Okt 062021
 
Blick vom Steubenplatz auf ein Brachfeld, Potsdamer Stadtschloss, Nikolaikirche, Wohngebäude mit Mittelbrandenburgischer Sparkasse, Bauzaun vor Bauplatz, 4 Baukräne. Aufnahme vom 4. Oktober 2021

Unaufhörlich bauet die Zeit, reißt wieder ein,
Was sie gebaut mit mächtigem Arm – es gilt ihr als nichtig.
Was du im großen entstehen hast sehn, nicht sinnst du es aus.
Merke dir, Wanderer, das und tue im kleinen desgleichen!

Diese Verse kamen mir unwillkürlich in den Sinn, als ich vorgestern mittags in Gedanken versonnen über den Steubenplatz meinen Weg zurück zu meinem Dienstort suchte. Wer mochte diese Hexameter wohl gedrechselt haben? Mir war es so, als kämen sie von weit weit her.

„Merke dir Wanderer, das …“, richtig: Goethe hatte diese Wendung in einem seiner Venezianischen Epigramme gefunden. Und in der Tat, es gibt kaum eine italienischer geplante, italienischer gebaute Stadt in Deutschland als es Potsdam vor seiner Zerstörung im zweiten Weltkrieg war. Das hier nicht zu sehende Museum Barberini, überhaupt der Alte Markt vermag heute wieder einen Eindruck davon zu geben.

Doch das Ganze drumherum, diese Einsicht in das notwendigerweise Unabgeschlossene jedes städtebaulichen Strebens und Wollens? Städte sind teils geplant, teils wuchern sie weiter, ergreifen Brachfelder, teils werden sie zerstört… Endgültiges ist nicht. Diese Erkenntnisse – ich war der erste nicht, der sie hatte – flossen schließlich zusammen in diese vier harmlosen Zeilen. So, und da stehen sie nun hier. Sie sind einfach so gekommen – gekommen um zu bleiben.

 Posted by at 18:21

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