Tu was – fahr Rad!

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Mai 012009
 

30042009001.jpg Laut Süddeutscher Zeitung vom 29.04.2009 stieg der Meeresspiegel klimabedingt von 1993 bis 2003 um durchschnittlich 3,3 Millimeter im Jahr. Die Zahl der sehr heißen Sommertage hat sich binnen 60 Jahren verdoppelt. Vor allem Ballungsräume wie Frankfurt und Berlin  werden sich auf sehr viel mehr heiße Tage einstellen müssen. Dies alles stimmt mich nachdenklich – dennoch fahren die Leute wie eh und je Auto in Berlin.

Tun sie das? Nein. Die Zahl der Autos nimmt in Berlin jährlich etwa ebenso stark ab, wie die Zahl der heißen Tage zunimmt. Besteht da ein Zusammenhang? Wir wissen es nicht exakt! Fast alles spricht dafür, dass die Zunahme der heißen Tage nicht mit der Abnahme des Autofahrens in Berlin erklärt werden kann, sondern mit der Beschleunigung des Klimawandels. Das Klima heizt sich seit Jahren etwas stärker auf, als die Berechnungen der Forscher im IPPC erwarten ließen. Haben wir Gewißheit, dass der Klimawandel tatsächlich durch ein kompliziertes, vom Menschen ausgelöstes Wechselspiel verursacht worden ist, bei dem die CO2-Konzentration ein Hauptfaktor ist? Die überwältigende Mehrheit der Naturwissenschaftler vertritt diese Meinung. Es gibt auch Zweifler. Letzte Gewißheit gibt es nicht – ich entscheide mich für die „80%-Gewißheit“. Und das bedeutet für mein eigenes Verhalten: Ich bin bestrebt, den eigenen schädlichen Einfluss auf das Klima möglichst gering zu halten.

Was kann der Einzelne tun, um das Stadtklima erträglicher zu gestalten? Viel! Mit jedem Kilometer, den ich mit dem Rad oder zu Fuß statt mit dem Auto  zurücklege, senke ich die klimaschädlichen Emissionen, vermindere ich die Feinstaubbelastung, verringere ich den gesundheitsschädlichen Lärm, verringere ich die Gefahr schwerer Unfälle für andere. Ich leiste einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und tue obendrein etwas für meine Gesundheit.

Lest zum Thema Unfallgefahr beim Radfahren einen Bericht aus dem Tagesspiegel von heute:

Wo Berlin für Radfahrer am gefährlichsten ist
Berlin liegt mit nur 319 Pkw pro 1000 Einwohner weit unter dem Bundesdurchschnitt von 503. Der Stadtstaat hat damit die mit Abstand niedrigste Autodichte aller Bundesländer. Trotz niedriger Auto- und hoher Fahrradquote müssen sich Radfahrer einen schmalen Radweg teilen. Im Unterschied zur so genannten Radspur verläuft ein Radweg auf dem Gehweg, oft hinter parkenden Autos und damit außerhalb des Blickfelds von Autofahrern. „80 bis 90 Prozent der schweren und tödlichen Unfälle passieren auf diesen baulich angelegten Radwegen“, sagt Benno Koch, Fahrradbeauftragter des Berliner Senats. Radspuren, direkt auf der Straße, wie die auf der Oberbaumbrücke, würden schwere Radunfälle dagegen vermeiden helfen. […]

Die Radwege am Frankfurter Tor sind Unfallschwerpunkt

Derzeit wechseln sich benutzungspflichtige, andere und keine Radwege in Berlin immer wieder ab. Radfahrer sind so zum Beispiel auf der Gitschiner und der Skalitzer Straße gezwungen, ständig zwischen Fahrbahn und Radwegen hin und her zu wechseln. Zu dem Flickenteppich ist es gekommen, nachdem 1997 die Verwaltungsvorschriften zur StVO geändert wurden. Ein Jahr wurde den Kommunen Zeit gegeben, um ihre Radwege zu überprüfen – unter anderem auf eine Mindestbreite von 1,50 Meter. Den minimalen Anforderungen entsprechen jedoch immer noch viele ausgeschilderte Radwege nicht.

Am Frankfurter Tor gibt es beispielsweise einen Weg von unter einem Meter Breite – dieser kombinierte Rad- und Fußweg müsste nach StVO sogar mindest 2,50 Meter breit sein. In den Verwaltungsvorschriften heißt es zu dem Thema: „Ausnahmsweise und nach sorgfältiger Überprüfung kann von den Mindestmaßen dann, wenn es aufgrund der örtlichen oder verkehrlichen Verhältnisse erforderlich und verhältnismäßig ist, an kurzen Abschnitten (z. B. kurze Engstelle) unter Wahrung der Verkehrssicherheit abgewichen werden.“

Dass die Verkehrssicherheit am Frankfurter Tor – trotz oder gerade wegen der Radwege – nicht die beste ist, zeigt die Unfallstatistik der Berliner Polizei. Die Kreuzung am ehemals sozialistischen Boulevard zählt zu den Unfallschwerpunkten der Stadt. Alle Wege für Radfahrer an dem Knotenpunkt sind benutzungspflichtig.

Ich kenne diese Stellen sehr gut, bin sie häufig gefahren. Was mir immer wieder auffällt, ist, dass recht achtlos gefahren wird. Viele Radfahrer kamen mir auf den Radwegen und auf den Bürgersteigen in Gegenrichtung entgegen.  Wird ein PKW-Fahrer immer damit rechnen, dass Radfahrer in falscher Richtung den Gehweg befahren und bei Rot nicht anhalten?  Das Online-Forum zu diesem Artikel lohnt das Nachlesen! Ich greife einen Kommentar von berlinradler heraus, den ich für nachdenkenswert halte:

Sicher Radfahren

Sicherheit ist für viele Radfahrer ein Thema. Leider unterliegen sie aber oft einer falschen Gefahreneinschätzung. So beobachte ich oft mit Helm geschützte Radfahrer, wie sie falschherum auf dem Radweg oder gar auf dem Gehweg radeln. Sie schützen sich körperlich vor Unfällen, nicht aber verhaltenstechnisch.

Meine Tipps: Bürgersteigradwege und sehr enge Radstreifen meiden. Da man auf der Fahrbahn neben Radwegen oft angepöbelt oder gefährdet wird, ist die pragmatische Alternative das Suchen von Alternativrouten. Dabei kann auch www.bbbike.de helfen- ich stelle dort z.B. „nur Nebenstraßen benutzen“ und „rennradtauglich“ ein, da sonst oftmals Kopfsteinpflaster dabei ist.

Für die Frankfurter Allee und Stralauer Allee heisst meine Alternative Rüdersdorfer Straße, Singerstraße, Machlewskistraße und Revaler Straße – extrabreit und problemfrei! Manchmal fahre ich auch auf Radwegen, dabei bin ich an Ausfahrten immer bremsbereit und im Kreuzungsbereich extrem vorsichtig. Übrigens: das BGH entschied kürzlich, dass ein Radfahrer, der sich wegen einer unachtsam auf den Radweg tretenden Fußgängerin bei einer Eigengeschwindigkeit von 15 km/h verletzt hat, die volle Unfallschuld trägt. Also vorsichtig – Radwege sind nicht nur unfalltechnisch, sondern auch haftungstechnisch hochgefährlich.

Weiterer Tipp: Abstand zum rechten Fahrbahnrand halten. Zu parkenden Fahrzeugen sowieso (öffnende Türen). Aber auch sonst ist Nahüberholen sehr selten ein Thema, wenn man mit seinem Rad dort fährt, wo normalerweise der rechte Autoreifen fährt. Probierts mal aus, das hilft wirklich! Gibt es eine Fahrspur, so darf man aus psychologischen Gründen nie den Eindruck vermitteln, als würden ein Radfahrer UND ein Auto nebeneinander raufpassen.

Noch ein Tipp: An einer roten Ampel, an der nur wenige Fahrzeuge stehen, kann man sehr entspannt losfahren, wenn man hinter dem letzten Fahrzeug steht, statt sich rechts neben die bald anfahrenden Fahrzeuge zu quetschen.

 

Ich muss das Thema zur vertieften Diskussion in meine ADFC-Stadtteilgruppe einbringen! Frankfurter Tor, das ist unser Beritt.

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„Lasst den Alten doch reden!“

 Afrika, Horst Köhler, Klimawandel, Konservativ, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für „Lasst den Alten doch reden!“
März 262009
 

Na bitte, es geht doch! Bei Frank Plasberg diskutierten die Männer fair, ehrlich und doch gegensätzlich. Gut! Sehr gut, obendrein sympathisch: Norbert Röttgen. „Bei mir hat sich was verändert: ich sehe jetzt das Wechselverhältnis von Markt, Moral und Staat.“ Überzeugender Schluss-Satz!

Schon eine erste Wirkung von Köhlers Berliner Rede? Hat der Bundespräsident etwas bewegt? Wohl nicht unbedingt, denn die Bundesregierung kann’s einfach nicht lassen, Geld nach dem Gießkannenprinzip an der falschen Stelle zu verschütten: in die Autos hinein. Das Motto dabei könnte lauten: „Lassen wir den Alten reden, Afrika ist Afrika, wir drücken noch mal schön aufs Gaspedal.“

Mein türkischer Krämer um die Ecke klagt über Umsatzeinbrüche unvorstellbaren Ausmaßes. Ist klar, die Leute kaufen Autos und fahren zum Lidl oder zum Aldi, damit sie sich den Neuwagen leisten können.  Die Leute halten das Geld anderswo zusammen, damit sie noch die 2.500 Euro mitnehmen können. Die Tante-Emma-und-Onkel-Mohammed-Läden schauen in den Auspuff. Reiches Deutschland!

Übrigens: diese 2.500 Euro, das sind 1250 Tagesverdienste von 2 Milliarden Menschen, die werden einfach mal so verschenkt. Es lebe die Erderwärmung! Wie sagte der Alte gestern? Lest selbst:

Die Berliner Rede 2009 von Bundespräsident Horst Köhler
Vor allem wir im Norden müssen umdenken. Auf unserer Erde leben derzeit etwa 6 1/2 Milliarden Menschen. Nur rund 15 Prozent von ihnen leben in Umständen wie wir. Weit über zwei Milliarden Menschen müssen mit zwei Dollar pro Tag auskommen, eine Milliarde sogar nur mit einem Dollar. Wir sollten uns nicht länger einreden, das sei gerecht so. […]
Begreifen wir den Kampf gegen Armut und Klimawandel als strategische Aufgaben für alle. Die Industriestaaten tragen als Hauptverursacher des Klimawandels die Verantwortung dafür, dass die Menschen in den Entwicklungsländern am härtesten davon getroffen sind. Der Kampf gegen die Armut und der Kampf gegen den Klimawandel müssen gemeinsam gekämpft werden.

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Bismarck lässt grüßen!

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Feb. 212009
 

Aus Spiegel online vomTage ein paar Bemerkungen, die das im vorigen Eintrag Behauptete stützen können (Fettdruck von diesem Blogger).

Umweltflüchtlinge: „Irgendwann kommen nicht nur ein paar Boote, sondern Millionen“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wissenschaft
Frage: Ist unsere Demokratie mittlerweile nicht gefestigt genug?

Welzer: Unsere Gesellschaft ist in der Demokratie angekommen, aber sie hat noch keinen Schlechtwettertest bestanden. Es gibt die begründete Hypothese, dass die Loyalität der Bürger schwindet, sobald das System ihre Versorgungserwartungen nicht mehr erfüllt. Bereits jetzt erodiert die Zustimmung zur Demokratie in Bevölkerungsgruppen, die wirtschaftlich weniger Erfolg haben. Die Finanzkrise wird das Vertrauen in unser System nicht stärken. Da bröckelt so einiges.

Frage: Sollten Demokratien nicht per se leistungsfähiger sein als andere Systeme?

Welzer: Der Erfolg der chinesischen Gesellschaft beruht nicht auf Demokratie. Obwohl die dortige Regierung autoritär ist, nimmt sie die Bedürfnisse der Bevölkerung wahr und reagiert auch darauf. Außerdem hat sie den Vorteil, dass sie einfach planen und exekutieren kann. Wir sehen am Horizont erfolgreiche politische Systeme, die zugleich autokratisch und kapitalistisch sind.

Frage: Nach der klassischen liberalen Gesellschaftstheorie sollten sich Markt und Freiheit gegenseitig bedingen.

Welzer: Das ist ja das Problem, dass die zuständigen Wissenschaften solche Entwicklungen in den letzten Jahren völlig verpennt haben. Die beschäftigen sich mit Diskursen und Metaproblemen, mit hochkomplexen Foucaultschen Theorien oder mit der Kulturgeschichte des Fahrstuhls. Sie bekommen aber nicht mit, wenn eine ganze Hemisphäre unterzugehen beginnt, so wie 1989 der Ostblock. Damals ist die Gesellschaftstheorie praktisch zum Erliegen gekommen.

Frage: Passiert beim Klimawandel derzeit das Gleiche?

Welzer: Ich denke schon. Man muss die Gesellschaftswissenschaftler regelrecht darauf stoßen, dass die globale Erwärmung auch soziale Folgen haben wird.

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Mobilitätsbilanz heute – Mobilität der Zukunft

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Nov. 102008
 

09112008001.jpg Meine heutige Mobilitätsbilanz für die Senatorin Junge-Reyer zum Mitschreiben: Früh aufgestanden, mit dem Rad von Kreuzberg zum Berliner Congress Center am Alexanderplatz gefahren. Dort gesessen und drei Mal die Stockwerke auf und ab geklettert. Anschließend wieder nachhause geradelt. Fahrrad in den Keller gestellt, zu Fuß 3 Treppen hoch zu Weib und Kind. Was bin ich doch für ein kreuzbraver, umweltbewegter hochmobiler Großstädter. Schulterklopfen ist angesagt!

Übrigens: Wer sagt’s denn! Auch der Bundesverkehrsminister stimmt in den Chor derer ein, die etwas für das Fahrrad tun wollen. Er beruft sich auf Daten des Umweltbundesamtes – auch wir hatten gestern in diesem Blog die Statistik zitiert, wonach 90 Prozent der Autofahrten in der Stadt eine Länge von weniger als sechs Kilometern haben. Lest hier einen Abschnitt aus dem Interview:

FR-Interview: Tiefensee über die Mobilität der Zukunft | Frankfurter Rundschau – Top-News
Was muss für die Berufspendler getan werden, damit sie vom Auto aufs Rad umsteigen?

90 Prozent der Autofahrten in der Stadt haben eine Länge von weniger als sechs Kilometer. Ich stelle mir vor, dass wir in den nächsten zehn Jahren ein Drittel dieses Verkehrs auf das Fahrrad bringen. Das Umweltbundesamt hat ausgerechnet, dass wir, wenn wir ein Drittel davon aufs Fahrrad brächten, rund 7,5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr vermeiden könnten.

Was müssen sie dafür tun?

Wir müssen das Radfahren fördern und den Öffentlichen Personennahverkehr – und diesen möglichst fahrradgerecht machen. Sie wissen vielleicht, dass wir pro Jahr rund sieben Milliarden Euro Regionalisierungsmittel aufwenden. 1,7 Milliarden geben wir den Städten und Gemeinden direkt, um die Verkehrsverhältnisse zu verbessern. Wir versuchen durch Kampagnen, durch Pilotprojekte, den Radverkehr attraktiver zu machen, indem wir ihn in den Blickpunkt der Öffentlichkeit stellen. Wir müssen auch Kinder und Jugendliche von klein auf erziehen, dass sie eher das Fahrrad als das Moped und später das Auto nutzen. Auch der gestiegene Spritpreis wird sicher zum Umdenken führen.

Verkehrsforscher haben die Vision einer Null-Emissions-Mobilität und fordern, in Städten komplette Autospuren für Radverkehr und Solarmobile zu reservieren. Können Sie sich mit dieser Vision anfreunden?

Ich finde die Vision der Null-Emission oder des klimaneutralen Fortbewegens bestechend. Was den CO2-Ausstoß angeht, brauchen wir einen Gesamtansatz, der sich auf Stadtteile und Städte bezieht, und nicht nur auf die einzelnen Verkehrsmittel und Gebäude. Das bedeutet, dass sich ein Städteplaner Gedanken machen muss, wie er Verkehre vermeiden kann, indem das Einkaufen, und die Freizeit in den Stadtteil zurückverlagert werden. Und wenn schon Mobilität notwendig ist, muss sich der Planer fragen, wie er den Öffentlichen Personennahverkehr ausbauen kann, wie er für bessere Bedingungen für die Radfahrer sorgen kann, zum Beispiel, durch neue und mehr Fahrradspuren, auf denen sich Radler sicher und aufgehoben fühlen. Ziel muss es sein, die CO2-Bilanz in den Städten deutlich zu verbessern.

Muss man den Radverkehr in den Städten konsequent vom Autoverkehr trennen?

Das wird nicht möglich sein, wir können Städte nicht auf dem Reißbrett konzipieren, wir leben mit der vorhandenen Substanz. Es gibt in vielen, vielen Städten gute Beispiele, an denen man sieht, wie das funktionieren kann. Ja, Straßen müssen so umgebaut werden, dass sie für alle Verkehrsteilnehmer sicher nutzbar sind. Da hat nicht der eine Vorrang vor dem anderen. Der Fußgänger gehört nicht unter die Erde, der Radfahrer nicht auf den Fußweg und dem Auto gebührt nicht unbegrenzt freie Fahrt. Wir brauchen einen rücksichtsvollen Umgang miteinander und der muss so sein, dass sich jeder sicher und nicht benachteiligt fühlt.

Ist das auch eine Frage der Mobilitätserziehung?

Eindeutig ja, dort haben wir den größten Nachholbedarf. Wir haben viel getan, um Straßen sicherer zu machen. Wir haben viel investiert in die Fahrzeuge. Das größte Potenzial liegt jetzt beim Verkehrsteilnehmer; bei dem, der ein Fahrzeug führt, bei den Radfahrern, den Kindern oder Senioren, die sich oft ungeschützt im Verkehr bewegen. Hier müssen wir ansetzen, um mehr Sicherheit zu erzeugen.

 Posted by at 22:39
Okt. 202008
 

Auch Italien diskutiert nunmehr staatliche Beihilfen für die Automobilbranche. Fiat stottert und hüstelt, der Staat soll die Medizin reichen. Der Corriere berichtet heute:

Scajola: «Il governo sta valutando incentivi alla rottamazione» – Corriere della Sera
Il governo sta pensando a incentivi per la rottamazione di auto ed elettrodomestici. Lo ha reso noto il ministro per lo Sviluppo economico, Claudio Scajola. «C’è una valutazione da parte del governo,e la sta seguendo il presidente del Consiglio insieme ai diversi ministri interessati, per far sì che si possa far ripartire il mercato delle auto, che è fermo in tutta Europa, e quello degli elettrodomestici, anch’esso fermo». Secondo Scajola «lo scopo è mettere insieme due esigenze: da un lato ridurre le emissioni nell’atmosfera e l’assorbimento di energia e nel contempo aiutare lo sviluppo industriale di tutti questi settori in difficoltà». Il ministro ha sottolineato che «il governo deve agire perché la crisi finanziaria non si riversi nell’economia reale e quindi stiamo accelerando il percorso di incentivi sull’innovazione, sulla ricerca e sull’alta tecnologia per far ripartire una situazione industriale che è vicina alla crescita».

Ähnliches hat Kanzlerin Merkel am Sonntag vorgeschlagen: Staatliche Anreize zum Kauf neuer Autos, damit es der Automobilbranche besser gehen möge. Staatliche Eingriffe in die Konjunktur zugunsten des emissionsstarken PKW-Verkehrs?

Das kann nicht überzeugen. Wir wollen doch – so verkündete Kanzlerin Merkel selbst – das Fernziel erreichen, dass jeder Erdenbürger nur noch 2 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ausstößt. Derzeit liegen wir etwa beim 4- bis 5-fachen! Mehr Autos passen da nicht ins Bild. Eher schon mehr Fahrräder!

Aber ich wäre auch gegen staatliche Beihilfen für die Fahrradindustrie. Wir brauchen vielmehr eine bessere Infrastruktur für den Radverkehr. Keine Kaufzuschüsse, die nur wettbewerbsverzerrend wirken.

Und deshalb halte ich es für dringend geboten, dass in die Vorlage zur Fahrradnovelle zur StVO der bisher vorgesehene Hinweis auf die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA)  eingefügt wird!  Gute, sichere und ausreichend breite Radverkehrsanlagen, die bundesweit einem einheitlichen Qualitätsstandard entsprechen, sind ebenso unverzichtbar wie eine einheitliche Gestaltung und Ausschilderung der Bundesautobahnen. Bundesrat, aufgepasst! Denkt an den Radverkehr, ehe ihr die Novelle abnickt!

Selbst Verbandssprecher Matthias Wissmann (CDU) lehnt im Namen der deutschen Automobilbranche das „unmoralische Angebot“ ab. So schreibt die Financial Times Deutschland am 13.10.2008:

Allerdings hatten deutsche Branchenvertreter das Hilfspaket auch scharf kritisiert: „Wenn die amerikanische Autoindustrie ihre strukturellen Probleme nicht löst, helfen alle Subventionen nichts“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Branchenverbands VDA. „Wir sind Gegner von Subventionskämpfen.“Es war befürchtet worden, dass die Unterstützung der US-Regierung eine Lawine ähnlicher Stützungen in anderen Ländern nach sich zieht und so ein Wettrüsten der Subventionen entsteht.

 Auch die italienischen Gewerkschaften und der italienische Sozialminister Sacconi lehnen die direkten staatlichen Beihilfen zur Anschaffung neuer Autos ab. Richtig! Staatliche Wirtschaftslenkung zugunsten einzelner heimischer Branchen ist der falsche Weg. Das gilt in Italien ebenso wie in Deutschland.

SACCONI: NO AIUTI ALLA FIAT – Il ministro del Welfare, Maurizio Sacconi, in un’intervista al Riformista apparsa lunedì mattina, si era detto contrario a nuovi «aiuti di Stato alla Fiat» e di essere «contrario a un intervento dello Stato per settori o singole aziende». Le imprese, per Sacconi, andrebbero aiutate irrobustendo il canale che garantisce loro liquidità.

NO ANCHE DEI SINDACATI – Anche Cgil, Cisl e Uil si erano dette contrarie a un intervento specifico da parte dello Stato per la Fiat. «Il problema della Fiat non si risolve con una rottamazione o gli incentivi», ha detto il segretario confederale della Cgil, Susanna Camusso. «La crisi riguarda i beni di prima necessità». Per Paolo Pirani della Uil «la rottamazione in questo momento non avrebbe alcun senso». Gianni Baratta della Cisl: «Più che risposte spot serve una consapevolezza che la crisi non è solo finanziaria ma strutturale».

 Posted by at 20:01

Ich fordere Sicherheit, Recht und Ordnung auf Berlins Straßen!

 Aus unserem Leben, Fahrrad, Familie, Klimawandel, Leidmotive, Parkidyllen, Rechtsordnung  Kommentare deaktiviert für Ich fordere Sicherheit, Recht und Ordnung auf Berlins Straßen!
Okt. 092008
 

04102008002.jpg Ich sah gestern abend den rbb-Abendschau-Bericht über den Angriff eines Radfahrers auf den Busfahrer in der Friedrichstraße.

Gedächtnisprotokoll (sinngemäß):
„Fast jeden Tag kommt es zu Angriffen auf einen BVG-Busfahrer … allein in diesem Jahr sind BVG-Busfahrer schon über hundert Mal angegriffen worden. So auch heute wieder: ein Radfahrer schlug einen Busfahrer mit der Faust auf die Schulter.“

Das war wirklich mathematisch verzerrt – denn wir haben schon über 270 Tage in diesem Jahr gehabt. Kein Wort darüber, dass der Busfahrer den Radfahrer zuvor, mindestens nach Angaben des Radfahrers, gefährlich geschnitten hatte – wie man der Presse entnehmen konnte! Die Kurzschlusshandlung des Radfahrers wurde also mit den in der Tat schrecklichen Pöbeleien und grundlosen Angriffen von Fahrgästen auf Busfahrer gleichgesetzt.

Ich meine: Der Radfahrer hatte keinerlei Berechtigung, den Busfahrer anzugreifen oder auch nur zur Rede zu stellen. Er hat etwas Verwerfliches gemacht, als er den Busfahrer bedrohte. Aber dass es soweit gekommen ist, ist sehr bedauerlich. Leider erlebe ich als passionierter Radfahrer täglich Schimpfereien, Pöbeleien und gehäufte Verstöße gegen die Verkehrsregeln bei meinen lieben Mitradlern (und auch bei so manchem Autofahrer).

Mir selbst ist gestern allerdings etwas Ähnliches passiert: Ich fuhr auf dem Tandem vorschriftsmäßig mit meinem sechsjährigen Sohn um ca. 19.20 Uhr die Wiener Straße Richtung Skalitzer Straße in mäßiger Geschwindigkeit auf dem Radweg entlang. Unser Tandem war vorschriftsmäßig beleuchtet. Neben uns fuhr ein Taxi. Es hatte den Blinker nach rechts gesetzt, um dann in die Lausitzer Straße einzubiegen. Die typische Situation, bei der es oft zu Unfällen kommt. Da ich aber gut sichtbar fuhr, glaubte ich, es reiche aus, wenn ich noch einmal laut und kräftig klingelte. Das tat ich also. Ich läutete hell, laut und deutlich, um den Taxifahrer auf uns aufmerksam zu machen. Wir hatten Vorfahrt. Der Taxifahrer bog ab, ohne sein Tempo zu verringern, genau in meine Fahrstrecke hinein – und zwang mich zu einer Vollbremsung! Gerade noch schaffte ich es, nicht von dem Taxi überfahren zu werden, da ich mit aller Kraft bremste. Wir sind nicht überfahren worden. Beweis: Ich erfülle weiter meine Dienstpflicht als Blog-Verfasser.

Ich schrie: „Ja, könnt ihr denn nicht aufpassen, ihr ….!“Der Taxifahrer hat mich sicher nicht gehört und nicht gesehen. Wahrscheinlich telefonierte er gerade mit seinem Handy. Oder er war bekifft. Oder er war betrunken. Oder er hörte die neue CD von Boyzone mit voller Dröhnung. Egal. Gut, dass wir überlebt haben. Das ist mir eine weitere Warnung. Ich werde ab sofort keinem, keinem Rechtsabbieger mehr trauen.

Und zwei Zeugen habe ich auch: Das waren zwei Feuerwehrleute, die gerade wartend vor der Feuerwache standen. Sie haben alles genau gesehen und gehört. Und sie riefen mir laut zu: „Wie die Behinderten, so fahren die … !“

Einspruch, liebe Feuerwehr! Ich finde es eine diskriminierende Bemerkung über die Behinderten.

Ich würde sagen: „Wie die anderen Autofahrer, so fahren diese Taxifahrer. Traue keinem Rechtsabbieger! Du wirst es noch mal bereuen!“

Wie können wir rasch und effizient auf derartige Vorfälle reagieren?

Zunächst mein erneuter Appell: Lasst uns tätig werden. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass das Klima auf Berlins Straßen zwischen Radfahrenden und Kraftfahrern besser, entspannter, freundlicher wird. Es ist möglich!

Polizei, ADFC und ADAC müssen endlich an einem Strang ziehen. Und die Feuerwehr auch. Und der VCD auch. Und die Unfallchirurgen auch … Und die Presse auch … und … und … auch.

Sicherer Straßenverkehr gelingt gemeinsam!

Unser heutiges Foto zeigt den Verfasser dieses Blogs mit seinem zweiten Sohn beim Nachdenken über die großen Rätsel dieser Welt. Still, sicher, im Recht, in Ordnung, der Welt enthoben. Auf Augenhöhe mit allen Busfahrern dieser Welt. Ort: Berlin-Tiergarten

 Posted by at 12:36
Aug. 262008
 

Einen Klimawandel der anderen Art – nämlich einen Schulklimawandel – fordert die Unfallkasse Berlin. Tag für Tag verletzen sich durchschnittlich 229 Schüler in Berlin. Oft durch Rempeln, Schubsen, am gefährlichsten aber durch Fehler im Straßenverkehr. Das größte Problem: Rücksichtslosigkeit. Und jetzt kommt endlich ein Lob:

„Die Hauptschulen haben sich um dieses Problem gekümmert“, sagte Kirsten Wasmuth, Sprecherin der Unfallkasse. „Ein rücksichtsvoller Umgang miteinander gehört dort heute oft zu den klaren Regeln.“ Ein gutes Schulklima mit einem engagierten Kollegium senke nachweislich auch die Unfallzahlen.

Ein Unfallschwerpunkt in Grundschulen und weiterführenden Schulen bleibt der Sportunterricht. Bewegungsdefizite führen nach Einschätzung der Kasse dazu, dass sich Schüler beim Gehen, Laufen oder Fallen verletzen. Auch bei Mannschaftsspielen, insbesondere mit Bällen, kommt es oft zu kleinen Unfällen.

Was ist zu tun? Was tun wir persönlich, fragt ihr? Wir bewegen uns ausgiebig! Fast jeden Tag gehen wir zum Schwimmen ins Prinzenbad. Mein zweiter Sohn kann schon schwimmen! Meine ganze Familie fährt Fahrrad. Die Morgenpost berichtet:

Richtig gefährlich ist nach Einschätzung der Kasse nur der Weg zur Schule – besonders für Grundschüler. 2400 Kinder haben sich im Jahr 2007 auf ihrem Schulweg verletzt – darunter waren durchschnittlich vier Grundschüler pro Schultag. Anders als die Prellungen, Dehnungen oder Verstauchungen, die sich Schüler im Sportunterricht oder auf dem Pausenhof zuziehen, sind Schulwegunfälle häufig gravierend. 2007 starb eine Schülerin bei einem Verkehrsunfall auf ihrem Schulweg. Ein Lastwagen hatte sie auf ihrem Fahrrad erfasst.

Hier ist die Politik gefragt. Hier sind wir aber auch alle dringend gefordert: Bürger, Verkehrsverbände, Parteien. Sicherheit für den Fahrradverkehr ist erlernbar. Fahrradfahrer und Autofahrer müssen ihren Beitrag dazu leisten. Rücksichtnahme bei Kraftfahrern kann eingefordert werden. Die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung kann von allen, von PKW, von LKW und von Fahrradfahrern verlangt werden. Ohne die üblichen Ausflüchte und Wenn und Aber. Wir brauchen eine Erhöhung des Kontrolldrucks, mehr polizeiliche Geschwindigkeitskontrollen, vor allem aber einen Bewusstseinswandel. Rücksichtnahme und Vorsicht sind unerlässlich, Tag und Nacht.

Dieser Bewusstseinswandel ist ein laufender Prozess, der nicht einschlafen darf. Straßenverkehr mit über 40 Millionen Kraftfahrzeugen muss als das erkannt werden, was er ist: der größte Gefahrenraum, den wir in Deutschland betreiben. Weit gefährlicher, weit kostspieliger als all die anderen Gefahren, von denen Politiker so gerne sprechen.

Unfall-Bilanz – Mehr als 220 Schüler verunglücken täglich in Berlin – Berlin – Berliner Morgenpost

 Posted by at 13:15