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Unsere eine Welt – offen zur Zukunft in Zuversicht im Jahr 2022!

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Jan. 042022
 

Allen Menschen auf dieser Welt wünsche ich ein gutes, von Zuversicht geprägtes Neues Jahr 2022! Mögen überall Kerzen der Hoffnung, der Öffnung zur Zukunft hin aufflammen – in Armutsvierteln ebenso wie in Flüchtlingscamps, in urbanen Single-Einsamkeits-Appartments und Verlassenheits-Kompartimenten, in elenden Gefängnissen und goldenen Käfigen aller Art, in ängstlichen Kinderaugen im Krankenhaus ebenso wie in müden, übersättigten Erwachsenenaugen!

Das Bild zeigt unsere eine, rundum offene Welt, die auf das Licht dieser Kerzen wartet! Zu sehen in der Kirche Maria unter dem Kreuz, Friedenau-Wilmersdorf, Berlin

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Paul&Johann, euch setz ich auf die Playlist des Jahres 2021!

 Angst, Apokalypse, Ey Alter, Freude, Verdummungen, Weihnacht  Kommentare deaktiviert für Paul&Johann, euch setz ich auf die Playlist des Jahres 2021!
Dez. 302021
 
Die Krippe in der Kirche Heilig Kreuz am 26.12.2021, Hildegardstraße, Berlin-Wilmersdorf, frei zugänglich bis 2. Februar 2022

Luciano & Ezhel: „Benim Hayaller”, The Rolling Stones: „Paint It Black“, The Kid Laroi und Miley Cyrus: „Without you“, Nilüfer Yanya: „Stabilise“ – das sind nur einige der vielen guten Lieder, die möglichen Songs des Jahres 2021, die man am Ende des Jahres auf seine Playlist setzen könnte, um sich immer damit beschallen zu lassen oder vielleicht auch mitzuträllern. Gewählt haben diese Songs ein paar Journalisten einer bekannten, in Frankfurt erscheinenden Tageszeitung.

„Benim hayaller“ heißt „Meine Träume“, und Träume sind es doch, die man inmitten von allumfassender Schwarzmalerei („Paint it black“) angesichts des Verlustes eines geliebten Menschen („Without you“) unbedingt hegen und pflegen sollte, um sich einigermaßen zu stabilisieren („Stabilise“).

Gute, okayische Vorschläge! Ich mach mir trotzdem meine eigene Playlist. Auf Platz 1 setze ich dieses Jahr den Song „Fröhlich soll meine Herze springen“. Lyrics von Paul Gerhardt, Arrangement/Setting by Johann Crüger. Die beiden ergänzen sich klasse, was Rhythm und Harmonics angeht. Der Mood ist vorwärtsdrängend, spicy, guter Counterpart zu der gruftigen Paint-it-black-Atmosphäre, die ansonsten in Europe in diesem Jahr vorherrscht.

Cool auch die Wortwahl – ich hör da ein klares Ja zu Massenveranstaltungen, zum Eingehen von Risiken auch in wahnsinnig schwierigen Zeiten wie den unsrigen heraus. Während unsere Gesellschaft alles daran setzt, die Risiken im Alltag zu minimieren, haben Paul&Johann offenbar was Größeres, was Tolleres erlebt. PAINT IT BLACK, wie es 1964 die Stones sangen, ist das Motto von Paul&Johann fast 60 Jahre später, am Jahresende 2021, nicht. Angst vor Krankheit, vorzeitigem Tod, Angst vor einem unverschuldeten Unglück, Angst vor Irrtum hält sie nicht ab, das zu tun, wozu es sie drängt:

„Ei so kommt und lasst uns laufen,
Stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
Schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet.“

Licht und Labsal„, „liebt den, der vor Liebe brennet“, das sind fantastische Kombinationen von Wörtern, das drückt den Spirit aus, Überfließendes, hat was Exzessives – gute Sache, dass Paul&Johann sich das heute noch zu sagen und zu singen trauen! Cool, so cool. Paul kennt sich gut aus mit der deutschen Sprache, drechselt Binnenreime, wechselt den Rhythmus innerhalb eines Verses, um das Hüpfen des Herzens auszudrücken. Krasser Typ. Ist offenbar in die Schule der Deutsch-Rapper gegangen. Oder die Deutsch-Rapper könnten auch was von dem Duo Paul&Johann lernen.

Hab grade einen Jahresrückblick im German Free-TV angeschaut. Channel? Egal. Glaubt man dem Free-TV in Germany, dann ist sowieso alles schlimm, alles geht den Bach runter, nicht nur im Ahrtal, sondern auch sonst, wir sind fest im Würgegriff der Seuche, und sofern wir die Pandemie überleben, werden uns die reißenden Fluten des Klimawandels fortreißen. Mausetot. PAINT IT BLACK, das ist der Grundton der deutschen Mainstream-Medienlandschaft, gerade jetzt zum Jahresende.

Gut, das Paul&Johann noch einen anderen Ton finden. Gut, dass es ihnen noch nicht die Beine weggehaut hat. Gut, dass es ihnen noch nicht die Sprache verschlagen hat.

Paul&Johann, euch setz ich 2021 auf die Playlist. Weil alles nicht so schlimm ist. Weil wir noch Träume haben. Weil es ist Mist, alle Zuversicht und Freude zu begraben.

Die Songs des Jahres 2021 der FAZ-Redaktion

 Posted by at 22:28

Spring fröhlich, o Herz! Weihnachten ist!

 Freude, Weihnacht  Kommentare deaktiviert für Spring fröhlich, o Herz! Weihnachten ist!
Dez. 252021
 

Vorfreude erfasst mich beim Gedanken an den morgigen Gottesdienst in der Hochmeisterkirche. Weihnachten erlaubt mir, nicht zu denken, oder mindestens doch nicht zu viel zu denken, das Herze einfach springen zu lassen.

O Herz, vergiss das Belastungs-EKG der Trübsal, lass einfach mal die aorta ascendens mit ihrem Rechtsschenkelblock kräftig und frei pulsieren!

Ascende, a cor! Steige auf o Herz! Weite dich, o Aorta!

O Herz! Sing und fiedle das hier mit:

Fröhlich soll mein Herze springen
Dieser Zeit, da vor Freud alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
Alle Luft laute ruft: Christus ist geboren!

Ei so kommt und lasst uns laufen,
Stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
Schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet.

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Insulares Glück

 Freude  Kommentare deaktiviert für Insulares Glück
Dez. 202021
 
Blick in den Himmel, auf dem Berg Insulaner, Schöneberg, 16. Dezember 2021

Weit in unendlichen Raum des Himmels streckt der Baum sein filigranes Geäst,

Rücklings liegst du auf grob gezimmerter Bank. Betracht es genau, dieses Bild:


Aus den Weiten des Kosmos fängt nach Jahrtausende währender Reise die Warte das Sternenlicht ein.
Licht von Sternen, die es vielleicht in diesem Augenblick – jetzt – nicht mehr gibt.

„Und du? Was machst du da? Was sagst du dazu?“- „Ich? Ich lasse mich treiben auf der Insel des Jetzt. Ich bin – der Insulaner des Augenblicks. Ich bin treibender Sternenstaub, Flotsam des Glücks, Wellenreiter der Zeit. Und also bin ich – glücklich.“

Hier fehlt nichts. Hier fällt nichts. Hier geschieht eigentlich — nichts. Also ist es ein Augenblick des Glücks.

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Götterdämmerung oder Serva padrona – wohin am Sonntag?

 La serva padrona - Die Magd als Herrin, Singspielensemble Berlin, Theater  Kommentare deaktiviert für Götterdämmerung oder Serva padrona – wohin am Sonntag?
Nov. 102021
 
Che mai sarà di me…? – Was soll bloß aus mir werden?“ Ist dies das Ende aller Dinge, Götterdämmerung? Gemach! Skepsis ist angebracht. Szenenbild aus der „Serva padrona“ des Singspielensembles Berlin. V.l.n.r.: George Stark als Vespone, Johannes Hampel als Uberto, Heike Borchardt als Serpina. Foto: Photo Zentrum – Tempelhof

https://deutscheoperberlin.eventim-inhouse.de/webshop/webticket/seatmap?eventId=8346
La serva padrona – Die Magd als Herrin Tickets, So, 14.11.2021 um 19:00 Uhr | Eventbrite

Wohin kann man diesen Sonntag, 14. November 2021, gehen, wenn man Musik und Schauspiel zugleich genießen will, also gerne eine Oper besuchen möchte? Zwei Alternativen seien hier gewählt, um einer Entscheidung näherzukommen, nämlich a) die „Götterdämmerung“ der Deutschen Oper Berlin und b) die „Serva padrona“ des Singspielensembles Berlin.

Der Entscheidungspfad wird kein einfacher sein, gilt es doch, eine Vielfalt harter und weicher Kriterien zu berücksichtigen!

Hier einige Grunddaten der beiden Opernvorstellungen im direkten Vergleich:

Götterdämmerung von Richard Wagner – Uraufführung am 17. August 1876 in Bayreuth
La serva padrona von Giovanni Battista Pergolesi – Uraufführung am 28. August 1733 in Neapel

Dauer der Aufführung:
Götterdämmerung – 6 Stunden 30 Minuten / zwei Pausen
Serva padrona – 1 Stunde 12 Minuten / eine Pause

Beginn:
Götterdämmerung – 14.11.2021, 16 Uhr
Serva padrona – 14.11.2021, 19 Uhr

Zutrittsregel:
Götterdämmerung – 3G
Serva padrona – 3G

Kartenpreis:
Götterdämmerung – € 50 bis € 210
Serva padrona – € 13, ermäßigt € 7,50

Grundstimmung:
Götterdämmerung: lastend, schwer, Endzeitstimmung, schicksalsschwanger, „ewiger November“
Serva padrona: heiter, leicht, Aufbruchsstimmung, schnippisch gegenüber dem Schicksal, „ewiges April April“

Wer also in Übereinstimmung mit dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Klima bzw. Wetter eine lastende, schwere, gleichsam deutsche, schicksalsschwangere Endzeitstimmung sucht, dem sei vorab die Götterdämmerung wärmstens empfohlen.

Wer jedoch zur Erholung – in Übereinstimmung mit dem gegenwärtigen Klimawandel bzw. dem derzeit recht launischen Novemberwetter – eine leichte, heitere, gleichsam italienische Aufbruchsstimmung sucht, dem sei vorneweg eher zur Serva padrona geraten.

Dies nur als erste Handreichung, die selbstverständlich dem komplexen Entscheidungspfad der Opern- und Theaterliebhaber nicht vorgreifen kann und will.

Zur näheren Information seien folgende Links empfohlen:

https://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/calendar/der-ring-des-nibelungen-goetterdaemmerung.16470929

Opera a Berlino: domenica 14 va in scena La Serva Padrona di Pergolesi in versione „bilingue“ – il Mitte

Startseite (singspielensemble-berlin.de)

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Ať žije Česká republika!

 Parlament, Systemfrage  Kommentare deaktiviert für Ať žije Česká republika!
Okt. 292021
 
„Es lebe das Königreich Böhmen“. Kundgebung tschechischer Monarchisten auf dem Wenzelsplatz am 28. Oktober 2021

Neugierig wanderte ich gestern, am tschechischen „Tag der Republik“, einem landesweit begangenen Feiertag, auf dem Wenzelsplatz umher. Ich wollte Fühlung aufnehmen mit der festlichen Stimmung auf Straßen und Plätzen, mitten im Volk mich treiben lassen. Doch was geschieht da …? Erst traute ich meinen Augen nicht… War dies ein weiterer Beweis für den tschechischen Humor? Ist es eine Komödie, ist es eine Tragödie, eine Farce? Ist es eine Kunstaktion des heißgeliebten Nestbeschmutzers David Černý? – Vor dem Wenzelsdenkmal werde ich Zeuge einer Versammlung tschechischer und österreichischer Monarchisten, die die Wiedereinführung des Königtums in den Ländern fordern, die einst zur österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie gehörten. Ich las: „Dost bylo Republik!“ („Republiken gab es schon genug!“) Kaum zu glauben – ist das die Stimmung im Lande? Ist es buffonesk? Ist es gespenstisch?

Gespräche mit einigen Tschechen bringen mich weiter: Der gewählte Staatspräsident Zeman liegt schwerkrank auf der Intensivstation und ist nicht imstande, die Amtsgeschäfte fortzuführen. Erste Bemühungen, ihn für amtsunfähig zu erklären, sind auf den Weg gebracht. Zu feiern besteht also in diesem Jahr kein Anlass. Schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten und gegen den noch amtierenden Premierminister Babiš stehen unübersehbar im Raum. Die letzten Wahlen haben die Mehrheitsverhältnissse im Parlament grundlegend verändert. Doch noch steht es in den Sternen, ob und wann der Wahlsieger Petr Fiala die Regierung übernehmen kann. Bis 8. November muss eine Entscheidung getroffen werden.

Auffällig war für mich, dass der Demonstration der Monarchisten keinerlei Ablehnung, keinerlei Protest entgegenschlug, sondern eher vorsichtige Zustimmung bei den Umstehenden. Auch österreichische Vertreter – hier in Gestalt von Nicole Fara – durften sich äußern – wenn auch nur in englischer Sprache.

Die Kundgebung auf dem Wenzelsplatz, direkt zu Füßen des verehrten Gründerkönigs der böhmischen Monarchie abgehalten, bin ich geneigt als Ausdruck verbreiteten Unbehagens an der Politik zu deuten; die Tschechen wünschen sich offenbar etwas anderes als sie bisher erlebt haben.

Zugleich auch drückt sich darin wohl der Wunsch aus, eine überparteiliche, unbestechliche Instanz jenseits des Zanks und Haders der Parteien zu finden, wie man sie in verklärender Rückschau wohl in den böhmischen Königen zu erblicken meint.

Welchen Schluss ziehe ich daraus, fragt ihr? Den folgenden:
Ich wünsche den Tschechen einen guten Weg aus dieser verworrenen Lage – selbstverständlich im Rahmen der Republik.

Ať žije Česká republika! Es lebe die tschechische Republik!

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Auch er wollte wissen, was die Welt zusammenhält…!

 Faust, Wanderungen  Kommentare deaktiviert für Auch er wollte wissen, was die Welt zusammenhält…!
Okt. 262021
 
Faustův dům, das „Faustische Haus“, am Karlsplatz in Neustadt gelegen – in direkter Nachbarschaft der Universität.

Faust, der vielbeschreyte Schwarzkünstler, Aufschneider, Zauberer, alfanzende Mädchenverführer soll hier seinen Pakt mit dem Teufel eingegangen sein. Lange Beobachtungsreihen waren wohl seine Sache nicht – ganz im Gegensatz zu dem deutlich seriöseren Franz Hofmeister. Das dunkle Treiben des englischen Mystikers und Alchemisten Edward Kelly, der hier ab 1587 auf Geheiß von Kaiser Rudolf II. seine Experimente vollführte, dürfte dem Haus diesen Übernamen eingetragen haben.

Im Innenhof des Prager Fausthauses, heute kurz vor 18 Uhr

In einer Hofecke schraubte ein Mann am Boden eines Autos herum. Nüchternes Heute!

Da das Haus nur bis 18 Uhr geöffnet bleibt und ich nicht in den Fängen von Zauberern oder Alchemisten gefangen werden wollte, verließ ich den Innenhof nach wenigen Minuten wieder.

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Quellorte europäischer Geschichte – ein Neustädter Spaziergang

 Naturwissenschaften  Kommentare deaktiviert für Quellorte europäischer Geschichte – ein Neustädter Spaziergang
Okt. 262021
 
Prager Neustadt, Straße U nemocnice. Am Gebäude der medizinischen Fakultät entdeckte ich heute diese Gedenktafel für Franz Hofmeister, der Ende des 19. Jahrhunderts an der Prager Universität ein Modell zur Struktur von Eiweißen mithilfe von Peptidbindungen erarbeitete. Wir sehen hier die nach ihm benannte „Hofmeister-Reihe“, die die chaotrope Wirkung von Ionen auf Makromoleküle in wässriger Lösung angibt.

Soeben in dienstlicher Mission in Prag angekommen, erkunde ich erst einmal die Neustadt, in der ich untergebracht bin. Von der Katherinenstraße ausgehend, schlendere ich am riesigen Komplex des Krankenhauses entlang. Der Chemiker Franz Hofmeister forschte und lehrte genau hier, wo ab und zu ein Sanka in die Patientenaufnahme hineinfährt.

Man könnte sagen: Er wollte wissen, was die Eiweiße im Innersten zusammenhält – und seine Lösung lautete: Peptidbindungen! Eine Modellvorstellung, die bis heute Anwendung findet, nahm also von Prag aus ihren Ursprung, wie so vieles andere auch! Die goldenen Lettern dokumentieren diesen unvergänglichen Ruhm Franz Hofmeisters.

 Posted by at 21:32

„…ob Dantes Commedia wohl etwas Komödiantisches innewohnt?“

 Dante, Latein  Kommentare deaktiviert für „…ob Dantes Commedia wohl etwas Komödiantisches innewohnt?“
Okt. 122021
 

Fragt ich mich doch tatsächlich, ob am Ende wohl der Commedia Dante Alighieris etwa Komödiantisches, Spaßig-Burleskes innewohne! Kam mir doch gestern aus italienischer Kumpanei eine drollige Verkürzung der etwa 14233 Verse des von Lesern auch „Göttliche Komödie“ genannten Werkes auf 13 Minuten und 31 Sekunden zu. In dem Youtube-Video Michael Sommers wuseln puppenhafte Figuren umher, der Erzähler mischt bedenkenlos verschiedenste Sprachebenen durcheinander, wechselt von inszeniertem Ernst zu ausgelassener Fröhlichkeit, scheut nicht vor Wortspielen, pechschwarzem Humor und kindlicher Hinterlist zurück, greift tief in den Fundus der neuesten Videotechnik zurück!

Die Göttliche Komödie to go (Dante in 13,5 Minuten) – YouTube

Lustig, bäurisch-täppisch, ja geradezu komödiantisch nenne ich das Video Michael Sommers!

Ist dies statthaft, erlaubt, geboten, anständig?

Fragen wir also mit Thomas Bernhard: „Ist [Dant] es [Commedia] eine Komödie? Ist es eine Tragödie?“

Um einer Antwort näherzukommen, greifen wir auf einen lateinisch verfassten Brief Dantes an seinen Gönner zurück, die Epistula XIII, in dem er sein Werk ausdrücklich als Komödie bezeichnet, und zwar mit folgenden Worten:

Libri titulus est: ‚Incipit Comedia Dantis Alagherii, Florentini natione, non moribus‘. Ad cuius notitiam sciendum est, quod comedia dicitur a ‚comos‘, villa, et ‚oda‘, quod est cantus, unde comedia quasi ‚villanus cantus‘. 29. Et est comedia genus quoddam poetice narrationis, ab omnibus aliis differens. Differt ergo a tragedia, in materia per hoc, quod tragedia in principio est admirabilis et quieta, in fine seu exitu est fetida et horribilis; et dicitur propter hoc a ‚tragos‘, quod est hircus, et oda, quasi ‚cantus hircinus‘, idest fetidus ad modum hirci, ut patet per Senecam in suis tragediis. Comedia vero inchoat asperitatem alicuius rei, sed eius materia prospere terminatur, ut patet per Terentium in suis comediis. 

Epistulae (Dantes Aligherius) – Wikisource

Dante stellt also fest, dass seine Komödie – wie überhaupt jede Komödie – mit einer Widrigkeit in irgendeiner Begebenheit beginne, aber dann den Stoff zu einem glücklichen Ende führe, wie es ja auch aus den Komödien des Terenz offen hervorgehe.

Dante selbst leitet sein Werk somit ausdrücklich vom „dörflichen/bäurischen Gesang“ ab, er warnt uns bzw. seinen Gönner Cangrande della Scala gewissermaßen eindringlich davor, seine ganze Komödie allzu ernst zu nehmen, und führt als Gewährsmann den alten vulgärlateinischen Possenreißer Terenz als Vorbild des eigenen komödiantischen Unternehmens an.

Und wie bei Terenz finden wir in Dantes Komödie neben der gezierten Gelehrtensprache die vulgäre Sprache des Volkes (il volgare), wir finden die Mischung verschiedenster Sprachwelten, inszenierten Ernst, ausgelassene Fröhlichkeit, abgefeimten Humor, pechschwarze Düsternis, der Dichter greift tief in den Bilderfundus seiner Zeit hinein… kurzum:

Die Comedia Dantis Alagherii ist eine Komödie im vollen Wortsinne.

Betrachten wir nun eine Illustration zu Dantes Komödie, wie sie im September 2021 beim Berliner Festival of Lights zu sehen war! Hier legt Dante seinem besorgten Weggefährten Vergil die Hand auf die Schulter. Sieht es nicht aus, als wollte er ihm genau dies zu verstehen geben? Dass es schon nicht so dunkel, düster, lastend sein wird, wie es den Anschein hat? Ist es nicht, als wollte er sagen:

„Non ti preoccupare troppo … non lasciare la speranza… è una commedia!“

Ich bin sicher, Dante hätte einen Heidenspaß an dem lustigen Video, danke! Ich hatte ihn gestern, den Heidenspaß!

Quelle:

Epistulae (Dantes Aligherius) – Wikisource

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Du bist der erste nicht!

 Goethe, Wanderungen  Kommentare deaktiviert für Du bist der erste nicht!
Okt. 062021
 
Blick vom Steubenplatz auf ein Brachfeld, Potsdamer Stadtschloss, Nikolaikirche, Wohngebäude mit Mittelbrandenburgischer Sparkasse, Bauzaun vor Bauplatz, 4 Baukräne. Aufnahme vom 4. Oktober 2021

Unaufhörlich bauet die Zeit, reißt wieder ein,
Was sie gebaut mit mächtigem Arm – es gilt ihr als nichtig.
Was du im großen entstehen hast sehn, nicht sinnst du es aus.
Merke dir, Wanderer, das und tue im kleinen desgleichen!

Diese Verse kamen mir unwillkürlich in den Sinn, als ich vorgestern mittags in Gedanken versonnen über den Steubenplatz meinen Weg zurück zu meinem Dienstort suchte. Wer mochte diese Hexameter wohl gedrechselt haben? Mir war es so, als kämen sie von weit weit her.

„Merke dir Wanderer, das …“, richtig: Goethe hatte diese Wendung in einem seiner Venezianischen Epigramme gefunden. Und in der Tat, es gibt kaum eine italienischer geplante, italienischer gebaute Stadt in Deutschland als es Potsdam vor seiner Zerstörung im zweiten Weltkrieg war. Das hier nicht zu sehende Museum Barberini, überhaupt der Alte Markt vermag heute wieder einen Eindruck davon zu geben.

Doch das Ganze drumherum, diese Einsicht in das notwendigerweise Unabgeschlossene jedes städtebaulichen Strebens und Wollens? Städte sind teils geplant, teils wuchern sie weiter, ergreifen Brachfelder, teils werden sie zerstört… Endgültiges ist nicht. Diese Erkenntnisse – ich war der erste nicht, der sie hatte – flossen schließlich zusammen in diese vier harmlosen Zeilen. So, und da stehen sie nun hier. Sie sind einfach so gekommen – gekommen um zu bleiben.

 Posted by at 18:21
Sep. 292021
 

Say something back

How do you think dying thoughts
when finally  the wind
between silence and echo
kisses you with promises of tomorrow?
When suddenly the rose in the front garden
freed from the hollow of winter laughs yellow?
Who thinks about shovels digging black earth
when in the park couples linger
lying on sun warmed grass    not beneath?
When children clap at the sight of a swan
not twisting its neck    not plucking it naked?
By the window overlooking the garden
where you buried a kit fox last summer
you’re thinking of making home
making love    checking his heart beat

*In response to Cardiomyopathy by Denise Riley in Say Something Back

Entnommen aus: Petra Hilgers: The heart neither red nor sweet.
erbacce-press, Liverpool UK 2021, ISBN: 978-1-912455-21-8

Mich erreichte im Juli aus Immenstadt die Anfrage, ob ich wohl einige Gedichte der Autorin Petra Hilgers aus dem Englischen übersetzen möchte. Ich las die beigelegten Texte durch und war auf der Stelle stark beeindruckt von diesen Gedichten! Sie schlugen sofort verschiedene Saiten in mir an. Eine Übersetzung ins Deutsche wäre ein Versuch, diese verschiedenen Saiten in einen Zusammenklang zu bringen und damit auch das englische Original zu stärkerem Schwingen zu bringen. Ich war sofort und ohne Einschränkung bereit, zu dem Vorhaben beizutragen, diese auf Englisch verfassten Gedichte der in Deutschland geborenen Petra Hilgers ins Deutsche zu übersetzen.

Nach einigen Stunden, Tagen, Wochen des Sinnens, Nachsinnens, Singens entstand folgende Übersetzung, die ich der Autorin vorlegte, und der sie mit einigen wenigen Änderungen ihren Segen gab:

Sag etwas zurück

Wie denkst du sterbende Gedanken
wenn schließlich    der Wind
zwischen Stille und Echo
dich küsst mit Verheißungen von morgen?
Wenn die Rose im Vorgarten
befreit von der Höhlung des Winters     plötzlich gelb auflacht?
Wer denkt an Schaufeln die sich in schwarze Erde graben
wenn müßige Paare im Park
auf sonnwarmem Gras liegen      nicht darunter?
Wenn Kinder beim Anblick eines Schwans klatschen
ihm nicht den Hals umdrehen      ihn nicht nackt rupfen?
Am Fenster mit Blick auf den Garten
in dem du letzten Sommer einen Fuchswelpen begraben hast
denkst du daran ein Zuhause zu schaffen
Liebe zu machen    seinen Herzschlag zu prüfen

*Als Antwort auf Cardiomyopathy von Denise Riley in Say Something Back

Das Bild oben zeigt den Hl. Hieronymus in der Schreibstube. Kupferstich entstanden um 1435-1440. Als Urheber gilt der sogenannte Meister des Todes Mariae. Staatliche Museen Berlin, Kupferstichkabinett. Das Blatt ist noch bis 3. Oktober zu sehen in der Ausstellung: Spätgotik. Aufbruch in die Neuzeit. Berliner Gemäldegalerie

 Posted by at 21:03
Sep. 172021
 

La serva padrona – Die Magd als Herrin Tickets, So, 14.11.2021 um 19:00 Uhr | Eventbrite

Zwei große Abende durften wir mit der Aufführung der Serva padrona erleben! Alle wirkten zusammen, die Theateratmosphäre knisterte, wir beflügelten einander im Spielen, im Singen! Glückes genug!

Das Singspielensemble Berlin. V.l.n.r.: Ursula Hillermann (unten, Violine), Johannes Hampel (Uberto), Eva Vo (unten, Violine), Gerardo Colella (Dirigent und Regisseur), Heike Borchardt (Serpina), Jürgen Grunewald (unten, Bratsche), George Stark (Vespone), Andreas Bährle (unten, Cello). Leider nicht auf dem Foto: Daniel Merkel (Kontrabass), Regina Knobel (Cembalo)

Viele versuchten umsonst, das Ernsteste ernsthaft zu sagen,
hier spielt es endlich, hier im Gelächter sich aus!

La serva padrona – Die Magd als Herrin Tickets, So, 14.11.2021 um 19:00 Uhr | Eventbrite

In der Tat, Pergolesi tänzelt und tändelt um die Abgründe der Kleinheit des Herzens, der Ichbezogenheit des Mannes herum. Was ist das doch für ein Typ, den ich da zu singen und zu spielen hatte! Dieser Uberto! Verlangt alles von anderen, nichts von sich selbst!

Mit List, Tücke, Hingabe, Zärtlichkeit erreicht es seine Ziehtochter Serpina, ihn für sich zu gewinnen. Sein Herz öffnet sich, sein Geldbeutel auch. Hä? Was lernen wir daraus? Nichts!

Von r.n.l.: George Stark (Capitan Tempesta/Vespone), Heike Borchardt (Serpina), Johannes Hampel (Uberto)

Und damit kommen wir auch schon zu den Grenzen dieses Stückes. Es belehrt uns nicht. Es führt uns in eine Offenheit der Deutung. Wir in der Truppe waren uns selbst nicht einig, ob es hier um echte Gefühle gehe oder doch nur um List, Täuschung und Eigennutz. Vielleicht ist es eine Mischung aus allem. Vielleicht sollte man das Ganze nicht tierisch ernst nehmen. Jedenfalls war es schön, hinreißend, ich fühlte mich vollkommen hineingetragen, hineingezogen in ein Spiel, das über die Begrenztheit des Ichs hinausgeht.

Wenn Schiller sagt, der Mensch sei nur da Mensch wo er spiele, so wage ich zu sagen: Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er singt und spielt, wo er lacht und weint, wo er scherzt und trauert, wo er sich der Unabgeschlossenheit seines Schicksals stellt, wo er die Unplanbarkeit des Lebens als den Freiraum nutzt und genießt, in dem er zu Entscheidungen hingezogen oder vielmehr hingesogen wird, die er schließlich als seine eigenen empfindet.

Und noch etwas füge ich hinzu: Wir spielten die Dienerin als Magd in einer zweisprachigen Fassung, die wir selbst erstellt hatten, wobei wir Arien und Duette im italienischen Original sangen, die Dialoge der Rezitative hingegen in unserer eigenen Übersetzung, angereichert mit Improvisationen, mit komödiantischen Elementen darboten. Das ganze Stück funktionierte also nur im Zusammenspiel zwischen zwei unterschiedlichen europäischen Sprachen: Italienisch und Deutsch. Im Kleinen gelang es uns also, ein perfektes Zusammenspiel zweier Kulturen zu inszenieren; denn nur im Verständnis des Italienischen konnte sich das Deutsche weiter entfalten. Umgekehrt bedurfte das Italienische vor einem des Italienischen unkundigen Publikum unbedingt der Übersetzung, Verdolmetschung, Verdeutlichung durch Geste, Handlung, Mimik und schließlich auch durch die eingefügten deutschen Dialoge. Man könnte es so sagen:

Viele versuchten umsonst, Europa im Großen zu gründen,
hier gelang es im Kleinen, die Länder Europens zu einen.

Applaus, Applaus, Applaus! Für die Musik, das Theater, den Gesang, die Menschen, Mann und Weib, Witz, Gelächter, Körper, Geld und Geist!

Zitatnachweise (Plagiatejäger – hier wird euch geholfen!):

Schiller, Friedrich: Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen. [2. Teil; 10. bis 16. Brief.] In: Friedrich Schiller (Hrsg.): Die Horen, Band 1, 2. Stück. Tübingen, 1795, S. 88

Hölderlin, Friedrich: „Sophokles.“ In: ders., Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 122
 Posted by at 20:24

„Alle schick im Hause Uberto?“ oder: das Trio vor dem Sturm

 La serva padrona - Die Magd als Herrin, Singen, Singspielensemble Berlin, Theater  Kommentare deaktiviert für „Alle schick im Hause Uberto?“ oder: das Trio vor dem Sturm
Sep. 022021
 
Das Trio vor dem Sturm: Heike Borchardt als Serpina, Johannes Hampel als Uberto, George Stark als Vespone

Mich erreichte im Frühling eine Anfrage, bei einer neuen Opernproduktion des Singspielensembles Berlin in der männlichen Hauptrolle mitzuwirken. Und welcher Sänger würde da zögern? Auf dem Spielplan steht:

Giovanni Battista Pergolesi / Gennarantonio Federico: La serva padrona / Die Magd als Herrin

La serva padrona – Die Magd als Herrin Tickets, So, 14.11.2021 um 19:00 Uhr | Eventbrite

Ein herrlicher duftiger Spaß, eine Erkundung der Tiefenschichten der männlichen, der weiblichen – nein: der menschlichen Psyche!

Worum geht es da?

Die Oper spielt in einem vornehmen Haushalt eines Edelmannes in einer italienischen Stadt, um 1730. Der alternde und mittlerweile sehr bequeme Junggeselle Uberto hat vor vielen Jahren die kleine Tochter verarmter Verwandten gnädig bei sich aufgenommen. Als Gegenleistung dient sie, zusammen mit dem Hausknecht Vespone, dem edlen Herrn als Magd.

Serpina ist mittlerweile zu einer reizenden Frau herangewachsen. Im Gegensatz zum armen Vespone, der arg unter ihrem Joch zu leiden hat, ist sie durchaus nicht auf den Mund gefallen. Sie besinnt sich ihrer aristokratischen Vorfahren und strebt nach Höherem. Doch im niederen Stand eines Dienstmädchens muss sie sich dafür etwas ganz Besonderes einfallen lassen…  Wird es ihr gelingen?

Arien und Duette singt das Singspielensemble Berlin in italienischer Originalfassung aus dem Jahr 1733. Die Dialoge spielt es deutsch in einer taufrischen Übersetzung aus dem Jahr 2021.

Es singen und spielen:

Serpina: Heike Borchardt
Uberto: Johannes Hampel
Vespone: George Stark

Streichorchester: Ursula Hillermann, Eva Vo, Andreas Bährle, Jürgen Grunewald, Daniel Merkel
Klavier: Regina Knobel
Neue Prosaübersetzung ins Deutsche und für den Gebrauch als Singspiel eingerichtet: Johannes Hampel

Künstlerische Gesamtleitung: Gerardo Colella

Samstag, 11. September 2021, 19 Uhr

Sonntag, 12. September 2021, 19 Uhr

Zugang nur mit Nachweis über „geimpft oder genesen oder getestet“

Testmöglichkeit vor Ort

Unkostenbeitrag 10 Euro

Restkarten an der Abendkasse/Einlass ab 18 Uhr

Neue Bühne Friedrichshain, Boxhagener Str. 18, 10245 Berlin

 Posted by at 20:48