehen, dass die europäischen Staaten und die Türkei ihre Volksgruppenkonflikte nicht schiedlich-friedlich lösen konnten. Die Lösung, die letztlich erreicht wurde, lautet seit 1990: Nationalstaaten quer über die gesamte Landkarte!

Dabei gibt es nur ganz wenige Ausnahmen, wo es gut gegangen ist, wie etwa die Südtiroler in Italien.

Deutschland hat sich offenbar (?) entschieden, letztlich doch einen einheitlichen deutschen Staatsbürger zu wollen, also keine nationalen Minderheiten, keine klar abgegrenzten Volksgruppen.

 Posted by at 17:25

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