„Wir sollten uns mehr abstrampeln!“

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Sep. 202011
 

Aufmerksam verfolge ich die Presse-Berichterstattung über den Besuch des türkischen Präsidenten Abdullah Gül. Seine Heimatstadt Kaisery, das antike Caesarea/Καισάρεια in Kappadokien, kenne ich gut, dort habe ich einige schöne Urlaubstage verbracht. Die Bewohner der Region gelten als die „fleißigen Schwaben/Preußen/Deutschen“ der Türkei.

Mehr Fleiß, mehr Anstrengung verlangt Gül von den Menschen. Das halte ich für richtig. Auch der Vergleich mit dem fleißig sich abstrampelnden Radfahrer gefällt mir:

Türkischer Staatschef: Gül trumpft in Deutschland mit neuer Stärke auf – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Die EU hingegen sei derzeit schwach und verhalte sich wie ein Fahrradfahrer, der nicht mehr in die Pedale trete.

„Wer hier lebt, soll akzentfrei Deutsch lernen!“ Diese Forderung des Präsidenten geht mir allerdings zu weit. Sie schlösse ja all die vielen Menschen aus, die eben nicht ganz akzentfrei sprechen – wie mich selbst etwa. „Sie kommen aber nicht aus Berlin, oder?“, werde ich wegen meines Akzents immer wieder gefragt.

Das Problem ist, dass viele Türken und andere Zuwanderer nur sehr gebrochen oder überhaupt kein  Deutsch reden, weil sie keine Notwendigkeit sehen, hier anzukommen. Sie leben in ihren türkischen Verbänden, wollen nicht allzu viel mit der nichttürkischen deutschen Umwelt zu tun haben. Viele glauben weiterhin, dass sie „irgendwann“ zurückkehren.

Insgesamt meine ich, wir sollten uns alle bemühen, auch Hochdeutsch zu lernen, nicht nur den Berliner Dialekt oder das brandneue „Kiezdeutsch“ („Isch mach dich messer“). Akzentfrei?  – Brauchen wir nicht, im Gegenteil, ich mag Akzente, das Treffen der vier türkischstämmigen Kandidaten von CDU, Linke, Grünen und SPD vor der Abgeordnetenhauswahl im Kreuzberger Café Südblock hat mir große Freude bereitet! Spräche ich nur halb so gut Türkisch, wäre ich schon froh!

Viele Deutschtürken haben ein Problem. Sie meinen, sich entweder für Deutschland oder die Türkei entscheiden zu müssen.  Folge: Sie haben sich weder für Deutschland noch für die Türkei entschieden. Wenn sie sich für oder gegen Integration in Deutschland entschieden hätten, hätten sie auch schon längst Deutsch UND Türkisch, oder Türkisch UND Deutsch  gelernt, nicht akzentfrei, aber doch so weit, dass sie einen Berufsabschluss erreichen würden. Ihnen standen und stehen hier alle Türen offen.

Die Türkei hat lange Jahrzehnte diese Illusion auf eine Rückkehr genährt und war froh, dass Millionen ihrer Staatsbürger in Deutschland ein Auskommen fanden und dringend benötigte Devisen nachhause überwiesen. Über die staatliche Ditib konnte die Türkei weiterhin Einfluss auf die deutsche Innenpolitik nehmen und ihre Schäflein einigermaßen im Zaum halten.

Mein Kreuzberger Mitbürger Özcan Mutlu MdA wird sicherlich von der Bundesregierung stärkere Einhaltung muslimischer Werte und die Abhaltung von Id- oder Iftar-Festen im Kanzleramt einfordern, worauf dann sicher die verschiedenen christlichen Konfessionen eine Ostermette im Kanzleramt verlangen werden (pro Konfession eine).

Ansonsten „hat die Türkei derzeit einen Lauf“, wie man sagt. Die militärische Drecksarbeit in Libyen haben westliche Mächte erledigt. Denn „ein Moslem schießt nicht auf Muslime.“  Danach fliegen die Türken ein, lassen sich als neue Führungsmacht feiern und sammeln den Applaus und den Jubel der Massen ein. Die Briten, Franzosen und Amerikaner stehen erneut als Kriegsherren da, als der Westen, der auch unschuldige Menschen getötet hat.

Die Türkei agiert derzeit mit kraftvollem Selbstbewusstsein, verhätschelt – sehr im  Gegensatz zur EU – ihre Bürger nicht, sondern setzt auf Fleiß, auf Demokratie, auf Zusammenhalt und Bürgersinn, und zeigt sich nach außen hin als das, was Staaten sind: Machtgefüge, die selbstverständlich im internationalen Verkehr vor allem eigene Interessen verfolgen.

Genau dasselbe sollte die EU ebenfalls tun. Ich halte es für einen großen Fehler, wenn die EU ihre Außenbeziehungen – etwa gegenüber dem arabischen Raum oder der Türkei –  stets vor allem und ausschließlich unter dem Vorzeichen der humanitären Verpflichtungen sieht. Das ist Unsinn. Die Türkei hat nicht Arbeiter geschickt, um Deutschland beim Wiederaufbau oder beim Wirtschaftswunder zu helfen. Es ging um einen Vertrag zum beiderseitigen Nutzen. „Wir schicken euch Arbeiter, die Arbeiter verdienen Geld und schicken einen Teil nachhause.“

Umgekehrt hat heute die Bundesrepublik keinerlei Verpflichtung, türkische Staatsbürger mit viel Geld und guten Worten zu beknieen und zu umwerben, sich doch endlich zu integrieren und bitteschön Deutsch zu lernen. Sie könnten es längst, wenn sie es denn wollten.

Die Türkei kann in der Tat einer sich selbst lähmenden EU als Vorbild dienen. Kraftvoll, fordernd, nicht unterwürfig, sondern zukunftsgewiss, selbstbewusst!

Es lebe die starke, die kraftvolle, die neue Türkei!

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Sep. 192011
 

Die Kinder sind begeistert vom gestrigen Wahlergebnis! Sogar Wladimir Kaminer ist glücklich, dass mehr Menschen mit gefärbten Haaren gewählt wurden (Berliner Zeitung heute S. 17).

Echte Piraten im Parlament! Action! Spannend! Das sagt ja schon der Name. Wann kommen Indianer? (Dass die echten Piraten in Somalia und anderen failing states eine riesige Bedrohung darstellen, nicht vor Mord und Menschenhandel zurückschrecken, braucht niemand zu wissen.) Es ist, als säße nun Pippi Langstrumpf in der BVV und schösse mit Lakritz auf den langweiligen Bürgermeister im grauen Anzug!

Aber auch Umweltschutz kommt immer gut an bei den Kindern! Und die Grünen findet der Kreuzberger, hier bloggende Vater sogar rasend nett! Alles in Butter! Nettigkeiten, Geschenke, Umweltschutz!

Jetzt zur CDU! „Was will eigentlich die CDU“?, fragt mich ein neunjähriges Kind. Ich antworte: „Die CDU will, dass die Menschen frei sind und selbst für ihr Glück arbeiten. Weißt du, … die Politik, der Staat kann die Menschen nicht glücklich machen.“

„Arbeiten“! Lange Gesichter! So etwas Langweiliges auch!

Ich erkläre (obwohl der salbaderische Sermon schon zu lange ist): „Der Staat soll euch nicht Lakritze oder kostenloses W-LAN oder Gratis-BVG schenken, sondern ihr sollt euch alle abstrampeln, damit ihr einmal selber für euch und eure Familien euer Essen verdienen könnt. Ihr sollt Kochen, Radfahren, Schreiben, Basteln, Singen, Tanzen, Rechnen lernen. Die CDU will, dass alle sich selber abstrampeln wie gute Fahrradfahrer und sich dabei an die Verkehrsregeln halten.“

Sehr langweilig, sehr down-to-earth! Mit diesem kargen trocken Brot fängt man keine Mäuse!

Um wieviel schöner ist es doch, den Menschen eine saubere Umwelt, eine grüne Wirtschaft, eine gemütliche Stadt für alle, ein kostenloses Schulessen, lebenslang dauerhaftes Wohnrecht überall, bezahlbare Mieten überall, ein unreguliertes Internet, kostenloses W-LAN zu versprechen! Lakritze, Lakritze, ick hör dir trapsen.

Der Erfolg der Piraten ist eine Riesenklatsche für die Altparteien SPD, CDU, Linke, FDP und Grüne. Wohl bekomm’s. Das habt ihr euch selber zuzuschreiben, oh Altparteien. Mit eurem Überbietungswettbewerb fordertet ihr die Piraten ja geradezu heraus, euch noch einmal zu toppen.

Beweis: Keine Partei hat es im Wahlkampf auch nur gewagt, größere Klassen vorzuschlagen. Dabei liegt es doch auf der Hand: Es gibt derzeit auf dem Berliner Markt keine Lehrer, und im Haushalt gibt es sowieso kein Geld, um Lehrer anzulocken. Ergo …?

Um etwa eine von allen ersehnte Unterrichtsgarantie zu bieten, hätte es genügt – wie in diesem Blog vorgeschlagen – die Klassenfrequenzen berlinweit um 2-3 Schüler zu erhöhen und von den Schülern mehr Disziplin und Fleiß einzufordern. Aber das habt ihr euch nicht getraut.

Das ist nur EIN Beispiel von Dutzenden anderen, die man zum Beweis der Mutlosigkeit der Berliner Altparteien anführen könnte! Jetzt habt ihr Altparteien die Quittung für einen  zaghaften Kuschelwahlkampf bekommen.

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Her household Korean was supplanted by English …

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Sep. 142011
 
 Her household Korean was supplanted by English …

Der arme Kreuzberger Blogger liest gerade Super Sad True Love Story von Gary Shteyngart. Der Autor kam mit 7 Jahren aus Russland nach USA. Typischer Zuwanderer aus Ex-Sowjetunion: Fleißig, strebsam, kreativ, leistungsbewusst. Innerhalb weniger Jahre lernte er so gut Englisch, dass er heute Bücher schreibt und Schreibkurse gibt. Bezeichnend: Der Held verliebt sich in eine andere Zuwandrerin der ersten Generation, deren katholische Eltern aus Korea stammen. Das passt! Denn die deutschen Zuwanderer aus Russland, die Koreaner, Chinesen, Katholiken, Juden – das sind alles Gruppen, bei denen ich einen unbändigen Lernwillen bemerke. Davon können wir verwöhnten Kinder der reichen und satten Bundesrepublik Deutschland ein Scheibchen abschneiden.

Zuwanderer aus Russland, aus Korea, aus China, aus Polen sind fast alle aufstiegsorientiert. „Meine Kinder sollen akzentfrei die Landessprache lernen und später Arzt, Anwalt, Unternehmer werden.“ Mehr Aussiedler und Zuwanderer aus Russland leben in heute in den USA als Türken mit türkischer Staatsangehörigkeit.

Und das bringt mich zur morgendlichen Betrachtung: Die staatlichen Schulen unseres Bundeslandes haben sich noch nicht im mindesten darauf eingestellt, dass es neben den sogenannten „benachteiligten“ Bildungsfernen, die über mehrere Generationen hinweg keine Standardsprache und auch kein beruflich verwertbares Deutsch lernen wollen, auch Menschen gibt, die hierher kommen und nichts dringender wünschen als die Integration durch eigene Anstrengung, aus eigener Kraft.

Das staatliche Berliner Schulwesen mit seiner starken Belohnung für gemütliche Lässigkeit, Schlendrian, Leistungsverweigerung, Unverbindlichkeit, Disziplinlosigkeit und mit seinen endlosen bürokratischen Kapriolen muss allen Zuwanderern als Buch mit sieben Siegeln erscheinen. Ein Monstrum, vor dem sie mit Grausen und Schock stehen.

Die USA bieten allen die Gelegenheit, mit eigener Mühe etwas aufzubauen. Zuwanderer, die sich nicht anstrengen wollen, werden grundsätzlich in den USA nicht hereingelassen. Es wird ihnen gesagt: Ihr könnt hier leben und arbeiten, wenn ihr Amerikaner werden wollt. Ihr könnt euer Little Italy haben. Aber ihr müsst euch anstrengen.

Und nun weiter im Text! I wanted my parents near me … Dieses Buch ist ein unermüdlich sprudelnder Quell der Heiterkeit, des bitter-süßen, traurigen Humors. Großartig.

Quelle: Gary Shteyngart, Super Sad True Love Story. Random House Trade Paperbacks, New York 2010, Zitate hier: Seite 36 und Seite 41

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Wahlkampf in Berlin: Alles eine Soße?

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Sep. 102011
 

Spannend! Die Tagesspiegel-Autorin denkt ungefähr so, wie ich vor dreißig Jahren dachte. Die ANGST prägte vor 30 Jahren auch mein politisches Denken zu wesentlichen Teilen. Angst vor Umweltzerstörung, Angst vor Überbevölkerung, Angst vor der Atomenergie, Angst vor Hunger, Angst vor Krankheit, Angst vor Rechts- und Linskextremisten. Der Club of Rome hatte durch nachweislich falsche Berechnungen, wie wir heute wissen, das ökologische Gewissen der Menschheit wachgerüttelt. Seine Prophezeiungen waren falsch, seine Warnungen waren nicht unbegründet.

Es waren überwiegend irrreale Ängste, die bewusst geschürt wurden und von denen vor allem die Grünen profitierten und auch heute noch profitieren.

Die wichtigsten Probleme Berlins sind meiner Meinung nach heute: eine vollkommen überzogene Anspruchshaltung der Bürger gegenüber dem Staat, ein tief eingefahrener Vulgärsozialismus, eine gigantische Verschuldung, Faulheit vieler Menschen, mangelhaftes Deutsch bei sehr vielen Jugendlichen, mangelnde Bildungsanstrengungen bei sehr vielen Schülern und bei deren Eltern, Verwöhnung der Bürger durch die Politik, mangelnde Ehrlichkeit der Politiker, organisierte Verantwortungslosigkeit der Landespolitik, Abschottung von ethnischen Bevölkerungsgruppen vom Rest der Gesellschaft, Zerfall der Gesellschaft in Parallelgesellschaften, hohe Arbeitslosigkeit, geistiger und körperlicher Immobilismus, Mangel an Unternehmergeist.

Wahlkampf in Berlin: Alles eine Soße? – Berlin – Tagesspiegel
Mir liegt das Thema Umwelt auch nahe. Die Naturzerstörung ist für meine Generation das, was der Weltkrieg für die meines Vaters war. Die drohende Klimakatastrophe ist unsere größte gemeinsame Angst und unser kleinster gemeinsamer Nenner, und längst ist Sorge um die Umwelt kein parteiliches Alleinstellungsmerkmal mehr.

 Posted by at 22:43

Wie schafft sich Kreuzberg bessere Schüler?

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Sep. 102011
 

Gute Veranstaltung am vergangenen Donnerstag zu den Kreuzberger Grundschulen! Es gab zum Glück keine Bildungsforscher, keine SchwaflerInnen, erfreulich wenige PolitikerInnen oder andere MärchenerzählerInnen, sondern nur Praktiker aus Schule, Sozialarbeit und Elternschaft. Sehr schön, sehr ernüchternd, sehr niederschmetternd! Bericht folgt.

Folgendes war der Text der Einladung:

„Gute Schüler verlassen in Scharen den Bezirk  oder das öffentliche Schulsystem, das mit den Angeboten der Privatschulen nicht mithalten kann“, so zitiert die Berliner Morgenpost am 24.08.2011 aus einem Brief, den Lehrer geschrieben haben.

Es fehlt derzeit für Kreuzberger Jugendliche nicht an Ausbildungsplätzen, sondern es fehlt an den Grundvoraussetzungen, die die Schüler vor der Lehre mitbringen sollten: Gutes Deutsch in Wort und Schrift, Grundtugenden wie Höflichkeit, Berechenbarkeit, Fleiß und Pünktlichkeit.

Die Probleme sind bekannt, die Rezepte dagegen lauten für die einzelne Familie in Kreuzberg: Wegzug in andere Bezirke, insbesondere in den „weißen“ Osten Berlins, Abwanderung vom öffentlichen Schulwesen zu den Schulen in freier Trägerschaft.

Die Schulpolitik hat Verschiedenes ausprobiert. Meist läuft es auf Nachfinanzierung, auf üppigere Ressourcenverteilung, auf mehr Geld, mehr Personal oder auch auf „Strukturreformen“ hinaus – 23 an der Zahl in den letzten zehn Jahren. Die Rütlischule in Neukölln wurde mit einem pharaonischen Geldsegen (25 Millionen Euro [korrigiere: 40 Millionen] zusätzlich) aufgepäppelt.  

Schulen in freier Trägerschaft sind im heutigen Berlin geschützte Räume, in denen Schüler, die das wollen, dem nachgehen können, was ihre Aufgabe ist: lernen, aufmerken, wachsen, helfen, wieder lernen, reifen.

Diesem Thema wird sich die Veranstaltung von Politik selber machen am Donnerstag, dem 08.09.2011, 19.30 Uhr widmen:  Kreuzberger Pfade zu besseren Schülern. Kleine Kreuzberger Schuldebatte. Statt immer nur auf Schulstruktur und Mittelausstattung zu achten, fragen wir: Wie schafft sich Kreuzberg bessere Schüler? Sind Schulen in freier Trägerschaft der Ausweg? Wirtschaft Stresemann, Stresemannstraße 48, Kreuzberg.

 Posted by at 20:23

Die neue Strenge kommt!

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Sep. 062011
 
Viel Geld für Marketing-Agenturen und Kommunikationsberater aus dem Fenster zu werfen ist nicht nötig. Alle Wahlkämpfer erhalten im Wahlkampf kostenlose Schulung in Wähleransprache, nehmen teil an der mobilen „Na-wo-drückt-euch-der-Schuh?“-Talkshow, Lob und Tadel werden gleichermaßen verteilt.
Ein paar Stimmen von Wählern: „Werdet erkennbar! Hebt euch klar ab von den Linken! Was sind eure Werte? Werdet kantiger! Wo sind eure Vorschläge zur Finanzkrise? Was haltet ihr von Tugenden wie Sparsamkeit, Tüchtigkeit, Redlichkeit, Fleiß?“
Hornstraßenfest, vergangenenes Wochenende. Ein Hobbypolitiker einer kleinen Kreuzberger  Volkspartei versucht sich in Wähleransprache. Zwei Schülerinnen (12 und 15 Jahre alt, nennen wir sie Asja und Leyla) beschweren sich, dass sie jetzt plötzlich jeden Tag Hausaufgaben hätten. „Die Lehrer sind so streng, verlangen Hausaufgaben! Früher war das anders! Können Sie unsere Beschwerde an Angela Merkel weitergeben, ja?“ Der Wahlkämpfer half zunächst einmal dem Mädchen, eine coole Schirmmütze mit dem Logo der in Kreuzberg kleinsten Volkspartei überzustreifen.

Die kuscheligen Altparteien hätten gesagt: „Ich werde eure Beschwerde weiterleiten.“ Aber der Wahlkämpfer sagte: „Eure Lehrer haben recht. Setzt euch am Nachmittag zwei oder drei oder vier Stunden hin, erledigt die Hausaufgaben, lernt was, dann helft Mutti und Vati im Haushalt.“ Schlimm, so was zu sagen?  Nö.

Erkenntnis: Die Lehrer und Lehrerinnen Kreuzbergs sind ein paar Jährchen weiter als die lahme Politik. Der Wind hat sich längst gedreht. Die Kreuzberger Lehrer lassen schon lange nicht mehr mit sich Schlitten fahren. Sie haben zwar die Hoffnung auf eine sinnvolle Bildungspolitik fast schon aufgegeben, aber sie halten die Kinder zum Lernen und Arbeiten an.

Die neue Strenge hat an Berlins Schulen Einzug gehalten.

Ich meine: Die Kinder sollten nach dem Unterricht durchaus jeden Tag noch Hausaufgaben erhalten. Wieso sitzen die Jugendlichen Stunden um Stunden mit der Wasserpfeife in den Kneipen, chillen am Bordstein?

Ins gleiche Horn wie das Hornstraßenfest stößt der Tagesspiegel-Bericht über eine Podiumsdiskussion in Wedding.

„Ohne Härte und Zwang geht es nicht.“ Na endlich fällt der Groschen. Gute Diskussion mit Schülern in einem Weddinger Gymnasium. Das sage ich aufgrund von 3 Jahrzehnten Erfahrung mit Kreuzberger und Berliner Völkerschaften, mit Kitas und Schulen schon lange.

Übermorgen, Donnerstag, 8. September,  genau zu diesem Thema unsere öffentliche Veranstaltung: „Wie schafft sich Kreuzberg bessere Schüler?“ Wirtschaft Stresemann, 19.30 Uhr, Stresemannstraße 48, Kreuzberg

Integration an Schulen: Ohne Härte geht es nicht – Schule – Berlin – Tagesspiegel

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Zutrauen UND Leistung. Kinder verstehen.

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Sep. 012011
 

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Die taz arbeitet heute – wie wir gesehen haben – die überragende Rolle der Familien und die zentrale Rolle des Vertrauens in das Kind bei gelingender Integration heraus. Das Kind muss wissen: „Da sind Menschen, die mir vertrauen und denen ich vertrauen kann!“

Auf der Grundlage dieses Vertrauens, das vor allem in der Familie und in der Schule gepflegt wird, kann Selbstvertrauen des Kindes erwachsen.  Wenn Kindern Vertrauen entgegengebracht wird – „Du schaffst das, das trau ich dir zu!“ – kann und muss Leistung gefordert werden. Wer Kindern nichts zutraut, wird von ihnen keine Leistung erwarten. Institutionen wie die Schule müssen deshalb, sofern sie den Menschen vertrauen, von ihnen Leistungsbereitschaft – früher etwas altbacken Fleiß genannt – einfordern. Es liegt keineswegs alles an den „Strukturen“, der „Ausstattung“ der Schulen. Der Einfluss der Persönlichkeit des Lehrers, die absolut grundlegende Beziehungsqualität des Vertrauens, des Zutrauens wird meist in der gesamten Bildungsdebatte arg unterschätzt.

Das scheint mir auch ein Sinn der Äußerungen zu sein, die eine bekannte Berliner Wählerin heute auf S. 2 und 3 der Berliner Morgenpost zu Protokoll gibt:

Angela Merkel exklusiv – Bundeskanzlerin sagt Wowereit den Kampf an – Politik – Berliner Morgenpost – Berlin
Morgenpost Online: Eines der zentralen Themen in diesem Wahlkampf ist die Bildungspolitik. Berlin ist beim bundesweiten Bildungs-Monitoring erneut auf dem letzten Platz gelandet. Es gibt offenbar Probleme, die nie zu lösen sind.

Angela Merkel: So zu denken, wäre sträflich, denn es ist natürlich möglich, die Bildungssituation zu verbessern. Berlin muss nicht auf dem letzten Platz stehen. Ein Schlüsselwort ist Leistungsbereitschaft, die hier eingefordert werden muss. Die Berliner Schulpolitik zeichnet sich ja durch diverse Kapriolen aus – bis hin zum Auslosen von Gymnasialplätzen. Ich halte auch den jahrgangsübergreifenden Unterricht für ein Problem. So richtig es prinzipiell ist, immer wieder über neue Methoden nachzudenken, so richtig ist es aber auch, dass es wenig Sinn gibt, Kinder aus mehreren Jahrgängen in einer Klasse von nur einem Lehrer unterrichten zu lassen, wenn nicht mehr Lehrer zur Verfügung stehen. Das findet auf dem Rücken der Kinder statt und ist völlig inakzeptabel.

 Posted by at 14:58
Juni 192011
 

Etwa 10.00 bis 15.000 Menschen sterben nach Schätzungen jährlich in Deutschland an vermeidbaren Krankenhausinfektionen. Bis zu 500.000 stecken sich an. Viele der Patienten sind alt, und ihr Immunsystem ist geschwächt. Das Thema der mangelnden Krankenhaushygiene ist seit Jahren bekannt, dennoch haben sich die Medien daran gewöhnt und berichten kaum mehr. Wer will schon erfahren, dass man sich bei jedem Krankenhausbesuch und während des Aufenthaltes sehr sorgfältig regelmäßig die Hände unter lauwarmem Wasser und mit Seife waschen sollte, und dass allein dadurch sehr viele unnötige Todesfälle verhindert werden könnten?

Mindestens 38 Menschen sind in Deutschland in diesem Jahr am heimtückischen EHEC-Darmkeim gestorben! Viele von ihnen waren alt, und ihr Immunsystem war geschwächt!! Das Thema war ein willkommener Aufhänger für die Medien, um Auflagen zu steigern!! Behörden und Politiker konnten sich durch rasche, unbedachte Warnungen in Szene setzen!!!  Die Landwirte in verschiedenen europäischen Ländern sind massiv geschädigt worden und müssen nunmehr den Schaden tragen – oder wir Steuerzahler tragen ihn!!!! Das ist ist eine Folge des Ausrufezeichenjournalismus, der so viel Schaden in die Politik bringt!!!!! Der den Menschen unnötige Ängste einflößt durch lauter unnötige Ausrufezeichen!!!!!

Wer will schon erfahren, dass man sich nach jedem Toilettenbesuch und vor jeder Mahlzeit sehr sorgfältig die Hände mit reichlich fließend Wasser und Seife waschen sollte, dass man ferner vor dem Verzehr Gemüse, Salat und Obst sorgfältig putzen und waschen soll, und dass allein dadurch sehr viele unnötige Ansteckungsfälle verhindert werden könnten?

Erneut zeigt es sich triumphal: FEAR SELLS. FEAR WINS OVER TRUST. Angst vor dem Strahlentod durch AKWs, Angst vor dem EHEC-Tod, Angst vor der Überfremdung durch fremde Kulturen, Angst vor der Vertreibung durch Gentrifizierung, Angst vor den Touristen in Kreuzberg, Angst vor den Linken in Friedrichshain, Angst vor den Rechten in Kreuzberg, Angst vor dem Heimatverlust durch Schlafboxen im Prinzenbad, Angst vor Investoren usw. usw. Ein riesiger Teil der Politik arbeitet mit Angst! Ich halte dies für verheerend. Es ist Beleg für die auffallende Konzeptlosigkeit, den Mangel an konstruktiven Vorschlägen, an Mut, Tatkraft und Zutrauen in die Menschen.

Dieser Mangel an Zutrauen in den Menschen hat sich wie Mehltau über die Berliner Landespolitik gelegt. Das muss sich ändern.

Politik, die Verantwortung übernimmt, Politik, wie ich sie sehe, muss mit Ermutigung arbeiten und muss unnötige Ängste vermeiden.

Neueste, bewusst geschürte Angst: Angst vor  Vertreibungen, vor Wohnungsverlust. In Hellersdorf, Mahrzahn, in Reinickendorf stehen in manchen Lagen reichlich Wohnungen leer, in manchen Lagen bis zu 30 Prozent! Niemand spricht davon. Man meldet die Wohnungen nicht, um künstlich die Mieten hochzuhalten. Jetzt wird in einer Geisterdebatte das Thema Mietenanstieg gefahren. ANGST wird von den Parteien künstlich geschürt, um sich selbst als Angstlinderer in Szene setzen zu können. Dabei weiß jeder: Insgesamt sind die Mieten in ganz Berlin in den letzten zehn Jahren nicht signifikant stärker als die Inflation gestiegen.

Woher kommen die unbestreitbar in den letzten Jahren in einigen Lagen  stärker anziehenden Mieten? Nun, der Mietenmarkt ist in Berlin über Jahrzehnte hinweg mit pharaonischen Subventionen bis zur Besinnungslosigkeit vollgepumpt worden. Daran haben die Berliner Parteien mit ihren Gefolgschaften, ihren Geschäftsführern, Aufsichtsräten, ihren Tausenden von Sachbearbeitern in den landeseigenen  Wohnungsbaugesellschaften kräftig mitverdient. In dem Maße, wie die riesigen Quersubventionen der Mieten zurückgefahren werden, müssen selbstverständlich die Nettomieten für die Mieter in bestimmten Lagen steigen. Alles andere ist pure Augenwischerei. Von echten Notlagen sollte man im statistisch signifikanten Sinne nicht reden. Die Zahlen der sogenannten Zwangsumzüge geben das einfach nicht her. Es findet sich immer eine zumutbare Lösung.

Es gibt jedenfalls noch genügend Platz für alle Berlinerinnen und Berliner. Fragt doch herum in Marzahn oder Lichtenberg, in Lichterfelde und Staaken. Notfalls muss man halt zusammenrücken oder umziehen ans schöne Wuhletal in Marzahn-Hellersdorf.

Für öffentliche Wohnungsbauförderungsfonds, wie sie jetzt von verschiedensten hätschelsozialistischen Parteien ins Gespräch gebracht werden,  besteht kein Anlass!  Dies würde wie in der Vergangenheit nur erneut zu stärkerer Verschuldung des Landeshaushaltes führen. Durch den öffentlichen Wohnungsbau würde erneut die Staatsquote ansteigen. Der Staat würde in einen schon weitgehend überregulierten Markt zusätzlich verzerrend eingreifen. Die Mieten werden durch ein nochmals verstärktes Eingreifen des Staates in den Markt keineswegs niedriger gehalten. Das belegt allein schon ein Blick auf die aktuellen Durchschnittswerte, die zeigen, dass landeseigene Sozialwohnungen im Schnitt etwas teurer sind als solche in Privateigentum.

Der vorige Berliner Finanzsenator hat völlig zu Recht überdurchschnittlich steigende Mieten in den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften verlangt, um weitere operative Verluste und weiteren Schaden vom Land Berlin abzuwenden. Sein Nachfolger Nußbaum ist gut beraten, diese Linie seines Vorgängers fortzusetzen. Das Motto muss lauten:  unnötige Verluste vom Land Berlin abwenden – Mietermärkte  nicht durch fehlgeleitetes eigenes unternehmerisches Handeln verzerren!

Die mahnende Stimme der Vernunft muss hier, angesichts der nächsten drohenden Geldverteilungswelle, rechtzeitig erhoben werden! Staatlicher Wohnungsbau führt in jedem Fall angesichts der nicht kostendeckenden Gesamtrechnung des öffentlich geförderten Wohnungsmarktes entweder zu zusätzlichen Defiziten der öffentlichen Hand oder zu weiteren Mietsteigerungen. Der staatlich quersubventionierte Wohnimmobilienmarkt hat der Selbstbereicherung Tür und Tor geöffnet und würde dies erneut tun.

Dennoch überbieten sich die Parteien schon jetzt mit Hilfszusagen: „Die Mieter brauchen rasche Hilfe!“ „Wir müssen den Mietern die Ängste nehmen!“ Von neuaufgelegten Fonds ist die Rede. Man fasst sich als Finanzpolitiker an den Kopf. Immobilienfonds des Landes Berlin sollen wieder aufgelegt werden! Ja lernen sie denn gar nichts! Nach all den  Skandalen und Selbstbereicherungen, die die Berliner Politik in den letzten Jahrzehnten mit öffentlichen Liegenschaftsfonds gemacht hat! HOWOGE lässt grüßen!

Gut, dass wenigstens die Berliner CDU es in ihr aktuelles Wahlprogramm geschrieben hat:

„Darüber hinaus treten wir dafür ein, die exorbitant hohe Staatsquote der Berliner Wirtschaft von zurzeit 60 Prozent in merklichen, aber sozial verantwortbaren Schritten abzubauen. Die hohe Staatsquote ist eine wesentliche Ursache für den hohen Schuldenstand des Landes“ (Wahlprogramm „Das muss sich ändern“, Seite 30).

Diese Sätze, die der von dem hier bloggenden Kreuzberger Mieter vertretene CDU-Ortsverband Kreuzberg-West auf dem 34. Landesparteitag am 6. Mai 2011 durchgesetzt hat, sind goldrichtig! Sie sind ein eiserner Riegel gegen die Anwandlungen des alten Berliner Hätschelsozialismus, der jetzt wieder in panischen Zuckungen fast alle Berliner Parteien befallen hat.

Wer wie die CDU richtigerweise die Staatsquote Berlins senken will, der kann und darf in einem bis zur Halskrause verschuldeten Bundesland wie Berlin nicht für neue Hilfsfonds für die Mieter eintreten.  Richtig ist es hingegen, private Investoren zu holen, Quartiere aufzuwerten, ingesamt die verstärkte Migration zwischen Stadtteilen, zwischen Brandenburg und Berlin zuzulassen und zu begrüßen. Die Bezirke sollten in einen Wettbewerb um Zuzügler treten, sie sollten die Menschen ermuntern, durch wirtschaftliche Tätigkeit die Mieten in dem jeweils gewünschten Objekt bezahlbar zu machen.

Viele Berliner Bezirke – auch Kreuzberg – brauchen Zuwanderung von außerhalb durch tatkräftige, gut ausgebildete Eltern samt ihren Kindern!

Vemeintliche Billiglagen haben umgekehrt ungeahnte Reize!

Zurück zur Ausgangsfrage! Gibt es die EHEC-Katastrophe? Gibt es die Mietenanstiegskatastrophe? Meine Antwort: Das EHEC-Problem gibt es. Aber es wurde unverantwortlich aufgeputscht. Die Darstellung hat mehr Schaden als Nutzen erzeugt.  Steigende Mieten gibt es ebenfalls in Berlin. Aber die Dimensionen des Problems werden vollkommen verzerrt dargestellt, die durch mehrere Parteien vorgeschlagenen Lösungsansätze zeugen von einer gewissen Dummheitsvermutung, die manche Politiker gegenüber den Wählern zu hegen scheinen.

Das Schüren von unbegründeten Ängsten ist unverantwortlich, wenn die Parteien daraus Kapital für sich schlagen wollen.

Ihnen allen rufe ich zu: Habt keine Angst! Ich traue es euch zu, dass ihr ohne Eingreifen des Staates gute Lösungen finden werdet! Krempelt die Ärmel hoch! Wir schaffen das!

Bild: Ein Blick auf einer Wanderung in Marzahn-Hellersdorf, einem der Aufsteigerbezirke Berlins. Mietfrei und kostenlos erhascht vor 2 Wochen. Herrlich!

 Posted by at 23:20
Juni 132011
 

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„Was kann denn ich dafür,
Dass ich nicht ähnlich bin wie ihr?“

Diese Zeilen aus dem Regenbogenfisch hängen mir noch im Ohr. Alla Karpovas kleine Theatertruppe hat mich begeistert. Ich freue mich auf die bunte Veranstaltung am kommenden Samstag. Hoffentlich kommen viele große Menschen, um die kleinen Menschen zu bewundern!

Wann und wo?

Zeit Samstag, 18. Juni 2011· 11:00 13:00
Ort

Gemeindesaal der Ev. Luthergemeinde, Berlin-Schöneberg

Bülowstraße 71/72

Berlin-Schöneberg

Wir fragen:

Wie schaffen wir es, alle Kinder im Kita-Alter zu ihrem vollen Potenzial zu führen?

Obwohl weit mehr als 90% aller Berliner Kinder bei Schuleintritt mindestens ein Jahr lang die Kita besucht haben, fehlt es unfassbar vielen Kindern an den Grundfertigkeiten Sprechen, Hören, Singen, Bewegen, Gehen, Sitzen, Wartenkönnen. Der theaterpädagogische Ansatz Alla Karpovas bietet die riesige Chance, allen Kindern Freude am Lernen und Wachsen zu vermitteln. Es hat System! Mit Spiel und Spannung, Eigenaktivität und Beiträgen der Teilnehmer!

 Posted by at 13:05
Mai 252011
 

„Immer sind die anderen schuld.“ Dies ist das Ergebnis unserer langjährigen philosophisch-politischen Betrachtungen.

Ich habe noch von keiner der 5 großen Berliner Parteien das Anerkenntnis gehört:  „OK Jungs. Wir geben es zu. Wir waren dabei. Wir haben mitgemacht und haben kräftig davon profitiert.“

In meinen kühnsten Entwürfen hab ich mir mal gewünscht, dass eine Partei oder alle Parteien den Mut fänden, etwa folgendes zu erklären:

Mitschuld an Schulden eingestehen – um Vertrauen werben!

Wir vertrauen dem Menschen und wir bitten um das Vertrauen der Menschen. 

Wir bekennen uns darum als Berliner Partei XYZ ausdrücklich und feierlich zu unserer wesentlichen Mitschuld an dem heutigen Zustand des Landeshaushaltes.  Denn auch die Berliner Landesregierungen und die Bezirksregierungen mit [setze deinen Parteinamen ein!] XYZ-Beteiligung haben die bekannten, seit 1989 absehbaren Fehlsteuerungen nicht verhindert, sondern waren ein tragender Teil davon. Allzu leichtfertig sind wir mit öffentlichem Geld umgegangen. Wir haben staatliche Mittel im Übermaß verteilt und zu viele ungedeckte Sicherheiten und Bürgschaften auf die Zukunft ausgeschrieben. Wir erklären hiermit entschlossen unseren Abschied vom alten Muster der staatsverquickten Verteilungspolitik, wie sie sich in beiden Hälften der Stadt Berlin auf so unverantwortliche Weise seit dem Mauerbau am 13. August 1961 über Jahrzehnte hinweg herausgebildet hat.

Die alte Verteilungspolitik, die bekannte Günstlingswirtschaft, der bürgerverhätschelnde Staatssozialismus, an dem die Stadt heute noch leidet, ist nicht mehr der Weg der Berliner Partei XYZ.

Stattdessen werden wir die Bürger ermutigen, ihr Schicksal im Geist der großartigen friedlichen Revolution von 1989 in die eigene Hand zu nehmen. Wir wollen, dass die Menschen für ihr Wohlergehen selber arbeiten statt weiterhin wie gewohnt die Segnungen und Vergünstigungen des bemutternden Staates einzufordern. Wir setzen unser Vertrauen nicht vorrangig in die Regelungsmechanismen des Staates, sondern in die Kreativität, den Fleiß und die Tatkraft der Menschen.

Die Bürger sollen sich ihre Stadt vom verwöhnend-ohnmächtigen und deshalb bis zur Halskrause verschuldeten Staat zurückholen. Leistung, Gemeinsinn, Redlichkeit, die persönliche Verantwortung des Einzelmenschen und der Familien, der Respekt voreinander, die Fürsorge der Menschen füreinander, die jüdische, christliche, muslimische und atheistisch-humanistische Nächstenliebe, die Einhaltung der Regeln des zivilen Zusammenlebens: zu diesen Tugenden und Grundwerten bekennen wir uns hiermit als die XYZ-Partei Berlins. Aus diesen grundlegenden Elementen wird die lebendige, die starke Bürgergesellschaft unserer gemeinsamen, zu unserem Glück nicht mehr geteilten Stadt zusammenwachsen.  

Daran glauben wir. Dafür arbeiten wir. Dafür treten wir im Dienst des Gemeinwohls an. An diesen Werten wollen wir gemessen werden.

Ob wohl irgendeine Partei in Berlin sich finden wird, die ein derartiges Bekenntnis ablegt? Mich würde es sehr freuen! Die Berliner würde es auch freuen!

Und diese Partei – die es leider nicht zu geben scheint – würde auf einen Satz 7-8% zulegen. Sie würde mit Sicherheit in die nächste Stadtregierung gelangen.

Also – Berliner Parteien! Gebt euch einen Ruck! Warum nicht einmal eigene Schuld an Schulden eingestehen, wenn’s der Machterweiterung dient?

 Posted by at 21:20

„Wer seinen Kindern giebt das Brodt …“

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Mai 232011
 

27032011449.jpg „Warum kann die CDU nicht punkten, wenn Schulden, Schule und Wirtschaft (meines Wissens auch Kriminalität) so stark im Argen liegen?“

Eine spannende Frage, die mir ein Parteifreund nach der Bremer Landtagswahl vorlegt! Von der Antwort darauf hängt auch vieles für Berliner Abgeordnetehauswahl ab.

Ich versuche folgende Antwort: Die Staatsverschuldung des Bundeslandes Bremen und auch Berlins wird von den Bürgern offenkundig nicht als echtes Problem gesehen. Denn die anderen Bundesländer springen gemäß der Solidaritätspflicht zuverlässig ein. Die Bundesrepublik Deutschland kann vorerst nicht (wie etwa Griechenland) bankrott gehen, da z.Zt. nur vier Bundesländer wirklich so stark verschuldet sind, dass sie allein sich nicht aus der selbstverursachten Schuldenfalle herausarbeiten können: Bremen, Berlin, Schleswig-Holstein und Saarland. Diese vier Bundesländer haben die „erlernte Hilflosigkeit“ zum Programm erhoben und lullen ihre Bürger weiterhin im Wahn ein, die Politik werde sich umfassend um ihre Probleme kümmern.

Aus der Schuldenmacherei entsteht ein lasterhafter Zirkel, der durchaus der Drogensucht vergleichbar ist:  So schenkte etwa die Stadt Berlin den Bewohnern im Schöneberger Sozialpalast im Rahmen des Programms „Die soziale Stadt“ bunte Satellitenschüssel-Überzieher für 60 Euro das Stück, damit die Bürger weiterhin ruhig tagelang Fernsehen gucken können in allen Heimatsprachen, statt Deutsch zu lernen und eine Berufsausbildung zu machen oder gar einer geregelten Arbeit nachzugehen.

Die Situation der Staatsabhängigkeit wurde über Jahrzehnte herangefüttert.

Die Parteien in den genannten Bundesländern, vor allem die SPD, die Linke, die CDU, die FDP und zunehmend auch die Grünen schaffen es immer wieder, die Bürger über die horrende Staatsverschuldung dieser Bundesländer hinwegzutäuschen. Parteien denken in Wahlperioden, die Berechnung ist stets, dass während der nächsten Legislatur der Haushalt einigermaßen gerettet werden kann. Wirklich konzeptionell denkende Finanzpolitiker sind nur kurzzeitig gefragt, dann werden sie geopfert. Sarrazin docet.

Rituell wird ein „Kassensturz nach Wahlsieg“  verlangt, ein beliebter Reinigungs- und Schuldabwälzungsritus, der von eigenen Versäumnissen ablenken soll.

Da aber meines Wissens keine Partei dies sagt, die Parteien zunehmend unterschiedsloser werden und die Bürger dies mitbekommen, schwindet das Vertrauen der Bürger in die Parteien als solche recht rasch. Sie vertrauen dann dem sympathischen Mann, den sie gerne zum Schwiegervater oder Schwiegersohn hätten. Die Politik wird zu stark personalisiert, da die Programme und die Parteien als unglaubwürdig erlebt werden.

Es fehlt an Redlichkeit. Redlich wäre es zu sagen: „Der Staat kann euch Bürgern keine Geschenke machen und euren Wohlstand nicht sichern. Ihr müsst den Wohlstand selber erarbeiten. Wir trauen es euch zu!“

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Mai 182011
 

Ein Blick in die europäische Presse zeigt in diesen Tagen immer wieder, dass die deutsche Volkswirtschaft und folglich auch die Wirtschafts- und Finanzpolitik der amtierenden Bundesregierung derzeit weithin als vorbildlich gilt.

Hierfür ein beliebig gewähltes Beispiel aus der italienischen Zeitschrift Panorama. Dort wird gefragt: „Wie schaffen wir es, zum deutschen Wachstum aufzuschließen?“

Con le «due Italie» come raggiungere la crescita tedesca? – Economia – Panorama.it
Dopo la pubblicazione dei dati Istat sul Pil del primo trimestre 2011 in molti hanno puntato il dito contro la bassa crescita italiana ( 0,1% rispetto al trimestre precedente e 1% sul primo trimestre 2010) rispetto a quella della Germania ( 1,5% e 4,9% su base annua). Ma c’è una causa precisa della nostra scarsa performance in questi anni. Lo ha ribadito il ministro Tremonti: il problema è nell’esistenza delle «due Italie».

Gut&schön. Eine Fußnote hierzu muss dem rebellischen Kreuzberger Blogger erlaubt sein: Stets schauen die Europäer bei uns nur auf das volkswirtschaftliche Gesamtbild, also die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse, den Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit, den Rückgang der Schulabbrecherquote, das Wachstum der Volkswirtschaft, den Abbau der Arbeitslosigkeit, die vertretbare Inflationsrate, den Zahlungsbilanzüberschuss.

Es verschwindet bei den Europäern meist aus dem Blick, dass es auch in Deutschland weite Regionen gibt, die von dem Wachstum nur gezogen werden, statt es mitzutragen. So wie es zwei Italiendue Italie – gibt, so gibt es eben auch due Germanie: Die starken Bundesländer – also die Südstaaten Bayern und Baden-Württemberg sowie die Bundesländer der „Rhein-Main-Schiene“ und dann noch Hamburg sind allein so stark, dass sie die anderen Bundesländer mitziehen. Welches sind nun die gezogenen Bundesländer? An erster Stelle fällt mir dabei natürlich meine jetzige Heimat, das Bundesland Berlin ein. Das Bundesland Berlin gleicht in vielfacher Hinsicht dem italienischen Süden, dem berühmten Mezzogiorno: gewaltig aufgeblähte Staatsquote, Staatsabhängigkeit breitester Bevölkerungskreise, hohe Arbeitslosigkeit, allparteiliche Geldverteilungspolitik, Profillosigkeit der politischen Parteien, Subventionsmentalität, in einem Wort: der berühmte Staatssozialismus, und natürlich – wieder und wieder – der mitleidheischende Klageruf: „Wir sind weiterhin auf die Solidarität der anderen Bundesländer angewiesen.“

Wir müssen also fragen: Sind die anderen Bundesländer, also insbesondere Bayern und Baden-Württemberg  für Berlin uneinholbar? Ich meine: nein. Berlin kann es in 10 Jahren schaffen. Sobald das Bundesland Berlin sich lossagt von der wehleidigen Subventions- und Solidaritäts-Jammerarie, sobald auch in Berlin die soziale Marktwirtschaft eingeführt wird (was jetzt einfach nicht der Fall ist), sobald die 5 Berliner Parteien anfangen, solide zu wirtschaften und ihr Vertrauen nicht in den bis zur Halskrause verschuldeten, allmächtig-ohnmächtigen Staat, sondern in die Kreativität, den Fleiß und die Leistung der Familien und der Bürger zu stecken, kann auch das Bundesland Berlin die Wende schaffen.

Ich trau es dir zu, Berlin! Sei sportlich! Schwimm dich frei!

Bild: ein Blick in das Sportbecken [korrigiere: das Mehrzweckbecken!, 21:42 Uhr] des berühmten heimatlichen Kreuzberger Prinzenbades, derzeit ohne Wasser, da zu Reparaturarbeiten geschlossen. Aufgenommen vor zwei Tagen.

 

 Posted by at 09:46
Mai 052011
 

In einem internen Papier für die Berliner CDU schrieb ich vor wenigen Tagen: „Die Ursachen der in Schwere und Bösartigkeit alarmierenden Jugendgewalt liegen fast ausschließlich in einem Versagen der Familie. Die allermeisten jugendlichen Gewalttäter kommen aus einem häuslichen Umfeld, in dem es entweder an emotionaler Geborgenheit oder an fester Regelsetzung fehlt – im schlimmsten Fall an beidem: Prügeleien, häufige Brutalitäten in der Familie können sich ebenso nachteilig auf die Kinder auswirken wie grenzenlose Verhätschelung, gleichgültige Vernachlässigung oder plötzlicher, unerklärter Fortfall eines Elternteils. Kurzfristig ist raschere, fühlbar als Nachteil  empfundene Bestrafung das Mittel der Wahl.

Langfristig besteht die beste Gewaltprävention in der intensiven Vorbereitung aller Kinder auf ein gutes Leben in Familien, auf gutes Erziehen in Familien. Diese Aufgabe der frühzeitigen Familienbildung und Familienerziehung kommt mehr und mehr den Kitas und Schulen zu. Sie müssen durch ihr Beispiel die Kinder jene Achtung und Liebe, jene Strenge und Wertschätzung lehren, die die beste Gewähr für einen gewaltfreien, respektvollen Umgang aller Menschen ist.“

Es ist auffallend zu sehen, wie sehr die Fachleute doch mittlerweile übereinstimmen, dass die Familie die entscheidende Größe im Aufwachsen der Jugendlichen ist und bleibt – mehr als die Schule, mehr als die Gleichaltrigen. Die Ursachen der Jugendgewalt sind nicht „gesellschaftlich“ und nicht „politisch“, sondern „familiär“. Gäbe es keine zerrütteten und moralisch korrumpierten Familien, dann hätten wir kein Problem mit Jugendkriminalität!

Als beliebigen Beleg kann ich hier ein Interview mit Hans-Jürgen Kerner  anführen, in dem er den familiären Ursprung der Jugendgewalt als ein unbezweifelbares Faktum hinstellt:

 Kriminologe Hans-Jürgen Kerner: „Junge Gewalttäter sind keine Monster“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – SchulSPIEGEL
Gewalt von Söhnen aus sogenanntem guten Hause überrascht mich nicht sonderlich. Nach außen hin geordnete Familien können innerlich zerrüttet und moralisch korrumpiert sein. Das sehen wir in Forschungen immer wieder. Vom mittleren Mittelstand aufwärts sind die Fähigkeiten, eine Fassade zu erstellen und aufrecht zu erhalten, erstaunlich kreativ ausgeprägt.

Es ist schon merkwürdig, dass bisher keine Partei – selbst meine Partei nicht – aus diesen so offenkundigen Befunden die Schlussfolgerung zieht, die Schule müsse bewusst auf gutes Zusammenleben in Familien hin erziehen. Dabei liegt es doch fast auf der Hand:

Wenn die Kinder Glück haben, lernen sie “Familie” in der Herkunftsfamilie. Wenn sie Pech haben, lernen sie es nie – und werden es auch durch die Sozialhilfe nicht lernen.

Würden Kinder an den staatlichen Bildungseinrichtungen auf allen Altersstufen bewusst und sorgfältig auf das Zusammenleben in Familien hin erzogen, könnten sie später den überragend wichtigen Schritt zur Gründung einer Familie selbstbewusst und voller Zutrauen in die eigenen Kräfte gehen. Von überragender, vielleicht sogar von entscheidender  Bedeutung ist dabei das Einüben einer tauglichen Rollenerwartung für die werdenden Väter.

Familienbildung, Familienerziehung muss deshalb bereits in der Grundschule beginnen. Die Schulen sollen wichtige Themen des Familienlebens entsprechend dem Reifegrad der Kinder fest in den Sach- und Deutschunterricht einbauen. Dazu gehört vor allem das Kochen, die Haushaltsführung, die Pflege eines geordneten häuslichen und städtischen Umfeldes, die Achtung vor den Eltern und Lehrern, die Höflichkeit, die Erziehung und Pflege von Babies und kleinen Kindern. Alle Jungen und Mädchen sollen gleichermaßen in diesen wichtigen Themenkreisen unterwiesen werden.

Was zurzeit noch zunehmend dem Staat und seinen Institutionen (der Sozialarbeit, der Polizei, der Justiz) aufgebürdet wird („darum muss ER –  der STAAT sich kümmern!“), muss wieder von den subsidiären Gemeinschaften, also der Familie, der Verwandtschaft, der Nachbarschaft im Geiste des „WIR“ ausgefüllt werden

Wo ER war, soll WIR werden!

 Posted by at 23:40